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Plattenkiste Mai 2023

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Jetzt hatte ich für die Plattenkiste Mai 2023 einiges an Reviews angekündigt. Doch die werden wohl zu einem Großteil in den Juni wandern. Grund dafür ist natürlich wie so oft – Verzögerung bei der Vinylproduktion. Deshalb hängt an einer Platte eine ganze Lieferung dran.

Im Mai ist mir der ganz große Wurf gelungen. Schon seit sehr langer Zeit habe ich ein Auge auf die Serie Trance Europe Express geworfen. Schon allein, weil die erste Ausgabe mit Namen wie Aphex Twin, Orb, Orbital aufwartet. Neben der Doppel-CD gibt es dann noch ein Booklet mit 192 Seiten mit Interviews und Bildern. Alles erstellt vom britischen Musikmagazin Volume.

Liest man sich die Tracklist aller Ausgaben durch wird ziemlich schnell klar, dass die Compilation alles ist, aber keine Trance-Compilation. Eher ein Schnappschuss der elektronischen Musik in Europa. Und das auch noch hervorragend selektiert. Nicht einseitig, nicht die populären Hits, sondern einfach nur richtig gute Musik.

Da es von einem britischen Musikmagazin veröffentlicht wurde, sind die CDs hierzulande nur schwer zu haben. Und wenn, dann in ziemlich schlechtem Zustand. Und deswegen war ich überrascht, alle fünf Ausgaben (alle als Doppel-CD mit Booklet) für nur 40 Euro in erstklassigem Zustand zu bekommen. Bei fast allen ist sogar noch die Schutzfolie dran.

As One - AsOne²

As One – AsOne²

As One ist Kirk Degiorgio. Seine musikalische Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1991, als ein Track auf dem Label B12 erscheint. 1994 folgte dann das erste Album Reflections und so zog sich sein Schaffen bis ca. 2007/2008. Dann folgte eine 10-jährige Pause. Und ab dieser Stelle steige ich dann ein.

2019 entdeckte ich das Label De:Tuned für mich. Dieses Label war für mich der Gralshüter des Mitt-90er-Electronic-Sounds. Wie es das Label schaffte, diese 10-teilige Compilation zu veröffentlichen, die von FSOL über Air Liquide bis Peshay so ziemlich alles zu enthalten, was ich mag, war mir ein Rätsel. Waren die gut vernetzt?

Aber zurück zum neuen Album von As One, dass den Titel AsOne² trägt. Insgesamt sind acht Songs darauf enthalten, die wie heißes Wachs in die Fuge zwischen warmem, weichen Techno und verträumten IDM-Klängen fließen. Natürlich liegt das Album auch in einer limitierten Vinylausgabe vor, die passend zum Cover in rot gepresst ist.

Für einen Moment überlege ich, ob ich da leichte Spuren eines John Beltran raushöre, aber es ist doch anders. Schade, dass es nicht mehr Tracks sind, aber dieses Album setzt schon mal den Maßstab für das Album des Jahres.

Deep House South Africa Vol. 1

Deep House South Africa Vol. 1

An welche Länder denkt ihr, wenn ihr Deep House hört? Natürlich einige aus Europa, Nordamerika, Australien. Mit Ausnahmen vielleicht noch in Asien. Aber Südafrika? No way! Aber trotzdem macht mich Musik aus fernen Ländern neugierig. Schließlich herrscht dort eine andere Kultur vor und die bringt ihre Einflüsse mit in die Musik und lässt so Neues und Aufregendes entstehen.

Mit dieser Einstellung bin ich an die Deep House South Africa herangegangen und war nicht schlecht überrascht. Clubsound, der so unberührt klingt, als käme er gleich von hier um die Ecke. Ohne viel Schnick-Schnack, nichts gekünsteltes, sondern einfach nur deepe Housegrooves. Zwölf Tracks mit Spielzeiten zwischen fünf und sieben Minuten machen die Compilation des gleichnamigen Labels Deep House South Africa zu einem hervorragenden Erstwerk, das gespannt auf weitere Veröffentlichungen macht.

Versalife - Chronoception

Versalife – Chronoception

Boris Bunnik mal wieder. Diesmal auf dem in Rotterdam beheimateten Label 20/20 Vision mit seinem neuen Album Chronoception als Versalife. Und wenn Versalife drauf steht, ist Electro drin. Neun Titel umfasst das Album im gewohnten Versalife-Stil.

