Wir fahren mit den Zug von Taschkent nach Samarkand und haben dort einen Tag Zeit die Schönheit der Stadt kennen zu lernen. Geht man rein nach der Schönheit, ist Samarkand definitiv das Highlight der Usbekistan-Rundreise.
Wir werden von unserem Fahrer 18.30 Uhr zum Bahnhof in Taschkent gebracht. Hier gibt es eine Eingangskontrolle, die den Bahnhof weiträumig absperrt. Nur wer ein Zugticket hat, darf den Bahnhof betreten. Dem entsprechend ist es sehr übersichtlich auf dem Bahnhof. Zum Glück können wir kyrillische Schrift lesen und finden heraus, auf welchem Gleis unser Zug fährt. Es handelt sich um die usbekische Ausgabe des ICE. Pünktlich um 18.50 Uhr fährt der Zug los. Mit bis zu 230km/h schießen wir durch die Landschaft. Langsam geht die Sonne unter und wir betrachten, wie ein Feld auf das andere folgt. Während der Fahrt gibt es ein kleines Snackpaket, bestehend aus zwei kleinen Samsas. Dazu gibt es gratis Tee oder Kaffee. Andere Getränke kosten extra. Nach zwei Stunden erreichen wir Samarkand. Wieder wartet ein Fahrer mit einem Schild auf uns.
Er bringt uns ins Hotel Registan. Da das Hotel den gleichen Namen hat, wie der gleichnamige Platz, wollen wir schnell das Hotel beziehen und dann hinlaufen, denn es ist ja nicht weit. Doch zuerst sind wir entsetzt. Das soll ein 4-Sterne-Hotel sein? Es ist groß und schon ziemlich abgewohnt. Als wir das Zimmer betreten und die Klimaanlage anschalten, gibt diese nur ein Blubbern von sich, aber keine Kühlung. Wir lassen jemanden kommen, der sie in Gang setzt. Die Matratzen sind ausgelegen und der Teppich sieht schmutzig aus, was aber eine optische Täuschung ist, da er sich farblich verändert, je nachdem wie sich die Fasern ausrichten.
Nachdem wir den ersten Schock überwunden haben, schauen wir online nach, wie weit wir laufen müssen. Wir sind einem Irrtum aufgesessen, denn es gibt das Hotel Registan und das Registan Plaza. Das Registan Plaza ist knapp über einen Kilometer bis zum Registan Komplex. Wir sind noch weiter weg und müssten über 2 Kilometer laufen. Da es bereits nach 22 Uhr ist, laufen wir nur bis zum Gur Emir Mausoleum, das auch noch ein schönes Motiv abgibt. Von dort aus sehen wir, dass es sich nicht gelohnt hätte, weiter zu laufen. Die Gebäude des Registan Komplex sind nur bis 22 Uhr beleuchtet und wir können aus der Ferne ihre Schönheit nur erahnen.
Das Frühstück ist ähnlich zu dem im letzten Hotel, aber auch nicht überwältigend. Nach dem Frühstück holt uns unser Guide ab, wieder eine ältere Frau. Zuerst werden wir zum Gur Emir Mausoleum gefahren. Tagsüber auch schön, doch die Sonne scheint vormittags genau von hinten, sodass die Fassade komplett im Schatten liegt. Anschließend kommen wir endlich zum Registan Platz. Es ist überwältigend. Wir besichtigen jede der drei Medressen und jede ist schöner als die Vorhergehende. Gegen ein Entgelt von 10.000 Som kann man sogar auf einen der Türme der Ulug Beg Medresse steigen. Leider ist man ca. 70cm vom Rand entfernt, sodass man den Platz nicht so richtig von oben einsehen kann. Lohnt sich nicht wirklich. Aber der Platz ist eine Schönheit, obwohl wir gefühlt herumhetzen, sind wir zwei Stunden hier. Wir sind der Überzeugung, dass wir unbedingt am Abend noch einmal herkommen müssen.
