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Interpretationsfrage

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 2 Minuten

Vor ein paar Wochen waren ein Kollege und ich in einer Unterhaltung, deren Sachverhalt mir jetzt entfallen ist und er stellte mir noch eine kurze Frage nach einer Farbe. Blau lautete meine Antwort. Mit einer gewissen Verwunderung meinerseits fragte er mich, woher ich denn wüßte, was er als Blau ansieht.

Nicht genau wissend worauf seine Frage abzielt, stellte ich erstmal klar, dass Licht in einem bestimmten Wellenbereich (in dem Fall 420 bis 490 nm) vom Menschen als Blau wahrgenommen wird. Wissend lächelte er mich an und meinte, dass das, was ich als blau interpretiere für ihn doch durchaus Rot sein könnte. In dem Moment begriff ich, worauf er hinaus wollte. Wir diskutierten das Problem und kamen zu dem Entschluss, dass man keinen Vergleich diesbezüglich schaffen kann, da die Interpretation des umgewandelten Lichts nicht messbar ist.

Einige Tage später durchsuchte ich mal wieder die Wikipedia und wurde dort Artikel mit dem Begriff der Qualia konfrontiert. Schon nach den ersten Zeilen begriff ich, dass ich den theoretischen Ansatz für unser Problem gefunden hatte. Die Qualia werden dort als der subjektive Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes definiert. Als Beispiel wird auch dort die Farbwahrnehmung aufgeführt, doch besser verständlich fand ich den Vergleich, wie es sich anfühlt eine Fledermaus zu sein.

Von außen können wir messen, wie sich die Fledermaus mittels Echo ihren Weg bahnt, jedoch bleibt völlig verschlossen, wie es sich für die Fledermaus anfühlt, einen Ton auszustoßen und das Echo wahrzunehmen und sich darauf den Weg zu suchen.

Im Gegensatz zu Qualia steht die Intersubjektivität – die Erfahrung oder Interpretation, die für mehrere Menschen gleich ist. Um wieder auf das Farbbeispiel zurückzukommen, werden fast alle Menschen, Farbschwächen mal nicht vorausgesetzt, einen Blauton als solchen erkennen und bezeichnen können.

Jedoch blieben bei dem Artikel einige Fragen offen. So zum Beispiel das Beispiel mit dem Geschmack des Rotweins. Angenommen man trinkt ein Glas Rotwein, lutscht danach ein Pfefferminzbonbon und trinkt danach vom selben Glas einen weiteren Schluck. Laut dem Artikel liegt die Änderung im qualitativen Charakter des Geschmacksurteils. Der Zusammenhang mit Qualia ist mir in dem Fall nicht bewußt, da durch das Pfefferminzbonbon die Geschmacksnerven angeregt wurden und damit ganz andere Ursachen für die veränderte Wahrnehmung gegeben sind.

In dem Zusammenhang stellt sich für mich auch weiterhin die Frage: Ab welchem Punkt genau beginnen Qualia? Aus meinem Verständnis des Artikels heraus würde ich schlussfolgern, das es ab dem Bereich beginnt, wo kein Nachweis, keine Messung des Sachverhalts mehr möglich ist. Also ab dem Punkt, wo ich fragen muss: Warum interpretiere ich Dinge auf diese und jene Weise?

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