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Von Toronto nach Tobermory

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Im ersten Teil unseres Reiseberichtes kommen wir in Kanada an und durchlaufen den Immigrationsprozess. Nach Übernahme des Mietwagens fahren wir zu den Niagarafällen, dem St. Jacobs Farmers‘ Market und nach Tobermory.

Einreise in Kanada

Das notwendige eTA war schnell erledigt. Im Gegensatz zum US-amerikanischen ESTA muss man hier wenige Fragen beantworten und ist mehr oder weniger im Sekundentakt genehmigt. Aufwändiger und mehr Sorgfalt sollte und muss man auf ArriveCAN verwenden.

ArriveCAN ist eine App, die einen auf den Immigrationsprozess vorbereiten soll. Hier werden noch mal alle Passdaten abgefragt und dann geht es letztlich um den aktuellen Impfstatus. Ich habe mich entschlossen, die Einträge aus dem Impfausweis einzuscannen, da ich mir dachte, dass unser EU-Barcode nicht viel helfen wird. Bei Kriszta standen ihre drei Impfungen untereinander, bei mir waren sie auf zwei Seiten verteilt. Deswegen war ihr Status: „Immunisiert“, während meiner „Geimpft (bitte suchen sie einen Beamten auf)“ meldete. Hätte ich damals schon gewusst, was uns erwartet, hätte ich da mehr Zeit reingesteckt.

Der Leuchtturm von Tobermory
Der Leuchtturm von Tobermory

Unser Flug nach Toronto verlief reibungslos. Wir starteten pünktlich in Frankfurt und waren sogar etwas vor der geplanten Zeit da. Nach der Landung war der übliche Ablauf. Das Flugzeug kommt zum Stehen, alle springen auf und holen ihre Sachen raus. Aber es passiert eine Viertelstunde lang nichts. Danach folgt die Durchsage des Kapitäns, dass der Flughafen überlastet ist und wir „nur wenige Minuten“ warten müssen. Wir sollen noch mal Platz nehmen.

Nachdem wir insgesamt eine Dreiviertelstunde gewartet haben, darf die Business-Klasse den Flieger verlassen. Eine Viertelstunde später dann die Premium Economy. Erst nach 1,5 Stunden verlassen wir das Flugzeug. Wir beeilen uns zur Immigration zu kommen und landen in einer langen Schlange vor einer Menge Computerterminals. Nach einer Viertelstunde wissen wir, wozu die da sind. An den Terminals erhalten wir einen Ausdruck, wo oben genannter Impfstatus vermerkt ist. Hätte man einfacher haben können, indem man WLAN nutzt und jetzt nur die App vorzeigt. Aber gut, weiter zur nächsten Schlange.

Wir müssen wieder viele Minuten warten, bis ein Officer feststellt, dass ich an einen Schalter gehen muss, wo manuell mein Impfstatus geprüft wird. Unterm Strich haben wir drei Stunden gebraucht, um das Theater hinter uns zu bringen. Würde jeder einen Ausdruck und einen Barcode der App vorzeigen, könnte man sich die Hälfte der Zeit sparen.

Steinplatten bei Tobermory bei wolkigem Wetter
Bei wolkigem Wetter lohnt sich Tobermory nicht

Also machen wir uns schnell auf den Weg zur Autovermietung. Die ist im Terminal 1 und wir nehmen den Verbindungszug. An irgendeiner Stelle interpretieren wir die Schilder falsch und verlaufen uns im Stockwerk. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass es nicht so schwer war, wie wir dachten. Aber der Immigrationsprozess hat uns doch ganz schön fertig gemacht. Zum Glück ist die Schlange kurz und wir übernehmen einen Hyundai Sonata.

Wir werden gut beraten und der ältere Herr, der sich um die Kunden in der Garage kümmert, versucht uns zu helfen, wie wir Richtung Niagarafälle zu fahren haben. Rechts raus, zweite links und dann den grünen Schildern auf den Queens Highway folgen. Wir fragen nach, dass wir keine Mautstraßen nehmen wollen. Nein, die würden auffallen, weil die Schilder blau sind. Highways sind alle grün. Wir fahren raus, biegen rechts ab und bei der nächsten Kreuzung sind alle Schilder blau. Was uns der gute Mann nicht gesagt hat, dass die Schilder der Stadtautobahn auch blau sind, aber das Fahren hier nichts kostet – außer Nerven.

