Der letzte Tag im August, ein letzter Sommertag. Es ist früh schon sehr kalt draußen und bevor die wärmende Sonne rauskommt, teile ich meine Gedanken über meine Neuzugänge in der Plattenkiste August 2025 mit euch.
Außerhalb des Monats
Mein Lieblingsanbieter für digitale Musik hat aufgegeben. In den letzten Monaten hatte ich immer nach meiner letzten Bestellung einen 20%-Gutschein für die nächste Bestellung erhalten. Und so konnte ich mich prima von einer Bestellung zur nächsten hangeln. Das hat seine letzte Preiserhöhung halbwegs neutralisiert. Doch jetzt ist wohl Schluss damit, sodass ich mich wieder umsehen muss.
Letzten Monat hatte ich ja vorgestellt, dass ich zwischen meiner Sammlung (Musik, die mir gefällt) und der Antisammlung (Musik, die mir nicht gefällt) noch den neutralen Ruhepol einführen will. Nachdem ich zwei Wochen darüber nachgedacht habe, warf ich die Idee über den Haufen. Weil mir dann unklar war, wie ich diese Musik behandeln soll. Also neuer Ansatz: Wenn ich nicht weiß, ob ich einen Release behalten soll, höre ich ihn einfach noch mal eine Woche später an. Finde ich den dann immer noch gut, kommt er in die Sammlung, wenn nicht, wird er aussortiert.
Platte des Monats

Rival Consoles – Landscape from Memory
Rival Consoles ist Ryan Lee West aus London. In einer Zeit voller Hektik und Unruhe bringt er uns eine Mischung aus IDM und Ambient. Wobei das so nicht stimmt. Es ist auch diese Art von Techno, wie ich sie auch von Jon Hopkins kenne. Techno in seiner ursprünglichen Form als repetitive, Sequenz orientierte Musik löst sich auf und gibt sich der Melodie hin. Der Beat wird nur noch Beiwerk eines größeren Ganzen.
Ich weiß schon gar nicht mehr, warum ich überhaupt in Landscape From Memory reingehört habe. Vielleicht war es mal wieder der Wunsch, mal was von Erased Tapes zu hören, was modern, aber gleichzeitig nicht zu abgefahren ist. Und dieser Wunsch wurde mir erfüllt. Ich fand den Moment der Ruhe, der trotzdem genug Energie hat, um mich wieder aufzuladen.

Client_03 – Testbed Assembly
Für guten Electro braucht es eigentlich nicht viel. Zumindest aus meiner Sicht. Ein Hauch des Spirits von Kraftwerk, ein paar Vocals, die einem das Gefühl von Mensch-Maschine es geben, z.B. You Are A Machine. Und das war es eigentlich auch schon Von daher konnte Client_03 nicht viel falsch machen. Aber auch schon der Name in Kombination mit dem Albumtitel Testbed Assembly klingt, als hätte ein Buildagent in seiner Freizeit Musik gemacht.
Wenn man aber nicht weiß, dass einen hier Electro erwartet, dann klingt die Kombination jetzt nicht unbedingt nach „Klick mich an!“. Also musste hier das Cover herhalten. Viele Cover sind heutzutage mehr Collagen oder mit Absicht schlecht gemachte Fotos, die mich visuell nicht ansprechen. Deswegen war das schlichte funktionale grau-blaue Cover mit seinen weißen Balken wie eine Erleichterung.
Also insgesamt ein schönes Album mit 15 Titeln. Von leicht beschwingt wie Responsibility Optimization bis zu schwerem Material wie The Last Human. Und wenn dann auch noch ein Hauch Acid darin verwoben wird, kann man beim Kauf eigentlich nichts falsch machen.

Chronicle – Deep Forest
Das Spiel, was Spatial spielt, ist gefährlich. Denn anfangs hatte ich alle Alben geholt, weil ich diesen Atmospheric Drum & Bass im Stile von Good Looking unglaublich genossen habe. Dann entdeckte ich die Stücke von Aural Imbalance und begann auch die EPs zu kaufen. Und jetzt gesellt sich Chronicle dazu mit der EP Deep Forest.
Für mich ist es, als wäre ich das erste Mal dabei, als auf Good Looking die ganzen guten Platten erschienen sind. Alle bedienen sich an dem großen Topf mit atmosphärischem Drum & Bass. Es ist alles ähnlich, aber trotzdem sehr individuell. Während bei Aural Imbalance die Drums doch etwas in die Richtung Jungle gehen, zieht es Chronicle vor, eher den atmosphärischen Charakter heraus zu arbeiten. Und ich genieße jede Sekunde davon.

Connective Zone – Palm Palm (Remastered Edition)
Connective Zone sind keine Unbekannten. Nachdem Delsin 2021 ihre Qwerty EP von 2002 neu aufgelegt hat, ist nun mit Palm Palm eine EP dran, die bereits 2001 auf Unxplored Beats erschien. Jetzt hat sich mit Innate Editions um die vier Stücke gekümmert. Damit bekommt die Formation, die zwischen 1994 und 2005 sechs EP veröffentlicht hat sehr viel Aufmerksamkeit.
Die vier Stücke träumen irgendwo in Detroit von Techno und Electro. Und während ich dasitze und darüber grübele, wie man es schafft vor 20 Jahren Tracks zu generieren, die unter dem Radar fliegen, um dann wieder aufzutauchen. Doch ziemlich schnell wird mir klar, dass die Musik einfach wirklich gut ist und schon allein das ein ausreichendes Kriterium dafür ist, dass die Tracks einem größeren Publikum zugänglich sein sollten.

Aural Imbalance – Cosmic Exploration
Also wieder Aural Imbalance! Im Gegensatz zu oben erwähntem Album von Client_03, trifft das Cover hier überhaupt nicht die Schönheit der Musik. Diese unübertroffene Mischung aus wilden Drums und einer eigentlich völlig unpassend entspannten Atmosphäre wird nur den limitierten Vinyls von Void Vinyl getroffen.
Ich weiß nicht warum und ich weiß nicht wie, aber ich finde es schön, dass sich jemand dem Drum & Bass der Good Looking Ära wieder annimmt. Das Interessante daran ist, dass der Name Aural Imbalance schon zu der Zeit auftaucht. Aber im Vergleich zu damals, ist der Output viel höher und da will ich nicht meckern.
