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Im Orbit März 2022

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 8 Minuten

Mit unglaublichen zwölf Releases ist die Ausgabe Im Orbit März 2022 ziemlich gut gefüttert. Bis vor wenigen Tagen waren sicherlich alle noch der Meinung einen sorglosen Frühling zu erleben mit gelockerten Maßnahmen und einer halbwegs friedlichen Welt.

Nicht zuletzt bleibt mir angesichts des Krieges in der Ukraine nichts anderes übrig, als in einem der besten Songs, die je geschrieben wurden, nach Trost und Hoffnung zu suchen und damit den Übergang zur Musik zu finden:

People in Eurasia on the brink of oppression

I hope it’s gonna be alright

‚Cause the music plays forever

Pet Shop Boys – It’s alright
The Bankle

The Bankle

Sind wir doch mal ehrlich. Gibt es einen Beschützer des Detroit-Sounds? Jemand der sich hinstellt und sagt: So etwas darf nicht veröffentlicht werden! Denn bisher hatte ich immer das Gefühl, dass man in eine Platte mit Detroit-Techno reinhören kann und nie geht etwas schief.

Mit dem Release The Bankle auf Infolines bin ich der Meinung, dass da noch mal jemand hätte drauf schauen sollen. Es klingt nicht schlecht, aber halt auch nicht gut. Gerade so, als ob die Platte etwas überstürzt fertig gestellt wurde. Kann aber auch nicht sein, denn ich habe Ende Januar die Musik bekommen und der Termin für die Platte ist der 4. März.

Wie schon beim letzten Release auf Infolines ist es wieder eine Compilation, an der diesmal Francois Dillinger, Remote Viewing Party, Mister Joshooa, Jeremy Kypta und ADMN mitgewirkt haben. Einzig der Track Five Conductor bringt die Stimmung rüber, die von so einem Release erwartet hätte. Der Rest ist für meinen Geschmack etwas zu eindimensional und flach.

Marc Romboy & Oniris - First Blush

Marc Romboy & Oniris – First Blush

Nachdem er letztes Jahr bereits mit Oniris auf der Compilation Music from space (Dimension A) zusammengearbeitet hat, kommt jetzt die neue EP von Marc Romboy auf seinem Label Systematic heraus. Man möchte fast fragen: Warum so sparsam? Denn eigentlich könnte die Platte etwas mehr als nur die zwei Tracks vertragen.

Das Original von First Blush baut sich langsam auf, wird aber intensiv, perfekt für die Clubatmosphäre. Nach dem Break geht es dann etwas ruhiger weiter, gerade richtig, um den nächsten Song zu bringen. Mit dem Remix von Extrawelt habe ich so meine Probleme. Der braucht ungefähr 45 Sekunden bis man überhaupt was hört und dann blubbert das Thema so bei halber Lautstärke herum, bis es dann ungefähr zur Hälfte richtig losgeht. Aber dann ist der Rest auch wieder zu kurz, um es für einen Mix zu nutzen.

Jonas Rathsman - Heartbeat

Jonas Rathsman – Heartbeat

Ich finde es interessant, wie Künstler die Pandemie verarbeiten. Die einen stellen sich die Party nach der Pandemie vor, die anderen verarbeiten ihre Phase während der Pandemie. Aber es gibt auch Künstler Jonas Rathsman, die in der Pandemie komplett ihre Kreativität verloren haben. Erst als es letztes Jahr die ersten Lockerungen gab und die Clubs wieder öffnen durften, kam seine Kreativität wieder.

Er bezieht sich dabei eher auf die Verbindung mit anderen Menschen. Und so fühlte er sich wieder mit seiner Kreativität verbunden. Diese Energie nutzte er für den Track Heartbeat. Das ist der erste Song, den er wieder produziert hatte, wo er sich wieder wie früher gefühlt hat.

Diese Energie spürt man sofort. Der Track hat gute Laune, zieht mit und lädt zum Feiern ein. Was mich auch noch sofort angesprochen hat, war das Cover. Eine grell leuchtende Plasmakugel mitten im Wald. Ziemlich gut gemacht, denn Jonas ist ein Allrounder und sorgt bei seinem Label Elements auf für das Coverartwork. Heartbeat erscheint am 11. März und ist hoffentlich der Auftakt zu mehr.

Joseph Ashworth - Stay

Joseph Ashworth – Stay

Als ich das erste Mal in das neue Album Stay von Joseph Ashworth reingehört habe, war ich sehr angetan. Es ist einfach die Mischung, die mich so angesprochen hat. Da sind Stücke ohne Beat, House und auch ein wenig Techno-House. Also für alle etwas dabei.

