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Plattenkiste März 2025

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Die Plattenkiste März 2025 ist ziemlich dünn, ich weiß. Aber ich versuche immer noch Musik zu finden, die nicht im Einheitsbrei versinkt und mir nicht den Eindruck vermittelt, dass sie rausgekommen ist, weil es mal gerade an der Zeit war, wieder zu veröffentlichen.

Außerhalb des Monats

Mit dem Erscheinen der Acid Lab war erst mal kein Ende meiner Produzententätigkeit geplant. Trotzdem machte sich eine gewisse Unzufriedenheit bemerkbar. Ich verteilte die EP an verschiedene Leute und bekam unterschiedliches Feedback. Diejenigen, die selbst Musik machen, schlugen gewisse Edits vor. Aber wenn ich die Stücke live einspiele, gibt es kein danach mehr. Das Stück ist dann so im Kasten.

Deswegen musste eine Veränderung her. Schon bevor ich begonnen habe, war das Thema Audio-Interface in meinem Hinterkopf. Jedes Gerät kommt über einen eigenen Kanal in den Rechner und kann dort getrennt mit Effekten behandelt werden. Natürlich wäre auch schneiden problemlos möglich. Ist jemandem mal aufgefallen, dass das Stück Tachykardie in der Mitte geschnitten wurde? Vermutlich nicht.

Also bin ich gedanklich mal meinen Fuhrpark durchgegangen – zwei 303, eine 808, eine 909, der Tracker und der Minilogue. Also Minimum sechs Eingänge. Natürlich wäre es schön eine Focusrite zu kaufen. Aber irgendwie scheint nach 4 Eingängen als nächste Stufe erst 16 zu kommen. Sprich – für Focusrite und Heimgebrauch erst mal außerhalb des Budgets. Deswegen ist es auch hier ein Gerät von Behringer geworden.

Und das hatte dann auch gleich Vorteile. Statt einem Mixer und einem Effektgerät steht jetzt nur noch das schlanke Audiointerface da. Nächstes Level: Audioverkabelung, sodass alle Kanäle im Audacity landen. Easy peasy! Wie wäre es denn da mit professioneller Software, so unter Linux Mint? Ardour sagt schon Hallo!, da habe ich noch nicht mal gesucht. Hatte ich Audiobearbeitung als Standard-Schema bei der Installation gewählt? Kann schon sein, irgendwas war da.

Dann sind ja die üblichen Verdächtigen, die aber alle um Linux einen Bogen machen. Mac OS ja, Windows naja und Linux… Reaper! Also los! Kommt geschmeidig mit einer 60 Tage Testversion und muss nicht mal installiert werden, sondern geht auch als Live. Mir war schon klar, dass das kniffelig wird. Linux ist kein Spielzeug, hier darf man noch selbst Hand anlegen. Also QJackCtl installiert und von Hand (und Maus) die Strippen vom Audio-Interface an die Spuren im Reaper gelegt. Alle Spuren auf aktiv gestellt. Achtung, Aufnahme – Läuft!

Also langsam in die Königsklasse… Das MIDI Clock Signal über das Audio-Interface an die Synthies schicken, wenn man die Aufnahme startet. Ich klickte ewig rum, dabei war die Lösung doch ziemlich simpel. Auch hier wieder die Strippen im Jack ziehen. Reaper stellte sich quer. Keine Reaktion. Dafür bot mir Ardour sogar ein extra Fenster, wo ich den MIDI-Output überwachen konnte. Und mit ein bisschen Trial and Error ging das auch ziemlich schnell. Den Minilogue habe ich mal außen vor gelassen. Den wollte ich extra haben, weil der sollte ggf. auch noch richtige Noten über MIDI bekommen.

Also gleiches Spiel noch mal – Minilogue per USB an den Rechner angeschlossen, Audio-Ausgabe über Audio-Interface wieder reinschleifen. Strippen im Jack ziehen – Läuft! Latenz gegenüber den anderen Synthies gleich 0. Jetzt bin ich bereit Noten an den Minilogue zu schicken, aber dazu nächsten Monat mehr!

