Anfang Dezember, kurz bevor der Winter so richtig in Deutschland einbrach, flohen wir noch einmal vor der Kälte. Wir hatten eine AIDA-Kreuzfahrt mit Flug gebucht. Der Flug ging von München aus nach Sharm El-Sheikh, wo die AIDAmar wartete, uns eine Woche durchs Rote Meer zu fahren.
Da der Flug am Sonntag Morgen von München ging, fuhren wir bereits Samstag mit dem Zug nach München. Wir hatten uns ein Hotel unweit vom Bahnhof genommen und damit ging es mal wieder los. Uns wurde vermittelt, dass wir in dem Hotel, wo wir gebucht haben, keine Unterkunft bekommen könnten, weil es einen Wasserschaden gab. Sie hätten uns in ein Hotel umgebucht, was 900m entfernt lag. Kriszta protestierte, denn sie hatte das Hotel ausschließlich aus dem Grund gebucht, damit wir nachts um 3 Uhr nicht so weit zum Bahnhof laufen müssten. Wir schafften es noch 10 Euro Taxigeld zu bekommen, aber mehr Einsicht brachte man uns nicht entgegen. Selbst dass das 900m entfernte Hotel gleich direkt neben der nächsten S-Bahn-Station lag und damit fast günstiger, als das von uns gewählte Hotel, wollte der Dame an der Rezeption auch nicht einfallen.
Der Nachmittag gehört dann einer kleinen Stadtbesichtigung. Wir waren zwar warm eingepackt, hatten nun aber nicht so viel warme Sachen mitgenommen. Deswegen musste ich mir noch ein paar Handschuhe kaufen, weil es so bitterkalt war. Deswegen ging es auch rechtzeitig zurück ins Hotel, schließlich mussten wir ja früh raus. Um halb 5 Uhr wirkte der Münchner Flughafen wie ausgestorben, nur eine Horde Touristen fiel auf, die sich am Stand der TUIfly drängte. Wir gesellten uns dazu, machten die Tags an unsere Koffer dran und dann konnte es schon losgehen. Kurz vorher hatten wir noch unsere Jacken, Mützen, Schals und Handschuhe im Koffer verstaut. Zurecht, denn als wir in Sharm El-Sheik ankamen, waren herrliche 26°C.
Wir checkten ein, machten uns erstmal mit der AIDAmar vertraut und gingen essen. Natürlich zogen wir permanent Vergleiche zu den Schiffen von Royal Caribbean, die wir in der Öffentlichkeit nur „deren Schiffe“ nannten. Ich tat mich lange schwer, wie man die Ungereimtheiten eines deutschen Schiffes auf einen Nenner bringen kann und am letzten Tag fiel es mir ein: Man hat versucht, die AIDAmar funktional und schön zu machen, aber beides ist nicht gelungen.
Wir waren es gewohnt, dass auf den Sonnendecks links und rechts von den Fahrstühlen weg Türen nach draußen führten. Auf der AIDAmar konnte man sich glücklich schätzen, wenn es eine gab. Die Treppen wirkten eher wie ein gewöhnliches Treppenhaus und die Krönung war der Speisesaal. Mit hohen Kunstpflanzenhecken waren die einzelnen Bereiche von einander getrennt. Wir Deutsche mögen es ja nicht, wenn uns andere auf den Teller starren. Dafür gab es aber nur 6er, 8er und 12er Tische. Einen 4er oder 2er Tische waren stark in der Minderzahl.
Aber es gab ja nicht nur schlechte Seiten. Zum Beispiel, dass es drei Restaurants auf drei Etagen gab (Marktplatz, Italienisch und Asiatisch) fand ich super. Auch den geräumigen Saunabereich kann ich nur lobend erwähnen. Doof nur, dass sich dort jeden Abend das gesamte Schiff traf. Aber kommen wir zurück zur Ankunft auf der AIDAmar. Wir schafften die Taschen aufs Zimmer, gingen Essen und dann wollten wir uns aufs Sonnendeck legen. Es begann damit, dass wir für jedes Handtuch einzeln unterzeichnen mussten. Nichts geht über heimatlichen Bürokram… Als wir dort lagen, stieg uns ein übler Geruch in die Nase – ja, hier wird auf dem Deck geraucht, egal, ob es einen Aschenbecher in der Nähe gibt oder nicht. Auch das Schild, dass man der FKK-Bereich bei Hafentagen im arabischen Bereich aus kulturellem Respekt geschlossen hält, beantwortete man damit, dass die Brüste über der Reling hingen. Ohne weiteren Kommentar…
Petra (Jordanien)
Wir hatten im Vorfeld schon lange überlegt, ob wir uns auf eigene Faust durchschlagen oder die gebuchte Tour nehmen. Die gebuchte Tour kostet ca. 120 Euro (inkl. Eintrittsticket) und ein Taxi ca. 60 Euro plus 95 Euro Eintritt. Also lag klar auf der Hand, dass wir die Tour buchten. Jetzt gehörten wir zwar einer Gruppe, aber wie schlimm konnte das schon werden?
Unser Reiseführer war bemüht, viel auf Israel zu schimpfen. Seine Erklärungen zu den Einzelheiten der Anlage beschränkten sich aufs Notwendigste. Um ins Tal zu kommen, liefen wir erstmal einen Weg hinunter, der durch eine Schlucht führt. Ich war ständig vornweg, damit mir nicht immer andere Touristen ins Bild laufen. Auf dem Weg stellte Kriszta fest, dass es noch ein ungarisches Pärchen in der Gruppe gab, die uns mitteilten, dass sie sich von der Gruppe lösen wollten und bis ans andere Ende des Geländes laufen wollen. Da uns das Tempo der Gruppe zu langsam war und die Erklärungen doch eher spärlich, gingen wir mit.
