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Winter in Rio de Janeiro

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Also ich versteh das Klima hier unten nicht so recht. In Buenos Aires war es der kälteste Tag des Jahres und wir fahren 1.000km nördlich und schon ist es fast sommerlich. Und hier in Rio sind es die ganze Zeit um die 30°C. Unser Flug ging direkt von Foz de Iguacu nach Rio de Janeiro. Uns wurde leider nicht das Glück zuteil, dass wir weder die Wasserfälle von oben bewundern konnten, noch Rio.

Den ersten Nachmittag verbrachten wir am Strand von Ipanema und wunderten uns, dass es schon relativ früh sehr frisch wurde. Die ersten zwei Nächte hatten wir Glück und unser 4er Dorm gehörte uns allein. Wir erkundigten uns noch am Abend, was eine Stadtrundfahrt kostet. Wir wurden mit einem undurchsichtigen Gewirr an Angeboten überrumpelt. Die Rund-um-glücklich-Tour (8 Stunden) mit Mittagessen, Christus, Zuckerhut, St. Theresa usw. hätte 160 Reais gekostet. Die abgespeckte Tour (5 Stunden) ohne Zuckerhut und Mittagessen wäre dann bei 145 gewesen. Und dann gab es noch eine, wo explizit „ohne Zuckerhut“ da stand, die hätte 90 Reais gekostet. Das erschien uns suspekt und wir grübelten – kann man das allein schaffen. Kriszta hockte sich hin und fand eine geniale Seite, bei der man sagen kann, wo man ist und wo man hinwill und der spuckt die Buslinien aus, mit denen man fahren muss.

Cristo Redentor, Rio de Janeiro

Also ging es am nächsten Morgen los… Bus zum Corcovado, mit der Bahn hoch und schon hatten wir einen herrlichen Blick auf die Stadt. Das Wetter war genial, keine Wolke weit und breit. Auch die Sicht spielte gut mit, besser wie ich es aus dem Flugzeug sah. Danach mussten wir eine halbe Stunde warten, da die Bahnen ins Tal vollgepfropft mit Menschen waren. Und dazu kam noch, dass unsere Bahn auf der halben Strecke anfing stecken zu bleiben. Wir ahnten schon schlimmes, aber es ging schon nach wenigen Minuten weiter. Nach einem stärkenden Mittagessen, nahmen wir den nächsten Bus zum Zuckerhut und stiegen dort auch mit der Seilbahn auf. Auch hier herrliche Sicht auf die Strände, die Hügel, das Meer und die Stadt. Unter dem Strich landeten wir inklusive Bustickets bei ca. 110 Reais.

Ich muss natürlich auch noch ein Wörtchen zum Thema Sicherheit verlieren. Wenn man vom Karneval von Rio hört, geht die Nachricht einher mit der Anzahl von Morden, die begangen werden. Dementsprechend kamen wir nach mit der Angst an jeder Ecke überfallen, ausgeraubt oder zumindest das unsere Hosentaschen unfreiwillig geleert werden. Doch die Angst ist gerade zu lächerlich, wenn man erstmal angekommen ist und einen Blick auf die Stadt geworfen hat. Selbst die Leute von der Rezeption meinten, dass man sich keine Sorgen machen braucht. Gut, man sollte nicht nachts durch die Innenstadt streunern bzw. die Favelas mit jeder Menge Schmuck um den Hals besuchen. Aber das sind Allgemeinplätze, wie sie für alle Großstädte gelten.

Rio de Janeiro

Die nächsten beiden Tage verbrachten wir größtenteils am Strand und tankten Sonne. Wir hatten dabei jede Menge Gelegenheit, die Eigenarten Rios zu entdecken. Zum Beispiel werden hier die Hunde regelmäßig zum Friseur geschickt, d.h. jeder Hund sieht eigentlich aus wie ein Plüschtier. Überhaupt legen die Einwohner viel Wert auf Äußerlichkeiten, d.h. nicht nur am Haustier wird die Schere angesetzt, sondern auch an Frau bzw. Freundin. Wir sahen etliche künstliche Oberweiten und angepasste Hinterteile. Und bei so viel Körperkult darf der Sport nicht fehlen. Am Strand von Ipanema gibt es eine eigene Spur für Sportler, das sollte eigentlich schon alles sagen. Hier wird rund um die Uhr gejoggt oder ins Fitnessstudio gegangen. Und um die entsprechenden Kalorien zu liefern, gibt es hier an jeder Ecke etliche Fast-Food-Tempel (unser Lieblingsladen war Beach Sucos), die Fruchtsäfte in Kombination mit jeglicher Art von Burger, Schnitzel und Pommes anbieten.

Rio de Janeiro

Bei den Beobachtungen schaut man nicht nur hin, sondern hört auch aufmerksam zu. Während ich mich schon ein wenig an Spanisch gewöhnt hab, war das brasilianische Portugiesisch eine gewaltige Umstellung. Man könnte auch von einer Sprache mit vielen Farben sprechen. Je nach Betonung klingt es wie russisch, englisch oder holländisch. Im Hostel vernahm ich sogar eine Betonung, die mich an Österreich erinnerte. Also ganz merkwürdiger Kauderwelsch, den die hier reden. Noch schlimmer sind die Strandverkäufer, die den ganzen Tag den Strand auf und ablaufen und „Agua, Coca, Serbäscha, Globo“ verkaufen wollten. Und dann gibt es noch Acai… nicht nur am Strand, auch im Saftladen. Ein merkwürdiger Brei aus Eis und den Acai-Beeren, die nach meinem Geschmack irgendwie medizinisch schmecken. Selbst Acai-Banane kann nicht über den Nebengeschmack hinwegtäuschen.

Natürlich konnten wir nicht nur den ganzen Tag in Ipanema liegen, sondern mussten auch mal an die Copacabana. Also sind wir schnell mit dem Bus hingefahren und haben uns dort hingelegt. Im Unterschied zu Ipanema war es an der Copacabana viel wärmer, eine Tatsache, die wir die ganzen Tage, die wir in Rio verbrachten, immer wieder feststellen mussten. In Ipanema war es abends dann so „kalt“, dass wir eine leichte Jacke anziehen mussten. Es ist halt Winter in Rio…

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