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Kreuzfahrt entlang der mittelamerikanischen Küste

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 8 Minuten

Nachdem unsere Kreuzfahrt in Montego Bay gestartet ist, haben wir erstmal einen Seetag zum Ankommen. Danach steuern wir einen Kurs entlang der mittelamerikanischen Küste an. Obwohl Kolumbien weniger zu Mittelamerika gehört, zähle ich Cartagena doch mit dazu, weil die Stadt einen ganz anderen Charme hat, als der Rest Kolumbiens.

Normalerweise dauert es bei uns so ca. 3-4 Tage bis wir in der neuen Zeitzone angekommen sind. Trotzdem sind wir der Typ von Mensch, der früh aufsteht, um viel vom Tag zu haben. Also sind wir meistens schon gegen 6 Uhr munter. Dann gehen wir ganz hoch in die Anytime Bar, trinken Tee bzw. Kaffee und schauen aufs Wetter. Das Wetter war übrigens so unstet wie noch nie. So gut wie jeden Tag hatten wir Regenschauer. Nach dem Besuch der Anytime Bar ging es direkt zum Sport, wo wir je nach Anlegezeit mehr oder weniger Sport machten. Umziehen, frühstücken und Landgang folgten dann.

Puerto Limon, Costa Rica

In Puerto Limon haben wir über Red Frog Tours eine Tour durch die Tortuguero-Kanäle und den Cahuita-Nationalpark gebucht. Dazu verlassen wir das Hafengelände und werden von Station zu Station von Leuten gewiesen, die große Schilder mit dem Logo von Red Frog Tours in der Hand halten. Aber letztlich ist es ein Weg über die Straße und dann 300m immer geradeaus. Dort nennen wir unsere Namen und werden einem Bus zugewiesen. Wir sind fast alle gleichzeitig da, nur auf ein Pärchen müssen wir noch kurz warten, dann geht es los.

Kanal, Dschungel, Costa Rica, Tortuguero
Mit kleinen Booten fahren wir entlang des Dschungels

Unser Guide heißt Chris und kommt ursprünglich aus Österreich. Er ist gut gelaunt, macht viele Späße, hat aber auch ein zurecht weisendes Wort zur Hand, wenn Teilnehmer der Meinung sind, sie haben eine Fotosession mit der Natur gebucht. Bei ihm bekommt jeder ausreichend Zeit und Platz zum Fotografieren. Wir werden zu einer Anlegestelle gebracht, wo wir uns in überdachte Boote setzen, die an den Seiten offen sind. Wir werden gebeten, die Schwimmwesten die ganze Zeit anzulassen, da die Küstenwache gleich um die Ecke ist.

So schippern wir langsam und gemütlich durch den Kanal. Wir sehen jede Menge Vögel, Affen und Faultiere. Chris weiß alle Namen und kann uns immer eine kleine Geschichte dazu erzählen oder wie man z.B. zwei- bzw. dreifingrige Faultiere unterscheiden kann. Manche Tiere sehen wir ganz nah, andere nur weit entfernt.

Nach 1,5 Stunden sind wir zurück am Anlegesteg, steigen wieder in den Bus und fahren zu einem Souvenirshop. Dort naschen wir jede Menge frisches Obst und kaufen umhüllte Kakaostücke. Während unserer Pause reißt endlich der graue Himmel auf und die Sonne kommt raus. Es ist sofort brütend heiß. Nach der Pause geht die Busfahrt weiter zum Cahuita-Nationalpark, dem kleinsten Nationalpark in Costa Rica.

Faultier, Costa Rica, Tortuguero
Mit etwas Glück sieht man ein Faultier aus der Nähe

Auf dem Weg dahin machen wir halt an einer Bananenplantage. Chris warnt uns, dass wir eigentlich nicht rein dürfen und innerhalb kürzester Zeit rausgeschmissen werden. Er erläutert uns im Vorfeld die Arbeitsbedingungen, dass z.B. Pestizide permanent per Flugzeug gesprüht werden. Die Arbeiter haben ihre Siedlungen meist mitten in den Plantagen, sodass sie da nicht ausgelassen werden. Außerdem hängen die Bananen in Plastiksäcken, die auch noch mal mit Pestiziden getränkt sind. Wir bekommen die Erklärungen noch alle während der Fahrt, weil Chris nicht so viel dort reden will, weil ihm dann der Hals brennt. Und er hat nicht unrecht.

Wir parken direkt neben einer Verladestation eines großen Bananenlieferanten (ich sag nur: Blau-Gelbes Logo). Kaum betritt man die Plantage riecht man einen intensiven beißend süßen Geruch und kurze Zeit später kratzt es im Hals. Aber wie versprochen steht schon ein Wärter da und bittet uns, wieder zu gehen. Vom Aussehen ist es wie jede andere Bananen-Plantage, die wir gesehen haben. Aber der krasse Geruch und die Lektion einer industrialisierten Landwirtschaft bleibt hängen. Aber zumindest werden die verseuchten Plastiksäcke nicht verbrannt. Nein, sie bilden das Fundament der Straße, auf der wir entlang fahren. Was wie Zynismus klingt, ist hier bitterer Ernst.

