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Das Märchen von Prinzessin Megapixel

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Anfang 2012 – Kriszta ist mit ihrer kleinen Kamera (Canon Ixus 90 IS) unzufrieden, weil sobald nicht strahlend blauer Himmel ist, werden die Bilder schnell verwackelt und unscharf. Also folgten wir einigen Angeboten, die mich in den nahegelegenen Elektronikgroßmarkt führten.

Auf den ersten Blick sieht man: Die Kamerahersteller übertrumpfen sich im Bereich Megapixel (12 MP und mehr) im Bereich der Kompaktkameras. Schon nach einigen Testbildern wird mir klar – mit der normalen Einstellung muss man jedes Motiv in der Natur bitten, sich mal für einen Moment nicht zu bewegen, da sonst nur Matsch auf den Bild zu sehen ist. Auch das Auswählen des Sportprogramms bringt nur mäßige Besserung. Nach einigen Minuten in den Einstellungen der Kameras entdecke ich in einer Ixus eine Einstellung für sehr bewegte Motive. Der Test funktioniert, das Bild ist gestochen scharf. Das „Aber“ folgt schnell: Das Bild ist nur 3MP groß. Also haben wir den Gedanken erstmal auf Halde gelegt.

Auch wenn die Kamerahersteller der Meinung sind – mehr Megapixel sind besser, das Gegenteil ist der Fall. Werfen wir mal einen Blick hinter das Gehäuse – dort sitzt der Sensor. Der Sensor besteht aus vielen kleinen lichtempfindlichen Zellen – den Pixeln. Bei Spiegelreflexkameras ist der Sensor größer, bei Kompaktkameras sind die Sensoren zum Teil so klein wie der kleine Fingernagel. Es ist aber nicht so, dass im Laufe der Jahre die Sensoren größer geworden wären, nein, man hat nur mehr lichtempfindliche Zellen auf der gleichen Fläche untergebracht. Um zu verstehen, was da schief geht, folgendes Gedankenexperiment.

Man nehme einen kleinen Garten von 10m² und pflanze dort 20 Pflanzen an. Das geht gut, man braucht keine oder nur wenig Düngemittel. Das sei unsere Digitalkamera vor 10 Jahren. Jetzt sind auf der gleichen Fläche 140 Pflanzen. Damit die ordentlich wachsen gibt es zwei Möglichkeiten – entweder mehr Licht oder Düngen. Und genau so verhält es sich mit den Pixeln. Neue Technologien haben es möglich gemacht, mehr Zellen auf gleicher Fläche unterzubringen, aber damit diese noch ordentliche Werte abliefern, muss sie genügend Licht treffen oder das magere Licht muss verstärkt werden. Das Ergebnis sind längere Belichtungszeiten (und damit verschwommene Bilder) oder mehr Rauschen auf den Bildern. Das Traurige daran ist, dass es derzeit noch keine Bestrebungen seitens der Hersteller gibt, den Trend umzukehren und wieder auf Qualität zu setzen, statt auf Quantität.

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