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Dauergast in der Kinderwunschklinik

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Zu jeder Geschichte, auch wenn sie kein Happy End hat, gehört ein Finale. So auch zu unseren Besuchen in der Kinderwunschklinik. Wobei von einem Finale nicht die Rede sein kann, denn es ist eher der dritte Teil. Finale würde ja heißen, dass wir gesagt haben „Ja, hat halt nicht geklappt“ und leben weiter, als wenn nichts passiert wäre.

Die persönliche Veränderung

Im Laufe der letzten Zeit habe ich bei mir einiges umgestellt. Keinen Alkohol mehr, keine Milchprodukte und jeden Morgen ein Löffel Maca-Pulver, dass angeblich den Testosteronspiegel normalisiert. Mit Orangensaft gemischt war das geschmacklich erträglich, ansonsten schmeckt Maca widerlich. Aber ich wollte nichts unversucht lassen.

Der dritte Besuch

Auch beim dritten Versuch setzte Dr. Hamori von der Kinderwunschklinik die Dosis wieder hoch an. Stellenweise bis 250 I.E. um möglichst viele Eizellen zu gewinnen. Die Dosierung gab ihm Recht, denn das Ergebnis nach der Punktion waren 16 Eizellen – ein überdurchschnittlich hohes Ergebnis. Sehr zum Leidwesen meiner Frau, die wieder über furchtbare Schmerzen klagte und die Nacht kaum Schlafen konnte, weil sie außer auf dem Rücken zu schlafen sich gar nicht anders hinlegen konnte. Auch meine Spermaprobe sah mit 2 Millionen Spermien, von denen 20% vorwärts beweglich waren, vielversprechend aus. Die Punktion war an einem Freitag, das Ergebnis sollten wir also an am Samstag erfahren.

Wie immer war das Warten unerträglich. Nur dass es uns diesmal passierte, dass meine Frau das Klingeln ihres Handys nicht hörte und ich stand in der Küche und bekam den Anruf auf meinem Handy auch nicht mit. Dazu muss man sagen, dass die Befunde bis jetzt immer erst nach 12 Uhr bekannt gegeben wurden, d.h. es bestand auch keine Möglichkeit zurück zu rufen, weil samstags die Praxis nur bis 12 Uhr Sprechstunde hat. Zum Glück rief die Biologin eine halbe Stunde später wieder an und teilte uns das Ergebnis mit.

Sätze, die man nicht hören will

Schon an den Gesichtszügen meiner Frau konnte ich erkennen, wie das Ergebnis ausgefallen war. Von den 16 Eizellen waren 11 reif genug, um befruchtet zu werden. Und von diesen 11 Stück hatten es nur 3 Eizellen geschafft, sich weiter zu entwickeln. Die Biologin der Kinderwunschklinik ließ sich zu einem Statement hinreißen, dass ungefähr lautete „Bei der schlechten Spermaqualität hat sie das schon kommen sehen.“ Wir sollten doch gleich am Montag hinfahren, um die Eizellen einzusetzen.

Mein Wochenende war gelaufen. Ich war sowas von stinksauer und kam mir echt betrogen vor. Für mich hatte es jetzt nur noch den Geschmack von ganz schnöder Abzocke – die Kasse zahlt drei Versuche, das Geld streicht die Kinderwunschklinik ein, auch wenn sie weiß, dass es nicht klappen wird. Wenn es jedes Mal schon absehbar war, dass der Versuch daneben geht, warum hatte man uns nicht darüber informiert und statt dessen Alternativen eröffnet? Hätte, hätte, Fahrradkette… Anders herum wäre natürlich die Frage – selbst wenn sie uns über die schlechten Chancen und Alternativen informiert hätten, wären wir darauf eingegangen und hätten wir nicht erstmal alles unternommen, um ein Kind zu zeugen, dass 100% von uns beiden kommt?

Meine Frau konnte mich am Montag etwas beruhigen, nachdem sie nach dem Einsetzen nochmal mit Dr. Hamori geredet hatte. Die „schlechte Qualität“ war natürlich relativ zu sehen. Für eine ICSI-Behandlung war die Qualität gut genug, aber die schlechte Qualität war eher im Bezug zu einer gesunden Probe zu sehen, die mich mit 30 Millionen Spermien wahrlich schlecht dastehen lässt.

Die dritte Enttäuschung

Es folgten wieder 14 Tage des grauenvollen Wartens, aber es zeigte sich wieder das traurige Bild. Das Wasser im Bauch meiner Frau verschwand nach einer Woche und alles normalisierte sich. Laut der Biologin wäre es aber ein Zeichen eines erfolgreichen Einsetzens, wenn das Wasser im Bauch nicht weg geht, im Gegenteil – es wird sogar noch schlimmer. Ich stand dem Schwangerschaftstest mit einer quantenphysikalischen Haltung gegenüber. Lieber keinen Test machen, denn sonst steht das Ergebnis fest. Wenn der Test nicht gemacht wird, ständen die Chancen zumindest bei 50%, dass es doch geklappt hat.

Doch der Test kam… und fiel negativ aus. Und dann war da auch noch die dritte Eizelle, von der wir nichts weiter gehört hatten. Um alles so richtig zu ruinieren, stellte sich heraus, dass sie sich nicht weiter entwickelt hatte und es blieb eine eingefrorene Eizelle aus dem zweiten Versuch, die sich vielversprechend entwickelt hatte. Doch was jetzt mit dieser Eizelle anfangen? Gleich im nächsten Versuch einsetzen? Wie hoch ist die Gefahr, dass sie aufgetaut wird und sich dann nicht weiter entwickelt? Ich mag nicht daran denken…

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