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Stress für Schutzengel

Jan 9
geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Der Donnerstag fing doch so schön an. Im Normalfall endet meine morgendliche Parkplatzsuche damit, dass ich nochmal ein paar Minuten bis zur Firma laufen darf. An dem Morgen bekam ich direkt einen Parkplatz vor der Firma. Ist ungefähr wie ein 6er im Lotto. Und es ging auch noch genauso gut weiter. Der Speiseplan versprach eine Hackfleisch-Lasagne zum Mittag und bis zum Mittag konnte ich eines meiner letzten kniffeligen Probleme lösen. Also konnte ich am Nachmittag ganz beruhigt ins Auto steigen und zum Klavierunterricht fahren. Danach wollte ich nochmal auf Arbeit und etwas für den nächsten Morgen vorbereiten.

Das Klavierspielen lief mittelmäßig bis schlecht, aber angesichts des Stresses der vergangenen Tage war das auch kein Wunder. Ich sprang danach ins Auto und wollte wieder auf Arbeit, als mein Handy klingelte… Am anderen Ende meine Vermieterin, die mich mit den Worten begrüßte „Es hat im Haus gebrannt!“ Erste Schrecksekunde. „Aber ihrer Wohnung ist nichts passiert, es war im Keller.“ Wieder Aufatmen. „Sind Sie in Bamberg? Können Sie mal herkommen, die Feuerwehr möchte in ihre Wohnung, um zu sehen, ob Rauch in ihrer Wohnung ist.“ Klar doch, kein Problem. Irgendwie ging mir alles zu langsam auf dem Weg zur Wohnung, ich hatte ja keine Ahnung, was mich erwartete und wie schlimm es war.

Als ich ankam, standen zwei Löschzüge vor dem Haus und die Feuerwehrmänner quatschten miteinander. Ich warf einen Blick in Keller. Der Heizungskeller schwarz und die Unterseite der Treppe rußgeschwärzt. Ich ging mit dem Chef der Feuerwehr zur Wohnung hoch und wollte aufschließen, was irgendwie nicht klappte, weil der Schlüssel nicht mehr ins Schloss passte. Bei einem zweiten Blick fiel mir auf, dass das Schloss verdächtig schräg und angeschrammt aussah. Jetzt rückte der Feuerwehrmann mit der Sprache raus. „Wir wollten schon aufbrechen, als wir erfuhren, dass Sie kommen.“ Prima, kann man nicht sowas vorher sagen oder wollte der mich dumm dastehen lassen? Er ging seinen Koffer in aller Ruhe holen (10 Minuten war er weg) und ich erfuhr inzwischen, was passiert war. Im Zuge der Hausmodernisierung sollten die alten Öltanks herausgeholt werden, da ja letzten Herbst die Gasheizung installiert worden war. Der beauftragte Schrotthändler war aber so clever, die Öltanks mit einer Flex zu zerschneiden. Soviel Dummheit muss natürlich bestraft werden. Inzwischen kam noch einer von den Stadtwerken und prüfte, ob die Gasleitungen beschädigt wurden sind. Es gab Entwarnung – kein Gasleck vorhanden. Wahrscheinlich würde dann das Haus auch nicht mehr stehen. Nach Aussagen der Feuerwehr würde es aber kein warmes Wasser geschweige denn Heizung geben.

Der Ausbau des Schlosses dauerte ungefähr zwei Minuten und endete mit den Worten „Da müssen Sie den Schlüsseldienst kommen lassen oder sich selbst ein neues Schloss einbauen.“ Ich war von dem Wort „Schlüsseldienst“ dermaßen benebelt, dass mir mehrstellige Summen um den Kopf tanzten. Die Option fiel also aus. Ich stand also einen Moment bedeppert da, als der Chef der Feuerwehr anfing: „Also das ist jetzt ein wenig blöd, ich weiß, aber ich betreibe noch nebenbei einen Schlüsseldienst.“ Wie praktisch – erst als Feuerwehrmann Schlösser knacken und dann gewerblich gleich ein Neues einsetzen. „Wir hatten ja von der Polizei den Auftrag, die Wohnung zu öffnen, als wir erfuhren, dass Sie kommen.“ Vor meinem geistigen Auge spielte sich ein Dialog der Vetternwirtschaft ab. Ich fragte, ob der Einbau von der Versicherung (welcher auch immer) getragen wird. Das Ja klang überzeugend und ein neues Schloss wurde eingebaut. In der Zwischenzeit wurden Bad, Flur und Küche gelüftet, sodass der Rauch abgezogen war. Mir wurde ein Betrag von knapp 30 Euro genannt – nur das Schloss, keine Einbaukosten. Klar, Anfahrtskosten konnte er ja schlecht berechnen.