Nach dem Registan-Platz laufen wir zum Bibi Khanum Moschee. Die Moschee ist riesig, wird aber nicht restauriert. Nur eins der beiden Mausoleen kann man betreten. Während Kriszta mit unserem Guide im Schatten sitzt, laufe ich umher und mache Fotos. Sie überredet uns, dass wir einen Blick in die große Moschee werfen. Wir sind nicht sicher, es ist doch nicht zum Spaß abgesperrt. Ihre Meinung: Nur weil es abgesperrt ist, heißt das nicht, dass man nicht reinschauen darf. Wir sollen uns nicht so deutsch verhalten. Also gut, wir werfen einen Blick rein. Von der Dekoration sieht man nichts mehr, aber sie sieht gigantisch aus.
Im Anschluss laufen wir über den anliegenden Basar und kaufen ein paar Kleinigkeiten für daheim ein. Jetzt folgt ein Extra, was auf Wunsch eines einzelnen Herrn in den Plan integriert wurde – das Observatorium des Ulug Beg. Bis jetzt lässt mich meine Erinnerung immer noch im Stich, woher ich das Observatorium kenne. Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch für jeden, der an Astronomie interessiert ist. Man kann einen übrig gebliebenen Teil seiner Anlage sehen und im Museum wird erläutert, mit welcher Genauigkeit und mit welchen Mitteln es Ulug Beg im 15. Jahrhundert gelang, die genaue Länge des Jahres bis auf 58 Sekunden genau zu bestimmen.
Letzter offizieller Programmpunkt des heutigen Tages ist die Grabstraße. Hier sind auf engstem Raum unglaublich viele Mausoleen vereint. Angeblich soll das Licht am Morgen wunderschön sein. Am Nachmittag ist es so, dass die eine Hälfte der Mausoleen im Schatten der anderen liegt und die gegenüberliegenden Gebäude voll im Sonnenlicht liegen, eine fotografische Herausforderung.
Danach bringt uns unser Fahrer zurück ins Hotel. Dort haben wir zwei Stunden Zeit, bis wir uns mit den beiden Damen der Touragentur treffen wollen. Ich schlafe kurz ein, gehe duschen und dann machen wir uns auch schon fertig. Kriszta hat die beiden auf der Tourismusmesse in Berlin kennen gelernt und deshalb haben sie uns die Tour angeboten. Wir unterhalten uns den Abend über unsere bisherigen Erlebnisse und andere Touren, die noch angeboten werden. So zum Beispiel eine Tour nach Baikonur, wenn eine Rakete zur Versorgungsmission zur ISS startet. Ich werde neugierig. Wir besprechen, dass wir etwas vom Plan abweichen und den halben Tag, den wir noch in Samarkand hätten dazu nutzen, um nach Sharisabsz zu fahren. Während wir reden, genießen wir eine bunte Mischung von lokalen Spezialitäten. Nachdem es dunkel geworden ist, trennen sich unsere Wege und wir laufen noch einmal zum Registan-Platz.
Der Platz ist schön beleuchtet und ich mache verschiedene Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven. Kriszta schaut sich inzwischen um und kommt aufgeregt zur mir zurück. Da wäre einer von den Wächtern, der uns für fünf Euro reinlassen würde. Ehrlich jetzt? Natürlich würde er das, aber wahrscheinlich steht keine fünf Minuten später die Polizei da und unsere Usbekistan-Reise nimmt eine unvorhergesehene Wendung. Wir lehnen ab und gehen ins Hotel zurück. Die Damen von der Agentur haben unsere Beschwerden im Hotel klar gemacht und uns wird ein neues Zimmer angeboten. Wir sind aber zu müde, unseren Kram zusammen zu packen und umzuziehen. Also zurück ins alte Zimmer. Im Eck unseres Zimmers ist ein Abflussrohr verlegt, was mir – zusammen mit dem Summen der Klimaanlage – das Gefühl vermittelt, ich würde neben einem Geschirrspüler schlafen. Vielleicht wäre der Umzug doch eine gute Option gewesen.