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Veröffentliche Beiträge in “About me”

Alles was man über mich wissen sollte, mein Zuhause, meine Heimat

Mein Großer

Jan 0

Ja, so hab ich ihn immer genannt, meinen Vati. Er war zu dem Zeitpunkt, wo ich anfing ihn so zu nennen, schon kleiner als ich, aber es war meine Bezeichnung dafür, dass er für mich immer ein Vertrauter und - auch wenn ich mich gut um mich selbst kümmern kann - eine Art Beschützer war. Der Blogeintrag ist zum einen dafür gedacht, dass ich die Ereignisse seiner letzten Wochen verarbeiten will und zum anderen das Bild eines geliebten Menschen zeichnen möchte, der trotz der Diagnose "Leberzirrhose" kein Trunkenbold, Quartalssäufer und/oder ungepflegter Mensch war.

Meine früheste Erinnerung an meinen Vati ist, als ich 4 Jahre alt war und das erste Mal um Mitternacht zu Silvester aufstehen durfte. Mein Vati hatte am 1.1. Geburtstag und da wurde immer reingefeiert. Ich wurde geweckt und übergab meinem Papa eine selbstgemalte Karte und eine Schlüsseltasche, die "ich" ihm geschenkt habe. Die Jahre gingen ins Land, ich erinnere mich an die gemeinsamen Abendessen in unserem Ende-70er-Anfang-80er-Jahre-Stil Ostwohnzimmer, ich erinnere mich, wie wir uns gegenseitig gekitzelt, gelacht und Ringkämpfe veranstaltet haben, ich erinnere mich, wie wir am Wochenende nach dem Mittagessen immer mal Mittagsschlaf gehalten haben. Eines unserer gemeinsamen Rituale war immer, dass wir in der Woche früh zusammen einen Pfefferminztee getrunken haben, bevor wir auf Arbeit / in die Schule gingen.

Später übernahm er auf Arbeit mehr Verantwortung und er konnte nicht mehr so oft zum Abendessen da sein. Da wir vor der Wende kein Telefon hatten, warteten wir immer, ob er um 18 Uhr daheim war und wenn er kurz danach nicht kam, hieß es wohl, dass es wieder etwas später wird. Später hatte er dafür gesorgt, dass ich meinen Ausbildungsplatz in der Firma bekam, wo er arbeitete. Und in der Zeit, wo ich zwischen Ausbildung und Fachabitur / Studium etwas in der Luft hing, sorgte er dafür, dass ich nebenbei bei ihm arbeiten konnte, um meine Finanzen aufzubessern. Rechnungen abheften, auf dem Firmengelände Rasen mähen und ähnlicher Kleinkram.

Er war immer die Ruhe in Person, immer sachlich. Auch in meiner rebellischen Teenager-Zeit blieb er ruhig und egal gegen wen oder was ich rebellierte - er versuchte zu schlichten und zu beruhigen. 1998 baute ich mein eigenes Nest und wurde lange Zeit von meinen Eltern finanziell unterstützt, weil das Bafög nicht reichte. Nachdem er seine alte Firma verlassen hatte, stellte sich mein Vati auf eigene Füße und gründete sein eigenes Unternehmen, was auch erfolgreich lief. Anfang der 2000er wurde er das erste Mal krank und musste ins Krankenhaus. Damals machte ich mir noch keine Sorgen, er war schnell wieder draußen und genau der selbe wie vorher.

Als ich dann nach Bamberg zog, besuchte ich meine Eltern zu Beginn noch fast jede Woche. Daraus wurden im Laufe der letzten Jahre Monate, ich nahm mir zwar vor wöchentlich anzurufen, aber nicht selten wurden 2-3 Wochen daraus. Zumindest konnten wir - obwohl wir uns im letzten Jahr nur sahen, wenn wir unseren Hund in die Obhut meiner Eltern gaben - zusammen Weihnachten feiern. Genau das ist auch ein Punkt, der mich sehr berührt. Ich steh in der Basketball-Halle, wärme mich auf und plötzlich wird mir klar, dass der Basketball den ich in der Hand halte, eins der letzten Geschenke ist, die er von meiner Wunschliste bestellt hat (weil es meine Mutti nicht so mit der Technik hat).

Anfang 2014 brachen meine Eltern einen Urlaub ab und mein Vati musste ins Krankenhaus und ich hatte schon Angst, weil es kritisch klang. Aber er kam wieder raus, alles war gut, bis auf das folgende "Wenn mir mal was passiert..."-Gespräch. Das war zwar anders, aber ich spürte keine Veränderung an meinem Vati und machte mir auch deshalb keine Sorgen. Auch wenn das ein bisschen wie Vernachlässigung klingt, war es in Wirklichkeit Sorglosigkeit, denn ich ging davon aus, dass der Vati genau wie seine Eltern weit über 80 Jahre alt werden würde.