Ich versuche mich gerade vorsichtig an den Titel Chronoception heranzutasten. Irgendwas mit Zeit, aber was? Der zweite Teil -ception erschließt sich irgendwie nicht auf die Schnelle. Es gibt Inception (der Beginn), Deception (die Täuschung), Exception (die Ausnahme), Perception (Wahrnehmung) oder auch Conception (die Konzeption). Das wäre wieder die Stelle, wo mein Englischlehrer vermutlich wieder auf Latein verweisen würde, weil sich damit viele Wörter in europäischen Sprachen herleiten lassen.

Marmion - Schöneberg (2023)

Marmion – Schöneberg (2023)

Der Klassiker Schöneberg feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Für Fans der ersten Stunde wie mich ist der Marmion Remix immer noch das Non Plus Ultra. Wobei man sagen muss, dass dieses Stück jetzt schon mehrere Inkarnationen durch hat. Erst kam das Original auf der Berlin EP. Dann folgten die Remixe, wo der Marmion und der Kid Paul Remix enthalten waren. 1996 dann der Remix von John Aquaviva, der meiner Meinung nach dem Original nicht mehr gerecht wurde.

Und so ging es immer weiter. Es war ja nicht nur so, dass alles von Superstition kam, nein, es gab Remixe auf Hooj Choons, FFRR und noch vielen mehr. 2016 machte sich dann das wieder auferstandene Label Superstition auf und sammelte alle Remixe ein, um sie zu einer Compilation zusammenzugießen. Das war dann schon die Vorlage für diese Compilation, denn zum Jubiläum steuerte dann noch DJ T. einen Remix bei, der das Werk abrundete.

Zusammengefasst sind es also 21 Tracks, die nicht nur das Original mehr oder weniger sanft anfassen, sondern gleichzeitig eine Zeitreise durch die Entwicklung des Techno/Trance/Tech-House. Das ist schon viel Herzblut mit dabei, Erinnerungen an Partys und damit viel emotionale Bindung. Aber ganz nüchtern betrachtet ist es trotzdem 21 mal Schöneberg. Und so schön das Thema auch ist, es nutzt sich ab, wenn man die Compilation konsequent durchhört.

Function - Green EP

Function – Green EP

Als ich damals die Ember EP von Function hörte, wusste ich ziemlich schnell, dass genau das die Art von Techno ist, die ich hören möchte. Das war vermutlich so 2012 herum. Jetzt schreiben wir 2023 und Function hört mit der Green EP nicht auf, diese verflixt entspannte Art von Techno zu produzieren. Soweit ich weiß, wohnt David Sumner jetzt nicht mehr in New York, sondern in Berlin.

Das würde auch den Track New Designation erklären, der einen mysteriösen Sound herumwabern lässt, der zu einem Rechenzentrum passen würde. Und dazu hört man eine Frauenstimme Zahlenreihen aufsagen, die zu den ominösen Zahlensendern passen würde.

Natürlich gibt es keine harten Grenzen zwischen Techno und Deep Techno. Der letzte Track Desire And Memory (Live Extraction) ist ein gutes Beispiel. Das Original ist auf der 2020 erschienen Subject F (Transcendence) zu finden, hat aber sehr wenig mit dieser Version zu tun. Außer in den Grundzügen, die sehr minimalistisch sind und demzufolge eine sehr monotone Version des Tracks entstanden ist.

Daniel Avery - More Truth

Daniel Avery – More Truth

Letzten November brachte Daniel Avery mit Ultra Truth sein letztes Album heraus. Das beinhaltete 15 Tracks und damit schien es nicht genug zu sein. Jetzt erschienen sieben Titel unter dem Namen More Truth, die es nicht auf das Album geschafft haben.

Und schon als der erste Titel Going So Low erklingt, fasse ich mir an den Kopf. Wer so einen Track als Überbleibsel abliefern kann, sollte sich keine Sorgen machen. Natürlich passte er konzeptionell weniger zum Album ist aber qualitativ ganz weit oben. Dieses Konzept setzt sich aber mit dem zweiten Track fort, schwingt dann ein bisschen in Richtung des originalen Albums, kehrt aber wieder zurück.

Während Ultra Truth mehr auf verträumte Klänge oder Drum & Bass setzte, ist die More Truth tanzbarer, ohne aber zu verleugnen, woher sie kommt. Ich vermute dass alle Tracks aus einer Zeit kamen, aber dann wurde nicht nach Qualität gefiltert, sondern wie stimmig die Tracks untereinander sind. Trotzdem ist die More Truth kein Gestückel, sondern die Tracks durften einfach nicht liegen bleiben. Sie waren aber zu viel für eine EP, zu wenig für ein Album. Zum Glück wurde daraus nicht eine Deluxe-Ausgabe der Ultra Truth.

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