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Frühlingsnotizen

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

MännerschlussverkaufSamstag Morgen gegen 8 Uhr – Ich bin beleidigt, weil mein Körper ernsthaft daran interessiert ist, aufzustehen. Ich bitte mir etwas Ruhe aus, denn schließlich bin ich erst gegen 2 Uhr ins Bett gegangen. Gegen 10 Uhr wache ich wieder auf, könnte immer noch liegen bleiben, lasse mich aber vom Sonnenschein herauslocken. Ich frühstücke und mache gleich danach einen Spaziergang, ein Besuch bei der Apotheke, das Bremspedal für mein übereifriges Immunsystem holen. Eine schöne Tasse Kaffee noch danach und etwas Spielen üben.

Gegen 18 Uhr brechen wir dann Richtung Stadt auf, um auf dem Marktplatz dem mittelalterlichen Treiben beizuwohnen. Die Atmosphäre ist unpassend – 2 horizontal vernagelte Bretter verhindern gerade mal den Blick nach draußen. Unübersehbarer Charme von Karstadt, Müller und Douglas zum Greifen nahe. Es werden die üblichen Waren feilgeboten, der Andrang ist schwach bis aussichtslos. Wir entschließen uns zu Spanferkel im Brot, sehr lecker, aber auf die Dauer nur mit viel Getränk herunterzuspülen. Während des Essens schauen wir dem Treiben auf der Bühne zu, wo eine drittklassige Kombo trötet und trommelt, während eine Frau zur Belustigung aller dazu schier ausrastet. An anderer Stelle zeigt ein Ritter, dass Gerstensaft den Drang hat, den Körper zu verlassen, egal aus welcher Körperöffnung. Zwei Sachsen fangen am hellerlichten Tage an, vom mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Dresden zu träumen…

Wir ziehen von dannen, ich war mächtig enttäuscht und machen uns auf den Weg auf den Michelsberg, wo das Galli-Theater seinen Sitz hat und wir einen zweiten Versuch unternehmen wollen, das Stück „Seele oder Silikon“ zu sehen. Wir betreten das Theater, nur merkwürdigerweise steht dort „Männerschlussverkauf“ auf dem Programm. Statt Galli-Theater steht dort auch „Theater am Michelsberg“ als Inhaber. Das Stück klingt trotzdem sehr unterhaltsam und wir gehen zuvor noch einen Espresso trinken. Das Stück ist fantastisch, sowohl von Schauspiel, als auch besonders von Gestik und Mimik. Das Stück macht die Schlappe vom Nachmittag wieder wett und wir quatschen daheim noch ein wenig, bevor wir noch „Das Leben ist schön“ ansehen. Zugegeben ziemlich schwere Kost zum Abend, aber auch ein verdammt guter Film.

Der nächste Morgen beginnt mit dem ganz leisen Klingen der Kirchenglocken, die versuchen durch zu Dachfenster zu dringen. Ich mache das Fenster einen kleinen Spalt auf, lasse Rachel Goswell im CD-Player laufen und draußen hört man die Vögel zwitschern. Der Frühling drängt mit aller Macht ins Schlafzimmer und kitzelt uns an der Nasenspitze. Eine ganze Weile halten wir dem stand und stehen dann doch zum Frühstücken bei Sonnenschein in der Küche auf. Ich brüte dann noch eine ganze Weile vor dem Rechner und einer Tasse Kaffee vor mich hin, bevor ich in den Keller gehe und dort mein Fahrrad auf Hochglanz poliere, neu öle und schmiere. Nur das Einstellen der Bremsen nach dem Umzug treibt mich fast eine Stunde in die Verzweiflung. Ich komme entnervt wieder hoch, die Hände schwarz und fettig und überlege, womit ich den Rest des Nachmittags verbringen könnte. Ein Blick auf die Karte zeigt als näheres Ziel: Schloss Greifenstein. Die Fahrt dahin ist herrlich, Täler mit kleinen Dörfern aus deren Mitte ein Kirchturm ragt, 18% Steigung rauf und wieder runter. Rüedi kämpft und schafft es auch. Ich komme gerade rechtzeitig, um die nächste Führung durch das Schloss mitzunehmen. Die Abteilung der Waffen ist uninteressant, ich erhoffe mir eher einen Blick vom Turm, muss aber erfahren, dass der Turm zu den Privaträumen der Familie von Stauffenberg gehört und damit nicht besichtigt werden kann. Also muss ich mit einem langem Gang voller Geweihe vorlieb nehmen. Einziges Highlight war die Bibliothek mit sehr sehr alten Büchern. Nach der Führung drehe ich noch eine kleine Runde um das Schloss. Es ist unheimlich und in Kombination mit den 300-jährigen Linden, die den Weg zum Schloss säumen, herrscht eine Atmosphäre, wie ich sie aus dem Spiel „Dark Seed“ kenne. Na hoffentlich bekomme ich nicht die nächsten Tage Kopfschmerzen…

Schloss Greifenstein Schloss Greifenstein

Hinweis für die, welche das Adventure nicht kennen: Es geht um eine Person, die eines Morgens mit höllischen Kopfschmerzen aufwacht und innerhalb von 3 Tagen das Rätsel der dunklen Parallelwelt lösen muss, um das Schlüpfen des Aliens aus dem Kopf zu verhindern.

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