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Für den König!

Jan 1
geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Letztes Wochenende stand mal wieder im Zeichen des Dresden Marathons. Die letzten beiden Jahre habe ich nicht teilgenommen, irgendwie wollte es nicht klappen. 2014 hatte ich mir ja den Marathon als Ziel gesetzt, aber da machte mir das Wetter jedes Wochenende einen Strich durch die Rechnung. Und dann wurde ich auch noch krank und damit hatte sich dann alles erledigt. Aber wenigstens den Halbmarathon hätte ich machen können, habe ich mir so gedacht, als wir an dem Wochenende in Dresden waren. Und 2015 fiel wegen Urlaub aus.

Dieses Jahr klappte es aber wieder. Ein schöner Sommer ermöglichte mir regelmäßiges Training und ich trainierte hart. Meine einfache Bergroute (5km mit 100m hoch und wieder runter) erweiterte ich in einen Pendellauf (erst 2, dann 3 mal hin und zurück), sodass ich auf 12km mit 300m hoch und wieder runter kam. Ich habe schon in den vergangenen Jahren festgestellt, dass ich mit solchen Bergläufen besser klarkomme, als mit Tempowechseln. Denn 1 bis 2 Wochen nach den Bergläufen stellte ich immer eine Verbesserung meiner Zeiten fest. Und so auch dieses Mal: während ich im Anfang August noch die Strecke mit einer Pace von 5:52 min/km lief, wurden darauf bis Ende September 5:39 min/km.

Was mich zum nächsten Thema bringt: Laufgeschwindigkeit. Die Trainingspläne unterscheiden ja immer zwischen Ausdauertraining, was in der Regel langsames Laufen bedeutet und den Tempoläufen. Tut mir leid, langsam kann ich nicht mehr. Ich will mein Tempo laufen, bei dem ich mich wohl fühle. Ansonsten lief mein Training immer so, dass ich drei Läufe auf die Woche verteilte, die in Summe auf irgendwas zwischen 25 und 30 Kilometern brachte. Aber auf jeden Fall immer einmal Bergtraining die Woche!

Schon fast gruselig ist, dass ich mit dem Training für den Halbmarathon erst Mitte Juli angefangen habe. Davor plätscherte mein Laufverhalten so hin – ca. 1 mal die Woche. Trotzdem setzte ich mir für dieses Jahr das Ziel: Unter 2 Stunden bleiben. Im Juli lag meine Pace noch bei 6 min/km und eine Woche vor Marathon machte ich nochmal einen Testlauf über 10km in der Geschwindigkeit, die ich auch beim Halbmarathon laufen wollte. Ergebnis: neuer Streckenrekord in 53:51min, was einer Pace von 5:21 min/km entspricht. Ich war begeistert und fühlte mich gut vorbereitet. Einziges Manko war, dass plötzlich alle auf Arbeit anfingen zu schnupfen und zu husten. Krank werden wollte ich gar nicht.

Ich war tierisch nervös vor dem Wochenende – fühlte ich mich nicht ein bisschen krank? Würde ich die zwei Stunden knacken? Wie wird das Wetter? Die ganze Woche regnete es immer wieder und es war kalt – so um die 8°C. Doch für den Sonntag versprachen alle Prognosen keinen Regen. Wir fuhren Samstag nach dem Mittag nach Dresden und gingen zur Laufmesse. Es regnete in Strömen. Ich holte meine Startnummer, teste nochmal meinen Chip und dann gingen wir in die Neustadt ins Jaipur, indisch essen. War lecker, aber nicht so gut, wo wir schon mal da waren.

Ich stehe Sonntag früh auf und schaue raus: Nebel mit der Vorahnung auf wolkiges Wetter. Die Wetterfrösche schienen Recht zu behalten. Also los – Frühstücken, Laufklamotten anziehen und ab zur Straßenbahn. Kriszta fuhr in der Zwischenzeit mit dem Fahrrad in die Stadt. Mein Plan war eigentlich ein langärmliges Shirt drunter zu ziehen, darüber ein kurzärmliges und darüber noch ein langärmliges Shirt, was den Wind abhält. Schließlich zeigte das Thermometer früh noch 3°C. Aber Kriszta überredete mich, die oberste Schicht weg zu lassen, was sich als gut erwies. Ich sortierte mich in der Startaufstellung etwas vor den 4-Stunden-Läufern ein, schließlich wollte ich ja unter 2 Stunden ankommen. Der Startschuss fiel und es ging los.

Es war das erste Mal, dass ich auf der neuen Strecke lief, die über die Waldschlösschenbrücke führte. Von den letzten Läufen hatte ich es immer in Erinnerung, dass sich das Feld relativ schnell auflockerte. Diesmal nicht, ich lief immer in einem Pulk von Leuten, manchen fielen zurück, manche überholten. Meine Smartwatch hatte ich so eingestellt, dass sie meinen Puls zeigte, weil mir das wichtiger war, wie die Zeit. Wie gewünscht, pendelte ich mich so zwischen 140 und 150 ein. Mit dem Tempo war ich auch zufrieden. Zwischendurch sah ich immer wieder Kristza, die – wenn es möglich war – mich auf dem Fahrrad begleitete. Die Sonne kam nicht wirklich raus, aber es war trocken und ausreichend warm. Zwischen Kilometer 15 und 16 wurde es plötzlich unangenehm – ich spürte, wie meine rechte Wade begann zu verkrampfen. Das hatte ich die Wochen zuvor schon immer wieder mal gemerkt, aber mit ausreichend Magnesium unter Kontrolle gebracht. Ich versuchte mit einem veränderten Laufstil dem entgegen zu wirken, aber es wurde eher schlimmer als besser, sodass ich wieder auf den alten Laufstil wechselte. Nach Kilometer 17 hörte es dann wieder auf. Nur sah ich auf einmal, wie neben mir der Läufer mit der 4-Stunden-Markierung auftauchte. Ich musste langsam wieder etwas Gas geben. Es waren noch ca. 3 Kilometer und ich wollte ja mein Ziel erreichen.

Ich zog das Tempo an. Kriszta wollte immer stehen bleiben und Bilder von mir machen, aber in dem Moment, wo sie anhielt und das Smartphone gezückt hatte, war ich schon vorbei. Es folgte der Einlauf in die Zielgerade und ich sah: 1:56:irgendwas und setzte zum Schlussspurt an. Überglücklich blieb ich hinter dem Ziel stehen und nahm meine Finisher-Medaille in Empfang, schnappte mir ein isotonisches Getränk und ging zu Kriszta. Ich verschnaufte etwas und zog Schicht für Schicht wieder an. Auf dem Weg nach Hause checkte ich die Zeiten. Es dauerte noch 10 Minuten, dann hatte ich meine offizielle Netto-Zeit: 1:55:36. Ich schaute nochmal auf die Medaille – sie zeigte König Johann, den Reiter, den man vor der Semperoper sieht.

  1. Alex Alex

    Hi Jan, eine tolle Zeit hast du da hingelegt. Herzlichen Glückwunsch und viele Grüße Alex

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