Bis zu dem Zeitpunkt wo wir im Urlaub in Thailand waren und die Mutti schrieb, dass der Papa ins Krankenhaus gekommen ist. Also sind wir postwendend vom Flughafen München nach Dresden gefahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte er das Krankenhaus aber schon wieder verlassen. Im Nachhinein eine gute Idee, denn dieses Mal war das letzte Mal, wo ich ihn zwar noch schwächelnd, aber bei vollem Bewusstsein erlebt habe. Wenige Tage später wurde er wieder ins Krankenhaus gebracht und die Ärzte meinten, dass er es wohl nicht mehr verlässt. Es folgte der Moment, den man sich als Kind nie wünscht - wenn der Tod eines Elternteils greifbar nahe rückt. Da steht man plötzlich vor einem Berg an Papier, von dem man noch vor 3-4 Jahren gesagt hätte "Vati, kannst du dich bitte mal darum kümmern?" und muss plötzlich stark genug sein, die Tatsache mental zu verarbeiten und gleichzeitig meiner Mutti das Gefühl geben, dass immer noch jemand für sie da ist.

Vielleicht sollte ich erzählen, wie es sich anfühlt, wenn man am Krankenbett seines Vatis steht (28.2.) und der nicht mal mehr weiß, was er gestern Mittag gegessen hat. Und seine einzigen Worte den ganzen Nachmittag ein sich ständig wiederholender Satz sind. Oder wie meine Mutti sich fühlt, wenn sie mir heute (6.3.) erzählt, dass er sie nicht mehr erkannt hat und mit bösen Beschimpfungen fortgejagt hat, obwohl ihn Zeit seines Lebens immer eine Aura der Ruhe umgab. Verwirrtheit und Persönlichkeitsveränderungen sind Folge dessen, dass nichts mehr entgiftet wird und die Giftstoffe ungefiltert ins Gehirn gelangen.

Ursache? Ursachen für Leberzirrhose gibt es viele, an erster Stelle wird Alkoholmissbrauch genannt. Wie ich schon eingangs erwähnte - im Laufe meine gesamten Lebens habe ich meinen Vater nie als großen Trinker erlebt. Deswegen sollte man auch nie andere Faktoren außer acht lassen. Zum Beispiel Medikamente, wie Paracetamol oder Kava Kava, die wegen ihrer Leber schädigenden Wirkung vom Markt genommen wurden. Bestätigt wird meine Theorie dadurch, dass ich gelesen habe, dass 50% der Leberzirrhose-Patienten innerhalb der nächsten 5 Jahre sterben. Also lag er mit den 14 Jahren seit der ersten Diagnose weit darüber. Und irgendwie fiel mir gerade (17.6.) ein, dass er lange eine Salbe verwendet hatte und einige Jahre später schlug die Hautärztin nur die Hände über dem Kopf zusammen, weil die Zusammenstellung stark quecksilberhaltig war. Häufig führen auch falsche Medikamente (z.B. bei Diabetes Typ 2, wie er es hatte) zu einer Verschlimmerung der Leber.

Oder vielleicht sollte ich noch ein Wort über unser tolles Gesundheitssystem verlieren, wo - nachdem mein Vati 3 Wochen auf der Überwachungsstation liegt - die Ärzte ohne uns zu fragen entscheiden, dass sie die Medikamente einstellen und er wohl in den nächsten Stunden/Tagen sterben wird. Zwei Tage später beschließen sie, ihn auf die normale Station zu verlegen. Kaum war er dort angekommen, wird meine Mutti zum Termin gerufen und ein Arzt fragt, ob sie ihn nicht doch lieber mit nach Hause nehmen möchte. Dazu sollte man vielleicht sagen, dass er, seit er auf der Normalstation (14.3.) ist, sich in einer Art Dämmerzustand befindet, 24 Stunden Betreuung braucht, weil er sich nicht mehr bemerkbar machen kann.

Und am Ende steht da die Angst, dass man jeden Tag regelmäßig auf sein Smartphone schaut, weil vielleicht "der Anruf" gekommen ist, den man eigentlich nicht bekommen will. Tag für Tag ruft man zuhause an und erkundigt sich danach, wie es dem Vati geht und auch wenn es von Tag zu Tag keine Änderung gibt, vergleicht man seinen Zustand mit dem der Vorwoche und muss feststellen, dass es nicht besser geworden ist. Und dann kommt am 20.3. dieser Moment der Stille, wenn kurz nach 21 Uhr das Telefon klingelt und man schon beim Klingeln genau weiß, dass es jetzt soweit ist...

Ruhe in Frieden Vati, du warst für mich immer ein Vorbild und ich bin immer stolz darauf, wenn man mir sagt, dass ich in meinem Wesen dir sehr ähnlich bin.

Ein kleiner Erfolg

Jan 0

Ich hatte vor einiger Zeit ja mal erwähnt, dass meine Frau ihre Ernährung auf das Paleo-Prinzip umgestellt hat, d.h. kein Gluten, kein Zucker, keine Laktose und noch ein paar kleine Details mehr, aber wer danach sucht, kann sich direkt auf dem Blog meiner Frau umsehen.