Nachdem alles erledigt war, fuhr ich nur noch auf Arbeit, schaltete meinen Rechner aus, erzählte meinen Kollegen die Geschichte, die dann auch gleich den Kopf schüttelten. Als ich wieder daheim ankam durfte ich glücklicherweise erfahren, dass warmes Wasser und Heizung doch wieder gingen, bis auf die Mieterin, welche die Wohnung über dem Heizungskeller bewohnt, dort wären zuführenden Heizungsrohre geschmolzen. Ein Mann von der Gebäudeversicherung war auch schon da und versprach, Montag Mittag nochmal vorbeizuschauen. Er warf einen Blick in meine Wohnung und sah sich die Sauerei um die Tür herum an, wo sich der Ruß an Türrahmen und Richtung Decke breit gemacht hatte. Als sie weg waren, nahm ich erstmal ein Bad und lüftete die gesamte Nacht Flur und Bad, da der Gestank von verbranntem Öl unerträglich war.

Den nächsten Tag erfuhr ich, dass es eine kleine Diskussion im Haus gegeben hat, da die für die Entfernung der Öltanks beauftragte Firma den Auftrag weitergegeben hatte und der Ausführende nur eine Gewerbeversicherung für landwirtschaftlichen Betrieb besaß.

Nachdem ich gestern wieder auf Arbeit war, kamen heute die Reinigungsarbeiten für die Wohnung dran. Vormittags durfte ich den Abwasch nochmal machen und alle Regale putzen. Und gerade bin ich mit dem Bad, sowie dem Wischen von Küche, Bad, Flur und Treppen fertig. Überall nur schwarz, aber endlich kann hier wieder was anfassen, ohne schwarze Finger zu bekommen. Bin mal gespannt, wann die Rechnung vom Schloss kommt und wem ich die aufs Auge drücken kann.

  1. Das ist sowas von Scheiße, diesen Ruß wegzuputzen… ich hab noch nach Jahren Ruß in meiner CD-Sammlung. Von einigen Büchern ganz geschwiegen.
    Allerdings war der Brand in meinen Räumlichkeiten… 😕

  2. Thomas Thomas

    Servus! Schon was gehört? Kriegstes von der Vermieterin zurück?
    Tapetenwechsel, … äh Quatsch Themenwechsel: Hast bestimmt Rajko´s Mail gelesen, wie sieht´s bei Dir aus? Wenn Janine kann, bin ich auf jeden Fall am Start! 😛

  3. Jan Jan

    @Loco: Zum Glück ist der Rauch nicht ins Wohnzimmer gezogen, sonst hätte ich hier auch putzen können. So blieb meine CD-Sammlung verschont. Es hat aber gereicht…

    @Thomas: Ich hab noch keine Info. Gestern war jemand von der Gebäudeversicherung da, der sich die Sauerei angesehen hat. Und außerdem bräuchte ich dazu erstmal eine Rechnung für das Schloss 🙄
    Terminlich spricht erstmal nix dagegen, dass ich bei dem Grillevent nicht mit von der Partie bin!

  4. die Tanzfee die Tanzfee

    😯 Muss ja furchtbar sein, so eine Nachricht. Werde immer schon ganz hibbelig, wenn ich von einem Brand in der Nachbarschaft höre, sogar noch im Nachhinein…

    „Terminlich spricht erstmal nix dagegen, dass ich bei dem Grillevent nicht mit von der Partie bin!“ –> ❓ Doppelte Verneinung beabsichtigt?

  5. Dirk Dirk

    😯
    Man, man, wohl nochmal gut gegangen.

  6. Jan Jan

    Mh, wo ist denn mein Kommentar hingekommen? Ich hatte hier doch schon mal was geschrieben…

    Also nochmal für die liebe Tanzfee in klarem, gut verständlichen Hochdeutsch: „Ich tue mitkommen tun.“ 😈

    Und den Dirk… ja, den Dirk seh ich ja schon nächstes Wochenende wieder!

  7. Dirk Dirk

    „Ich bin schon ganz Feuer und Flamme“ würde jetzt wohl komisch klingen,oder? 😆

  8. Ach Du meine Güte, ich werd nicht mehr. Mit ner Flex an die Öltanks … ok, nicht jeder hat entsprechend Sägen dabei udn die Flex geht bei Metall am schnellsten. Aber Öltanks? Wie doof ist das denn?

    Aber wenigstens ist Deiner Wohnung nichts schlimmeres passiert. Hätte noch mehr passieren können (nur mal an die Gasheizung denke).

  9. Jan Jan

    Hallo Klaus, ich sehe das genauso wie du. Aber die Alternative „Säge“ wäre wirklich zwingend notwendig gewesen und wenn ich an die 4-5 verschlissenen Flexscheiben denke, die vor dem Keller lagen, kann man nicht unbedingt sagen, dass er sich nicht ausreichend vorbereitet hätte. Also eine Metallsäge wäre bei dem Verschleiß aus drin gewesen!

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