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Plattenkiste Juli 2019

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Man spürt, dass die Musik in die Sommerpause geht. Die Ankündigungen für neue Releases stehen alle auf September. Aus diesem Grund habe ich noch ein paar Platten vom Juni für die Plattenkiste Juli 2019 vor mir hergeschoben. Auf jeden Fall geht die Bereinigung der Wantlist weiter.

Was mich momentan ärgert, ist die verschleppte Veröffentlichung von Hallo Androiden von John Beltran. Angekündigt für April, ist die Platte im Juli erschienen. Jetzt haben wir fast Mitte August und bis auf ein japanisches Label, das die Platte über Lizenz veröffentlicht, hat es Delsin noch nicht geschafft, eine digitale Version zu veröffentlichen.

Gerade gestern habe ich gelesen, dass Makoto auf Hospital Records sein zweites Album Tomodachi Sessions veröffentlicht. Nach den ersten Hörproben bin ich schon ganz begeistert. Schön, dass Karina Ramage wieder auf einem Song vertreten ist.

Nach aktuellem Stand gehe ich davon aus, dass die Plattenkiste vom August sehr minimal ausfallen wird. Es werden sich wohl nur ein paar verschleppte Releases vom Juli drin finden. Es sei denn, ich mache noch den großen Wurf in meiner Wantlist.

Earth Volume Two

Diese Compilation ist einfach unfassbar gut. Fictions etabliert eine gute Stimmung, so wie bei der Ankunft in der Bar, erstmal alle Jacken ausziehen, hinsetzen, die Karte checken. Und dann kommt der Moment, wo du auf den Kellner wartest und für einen Moment dich auf deine Umgebung konzentrierst und dafür ist Cosmic Interlude der Wahnsinn. Es gibt keinen besseren Song, den ich mir in einer Bar vorstellen kann.

Odyssey und Blame sind etwas holprig zu hören und reißen mich aus dem Flow raus, aber das ist egal, die Getränke sind da und es gibt genug zu reden. Und wenn der erste Gesprächsfaden abreißt, springt Artemis mit Silver Dawn ein und hüllt dich in eine wohlige Atmosphäre. Wenn man die Story des Barbesuchs fortsetzt, ist der Flashback wie der Drink zu viel. Alles wird etwas dumpf und weniger beschwingt. Aber Blu Mar Ten holen dich da wieder raus, alle zahlen und mit den letzten zwei Tracks kommst du wieder sicher nach Hause.

Tyrone – Lunar City EP

Die EP beginnt total harmonisch und ich bin in der freudigen Erwartung eines fluffigen Drum’n’Bass-Stücks. Ja, aber es kommt doch anders, als man denkt. Es dröhnt und brummt, behält aber doch seine Harmonie. Und ich liebe den Breakloop. Etwas unbestimmter und hektischer ist der zweite Track. In klassische Spuren führt dann erst wieder Track, der mit einem Ragga-Vocal-Sample aufwartet. Das erwartet fluffige Stück kommt erst ganz zum Schluss… Just close your eyes… Einfach der Hammer. Hier fehlt etwas Brummigkeit des ersten Tracks und es wäre unschlagbar gut.

Rod Modell – Captagon

Schon wie ich es schreibe, klingt es verrückt: Uptempo-Dub. Dub ist doch schließlich sowas von heruntergefahren, dass es jeglicher Hektik entbehrt. Und jetzt kommt Rod Modell und stellt diese Idee auf den Kopf. Statt dessen zieht er das Tempo auf jenseits der 140 BPM und straft alle Lügen, die behaupten, es würde nicht funktionieren. Ich bin mir selbst nicht sicher, ob es funktioniert und wie das überhaupt geht, aber es klingt gut. Und dann noch auf einem Traditionslabel wie Tresor. Dem Album wird dann auch noch ein bunt gepixeltes Cover spendiert. Betrachtet man es in einer Größe von 100×100, erscheint es kunterbunt. Größer betrachtet, stellt man fest, dass es eigentlich nur fünf Farben sind, die sich bei Verkleinerung vermischen und verschwimmen.

Len Faki – LF RMX 017

Es ist ja schon nicht mehr wahr, da erschien 1995/96 die Acid Resistant 1 und 2. Im Grunde genommen wurde da alles zusammengemischt, was sich so im Dunstkreis von Cem Oral, Ingmar Koch, Jörg Burger und Wolfgang Voigt bewegte. Meistens die vier in irgendeiner Kombination mit ihren vielen tausend Pseudonymen. Und jetzt dampft da nochmal Len Faki drüber. Zum einen wäre das Living in pain und zum anderen We are structure. So richtig passt dann das Rave-Anthem Tremora del Terra da nicht in die Reihe, aber dank der 303-Bassline, kann man das grad noch gelten lassen.

Earth Volume 5

Während die Earth Volume 1 bis 4 doch ziemlich ausgiebig das Gebiet zwischen Downtempo und Drum’n’Bass ausgeleuchtet haben, geht die Earth Volume 5 neue Wege. Denn von Downtempo ist es nur ein kleiner Schritt zu Hip-Hop. Und wenn man den Pfad weiter entlang geht, kommt man über R&B schnell zu ziemlich poppigen Melodien. Pop-Musik muss ja nichts schlechtes bedeuten, es gibt ja den berühmt, berüchtigten „Indie-Pop“. Was in meinen Augen ein Widerspruch in sich selbst ist. Wie kann Musik independent und gleichzeitig populär sein? Also erwartet uns auf der Earth Volume 5 ungewohnt Vertrautes.