The Grotto bei Tobermory
Schwer, aber gelungen – ein Bild bei The Grotto ohne Menschen

Kriszta hat die Offline-Karten bei sich auf dem Smartphone installiert. Wir fahren auf den nächsten Parkplatz, richten alles ein und schon haben wir die passende Strecke gefunden. Im Grunde hatte der Mann recht, nur wir haben uns abschrecken lassen. Erste Regel, die wir in Kanada lernen: Tempolimit ist was für Weicheier. Selbst mit 10 km/h plus ist man die Schnecke auf der Straße.

Niagarafälle

Kurz vor den Niagarafällen werden wir vom Highway heruntergeleitet, Straße ist wegen Arbeiten an der Fahrbahnmarkierung gesperrt. Zum Glück sind es noch ca. 5km und wir zuckeln durch dunkle, verlassene Straßen bis zum Hotel. Nach dem Einchecken erkundigen wir uns nach dem Weg zu den Niagarafällen, die wir unbedingt noch nachts mit Beleuchtung sehen wollen. Es beginnt mit „Sie fahren die Straße runter…“. Wir unterbrechen schnell mit der Ankündigung, dass wir als Europäer doch lieber laufen. Im Prinzip der gleiche Weg nur ohne Parkplatz suchen.

Niagarafälle auf der US-amerikanischen Seite
Niagarafälle auf der US-amerikanischen Seite

Es ist noch angenehm warm und wir schauen uns das Lichtspektakel an, das über einzelne Farben bis zum Regenbogen alles zeigt. Da es mittlerweile Mitternacht ist und wir damit schon seit 24 Stunden munter sind, wird es Zeit ins Bett zu gehen.

Wir gehen den ersten Tag ruhig an. Erst mal etwas ausschlafen, frühstücken und dann noch mal zu den Wasserfällen laufen. Wir laufen die gesamte Strecke fast bis zum Wasserkraftwerk bis vor zur Brücke, wo es auf die US-amerikanische Seite geht. Ein Kollege meinte, dass er die Wasserfälle nicht so spektakulär findet. Für die USA-Seite kann ich das nur bestätigen. Aber die Wassermassen, die sich auf der kanadischen Seite herunterwälzen, sehen schon beeindruckend aus.

Niagarafälle auf der kanadischen Seite
Niagarafälle auf der kanadischen Seite

Nach dem Wasserfall laufen wir noch etwas durch die Straßen. Man muss sich den Ort vorstellen, wie ein kleines Las Vegas mit Wasserfall. Jede Menge Hotels und dann eine Straße mit ganz viel Rummel. Mit Natur hat das relativ wenig zu tun. Aber trotzdem wollten wir das mal gesehen haben, wenn wir schon mal da sind.

St. Jacobs Farmers‘ Market

Kurz vor dem Mittag checken wir dann im Hotel aus und machen uns auf den Weg Richtung Norden. Unsere Wettervorhersage hat schon gemeldet, dass es heute ein regnerischer Tag werden soll. Bei den Niagarafällen ist noch schönstes Wetter. Je weiter wir fahren, um so wolkiger wird es. Plötzlich sehen wir eine dunkle Front auf uns zukommen.

Damit wir nicht die ganze Zeit im Regen fahren, steuern wir die nächste Raststation an. Kaum sind wir auf dem Parkplatz angekommen, bricht ein Platzregen los. Es stürmt, Pappschilder, Kartons und anderer Müll fliegt waagerecht an unserem Auto vorbei. Wir stellen das Auto so ab, dass die Heckscheibe in Windrichtung zeigt. Damit wollen wir vermeiden, dass uns etwas die Frontscheibe zerschlägt. Wir bleiben noch 10 Minuten im Auto sitzen, bis sich der Sturm legt und der schlimmste Regen vorüber ist. Danach schauen wir uns um, essen etwas und während wir sitzen und essen, kommt schon wieder die Sonne zum Vorschein.

