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V wie Sven Väth

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Sven Väth gehört wohl zu den schillerndsten Gestalten des Techno-Business. Worum soll es heute gehen? Um die Musik von Sven Väth, seine Labels und letztendlich um das musikalische Umfeld.

Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.

Ich überspringe gleich mal die Phase von Electrica Salsa und lande im Jahr 1993. Es erscheint die EP von Ritual of Life. Fünf Tracks, bis zu einer Viertelstunde lang. Parallel dazu schrieb ein Magazin (vermutlich die Frontpage) dass alles ziemlich gut ist, bis auf den Neutron 9000 Mix, der etwas langweilig ist.

Das Interessante daran ist, dass sich der Review so in mein Gehirn eingebrannt hatte, dass ich den Neutron 9000 Mix von vorn herein als langweilig empfunden habe, schon beim allerersten Hören. Davon abgesehen war ich von dem PCP Mix begeistert. PCP war nun mal die Frankfurter Referenz für Hardcore. Und dieser Mix war das ganze Gegenteil. Walgesänge, Klavier und der Weichspülgang für die Ohren.

Kurze Zeit später kam dann die Accident in Paradise raus. Und da sind wir jetzt bei dem Punkt, den ich vorhin mit dem musikalischen Umfeld angesprochen habe. Sven Väth hatte schon immer ein gutes Händchen für seine Auskopplungen. Für mich machte das die EPs interessanter als seine Alben. Die Alben muss man in diesem Zusammenhang immer als Gesamtkunstwerk betrachten. Hört man die Auskopplungen von L’Esperanza, Ritual of Life oder Accident in Paradise haben diese ziemlich wenig mit dem Original zu tun.

Im Grunde genommen kann ich mit seinen Alben ziemlich wenig anfangen und habe nur die ersten beiden daheim zu stehen. Wie komme ich dann aber zu der Stelle, dass ich Sven Väth einen eigenen Punkt in meiner Blogchallenge einräume? Weil man ihn nicht nur auf seine Musik reduzieren darf.

Es ist mehr das Gefühl, was er für Musik hatte. Man bedenke die Gründung von Eye Q Records, woraus später dann auch noch Harthouse hervorging. Bis Mitte der 1990er schwamm Sven Väth im allgemeinen Trance-Sumpf mit. Auch er zog dann Ende der 90er dann in die Richtung Techno. In Folge dessen entstand dann 2000 das legendäre Cocoon Label.

Vielleicht sollte ich an der Stelle einen kurzen Überblick über die Geschichte des europäischen Techno geben, wie ich sie empfunden habe. Die beginnt um die Wendezeit herum, für viele im Osten war es eine Musik des Aufbruchs und der Veränderung. Bis 1992/93 war alles noch relativ homogen. Nachdem sich eine Fangemeinde bildete, war es nicht mehr weit bis zu großen Raves.

Und große Raves drängten nach Schubladen. Es fingen die Geschichten mit dem Main-Floor, Chill-Out-Area, Hardcore, Trance usw. an. Es ging alles auseinander, aber auch wieder zusammen (Rave, Gabber-Trance). Aber irgendwann war der Drops gelutscht. Der Mainstream entdeckte das Technophänomen medial für sich und rief Talkshows mit Ravern ins Leben. Das Ergebnis war unerträglich, was dazu führte, dass Mitte der 90er das Rave-Trance-Gedüdel ausstarb. 

Alle, die halbwegs etwas auf sich hielten, orientierten sich neu. Einige blickten über den Teich und besannen sich der Ursprünge, wie sie aus Detroit kamen. Andere entdeckten House für sich. Im Großen und Ganzen fing die Szene noch einmal von vorn an. Diesmal erwachsener als im ersten Versuch. Die Stunde des Minimalismus begann.

Zu dem Zeitpunkt war ich der Meinung, dass im Bereich Techno schon alles da war. Und demzufolge hätte ich nie gedacht, dass nach der Jahrtausendwende noch irgendwas passiert. Aber Tatsache ist, dass sich jetzt auch Leute fanden, die mit Techno aufgewachsen waren und nicht mehr experimentieren mussten, sondern einfach Techno verstanden haben. Somit entstand eine neue Generation Techno. Qualitativ extrem hochwertig und mit viel Liebe für’s Detail.

Ich glaube, ich versuche jetzt gar nicht erst den Bogen zu Sven Väth zurück zu bekommen. Zumal ich ihn doch mehr als treibende Kraft wahrgenommen als als Musiker. 

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