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Malta: Der tiefe Süden Europas

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Letztes Wochenende zog es uns in den Süden, tief in den Süden – nach Malta. Was macht Malta so besonders? Es ist ein europäisches Land mit arabischen Wurzeln. Das fängt bei der Sprache an, welche die einzige arabisch-stämmige Sprache der Welt ist, die lateinische Buchstaben benutzt. Aber man sieht nicht viele Moscheen, dazu war der Einfluss von Europa zu stark. Trotzdem strotzt die Insel mit Widersprüchen – Malta ist eine kleine Steueroase (z.B. haben alle „Mein Schiff“ ihren Heimathafen in Valetta) und trotzdem sieht man keine riesigen Bürotürme. Irgendwie sind die Straßen aber in einem sehr maroden Zustand. Aber dazu gleich…

Beginnen möchte ich mit der Vorgeschichte. Meine Frau hat sich gewünscht, zu ihrem Geburtstag zu verreisen. Also schaute ich nach, wohin man schnell von Nürnberg aus verreisen kann. Mir fiel auf, dass Ryanair direkt nach Malta fliegt – ich konnte zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Zum einen war Kriszta im Februar schon mal mit einem Kreuzfahrtschiff in Malta und war begeistert und ich wollte sowieso mal dahin. Also buchte ich Hin- und Rückflug für zwei Personen mit einem Koffer für unglaubliche 215 Euro (Freitag Nachmittag hin, Montag Abend zurück). Kriszta suchte uns ein Hotel raus und schon konnte dem Ganzen nichts mehr im Wege stehen.

M'dina, Rabat, Malta
In den Gassen von M’dina

Ich hatte Freitag und Montag frei genommen, sodass wir ganz entspannt starten konnten. Wir hatten einen Parkplatz in der Nähe des Flughafens mit Shuttleservice, wie es ihn in der Nähe jedes Flughafens gibt. Wir kommen an, Schranke geht auf, wir fahren rein – da wartet auch schon der Fahrer und als wir unten ankommen, sagt er: Es sind noch Leute da, die 14.45 Uhr angegeben haben und deswegen zuerst fahren müssen. Dass die erst 17.30 Uhr fliegen und wir schon eine Stunde eher, war dem Fahrer grad mal egal. Eingecheckt waren wir ja, nur noch der Koffer musste aufgegeben werden. Also quetschte sich Kriszta noch mit rein und fuhr mit der ersten Runde zum Flughafen. Während ich wartete, schrieb sie mir, dass der Koffer aufgegeben ist und sie auf mich wartet. Ungefähr 20 Minuten später war ich dann auch da.

Dann begann das Abenteuer „Fliegen mit Ryanair“. Wir liefen zum Sicherheitscheck und danach gleich zum Gate. Wollte hier niemand unseren Ausweis sehen? Ah, doch – direkt am Gate kontrolliert Ryanair Flugpapiere und Ausweise selbst. Wir hatten bis auf den Koffer keine Extras gebucht, sodass wir keine Platzauswahl usw. hatten. Beim Checkin hatten wir aber die Plätze 11A und 11B bekommen, zumindest zusammen. Nur hatte Platz 11A einen Mangel: Es gab kein Fenster. Der Flug ging 2,5 Stunden. In Kombination „kein Fenster“ und „schön warm“ wurde der Fensterplatz ein bisschen grenzwertig. Aber das war noch nicht genug.

Hochzeit, M'dina, Malta, Rabat
Hochzeit in der Kirche von M’dina

Wir kommen in Malta an, laufen zur Gepäckausgabe… während dessen lassen sich einige Asiatinnen, die mit uns geflogen sind, mit einem Lidl-Plakat fotografieren (ohne weiteren Kommentar). Wir schnappen unseren Koffer und gehen zur Schalter des Malta Public Transport. Hier kauften wir eine Buskarte für 7 Tage für unschlagbare 21 Euro pro Person. Wir fragen noch, welchen Bus wir nehmen müssen, um in die Stadt zu kommen. Welche Stadt denn? Na Valetta natürlich.

Achtung Stolperfalle! Wer denkt, dass dieser riesige Ballungsraum um Valetta herum die Stadt Valetta repräsentiert der irrt sich gewaltig. Für die Einheimischen ist die nächste Bucht eine ganz andere Stadt. Hätten wir dem Mann gesagt, wir wollen nach Sliema, hätten wir eine andere Auskunft bekommen. So mussten wir uns nicht wundern, warum der Bus der direkt draußen am Flughafen stand, uns mit dem gleichen Fahrer wieder direkt vorm Hotel begegnete. Die Busfahrt vom Flughafen nach Sliema dauert eine Stunde (für 10km!).

