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Plattenkiste Mai 2019

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Also an erster Stelle für die Plattenkiste Mai 2019 steht die Entdeckung des Labels De:tuned. Ich hatte zwar letztes Quartal schon eine EP aus ihrer Sammlung zum 10-jährigen Bestehen, aber diesen Monat kam das volle Programm. Ich habe den Backstock mal schnell gesichtet und aus meiner Sicht die Rosinen rausgepickt. Ansonsten gibt es die bewährte Mischung aus Klassikern und neuen Scheiben.

Gleichzeitig denke ich immer noch über eine Variante nach, wie meine Begeisterung nach Musik medial fassen kann. Ich finde es einfach furchtbar anstrengend, dass ich nichts veröffentlichen kann. Keine Musik, keinen Mix, kein Youtube-Video – an allen Stellen lauern die Rechteinhaber und die GEMA. Aus diesem Grund habe ich die Tage mal den Native Instruments Tractor DJ 2 installiert. Das Teil ist für lau. Und was man dafür bekommt, kann sich echt sehen lassen. Die automatische Beaterkennung und -synchronisation macht selbst unerfahrene Klicki-Computer-Nutzer zu DJs. Löst aber immer noch nicht mein Rechteproblem.

Ich gehe mal davon aus, dass der Juni wieder etwas lebendiger wird. Rob Model wird auf Tresor veröffentlichen, Plaid kommen mit ihrem neuen Album und dann steht auch noch John Beltran mit „Hallo Androiden“ in den Startlöchern. Ach so – und Burial sollte ich nicht vergessen zu erwähnen. Das sind zumindest die, welche ich jetzt auf dem Schirm habe und wovon ich mir etwas verspreche. Aber nun zu den Neuzugängen…

J Majik – Full Circle

Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Wenn ich mal seine frühen Werke wie z.B. Repertoire nehme und auf ein Album interpoliere, komme ich qualitativ bei weitem nicht auf das, was J Majik als erstes abgeliefert hat. Erst 20 Jahre später kommt mit Full Circle das Album, welches zwar retrospektiv klingt, aber die Reife hat, jetzt zu erscheinen. Quasi wie ein Repress eines vor 20 Jahren nie erschienenen Albums.

De:10.04

Jeden Monat eine neue EP aus der Geschichte der Inspirationen von De:tuned. Diesmal mit Peshay und P.F.M. Gegenüber der Vinylausgabe ist die digitale Version um Längen besser. Peshay liefert einen unheimlich anregenden Gute-Laune-Track ab. Big Band mit Piano. Und P.F.M. mit seinem klassischen atmosphärischen Drum’n’Bass.

Brainbox

Es ist unglaublich, wenn man sich die Namen der Interpreten ansieht. John Beltran, Future Sound Of London, Seba, PFM, Move D, um nur einige zu nennen. Liest sich wie ein Who Is Who? der elektronischen Musik. Und davon nicht genug – es werden viele Genres berührt. House, Techno, Drum’n’Bass. Und dabei nicht irgendwelche drittklassigen Stücke, sondern richtig heißer Scheiß. Und wie soll ich begründen, dass die Compilation schon 2016 erschienen ist und ich sie erst jetzt entdeckt habe?

Peshay – Reflections

Es ist schon unangenehm, wenn man feststellt, dass ein Label gibt, dass Musik veröffentlicht, die man gern hört und man erst was davon hört, als das Label 10-jähriges Bestehen feiert. Und da schaut man in den Backstock und findet ein Album von Peshay. Ich musste nicht lange nachdenken, denn ich konnte Peshay sofort zu LTJ Bukem’s „Good Looking“ zuordnen. Ja und genau so klingt es auch. Und das in 2018.

Christian Löffler – Graal (Prologue)

Christian Löfflers Album „Mare“ war schon sensationell gut. Und jetzt geht es mit einem – ich will es mal „Minialbum“ nennen – weiter. Wie schon auch der Vorgänger, sind die Stücke sehr schon entschleunigt. Und wenn es denn auch mal Gesang sein darf, warum nicht? Gerade der Track „Running“ gefällt mir sehr gut. Oder mit anderen Worten: MEGA!

Tracey – Biostar

Hätte nicht Dial dran gestanden, wäre ich an der Platte vorbei gegangen. Aber so musste ich mal reinhören und wurde überhaupt nicht enttäuscht. Tracey heißt im wahren Leben Tom Ruijg und scheint gefühlt Tür an Tür mit Eric Jong (RX-101) zu wohnen. Ein schöner, warmer, analog klingender Sound, der aber weniger in Richtung Aphex Twin geht, mich mehr an die Kölner Schule Mitte der 90er erinnert. Aber vielleicht mit mehr Electro oder auch so ein bisschen Sun Electric. Auf jeden Fall schön.