Platte des Monats

Savvas - Sinking Sun

Savvas – Sinking Sun

An Tagen, wo dein Geist von einer unsichtbaren Kraft gepeitscht wird, immer weiter und immer mehr zu machen, sehnst du dich nach Ruhe. Aber nicht Ruhe im Sinne von Stille, sondern sich zu fokussieren. Einen Moment innehalten und einfach fühlen, was dich aufreibt, um im nächsten Moment besser darauf reagieren zu können.

Und in einer Zeit, wo die Techno-Beats immer simpler, aber schneller werden, kommt von Savvas die Sinking Sun auf Satya heraus. Und damit eine kleine Überraschung. Satya ist sonst immer der relaxte Tech-House. Jetzt atmet auch dieses Label mal kurz durch und gönnt uns einen Moment Ruhe. Drei schöne Ambient-Tracks, die einfach Balsam für die Seele sind.

Entgegen allen Gewohnheiten sind die Stücke nicht übermäßig lang. Ja, es wäre schön gewesen, den Augenblick des Schwebens zu verlängern. Aber manchmal verlangt es der Song einfach. Und gerade wenn man auf den Titel der EP schaut, weiß man warum. Die Sonne geht auch nicht langsamer unter, nur weil es so schön ist.

Chris Zippel - Blade | The Art Of Losing

Chris Zippel – Blade | The Art Of Losing

Ich hatte in meiner Serie 30 Jahre Musik schon über Chris Zippel berichtet. Dabei bin ich auch auf den Titel Blade eingegangen, der es innerhalb kürzester Zeit geschafft hat, in die Top 10 meiner Lieblingstitel aufzusteigen. Chris Zippel hat sich jetzt anlässlich des schmerzlichen Abschieds der Sängerin Tusnelda entschlossen, diesem Titel eine dreiteilige EP-Serie zu widmen.

Teil Eins mit dem Titel Blade | The Art Of Losing ist kürzlich erschienen. Der erste Teil dreht sich primär nur um das Original. Gänsehaut hoch 4! Ich muss nicht näher darauf eingehen, wie sehr mich der Titel ergreift. Und dabei gefällt mir auch die Reihenfolge. Es beginnt mit einem Single-Edit, bevor mich das die Albumversion vom Sitz haut.

Und danach betreten wir Neuland. Bevor Blade zu dem Titel wurde, der er auf dem Album ist, hieß er The Art Of Losing. Ich erinnere mich an die West End Girls CD von den Pet Shop Boys, wo ungefähr 8 oder 9 Versionen des Titels enthalten waren. Unter anderem wirklich krude Demo-Versionen, die mehr historischen als musikalischen Charakter hatten. Dagegen wirkt der erste Wurf von The Art Of Losing schon ziemlich erwachsen. Die Stimme von Tusnelda bleibt noch etwas im Hintergrund, aber der Titel ist schon ganz nah dran. Fehlt nur noch ein Edit, der das Vocal an den Anfang schiebt. Schöner Ansatz und feines Extra.

Fluxion - Haze

Fluxion – Haze

So interessant das Album Haze von Fluxion auch ist, so kurz werde ich mich vermutlich fassen. Fluxion selbst muss ich nicht näher erwähnen, ich habe ihm ein eigenes Kapitel in meinen Basics der elektronischen Musik gewidmet. Und demzufolge sollte der Schwerpunkt auf dem Album liegen.

Das fängt ruhig an, als würde das Studio neben einem Jazz-Club liegen. Betont leise, damit man hört, wie nebenan jemand Klavier spielt. Kein Freestyle, sondern eher so, als wäre die Nacht schon viel zu lang. Die Stühle sind hochgestellt, jemand kehrt den Boden. In der Luft hängt noch eine abgestandene Mischung aus Alkohol, Rauch und menschlichen Ausdünstungen. Nicht gerade lecker, aber die Nacht war ein Erfolg und so lässt man ihn entspannt ausklingen. In der Ecke sitzen noch die Musik bei einem Absacker, während der Pianist leise vor sich hinspielt.

Fluxion fängt diese Atmosphäre ein und hüllt sie in seine Dub-Chords. Es ist ein Album was in diesem ruhigen Moment lebt. Und bisweilen spüre ich eine Annährung an Yagyas Sound. Also nehme ich einen tiefen Atemzug, öffne die Tür und gehe hinaus in den Morgen, wo die Sonne schon das Spiel von Licht und Schatten auf den Hausdächern beginnt.

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