Mohn, Malta, Dingli
Wanderung an der Küste von Dingli

Die erste Hälfte war noch angenehm. Wir stellten den Koffer ab und nahmen Platz. Als wir bei Bombi umstiegen – Bus voll, ein halbe Stunde lang flog ich von einer Ecke zur anderen, in der einen Hand der Koffer in der anderen die Hand am Haltegriff. Ich war stinkesauer, als wir im Hotel ankamen. Wir hatten das Europa Hotel gebucht (2*) und waren erstmal angewidert, als wir das Zimmer betraten, es stank nach Rauch. Prinzipiell war es okay, bis auf Decke und Fußboden war das Zimmer neu. Zimmerwechsel war nicht möglich, da ausgebucht. Wir gingen noch schnell im Time Square (gleich um die Ecke) was essen und fielen ins Bett. Wir hatten eine Verbindungstür direkt zum Nachbarzimmer und konnten so prima hören, wie unsere Nachbarn heim kamen, zum Glück waren sie ruhig und gingen ohne großes Getöse ins Bett.

Ich will mich nicht groß über das Hotel beschweren, das Frühstück war okay, aber es machte keinen hochwertigen Eindruck. Dafür ist ÖPNV eine Katastrophe. In der Woche fahren die Busse aller 20 Minuten, am Samstag aller halben Stunden und sonntags stündlich. Das gilt zwar nicht für alle Linien, aber spiegelt den Durchschnitt wieder. Das Problem daran ist, dass fast ausschließlich Touristen mit dem Bus fahren. So wird aus schlechten Bedingungen unter der Woche eine Katastrophe am Wochenende. Wir fuhren zur Pembroke Park & Ride und warteten eine Viertelstunde, um vor einem vollen Bus zu stehen. Eigentlich wollte der Fahrer uns stehen lassen, aber wir quengelten und durften dann trotzdem mit. Ziel war die alte Hauptstadt Maltas Mdina. Es war sehr schön dort und wir „irrten“ lange durch die engen Gassen. Zwischendurch tranken wir noch einen Kaffee und aßen (glutenfreien) Kuchen.

Klippen, Gozo
Küstenwanderung auf Gozo

Als wir weiter fuhren, war es schon Nachmittag und wir fuhren nach Dingli an die Klippen. Hier sahen wir uns kurz um und wollten dann einen Wanderweg ausprobieren. Nächste Stolperfalle! Die Wanderwege auf Malta und Gozo sind schlecht bis gar nicht ausgeschildert bzw. an den entscheidenden Kreuzungen fehlt jeglicher Hinweis oder der offizielle Weg führt über Grundstücke, die mit „Private property – no trespassing!“ gesperrt sind. Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft, nach Siggiewi zu kommen. Das Wetter forderte uns einiges ab. Es war sonnig, aber mit 14°C und stellenweise sehr windig, was bedeutete ständig die Jacke an- und auszuziehen.

In Siggiewi nahmen dann den Bus zurück Richtung Valetta. In Msida mussten wir umsteigen, aber wir mussten etliche Busse passieren lassen, die zu voll waren, um zuzusteigen. Als wir wieder in Sliema waren, gingen wir schnell ins Hotel, duschten uns und zogen uns um. Schließlich war Krisztas Geburtstag und wir wollten noch essen gehen. Das kleine Restaurant nebenan war schon voll besetzt, als liefen wir etwas weiter ins Ta‘ Kolina. Dort bekamen wir noch einen Tisch, ich aß das Nationalgericht Hase in Knoblauchsauce und meine Frau nahm Bragioli (eine Art Hackbraten mit Schinken umwickelt). Satt und zufrieden liefen wir danach noch ein Stück und fielen dann todmüde ins Bett. Das Zimmer hatten wir nicht gewechselt, da es doch ziemlich ruhig war und wir keine Lust auf Experimente hatten.