Willaris. K – Alchemy

Mitte / Ende der 1990er Jahre hatte ich das Gefühl, dass sich im Bereich House und Techno nichts mehr tut und das Thema eigentlich durch ist, weil es nichts mehr zu entdecken gab. Da gab es aberwitzige Experimente, wo man Techno mit klassischer Musik kombinieren wollte, was aber gründlich in die Hose ging. Aber mittlerweile denke ich, dass die Zeit einfach noch nicht reif war. Es fehlten Leute wie Jóhann Jóhannson, die einen klassischen Hintergrund haben und trotzdem eine Nähe zur elektronischen Musik haben. Und aus diesem Pool entspringen dann Künstler wie Willaris. K, die Techno mit verträumten Sequenzen machen und dann in den Breaks ein Piano einstreuen, als wäre es ganz natürlich. Und so klingt das Mini-Album auch.

µ-ziq – Lunatic Harness

Bisher lautet meine chronologische Sammlungs-Diskografie von µ-ziq: In Pine Effect (1995) -> Urmur Bile Trax (1997). Und diesen krassen Übergang zwischen den beiden Scheiben habe ich nie so ganz verkraftet. Ich kannte zwar von einem Video schon den Track „Hasty Boom Alert“, aber habe den nie chronologisch eingeordnet, weil er bei mir erst Mitte der 00er Jahre bei mir auf dem Schirm erschien. Und irgendwann als Mike Paradinas anfing a la RDJ seine alten Bänder bei Soundcloud zu veröffentlichen, warf ich einen Blick auf seine Diskografie und entdeckte dabei die Lunatic Harness, die musikalisch genau zwischen den zuerst genannten Platten liegt. Sehr schön zwischen entspannt und verschwurbelt und hektisch und zappelig.

Willaris. K – Natural Selection / Cobaki Sky (Prequel)

Kurz zur Vorgeschichte: Letztens hörte ich einen Podcast mit Christan Löffler. Vermutlich anlässlich der Veröffentlichung von „Graal (Prologue)“. Und mitten drin ein Track, der sich repetitiv in die Gehirnwindungen reinfrisst. Und dabei absolut Party tauglich ist, ohne stumpf und monoton zu wirken. Also eine eierlegende Wollmilchsau. Nach etwas hin und her in der Playlist fand ich heraus, dass es Willaris. K ist und so kam ich zu diesem Release. Die B-Seite ist dann das totale Gegenteil. Ambient, Ruhe, Entspannung.

Jake Slazenger – Makesaracket

„Das klingt cool, wer ist denn das?“ – „Das ist Jake!“ So ungefähr muss das Gespräch zwischen meiner Freundin und mir abgelaufen sein. Das war so Ende der 90er Jahre. Zu der Zeit hörte ich schon µ-ziq, wusste aber nichts von Mike Paradinas‘ funky Alter Ego. Das entdeckte ich erst mit „Das ist ein groovy Beat, Ja“ und dann war es das auch schon. Und ganz unvermittelt stoße ich auf die Makesaracket und bin mir ziemlich sicher, dass es das Album ist, was wir damals im Auto meiner Freundin gehört haben.

Cosmic Baby – Heaven’s Tears

Eine CD zu verkaufen hängt bei mir größtenteils davon ab, ob mir die Mehrzahl der Titel gefällt. Kritisch wird es, wenn die CD vier Titel hat, so wie die vorliegende CD. Ich habe sie damals verkauft, weil mich die Jam El Mar Remixe so gestört haben. Sie waren der Inbegriff dessen, was ich im am Trance der Mitt-90er so furchtbar fand. Seichtes Trance-Gedudel und ein Frauen-Vocal, das den Titelnamen haucht oder singt. Dabei sind die beiden anderen Mixe von Cosmic Baby und Kid Paul nicht zu verachten.

Marusha – Over The Rainbow (Remixes)

Zugegeben, das Original war schon damals peinlich. Aber so 25 Jahre später relativiert sich viel. Zum Beispiel die Remixe. Ich fand den RMB-Remix schon immer legendär. So gut, dass ich bei der Bestellung, wo ich die Makesaracket und die Cosmic Baby bestellt habe, für 99 Cent noch diese CD mit dran gehängt habe. RMB war schon immer mehr als einfach nur der Raver im Bademantel. Was nicht die Abkürzung für RMB ist, aber das sollte ja jeder wissen. Es lässt eigentlich relativ wenig vom Original übrig und baut einfach einen komplett neuen Track daraus. Der, wie ich finde, ohne das Marusha-Vocal nur noch besser sein würde. Und damit gleicht er den Deppentechno des Hooligan aus. Und Genlog hatten auch schon bessere Zeiten als diesen Remix.

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