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Namibia – Land und Leute

Jan 0

Das Land

Namibia wird ja als Afrikas Vorzeigeland in Sachen Demokratie bezeichnet. Und deshalb funktioniert das auch mit dem Tourismus relativ gut. Wer nach Afrika möchte, für den ist Namibia ein guter Start. Zumal Deutschland und Namibia doch historisch miteinander verknüpft sind. Während damals sich die Seefahrernationen (Spanien, Niederlande usw.) die Welt untereinander aufteilten, verpennte Deutschland und musste das nehmen, was übrig blieb – das trockene Namibia. Das hielt auch nicht lang, denn als Deutschland sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Europa unter den Nagel reißen wollte, musste es feststellen, dass man doch etwas unterlegen war. Trotz alledem ist der deutsche Fußabdruck in Namibia deutlich spürbar. Gerade in Swakopmund sind viele Deutschstämmige oder Auswanderer ansässig und deshalb ist die Beschriftung oft nicht nur in Englisch, sondern auch in Deutsch.

Das Land an sich kann ja mit einigen Sehenswürdigkeiten rühmen, wie z.B. Etosha oder Sossusvlei. Dort wird Tourismus groß geschrieben und das Geschäftsmodell „Weißer Chef, schwarze Angestellte“ ist Normalität. Und damit bin ich schon bei der nächsten Kategorie…

Die Mentalität

Ich schreibe mal nicht „Leute“ als Überschrift hin, denn das würde die Einheimischen bezeichnen, die nichts mit Tourismus zu tun haben. Trotzdem kann man bei so mancher Pause die Leute beobachten und kann es auf den Rest der Bevölkerung hochrechnen. Allgemein gilt das Prinzip „Komm‘ ich nicht heute, komm‘ ich morgen“. Von den Leitern so mancher Camps haben wir zu hören bekommen, dass sie den ganzen Tag selbst nicht zum Arbeiten kommen, weil sie den ganzen Tag beschäftigt sind, den Einheimischen hinterher zu laufen und sie daran zu erinnern, dass sie arbeiten müssen, wenn sie Geld haben wollen.

Und das Geld wollen sie haben. Schließlich bekommt man damit so tolle Dinge wie Handys, mit denen man sich den ganzen Tag beschäftigen kann. Während unserer 5.000km die wir zurück gelegt haben, sahen wir hunderte kleine Hüttendörfer, die aus kleinen Strohhütten bestanden und die rechteckig von in den Boden gesteckten Ästen oder Strohbüschelzäunen begrenzt wurden. Der Hof der Grundstücke war immer sauber und alles was nicht wegzuräumen ging, landete außerhalb der Zäune, wie z.B. Plastiktüten, Flaschen usw. Auf den Höfen saßen die Einheimischen meist unter einem Baum und warteten, dass ein Tag auf den anderen folgt.

Und wenn es mal was zu tun gab, war es die Viehherde von einer Straßenseite auf die nächste zu treiben oder bepackt mit Plastikkannen zum nächsten Brunnen zu gehen. Gelegentlich wurden wir auch Zeuge von Nahrungsmittelausgaben, wo eine Art Rat tagte und die Säcke aufteilte. Davon ausgehend strömten meist schmächtige Menschen, die riesige Säcke schulterten und unter der prasselnden Sonne Kilometer weit heim schleppten.

Und immer wieder stach unter den ärmlichen Verhältnissen einer heraus, dem sein Status / Aussehen wichtiger war, als alles andere. Und ein ums andere mal ging mir folgender Text durch den Kopf:

Anne Clark – Abuse

We shall come
with all our wealth
and our vulgarity
into your land
carving deep wounds
in our wake
planting the sharp-edged green seed
of money
deep into your hands
and as you grasp
gasping
you will thank us
as it takes root
growing and entangling itself
around your simple naive lives
it will placate you

we shall come
hard and fast
into your under-developed
un-exploited little world
tearing away the soil
beneath your feet where you stand
scattering the broken gifts it offers up
all around us
digging the foundations of our own image
into the raw core belly of the earth
send spiralling monuments
to our glorious achievements
into the heavy leaden sky

you will watch from the horizon
imprisoned by your own pleasures
bound by the material chains
we will supply
and when we have turned
one side of the world’s face
from the sun into the blackness
the other will then burn
under the slap of our greed.

Tourismus

Betrachten wir mal die zwei Seiten des Tourismus – die Besucher und die Gastgeber. Die Besucher lassen sich auch nochmal klassifizieren: Camper, Overlander und Luxustouristen. Natürlich sind die Grenzen dazwischen nicht fest. Es gibt auch Camper, die trotz Dachzelt und Campingausrüstung von Lodge zu Lodge ziehen. Aber meistens lassen sich die Camper in der Nähe einer Sehenswürdigkeit nieder, bringen alles mit und deshalb kann man mit denen auch nicht so richtig Geld verdienen. Da sie sich auch noch selbstständig bewegen können, buchen sie auch eher selten Touren. Da sind die Overlander schon besser – sie werden mit Bussen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geschleppt. Zwar haben sie die ganzen Touren schon in ihrem Paket gebucht, aber da die Overlander am Abend ordentlich Party machen, kann man wenigstens mit Getränken gut an denen verdienen.

Natürlich hätte man am liebsten die Luxustouristen. Die haben im Voraus für viele Tausend Euro ihre Reise gebucht, lassen sich ihre Riesenkoffer nachtragen und werden den ganzen Tag mit einem klimatisierten Bus durch die Landschaft geschaukelt. Und abends setzt man sich parfürmiert und piekfein an den Tisch und tauscht beim 5-Gänge-Menü die hochaufgelösten Aufnahmen des Tages aus und freuen sich, wenn die Angestellten ihnen was vortanzen oder vorsingen. Denen kann man dann auch den Stop am Straßenrand bei einem der vielen Shops mit „Lernen Sie Mitglieder des Stammes der <Name eines der vielen Stämme> kennen und unterstützen Sie die Einwohner“ verkaufen.

Da auch viele Gastgeber deutsch sprechen, kamen wir öfters ins Gespräch und fragten nach den Löhnen der Angestellten. Meistens wich man uns aus, dass es doch unterschiedlich ist, je nachdem, ob es ein Buschmann ist usw. Zumindest haben wir erfahren, dass ein ausgebildeter Maurer einen Stundenlohn von 30 N$ (das sind ca. 2,30 Euro) bekommt, die restlichen sind nur für Handlangertätigkeiten gut und werden pauschal bezahlt (was wahrscheinlich weit darunter liegen dürfte). Und schon drängt sich die Frage auf: Warum kostet dann eine Nacht umgerechnet 100 Euro?

Personalkosten kann man jetzt wohl aussschließen. Die Lebensmittelkosten dürften es ja nicht sein, die sind in etwa vergleichbar mit Deutschland. Und damit sich der Tourist nicht das gleiche fragt, gibt man ihm das Gefühl von Luxus. Zum Beispiel mit einem Pool. Auch wenn es im Umkreis von 50km kein sichtbares Gewässer gibt, wird zur Belustigung das Grundwasser hochgepumpt. Damit wird dem Touristen ein Gefühl eines angemessenen Preis-Leistungsverhältnisses gegeben, auch wenn es ökologisch eine Milchmädchenrechnung ist. Denn wenn der Grundwasserspiegel weiter sinkt, bekommen die Bäume kein Wasser mehr. Wo keine Bäume, da keine Tiere und wo es nichts zu sehen gibt, fährt kein Tourist hin.

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