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S wie Superstition Records

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Neben Harthouse hatte ich noch ein zweites Label, dessen Veröffentlichungen mich sehr beeindruckt haben. Die Rede ist von Superstition Records.

Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.

Mit Superstition verbinde ich eine der unglaublichsten Geschichten meiner Musikhistorie. Eines Abends sitze ich gerade gemütlich in der Wanne, da klingelt es Sturm. Ich wohnte noch bei meinen Eltern, die an die Sprechanlage gingen. Ich konnte vom Bad aus das Gespräch zumindest soweit mithören, dass sich der Teilnehmer am anderen Ende nicht davon beeindrucken ließ, dass ich gerade nicht mit ihm sprechen konnte. Mein Kumpel quengelte solange rum, bis er mich am Hörer hatte. Ich springe tropfend aus der Wanne und muss folgenden Dialog durchleben:

Er: Wie viel willst du denn für die Marmion haben?

Ich: Die ist nicht zu verkaufen!

Er: Auch nicht, wenn ich dir 25 Mark dafür gebe?

Ich: Keine Chance!

Er: Ist dir das zu wenig? Willst du mehr haben?

Ich: Die ist nicht zu verkaufen!

Er: Wirklich nicht?

Ich: Nein!

Danach durfte ich wieder zurück in die Wanne. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich auch nie erwähnt, dass ich die Platte verkaufen will. So richtig habe ich auch nie verstanden, was ihn dazu bewegt hat. Er hatte später noch die Idee, dass ich alle Platten, die ich kaufe, doppelt kaufen soll, damit er die gleichen Platten hat, wie ich.

Aber zurück zu Superstition Records. Die Liste der Platten, die ich als herausragend einstufe ist ellenlang. Ich denke da nur an den Schöneberg Remix von Marmion, Loops & Tings von Jens, die Tokyo Trax von Mijk van Dijk um nur einige zu nennen. Da ist noch kein Wort von Humate und L.S.G. gefallen.

Superstition startete als Label relativ spät. Das verschaffte ihnen wahrscheinlich den längeren Atem. Denn anders als die Label zu der Zeit hat es Superstition Records zumindest ins neue Jahrtausend geschafft. Vielleicht lag es auch daran, dass sie nicht wie viele Labels zu der Zeit mit einem 08/15 Design daher kamen.

Stufen von Coverart

  1. White Label in der Papierhülle
    • White Label im einfarbigen Cover (meist schwarz oder weiß)
  2. einheitlicher Labelaufdruck mit einfarbigem Cover (meist schwarz oder weiß)
    • Labellogo, aber noch einheitlicher Labelaufdruck mit einfarbigem Cover (keine Papierhülle)
  3. einheitlicher Labelaufdruck mit einheitlichem Cover (mit weißer Papierhülle)
  4. einheitlicher Labelaufdruck mit speziellem Cover (mit weißer Papierhülle)
  5. spezieller Labelaufdruck mit speziellem Cover (mit weißer Papierhülle)
  6. spezieller Labelaufdruck mit designter Papierhülle und speziellem Cover

Schauen wir mal in meine Plattensammlung. Da würde sich Harthouse auf Level 2a bewegen, Mokum oder After 6a.m. auf Level 3. Wenn man ein Album gekauft hat, war man auf Level 5 oder 6. Und jetzt war da Superstition, die ihr Logo mit einer passenden Farbkombination auf Label und Cover zauberten. Schon allein deswegen machte das was her, es wirkte hochwertig. Nicht zu vergessen, dass das Logo einen hohen Wiedererkennungswert hatte. 

Wenn ich mir so die Liste der Releases ansehe, mit denen Superstition Records begonnen hat, bekommt man große Augen. Anfang der 1990er schon mit dem fünften Release sowas den Fruit Loops Remix von Loops & Tings zu haben, zeigt die professionelle Einstellung, die dort an den Tag gelegt wurde. Ja, da schrillt die Alarmglocke des Kommerz, weil der Song auf jeder halbwegs bekannten Compilation gelandet ist. 

Aber der nächste gute Punkt war, dass Superstition die Rechte weitergegeben hat. Denn jeder der das Teil haben wollte, hat die CD von Urban Records im Schrank stehen. Heute würde man sagen „Die waren schon damals gut vernetzt“. Und sind wir doch mal ehrlich – Wie weit wären sie gekommen, hätten sie das nicht gemacht? Wie weit wäre MFS ohne Paul van Dyk gekommen? 

Kommen wir mal zu meiner Geschichte von Superstition. Wie schon erwähnt, hatte ich den Marmion Remix von Schöneberg auf Vinyl. Und noch ein paar andere Releases aus der Zeit. Genau wie andere auch, hatten Superstition ab Mitte der 1990er das Problem den Rave-/Trance-Mantel abzuschütteln.

Ab der Sound of Superstition 3 bin ich dann auf die CDs umgestiegen und habe dann nur noch die Compilations gekauft. Letztendlich haben sie die Umstellung von Trance auf Techno gut hinbekommen. Und das eigentlich ziemlich geschlossen. Wenn ich daran denke, als ich das erste Mal das „Black Album“ von L.S.G. gehört habe. Aber das war auch okay so, weil danach „Into Deep“ kam – das komplette Kontrastprogramm.

Wie ich vorhin schon erwähnte, haben es Superstition als eins der wenigen Rave-Label der 90er es noch bis ins neue Jahrtausend geschafft. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich auf ihrer Homepage regelmäßig nachgeschaut habe, ob es neue Veröffentlichungen gibt. Das Erstaunliche ist, dass ich Superstition konsequent mit Mijk van Dijk assoziiere. Dabei sind die Veröffentlichungen, die ich jetzt noch besitze, mehrheitlich von Oliver Lieb.

Dabei muss ich sagen, dass Superstition ungefähr den gleichen Weg eingeschlagen hatte wie Harthouse. Alben und Compilations gab es auf CD, aber was die EPs betraf, erschienen die größtenteils auf Vinyl. Jetzt mal von den Klassikern der Anfangszeit abgesehen. Überhaupt muss ich sagen, dass ich kaum die Scheiben im Laden bekommen habe. Initial hatte ich nur die Schöneberg (Marmion), die Basic Gravity und die Blueprint (L.S.G.).  Der Rest kam dann erst ab Mitte der 90er dazu bzw. später als dann die Classics Compilations erschienen oder auch über ebay. 

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