Felsen auf Flowerpot Island
Von links betrachtet sieht der eine Felsen auf Flowerpot Island wie ein Gesicht aus

Wir setzen unsere Reise fort. Nach ein paar Kilometern gibt unser Autoradio merkwürdige Töne von sich. Es ertönt eine Stimme, wie aus einem 1950er-Jahre-Radio. Der Notfallsender warnt vor schweren Gewittern, Stürmen bzw. Tornados. Ja, das haben wir auch gemerkt. Wie wir später im Fernsehen mitbekommen, hat es weiter östlich etliche Zerstörungen und Tote durch einen Tornado gegeben, der für lange Stromausfälle gesorgt hat.

Das schlechte Wetter ist durchgezogen, die Sonne scheint wieder dauerhaft und wir suchen uns einen Parkplatz nahe dem Gebäude mit dem St. Jacobs Farmers‘ Market. Die Marktstände sind mehrheitlich von Mennoniten betrieben. Mennoniten sind deutsche Auswanderer, die ähnlich wie die Amish ihre Traditionen bewahren und etwas konservativ der Technik gegenüberstehen.

Wir schauen uns um, probieren hier und da ein paar Leckereien aus und kaufen schließlich noch etwas Ahornsirup zum mitnehmen. Nach dem Markt machen wir uns auf den langen Weg nach Tobermory. Die Straße führt nahezu die verbleibenden 150km geradeaus und man kann stellenweise meilenweit die Straße bis zum Horizont verfolgen.

Tobermory

Als wir in Tobermory ankommen, spüren wir, dass es schon kühler ist, als im Süden. Wir beziehen unser Zimmer im Harbourside Motel. Die Heizung läuft auf Hochtouren und es ist bullig warm im Zimmer. Wir lüften erst mal aus und genießen den Ausblick aus dem Zimmer auf den Hafen. Am Abend machen wir einen kleinen Spaziergang, ich hole mir eine Pizza von der Pizzeria Della Rocca gegenüber im Hafen.

Der Hafen von Tobermory bei morgendlichen Sonnenstrahlen
Unser Blick auf den kleinen Hafen von Tobermory am Morgen

Wir bleiben zwei Nächte in Tobermory und haben somit jetzt einen ganzen Tag Zeit. Wir nutzen die Zeit, fahren einige Buchten an und machen ein paar Küstenwanderungen. Interessant in dieser Region sind die Steine, die wie riesige, flache Platten in den Lake Huron hineinreichen. Bei Sonnenschein leuchtet das Wasser hier türkisfarben wie in der Südsee.

Mittags steuern wir den Foodtruck Tacomory an und stärken uns, bevor es am Nachmittag auf eine weitere Runde zu The Grotto geht. Obwohl man den Parkplatz im Vorfeld buchen muss, sind die wichtigsten Punkte überlaufen. Kein Wunder, da es ein langes Wochenende mit Feiertag am Montag ist. Die ganze Zeit schauen wir ungeduldig auf das Wetter. Es ist stark bewölkt, aber die Wolken lösen sich langsam auf. Wir sind uns unsicher, ob wir am nächsten Morgen den Ausflug zum Flowerpot Island machen sollen. Ich lege im Laufe des Tages einfach fest, dass es morgen schön werden muss und wir den Ausflug machen. Wir buchen gleich die erste Fähre am nächsten Morgen.

Karibikfeeling auf Flowerpot Island
Türkisfarbenes Wasser und einzigartige Felsformationen auf Flowerpot Island

Am Morgen bevor unsere Fähre geht, machen wir noch einen Abstecher zum Leuchtturm, den wir dann später auch vom Schiff aus sehen. Zum Glück gelingen uns noch schöne Aufnahmen von den Gesteinsformationen von Flowerpot Island, denn als wir dort ankommen, lassen sich jede Menge Menschen damit ablichten. Obwohl wir in aller Ruhe gelaufen sind, sind wir dann schon fertig. Eigentlich sollten wir die 14 Uhr Fähre zurück nehmen, aber so erwischen wir schon die Fähre um 12 Uhr.

Unsere Reise geht weiter durch den Algonquin Provincial Park nach Shawinigan.

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