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Was scharf macht

Jan 7
geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Heute war eher ein ruhiger Tag, zu blöd, dass ich seit gestern Halsschmerzen hab. Da tolle ich schon draußen herum, versorge meinen Körper abwechslungsweise mit Vitaminen und nun das. Vielleicht ist es nicht gut, beim Wandern verschwitzt eine Pause zu machen oder vielleicht vertrage ich diese neue trockene Heizungsluft nicht.

Deshalb ließ ich gestern den zweiten Wandertag ausfallen und machte statt dessen einen Ausflug nach Coburg. Egal welchen Weg man wählt, man fährt auf jeden Fall einspurig nach Coburg. Nettes kleines Städtchen, im Vergleich zu Bamberg etwas kleiner, aber in meinen Augen viel belebter. Am Ende lag es nur daran, dass ich gegen Mittag da war und sich Unmengen von Schülern durch die Gassen bewegten.

choen charfDa meine Zigaretten sich langsam dem Ende neigten, suchte ich einen Laden für Tabakwaren und andere gesundheitsschädigende Mittel auf. Während sich die Verkäuferin augenrollend mit einem Mann auseinander setzte, der einige Mühe hatte auf deutsch zu artikulieren, dass er Filter sucht, wurden meine Blicke von kleinen Fläschchen gefangen genommen. Aber dann war ich schon dran und schnappte meine Schachtel und zischte wieder ab. Jeder, der die Folge der Simpsons mit Homer und dem Clownscollege kennt, weiß, was dann in meinem Kopf vor sich ging. Also ging ich noch eine Runde, bis ich mit dem Satz „Das ging mir jetzt nicht aus dem Kopf…“ wieder im Laden stand. Wir fachsimpelten kurz und wenig später tauschten Ware und Geld ihre Besitzer und ich war stolzer Besitzer einer Flasche „Vicious Viper“. Laut Hersteller hat dieses Teil einen Schärfegrad von 250.000 Scoville Units und ist damit 50-100 mal schärfer als Tabasco (offensichtlich gibt es da Schwankungen). Klingt schon chön charf, aber um es auch mal nach oben einzuordnen – die Schärfe entspricht einem Achtel von Pfefferspray. Natürlich mußte die Sauce heute gleich für ein Chili con carne herhalten. Erstmal geschüttelt, dann mit einem Zahnstocher das Dosierungsloch gereinigt (das klebte noch das Dicke) – kurz an die Zunge getippt, ja – ist scharf. Und so verwandelten 8 Tropfen dieser – lt. Testbericht fruchtigen – Soße einen Topf voller Bohnen, Gehacktem und Paprika in ein schweißtreibendes Inferno. Auf jeden Fall sehr sparsam in der Dosierung.

Mit dieser Errungenschaft ging ich dann Richtung Parkhaus, als ich zwei Augen auf mich gerichtet sah. WerWieWoIch? Ich warf einen fragenden Blick rüber, der mit einem Lächeln beantwortet wurde. Ich grinste zurück und schaute gespielt desinteressiert in die Luft. „Der Herr mit den roten Schuhen…“ wurde ich begrüßt, was denn – kein „Wir wollen mit Ihnen über Gott und die Welt reden!“, „Haben Sie mal etwas Zeit für den Tierschutz?“ oder „Was tun Sie, um den schnabelschweifigen Zaunzwergspecht zu retten?“. Es versprach unterhaltsam zu werden.

Erstmal vorsichtig umgesehen, kein Tierschutz, kein Videoverleih, keine Partei oder Religion, was blieb also übrig – Menschenrechte. Na gut, mein soziales Gewissen nörgelt ohnehin schon seit einiger Zeit, dass ich mal was machen wollte. Von daher hatte Mareike ein leichtes Spiel, also nutzten wir die Zeit (wenn es nicht gerade um ernste Dinge ging) um herumzualbern. Ihr Kollege bemühte sich inzwischen verzweifelt einem korpulenten AOK-Führungsmitglied (wer trägt sonst eine Anstecknadel der AOK am Revers?) seine Ziele zu verkaufen – zwecklos. Wozu sollte man sich als Angestellter einer Krankenkasse für Menschen interessieren? Wir landeten dann beim Antragsformular und ich fing (mit Spielshowstimme) „Wir hätten hier ein Antragsformular, DIN A4, auf chlorfrei gebleichtem Papier…“. Mareike fing den Ball auf und machte weiter. Als ich bei der Unterschrift war, sagte sie vorher: „Ach so – hab ich dir gesagt, dass du jährlich eine Waschmaschine bekommst, die 5 Millionen kostet? Die buchen wir natürlich sofort von deinem Konto ab.“ Ich lachte und schaute sie fragend an. Sonst noch was? Kurze Pause. „Die ist natürlich kaputt“. Wieder eine kurze Pause. „DIE muss ich haben!“, meinte ich und setzte meine Unterschrift. 1:0 für mich, für einen Moment schaute sie etwas verdutzt. Sie schrieb mir noch ein fettes DANKE auf das Antragsformular, malte eine kleine Sonne darunter, erinnerte mich an Artikel 24 der Menschenrechte (das Recht auf Erholung und Freizeit) und wünschte mir noch einen schönen Urlaub.

veste coburgJetzt kam der kulturelle Teil des Tages – ich fuhr zur Veste Coburg. Da es sehr trübe war, konnte man zwar nicht die Aussicht genießen, aber das Museum innen war auch sehr interessant. Da die Burg Sitz des Herzogtums Sachsen-Coburg war, lauerte doch an jeder Ecke das sächsische Wappen und auch einen speziellen Lutherraum gab es, der sich ein halbes Jahr in der Burg aufgehalten hat. Da es mitten in der Woche war, hatte die Burg kaum Besucher und außer den Museumsangestellten hörte ich nur wie die Holzdielen unter meinen Füßen knarrten. Neben den normalen Austellung gab es noch mit Aquatinta eine Austellung über das gleichnamige Tiefdruckverfahren. Neben Beispielen wurde auch die Technik erläutert, ziemlich interessant. Die Zeit verflog und ich trudelte zum späten Nachmittag wieder daheim ein.

  1. tapatapatu tapatapatu

    Alles drin!

    Wehwechen, Drogen und Kultur. 😆

    Du bleibst unter Beobachtung.

    Herzlicher Gruß aus dem Münchner Outback

    Thomas

  2. seit wann rauchst du denn ???
    😯

    es grüessli us em züri oberland 😉

  3. Jan Jan

    Waaahnsinn – internationale Grüße hier. Also erstmal liebe Grüße aus Bamberch zurück!

    @tapatapatu – Den Gefallen kann ich nur erwidern, ich werd auch ein Auge auf dich (bzw. deinen Blog) haben.

    @loni – Genau kann ich das nicht sagen, ich vermute, seit einem der ersten warmen Tage im April.

  4. Dirk Dirk

    Gegen den Trend: Rauchen! tz
    (Ich dachte ich hätte mich verlesen)

  5. Dirk Dirk

    Nee, wenn dann Mai!
    Bei dem Besuch bei mir haste noch nicht geraucht.

  6. Jan Jan

    Na Dirk, darf ich deine Aussage korrigieren:

    Bei dem Besuch bei mir haste noch nicht geraucht.

    Ich nämlich etwas entnervt nach der ganzen Fahrerei bei dir angekommen, hatte gesagt, dass ich jetzt eine rauchen könnte und da hast du mir angeboten, auf dem Balkon zu rauchen, was ich abgelehnt hab und auch das ganze WE tapfer geblieben bin 😉

  7. Dirk Dirk

    Stimmt, wo du es so sagst! 😳

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