Tycho – Weather

Tychos fünftes Studioalbum ist erschienen. Zeit für einen kleinen Rückblick über die unglaublich Entwicklung der Band. Am Anfang entstand etwas, das so ungefähr in die Richtung Boards of Canada ging. Und genau über den Weg bin ich auf die Band gekommen. Ich bestellte mir die CD direkt aus den USA per Web-Order. Nach sechs Jahren Stille folgte dann Dive, ein Album was viele Anleihen von ihrem Vorgänger übernommen hatte, aber ein bisschen mehr nach Band klang. So als hätte Ulrich Schnauss seine Finger im Spiel gehabt. Auf das nächste Album musste man nur zwei Jahre warten und es setzte die Arbeit nahtlos fort. Die akustischen Elemente nahmen noch mehr zu, ohne den elektronischen Ursprung der Band zu verleugnen. Aus diesem Grund war das nächste Album Epoch nicht wirklich eine Weiterentwicklung, weil es es fast wie sein Vorgänger klang. Es hätte auch ein Doppelalbum sein können.

Und jetzt kommt Weather. Das Cover ist eine absolute Kehrtwende. Weg von stilistischen Mitteln, weg von Minimalismus. Ein Foto einer Frau in einem Kleid. Und folgerichtig bekommt Tycho eine Stimme. Die meisten Songs werden jetzt von Saint Sinner gesungen. Es klingt noch wie Tycho, ist aber schon sehr poppig und die Stimme von Saint Sinner doch etwas piepsig. Dafür ist das Detail der Produktion etwas tiefer geworden. Die Breaks sind detailreicher, hier und da ein Sample. Und die Band entwickelt sich immer weiter und ich bin gespannt, wohin die Reise noch geht.

De:10.03

Ich muss zugeben, dass ich die De:10.03 erstmal verworfen hatte. Grund dafür war, dass ich den Namen John Beltran gelesen hatte und zu dem Zeitpunkt einen „John-Beltran-Overflow“ hatte. Nachdem ich dieser Scheibe nochmal eine Chance gegeben habe, muss ich zugeben, dass sie ganz vorzüglich ist. Schließlich ist ja auch Mark Archer dabei – ihr erinnert euch? Altern 8! Der Stil ist natürlich jetzt ein anderer. Alle vier Stücke sind schöner Laid-Back-Techno für die ruhige Abendstunde.

Earth Volume One

Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand würde ich die Earth zwei und drei als Höhepunkte der Serie bezeichnen. Im Vergleich dazu ist die erste Earth doch sehr mittelmäßig. Wenn man bei LTJ Bukem überhaupt von Durchschnitt reden kann. Der Mann ist genial, immer und zu jeder Zeit. Letztendlich kann man schon fast sagen, dass man alles von seinem Label blind kaufen kann. Zurück aber zur Earth Volume One. Wenn man jeden Track einzeln betrachtet ist sie schon fantastisch. Aber das Gesamtkonzept ist noch nicht so stringent, wie das in den späteren Earth‘ zum Tragen kommt.

Move D – Building Bridges

Am besten fange ich mit AUS-Music an. Ich habe dem Label gegenüber durchaus positive Tendenzen, auch wenn ich beim Reinhören in deren Releases kaum mit der Mehrheit der Tracks klarkomme. Und jetzt kommt Move D und veröffentlicht einen Longplayer auf AUS Music. Aha! Denn für Move D gilt eigentlich genau das Gleiche. Aber das Ergebnis von beidem zusammen ist definitiv positiv. Gerade der Titeltrack ist ein guter Repräsentant für das Album. Völlig unaufgeregt, entspannt und das über 10 Minuten.

Earth Volume 4

Die Earth wechselt von der Experimentierphase in die Festigung. Das heißt nichts anderes, dass der Stil grob festgelegt ist. Im Umkehrschluss würde ich behaupten, dass die Earth damit eine größere Flexibilität hinsichtlich der Künstler bekommt. Und das Schlimme daran ist, dass die Earth Volume 4 einen Hauch von „beliebig“ hat. Bis auf ausgewählte Stücke, die ich von früheren Compilations kenne, klingt es nicht wirklich herausragend, obwohl die Qualität sehr weit über Durchschnitt ist. Vielleicht ist es auch schwierig einen Review zu schreiben, wenn man die letzten 14 Tage eine Earth nach der anderen konsumiert.

Neat – Tall As The Trees

Ich habe so viele Quellen, aus denen ich neue Musik beziehe: Podcasts, die Ankündigungen über Newsletter, Empfehlungen. Aber manchmal klicke ich mich einfach durch die Neuerscheinungen und höre wahllos in Platten rein. Und so kam ich zu der Exploited. Ist jetzt nicht spektakulär und der Partykracher, aber schöner gepflegter House. Es ist genau wie ich damals in Platten reingehört habe, ich habe nach Labels geschaut, die ich vom Hörensagen kannte, Cover die mir gefallen oder wo der Name interessant klang. Und gelegentlich landet man einen Glückstreffer.

De:10.06

Die #6 der De:tuned-Reihe geht wieder in die experimentelle Richtung. Gut, Future Sound of London ist jetzt nicht so experimentell, aber auf ihre eigene Art unkonventionell, aber trotzdem charakteristisch. Das Schöne an der Serie ist ja, dass Künstler mit ihrem unverkennbaren Sound gefeatured werden. Obwohl ich Monolake jetzt nicht so experimentell in Erinnerung habe. Mit anderen Worten: Solide Arbeit!

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