Flußmündung, Cahuita Nationalpark, Costa Rica
Gleich hinter dem Strand beginnt der Dschungel

Das Besondere an Cahuita ist die Lage. Direkt hinter dem Strand beginnt der Dschungel. Auch hier gibt es wieder viel zu entdecken. Kaum sind wir einige Schritte gegangen, kreuzt eine Waschbärenfamilie unseren Weg. Gemeinsam mit Chris laufen wir bis zu einer Flussmündung. Ab da haben wir 1,5 Stunden Zeit für uns.

Wir laufen ein Stück zurück und setzen uns auf eine Bank. Da in der Tourbeschreibung nichts von Essen stand, haben wir einen kleinen Snack mitgenommen, den wir jetzt essen. Danach geht es zurück zum Eingang des Parks und wir fahren zurück in den Hafen.

Am Seetag kam es uns schon verdächtig vor, dass vor den Restaurants Personal mit Sprühflaschen zum Desinfizieren stand. Nachdem wir zurück an Bord sind, kommt die Durchsage, dass eine der drei Maschinen einen Magen-Darm-Virus mit auf’s Schiff gebracht hat. Wie wir durch Gespräche in Erfahrung bringen konnten, muss es die Maschine aus München gewesen sein. Ab dem Zeitpunkt bis fast zum Ende der Reise wird in den Restaurants auch das Besteck vom Personal ausgegeben.

Affe, Cahuita Nationalpark, Costa Rica
Im Cahuita Nationalpark tollen viele von diesen Affen herum

An dem Abend ist auch Silent Party in der Anytime Bar. Silent Party heißt, dass Kopfhörer ausgegeben werden, bei denen man drei Kanäle einstellen kann. Welchen Kanal man gewählt hat, ist für alle sichtbar. Der Kopfhörer leuchtet dann rot, grün oder blau. Jeder kann dann Kanal und Lautstärke einstellen und feiert gemeinsam mit den anderen zur jeweiligen Musik.

Bei uns läuft auf dem blauen Kanal House / Hip-Hop, auf dem roten Kanal Schlager und auf dem grünen Kanal 80er und 90er. Es dauert keine halbe Stunde, dann ist die Tanzfläche mit roten Kopfhörern gefüllt, die alle lauthals mitsingen. Der blaue Kanal spielt nur irgendwelche Mashups, der keine gute Laune machen und auf dem grünen Kanal kommen 80er und 90er wie man sie jeden Tag im Radio hören kann. Wir geben die Kopfhörer wieder ab und gehen ins Bett.

Colón, Panama

Wir legen sehr früh in Colón an. So früh, dass wir noch nicht mal wach sind. Viele Touren beginnen bereits um 6 Uhr, weil sie nach Panama Stadt fahren. Da wir auf der Weltreise schon in Panama Stadt waren, lassen wir das sein. Außerdem fanden wir den Panamakanal bei Miraflores nicht so spektakulär, um es nochmal zu sehen.

Wir spulen unser übliches Morgenprogramm ab. Als wir in die Anytime Bar gehen, beginnt es zu regnen. Bis zum Frühstück steigert sich das in strömenden Regen. Wir haben keine spezifischen Pläne, also warten wir einfach mal ab. Gegen 9 Uhr hört der Regen auf und wir verlassen das Schiff. Draußen warten viele Taxifahrer, die Touren anbieten. Wir sprechen zwei ältere Ehepaare an, die auch noch nicht genau wissen, was sie machen sollen. Kriszta spricht eine Taxifahrerin an.

Panama, Panamakanal, Aqua Clara
Aqua Clara mit Blick aufs offene Meer

Obwohl wir die neue Schleuse nicht sehen wollen, überredet die Taxifahrerin, dass wir das machen. Also ist unser erstes Ziel Aqua Clara. Wir müssen zugeben, dass es im Gegesatz zu Miraflores beeindruckend ist. Man sieht den künstlichen See auf der einen Seite und die Zufahrt vom/zum Ozean auf der anderen Seite. So werden die Dimensionen viel deutlicher.

Der neue Kanal wurde auf Wunsch /mit Hilfe der Chinesen gebaut, die mit ihren großen Containerschiffen nicht mehr durch den alten Kanal fahren konnten. Teil des Deals war auch eine Brücke, der die Mündung überbrückt. So kommen wir auch problemlos zur alten Schleuse von Gatún. Diese ist nicht mehr öffentlich, seit es den Besucherbereich in Aqua Clara gibt.