Xewkija, Gozo
Blick auf Xewkija, Gozo

Den nächsten Morgen standen wir auf, schalteten das Licht an… bzw. wollten es anschalten, aber es blieb dunkel. Zum Glück hatten wir ein Zimmer mit Fenster zum Hinterhof, sodass wir ausreichend Licht hatten. Unten beim Frühstück gab es erstaunlicherweise alles bis auf Kaffee, heißes Wasser und Saft, die aus dem Automaten kamen. Wir fragten nach – die Antwort war überraschend. Offensichtlich schaltet auch hier die Regierung den Strom mal ab. Aber in der nächsten halben Stunde sollte alles wieder im Lot sein. Ich witzelte, dass der Strom genau dann wieder da ist, wenn wir mit Frühstücken fertig sind. So saßen wir bei Notstrombeleuchtung und Kerzenlicht. Und richtig – wir standen auf und gingen kurz raus, um das Wetter zu analysieren, da war der Strom wieder da.

Der Himmel war strahlend blau und wir machten uns auf den Weg nach Cirkewwa, wo die Fähre nach Gozo geht. Zum Glück ging von unserem Hotel der Bus direkt dahin, sodass wir die ganze Zeit sitzen konnten, während sich ab Valetta die Fahrgäste (Touristen) wieder um Stehplätze drängten. Das Fährterminal ist ein monströser Betonklotz und wirkt überdimensioniert. Schließlich geht die Fahrt nur ca. 30 Minuten. Ab dem Hafen führt ein Wanderweg die Küste entlang nach Xlendi. Laut Karte ist der Weg 12km lang – mit Verlaufen und Nachfragen (und ahnungslosen Antworten) machten wir 14km daraus. Aber die schöne Küste und der Blick nach Xewkija mit seiner riesig wirkenden Baptistenkirche entlohnte für alle Strapazen.

Valetta, Malta, Hafen
Der Hafen von Valetta

Von Xlendi nahmen wir den nächsten Bus Victoria. Eigentlich könnte man hier auch noch ein paar Stunden verbringen und die Stadt erkunden, aber wir mussten noch mit der Fähre zurück und dann noch über eine Stunde Bus fahren und es war schon 16.30 Uhr. Die Rückfahrt ging reibungslos (logisch – Busse waren wieder voll) und so kamen wir kurz nach 19 Uhr wieder im Hotel an. Nachdem ich von meinen Chicken Döner Wrap im Time Square so begeistert war, gingen wir zum Abendessen hin. Ich nahm einen BBQ-Burger und meine Frau probierte den Dönerteller. Burger (Fleisch schön locker und saftig) und Pommes waren top! Auch der Dönerteller ließ keine Fragen offen.

Für unseren letzten Tag hatten wir uns Valetta offen gelassen. Wir packten Koffer, gaben ihn an der Rezeption ab, liefen zur Fähre und fuhren durch die Bucht. Valetta kann zwar nicht mit Mdina mithalten, hat aber auch ihre Reize. Wir nahmen uns 3,5 Stunden Zeit einmal die Halbinsel hoch und wieder runter zu laufen und gleich mal den zentralen Busbahnhof zu inspizieren, wo wir später umsteigen mussten. Normalerweise liegt im Hafen mindestens ein Kreuzfahrtschiff, aber heute nur ein kleiner italienischer Flugzeugträger. Die „Mein Schiff“ lag im Dock und wurde von hässlichen Gerüsten umzingelt. Also der Ausblick in den Hafen war nicht so schön an dem Tag.

Valetta, Malta
Blick in die Gassen von Valetta

Nachdem wir Valetta erkundet hatten, nahmen wir die Fähre zurück, gingen nochmal auf eine Runde Burger / Dönerteller ins Time Square und schnappten dann den Koffer und fuhren zum Flughafen. Rückflug lief reibungslos, diesmal hatten wir Reihe 12 (Fenster!) und landeten pünktlich. Apropos pünktlich… bei Landung ertönt eine Fanfare und alle klatschen (also so wie bei Charterflügen damals). Ryanair macht danach Werbung, dass 90% der Flüge pünktlich ankommen.

Also Malta hat mir gefallen, auch wenn ich viele Punkte hatte, an denen ich mich extrem gerieben habe. Die vollen Busse, die maroden Straßen, die halb verfallenen Häuser, aber an jeder Ecke wird abgerissen und neu gebaut und trotzdem steht alles leer bzw. wird zu horrenden Preisen vermietet / verkauft. Ich würde aber nochmal dahin, schließlich warten noch Victoria und Comino mit seiner Blue Lagoon noch, entdeckt zu werden.

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