Stay wird am 25. März auf Josephs Label Sound Of Outside erscheinen. Dies ist dann bereits sein zweites Album. Eigentlich war kein Album geplant, aber es ergab sich die Möglichkeit für ihn mit einer KI zu arbeiten. Also nahm er 10 seiner unfertigen Tracks und ließ die KI sie vollenden.

Das Ergebnis ist auf der einen Seite faszinierend, weil hier modernste Technologie zum Einsatz kommt. Auf der anderen Seite ist es schon irgendwie gruselig wie bestürzend gut die Musik, die dabei herauskommt. Aber gut, der Einsatz einer KI muss ja noch lang nicht heißen, dass ihr komplett die Produktion überlassen wurde. Vielleicht hat sie nur Ideen geliefert und gelenkt.

Nico Stojan & Tooker - Frisbee

Nico Stojan & Tooker – Frisbee

Der Ansatz der nächsten Scheibe, über die ich sprechen möchte, stimmt mich doch mal positiv. Nachdem in letzter Zeit viele Platten dabei waren, die sich mit dem Künstler und seiner Zeit in der Pandemie auseinandergesetzt haben, heißt dieser Release Frisbee. Der Titel entstand, als Nico Stojan und Christopher Tooker an einem Nachmittag in einem Berliner Park Frisbee miteinander gespielt haben. Manchmal kann es so einfach sein.

Demzufolge klingt der Track nach frischer Luft, Sonne und einer schönen Zeit. Und wo Sonne ist, darf der Mond nicht fehlen. Aus diesem Grund findet sich auf der B-Seite der Track Luna, der während einer Mondfinsternis produziert wurde. Für ihren Release, der am 11. März auf Crosstown Rebels erscheinen wird, spricht die Band von einer Reise durch den Kosmos.

Aber ich sehe in den beiden Tracks eher den Wandel des Tages. Wenn Frisbee der Tag ist, stellt Luna die Nacht dar. Beide Tracks gehen in einander über, sind aber doch von der Idee her komplett verschieden.

Francesco Parente & Josh Kalker feat. David Blank - Lost In Paradise

Francesco Parente & Josh Kalker feat. David Blank – Lost In Paradise

Es gibt Momente, wo ich Künstler wie Francesco Parente & Josh Kalker beneide. Ich höre ihren Track Lost In Paradise und denke mir, dass es doch eigentlich komplett simpel aufgebaut ist. Bassdrum, Hihat, Clap, ein bisschen Bass rein, dann noch Synths und Vocals on top und fertig.

Und selbst sitze ich da, bastle einen Loop mit dem ich halbwegs zufrieden bin und frage mich, wie es weiter geht, weil es nach 30 Sekunden hören schon extrem langweilig wird. Und dann bin ich wieder bei Lost In Paradise, der nicht nur ein guter Partytrack ist, sondern auch noch die Spannung über 6 Minuten hält.

Tja, und wer das kann und vielleicht sogar noch eine tolle Stimme wie die von David Blank im Track zu haben, der braucht sich nicht wundern, wenn Hot Creations an die Tür klopft und den Release am 11. März rausbringen will.

Cristina Lazic - Burning EP

Cristina Lazic – Burning EP

Nach dem gerade erwähnten gibt es dann auch noch die Releases, wo es eigentlich fast egal ist, wie die Musik klingt, weil mir schon beim Lesen der Fakten der Mund offen stehen bleibt. Cristina Lazic ist Italienerin, die in London aufgewachsen ist, seit einem Alter von 6 Jahren Klavier spielt und komponiert.

Nach dem Start einer erfolgreichen Karriere als DJ wurde sie als Botschafterin von Pioneer DJ Italy um eine neue Generation zu inspirieren. Gleichzeitig ist sie Mitglied bei shesaid.so, einer Organisation für Frauen in der Musikindustrie und kümmert sich dort in einem Komitee um die Belange von Künstlern mit Kindern. Allein das klingt schon nach einem Vollzeitjob.

Aber nein, Cristina bringt jetzt mit der Burning EP am 18. März eine Platte auf Rebellion raus. Darauf sind drei Tracks enthalten, die Menschen in unterschiedlichen Stimmungen darstellen soll. Von Club, Freunde treffen bis zur Selbstreflexion. Auch wenn Burning eher der Partytrack sein soll, ist es doch eher für mich Jazzy Feeling.

Riton presents Gucci Soundsystem - Fuck Me Right

Riton presents Gucci Soundsystem – Fuck Me Right

Eigentlich ist mein Blog doch Safe for work. Von daher ist das F-Wort hier eigentlich tabu. Aber wenn die Platte nun mal so heißt? Also wozu um den heißen Brei herumreden, ich möchte über nächste Platte schreiben, die am 25. März auf Hot Creations erscheint.