Ich war davon ausgegangen, dass Petra nur aus Khazne al-Firaun (dem Grabtempel) besteht. Als wir ins Tal kamen, war ich überwältigt. Die Königswand – mit ihren vielen in den Fels gehauenen Gebäuden und nicht zuletzt der Felsentempel Ad Deir, dessen Weg dahin uns ca. eine halbe Stunde einen wenig belaufenen Pfad entlang führte. Zwar hingen wir jetzt eine Stunde hinter unserer Gruppe hinterher, aber es waren knapp 2 Stunden Mittagspause eingeplant. So kamen wir zwar etwas später zum Essen, konnten aber nahtlos nach dem Essen wieder in den Bus steigen und wieder zurück zur AIDAmar fahren.
Eilat (Israel)
Eigentlich ist die Überfahrt von Jordanien ein Klacks, aber die Behörden von Jordanien schickten uns erstmal 30 Seemeilen aufs Meer, bevor wir freigegeben waren. Danach kamen die israelischen Behörden mit einem Untersuchungsboot und checkten uns auf Bomben ab. Und zum Abschluss des abends gab es Facecheck mit den israelischen Behörden, die alle Passagiere erstmal persönlich kennen lernen wollten.
In Israel stellte sich die gleiche Frage, wie in Jordanien – gebuchte Tour oder auf eigene Faust? Da aber die Ziele, die wir ansteuern wollten, auf einzelne Touren verteilt waren, beschlossen wir, ein Taxi zu finden und auf eigene Faust loszufahren. Als wir relativ allein am Morgen durch die Kontrollen gehen, wartet schon ein anderes Pärchen auf weitere Fahrgäste. Wir stellen fest, dass sie die gleichen Ziele ansteuern wollen und wir steigen mit ins Taxi. Unterwegs wollen wir noch Geld abheben und mich erwartet ein besonderer Glücksfall: 50 Schekel (ca. 10 Euro) stecken noch in der Ausgabe des Geldautomaten und warten auf einen neuen Besitzer.
Erstes Ziel unserer Fahrt ist Masada. Es liegt ca. 200km vom Hafen entfernt und führt durch eine trostlose Landschaft. Masada ist eine Festung, die im Jahre 70 von den Römern belagert wurde, doch bevor sich die 960 Männer, Frauen und Kinder ergaben, wurden einige Männer per Los ausgewählt, die Gruppe und anschließend sich selbst umzubringen. Viel ist von den Gebäuden nicht mehr erhalten, dafür sieht man noch schön die römischen Lager. Leider war das Wetter auch durchwachsen – ziemlich diesig und gelegentlich schaute auch mal die Sonne hervor.
Nach der Besichtigung ging es noch ans Tote Meer, um sich eine Runde treiben zu lassen. Von Chile kannte ich ja schon das Gefühl, wie es ist, auf dem Wasser zu liegen. Aber das ist nichts im Vergleich zum Toten Meer. Hier spuckt eine das Wasser schon fast förmlich wieder aus, so groß ist der Auftrieb. Als wir wieder ans Land kamen, lag das Salzwasser wie ein Schutzfilm auf unserer Haut – der kühle Wind war kaum spürbar. Erst als wir uns duschten, fröstelten wir (es waren ca. 22°C). Bevor wir abends zurück kehrten, zeigte uns der Taxifahrer noch ein Einkaufszentrum, in dem eine Eishalle integriert war.
Safaga / Sokna
Die nächsten Tage verbrachten wir ausschließlich an Bord der AIDAmar, denn die Reise führte noch nach Luxor (ein Jahr zuvor gesehen) und nach Kairo (auch schon das Jahr zuvor gesehen). Die Touren in die Innenstadt von Kairo wurden am Abend vorher abgesagt, da es aufgrund der politischen Lage wieder zu Unruhen gekommen war. Wir lagen die ganzen Tage viel auf dem Sonnendeck, machten Sport im Fitnesszentrum und lasen. Kurzum – wir entspannten uns.
Etwas unangenehm war uns, als wir in Safaga (Luxor) lagen und sich abends Einheimische am Pier sammelten, um bei einem hinter uns landenden Containerschiff beim Ausladen zu helfen. Da sich der Kapitän nochmal kurz vor dem Auslaufen meldet, waren wir ziemlich entsetzt, als so sinngemäß der Satz fiel „Na da wollen wir mal losmachen, damit wir von dem Gesocks hier wegkommen.“ Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr, aber dass das Wort „Gesocks“ darin vorkam, bin ich mir ziemlich sicher. Nachdem wir uns von dem ersten Schock erholt hatten, suchten wir Gleichgesinnte. Aber alle an der Reeling der AIDAmar zeigten beifälliges Nicken oder Grinsen.
Unsere Heimkehr wurde von einem dunklen Ereignis überschattet. Während wir im Zug von Nürnberg nach Bamberg saßen, rief Krisztas Bruder Alex an und teilte mit, dass er einen Unfall hatte. Da es den ganzen Tag geschneit hatte und abends noch Tauwetter einsetzte, war er in einer ungeräumten Kurve nach außen gerutscht und hatte eine Laterne erwischt. Unsere ganze Urlauberholung war in wenigen Augenblicken dahin – ADAC, Polizei und Versicherung mussten informiert werden. Überraschenderweise nahm die Polizei den Vorfall nur per Telefon auf.