Ich habe wieder Musik gemacht. Nicht irgendeine alte Veröffentlichung, die bei mir noch auf Tape herumgeistert, sondern aktuelles Material. Welcome To Acid Park ist dabei wie ein musikalischer Querschnitt zu verstehen.
Anfang des Jahres 2024 kam in mir der Gedanke auf, dass ich mal wieder Musik machen will. Nach dem Split-Release mit Thorsten wollte ich was machen, was besser klingt, wie meine Versuche vor 25 Jahren. Schon allein, weil sie damals von Tape kamen.
Als Ende der 1990er die ersten DAWs aufkamen, war ich überfordert. Zu viele Maschine, zu viele Einstellungsmöglichkeiten. Und dann auch noch alles zum Speichern, d.h. wenn ich heute einen Song zusammenstelle, kann ich morgen weitermachen. Irgendwie war das nicht mein Spiel. Ich würde jeden Tag an dem Song weiterarbeiten, bis ich zufrieden bin und am nächsten Tag das gleiche von vorn.
Also musste Hardware her. Ich entdeckte die wunderbaren Polyend Tracker. Ein in Hardware gegossenes Trackerprogramm, wie ich es schon vorgestellt habe. Ich war sofort wieder daheim und legte los. Das schöne an dem Gerät ist, dass es klein und tragbar ist. Außerdem macht sich der Betrieb über USB-C positiv bemerkbar. Einfach an die Powerbank anschließen und schon konnte man auf der Couch experimentieren.
Ich kaufte noch eine Sample-Bibliothek dazu und es ging los. Ich erstellte ein paar Ideen, die ich dann im Laufe des Jahres verwirklichen wollte. Schnell stellte ich aber fest, dass die Tasten ungeeignet sind, um Tonfolgen zu spielen. Also kam noch ein kleines Midi-Keyboard dazu, was seine Stromversorgung auch über USB hatte. Aber ich blieb auch hier genau an dem Punkt hängen, wo ich Ende der 1990er aufgehört hatte. Ich hatte eine Idee, aber die in die Länge eines Songs zu bekommen, war schwierig und das Ergebnis meist eindimensional.
Also musste Verstärkung her. Genau wie den Polyend Tracker holte ich mir eine Behringer TD-3 über Kleinanzeigen. Das Gute ist, dass man hier sehr gut erhaltene Geräte für die Hälfte des Originalpreises bekommt. Das Gerät kam an, schnurpste auch wunderbar, doch schnell war der Nachteil klar. Mit den MIDI-Befehlen konnte ich zwar die Töne erzeugen, aber keine Länge und keinen von den Reglern.
Damit ruhte das Projekt erst mal. Im Sommer spürte ich es plötzlich. Warum nicht live jammen, wie damals mit Rebirth? D.h. mein Fuhrpark musste erweitert werden. Als erstes kam eine Behringer RD-9 dazu. Ich war sehr begeistert, denn der Sound war um Längen besser, als in der alten Rebirth-Version und durch die zusätzlichen Hüllkurven konnte man schon prima den Sound modulieren. Eine zweite TD-3 war schnell gefunden und bestellt.
Und wie bekomme ich den Sound jetzt zusammen? Sollte ich ein Audio-Interface holen, damit ich den Sound auf dem Rechner bündeln konnte? Nein, das war für die Anzahl Kanäle, die ich benötigte, einfach zu teuer um es zu probieren. Also setzte ich auf ein kleines Mischpult. Der Mackie ProFX V2 mit seinen sechs Kanälen und integrierten Effekten war da genau richtig.
Mit dem 808-Ersatz hatte ich zu kämpfen. Während ich die anderen Geräte doch ziemlich günstig bekam, war das eine echte Herausforderung. Ich musste eine Weile warten, bis ich ein Schnäppchen machen konnte, aber dann gesellte sich endlich die Behringer RD-8 mit hinzu.
In Rebirth war die TR-808 für mich eher ein Effektgerät. Die Bassdrum war pappig und die anderen Sound auch eher dünn. Aber das hier war eine komplett andere Dimension. Miami Bass mit der RD-8 – kein Problem. Das Problem der ganzen Verkabelung löste ich dann auch noch. Unterm Strich habe ich gefühlt für die Kabel mehr ausgegeben, als für die Maschinen.
Was mir jetzt noch fehlte, waren Effekte. Die Effekte des Mackie waren zwar nett, aber außer Reverb und Echo gab es keine Distortion. Und die wollte ich unbedingt haben. Einzelne Effektgeräte wollte ich nicht, sondern ein All-In-One-Gerät. Das fand ich im Behringer FX2000 Virtualizer 3D. Alle Effekte steuerbar.
Damit war der Maschinenpark komplett und ich konnte anfangen. Die Bedienung der Drummachines war selbsterklärend. Was mir hier nur fehlte, war das Löschen der Patterns und ein paar Spezialeffekte. Aber spätestens als ich Pattern für die TD-3 programmieren wollte, musste ich ein paar Erklärungsvideos bemühen. Einerseits ist es einfach, wenn man das Prinzip verstanden hat. Aber jedes Pattern drei mal zu denken, ist schon richtig komplex.
Das muss zuerst die Länge des Patterns bedacht werden. Wenn man beim Standard von 4 Takten mit 4 Vierteln bleibt, kann man den Schritt überspringen. Dann kommen die Viertel, Verlängerungen und Pausen. Und für jede gesetzte Note muss man dann noch die Tonhöhe festlegen und anschließend die Effekte. Kein Wunder, warum jeder Hit aus den 1990ern fast nur aus C-Noten besteht.
Nach den ersten Versuchen entstanden die ersten Tracks. Es machte Spaß die Tracks live einzuspielen. Bei manchen Tracks habe ich 2-3 Versuche gebraucht, aber irgendwann war alles fertig. Ich liebe es ja, das Gesamtkonzept im Auge zu behalten. Also musste noch ein passendes Cover her. Schon seit vielen Jahren ist Canva mein Begleiter, wenn es um das Design von Titelbildern geht, die hier erscheinen. Aber seit einiger Zeit haben sie auch KI-Integration. Also warum nicht die KI fragen, wie sie sich Säurebehälter in einem Industriegelände vorstellt. Nach einigen Versuchen sind wir uns einig geworden und die Bilder seht ihr jetzt. Vorhang auf für Welcome To Acid Park.
Ich kann es wahndinnig nachvollziehen, wie Stück für Stück ein Gerät hinzukam um dann irgendwann fertige und perfekte Tracks zusammenzubasteln.
Gern mehr davon…
Mehr davon kommt am Freitag, 14.02. auf Bandcamp raus 🙂 Ich setz mich gerade noch mal hin und schreibe alles zusammen, was da passiert ist.