Die Platte wird Fuck Me Right feat. DJ Funk & Vula heißen und von Gucci Soundsystem kommen. Hinter Gucci Soundsystem stehen Ben Rymer und Grammy-Gewinner Riton. Beide haben zusammen einen Club betrieben und schon etliche Platten veröffentlicht und jetzt soll es halt wieder eine als Gucci Soundsystem sein.

Die Stimme hinter dem Track kommt von Vula, die hauptsächlich für ihre Vocals bei Basement Jaxx bekannt ist. Aber genug der Vorschusslorbeeren, denn der Track ist die personifizierte Partyatmosphäre. Wenn ich jetzt nur noch drauf kommen würde, woher ich das „You used to…“ kenne? Nach einigem Grübeln bin ich bei N.U.K.E. und deren Track You! gelandet. Aber im Original dürfte das Teil von Ralphi Rosario aus dem Jahr 1987 kommen.

Bar.ba & Odagled - Festival EP

Bar.ba & Odagled – Festival EP

Beim nächsten Release, der am 11. März auf Renaissance Records erscheint, finde ich die Hintergrundgeschichte interessant. Bar.ba und Odagled trafen sich auf Pablo Bolivars „Seven Villas“. Der Name stammt von sieben Dörfern im Osten von Cantabria. Dort wuchs Pablo Bolivar auf und machte den Namen zu einer Plattform für aufstrebende Junge Künstler.

Dort lernten sich die beiden kennen und legten im Studio von Odagled in Spanien den Grundstein für die Festival EP. Danach ging der Track nach Bergamo zu Bar.ba, wo er sein Finish erhielt. Damit aus einem einzelnen Track eine EP wird, müssen noch mehr Tracks dazukommen. Also gibt es noch einen Remix von Sasha Carassi, der einen mehr cluborientierten Fokus hat.

Zum Abschluss bat Renaissance Records noch um einen weiteren Remix, also erstellte Bar.ba noch einen Breakbeat-Remix. Insgesamt wirklich guter Sound, nur beginnt das gestrechte Vocal nach einer gewissen Zeit enorm belastend zu werden. Richtig gut, passt es eigentlich nur in besagtem Breakbeat-Mix.

Seth Troxler & Jaden Thompson - Talking Walls

Seth Troxler & Jaden Thompson – Talking Walls

Wie gehe ich am besten mit der nächsten Scheibe um? Sie kommt von Jaden Thompson & Seth Troxler und heißt Talking Walls. Wäre Jaden Thompson in seinem Studio geblieben und hätte sich gefragt, was die Wände erzählen würden, wäre die Platte richtig gut geworden.

So hat sich aber Seth Troxler mit dazu gesellt und aus den sprechenden Wänden ein Geisterhaus gemacht. Es tut mir schon fast leid um den Track, weswegen auch die Dub-Version mit Abstand die beste Version der Platte ist.

Ich weiß, Geschmäcker sind verschieden, aber könnte sich bitte mal jemand melden, dem dieser Track gefällt? Offensichtlich scheint er bei Crosstown Rebels ein offenes Ohr zu finden, denn dort erscheint der Release am 25. März, rechtzeitig für die Premiere am 27.3. im fabric, wo die beiden auftreten werden.

Grigoré - Siberia EP

Grigoré – Deepest Thoughts EP

Jetzt brauche ich zum Ausgleich eine Scheibe, die mich beruhigt, deren Künstler oder Idee mich fasziniert oder alles zusammen. Wenn ich die Deepest Thoughts EP höre, fällt mir vieles dazu ein. Der Kontext zu dieser EP ist für Grigoré seine Kindheit. Und ich stelle mir in diesem Zusammenhang die Frage, ob wir jemals aufhören, Kinder zu sein.

Als Kinder wollten wir alles verstehen, warum es regnet, warum die Sonne scheint. Und an einem gewissen Punkt blicken wir zurück auf unsere Kindheit und fragen uns, wie naiv wir gewesen sind. Und was aus dem Kind geworden ist, was damals so viele Fragen gestellt hat. Vielleicht wohnen wir auch nicht mehr dort, wo wir aufgewachsen sind und erinnern uns deshalb auch an Orte, Personen, Ereignisse.

Und das sind schon mal eine ganze Menge Gedanken für die Scheibe von Grigoré, die am 25. März auf Renaissance Records erscheint. Für mich fällt es schon schwer, den Stil der Platte zu greifen. Electro, Tech House, auf jeden Fall irgendwo zwischen schönem warmen Groove und den aktuell noch klirrend kalten Nächten.

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