Auf dem Rückweg bleiben wir oben auf der Brücke stehen und machen Bilder von beiden Schleusen. Es ist wirklich beeindruckend. Beeindruckend, aber im negativen Sinne ist die Stadt Colón. Wir haben schon viel gesehen, aber so eine desolate Stadt wie Colón ist uns noch nicht untergekommen. Die Häuser sind verfallen, mit Moos bewachsen, schimmlig, überall liegt Müll herum. Die Taxifahrerin beschwerte sich, dass hier Millionen täglich mit der Schleuse gemacht werden und kein Cent landet in der Stadt. Wie wir erfuhren kostet die Durchfahrt eines Kreuzfahrtschiffs $250.000.

Panama, Panamakanal, Aqua Clara
Blick auf die Schleusen von Aqua Clara und Gaton

Wir werden in einer Mall nahe des Hafens wieder abgesetzt, kaufen noch Wasser und gehen dann zurück aufs Schiff. Wir verbringen den Nachmittag an Deck bzw. in der AIDA Bar lesend bzw. Musik hörend. Ich gehe noch in die Sauna, weil es mir in der Bar zu kalt geworden ist. Abends probieren wir die neue Almhütte aus. Wir essen Spätzle bzw. den Burger. Alles sehr lecker, auch wenn hier die Getränke extra kosten.

Cartagena, Kolumbien

Mit Cartagena verbindet mich eine gewisse Hassliebe. Grund dafür ist unser unfreiwilliger 8-tägiger Aufenthalt während unserer Weltreise. Wir haben uns damals jeden Tag mit Kapitänen getroffen, welche die Überfahrt nach Panama organisiert haben. Die wollten ihr Boot voll haben, was aber nicht funktioniert, weil ständig Passagiere absagten. So kam es, dass hier 8 Tage verbrachten, aber nichts groß unternommen haben.

Cartagena, Kolumbien, Hochhäuser
Die Skyline des modernen Cartagena

In meiner Erinnerung war Getsemani ein einziges Schlagloch, wo sich die Rinnsale der Geschäfte sammelten. Außerdem sollte man die Seitengassen jenseits der Kirche meiden, gerade nach Einbruch der Dunkelheit. Und mich hatte hier gestört, dass es im Gegensatz zu den restlichen Städten in Kolumbien auf einmal warm und schwül war.

Und nach 8 Jahren sollte ich die Stadt endlich wiedersehen. Da es von Colón bis Cartagena ein ganzes Stück zu fahren ist, legten wir erst 11 Uhr an. Demzufolge hatten wir jede Menge Zeit für Frühsport. Gegen 10 Uhr waren wir mit allem durch und gingen an Deck und genossen die Einfahrt.

Es war schon ziemlich heiß um diese Uhrzeit, sodass wir nach ein paar Fotos wieder reingingen. Nachdem wir schon 10.30 Uhr die Freigabe habe, gingen wir von Bord und organisierten ein Taxi. Für $5 wurden wir nach Getsemani gefahren. Der Stadteil war nicht wiederzuerkennen. Mittlerweile war fast der gesamte Stadtteil renoviert und strahlte einladend. Wir suchten unsere alten Hostels auf und liefen durch die Straßen und Gässchen. Kriszta erkundigte sich spaßeshalber nach einer Überfahrt nach Panama. So etwas scheint es mittlerweile nicht mehr zu geben. Es wurde nur noch als Ausflug angeboten.

Getsemani, Streetart, Cartagena, Kolumbien
Getsemani lädt zum Verweilen ein

Nach Getsemani gingen wir rüber in die Altstadt. Als erstes wollten wir zu Mompox. Wir liefen fast zwei Stunden umher, konnten uns aber nicht mehr erinnern, wo der Laden war. Auch durch nachfrage bei Einheimischen konnten wir nichts in Erfahrung bringen. Wahrscheinlich musste der Laden einem der neuen Luxusgeschäfte weichen. Enttäuscht nahmen wir einen Frozen Yoghurt, der aber trotzdem lecker war.

Wir spazierten noch etwas durch die Gassen, die wir auf der Suche nach Mompox noch nicht erkundet hatten. Selbst im Schatten der Gassen ist es drückend heiß. Gegen 14 Uhr sind wir platt. Wir teilen uns ein Taxi zurück in den Hafen für $4 pro Person. Die Hafenanlage von Cartagena ist schön gemacht und lädt mit all den Tucanen, Papageien und Affen zum Verweilen ein. Über eine Stunde laufen wir noch herum und beobachten die Tiere bzw. versuchen gute Schnappschüsse zu machen.

Cartagena, Altstadt, Kolumbien
Fast alle Häuser in der Altstadt sind mittlerweile renoviert

Das Auslaufen aus Cartagena ist schön, denn wir fahren kurz nach Sonnenuntergang los. Wir schauen von Deck aus zu und gehen anschließend essen. Außerdem entdecken wir an dem Abend, dass es Happy Hour in der AIDA Bar gibt. Außerdem ist hier der einzige Platz, wo es halbwegs ruhig ist, wenn nicht gerade Aktiv-Bingo ist.

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