Ich bin mehr oder weniger schon Nutznießer dieses Prinzip, dadurch, dass es nur noch Paleo am Wochenende zu Essen gibt. Trotzdem bleibe ich gerne bei meinen alten Gewohnheiten hängen - Frühstücksbrötchen, Bier (auch wenn es alkoholfrei ist). Deswegen hat meine Frau vorgeschlagen, ich soll doch mal Milchprodukte wegfallen lassen, d.h. Joghurt, Milch und Quark. Das schlug sich natürlich gleich auf eine meiner Lieblingsangewohnheiten nieder - mein Kaffee, den ich gern mit viel Milch und Zucker trinke.

Als Hintergrund, warum ich mich auf das Experiment eingelassen habe, sei folgendes gesagt: Nach unserer Weltreise hatte ich das Frühjahr danach keine, aber garkeine Probleme mit Allergien. Während der Rest auf Arbeit nieste und tränte, lief ich unbekümmert herum. Und jetzt hatte ich endlich eine Übereinstimmung gefunden. Was hatte sich bei meinem Lebenswandel auf der Weltreise so sehr geändert gegenüber dem "normalen" Leben? Ich hatte alles unter Verdacht: Duschbad, Waschmittel, aber auch Nahrungsmittel.

Seit circa zwei Monaten bin ich jetzt schon weg von den Milchprodukten - wobei ich sagen muss, dass ich nach wie vor Käse esse - habe ich auf der Weltreise ja auch. Kaffee habe ich mal mit Alternativen probiert, wie Mandelmilch oder Kokosmilch, aber es ist geschmacklich nicht das selbe. Und letztens kam der Aha!-Effekt. Ich machte mich über einer Packung Nüsse her. Erdnüsse, Cashewkerne - alles kein Problem. Walnüsse sind schon kritisch und Haselnüsse meine Todfeinde. Und nichts passierte... ich aß am ersten Abend vielleicht 5 Stück, nichts passierte. Kein Kribbeln im Hals, keine juckenden Lippen. Den nächsten Abend erhöhte ich die Dosis, 20 Haselnüsse - nichts. Ich bin jetzt schon auf das Frühjahr gespannt!

Nachtrag 1.1.2015: Ich bin ursprünglich von einem kleinen Erfolg ausgegangen, aber mittlerweile hat es sich als riesiger Pluspunkt herausgestellt. Durch einen kleinen Nachtisch bei meinen Eltern merkte, ich dass da Apfel drin ist, aber ich spürte keine Reaktion. Also setzte ich das Experiment fort - Kriszta aß gestern einen Apfel und ich nahm ein Viertel davon - immer noch nichts. Also schnappte ich mir heute einen ganzen Apfel - keine allergische Reaktion! Damit habe ich jetzt nach ca. 25 Jahren in denen ich mich mit meiner Allergie herumplage, meinen ersten Apfel gegessen.

Thomas und die Nörgler

Jan 0

Mein Kumpel Thomas ist Fußballfan. Wenn Bundesliga ist, interessiert er sich immer für die Ergebnisse und fiebert natürlich für seinen Verein mit. So ähnlich wie ich beim Basketball. Dazu gehört natürlich, dass ein kleiner Aufkleber sein Auto schmückt, die passende Kaffeetasse und auch das T-Shirt. Kein Wunder, dass Thomas ganz aus dem Häuschen ist, wenn Fußball-WM ist. Ein Ereignis, dass alle vier Jahre statt findet. Dem entsprechend gibt es jetzt natürlich WM-Devotionalien in Form z.B. einer Deutschlandfahne als Magnethalter auf der Kühlhaube.

Warum muss ich das jetzt so ausführlich beschreiben? Weil er für mich stellvertretend einer von den vielen Tausend Fans in Deutschland sind, die mit der deutschen Mannschaft mitgefiebert haben. Ich klammere jetzt schon mal absichtlich "Fans" wie mich aus, die Fußball nur als Randerscheinung wahrnehmen, die alle vier Jahre in ihr Sichtfeld rückt. Ich könnte auch noch meinen Arbeitskollegen als Beispiel heranziehen, der am Sonntag zum Finale nach Berlin gefahren ist. Er spielt selbst im Verein Fußball. Diese beiden vergessen für diese spektakulären Wochen, dass ein Großteil der Nationalmannschaft aus dem verhassten Bayern München Kader kommt und feuern sie an.

Trotzdem passiert, was immer passieren muss... es passieren links und rechts des Geschehens Ausrutscher von der üblen Sorte - kein Wunder, denn je mehr Leute man mit etwas begeistert, desto mehr Schmutz wird mitgerissen. Was mich aber wirklich ärgert sind diejenigen, die für ihre Stimme auch eine Plattform bekommen und dann pauschal um sich schießen. Da ist plötzlich jeder Fußballfan ein Nazi und ein Patriot und der Gaucho-Dance ist sowas von rassistisch. Ich erlaube mir jetzt kein Urteil über die Bildung, Kultur oder den Frustfaktor den sie in sich tragen. Glücklich bin ich jedoch darüber, dass ich diesen Artikel kurz nach der Rückkehr von unserer Weltreise geschrieben habe. Er bringt immer noch genau die Meinung rüber, die ich jetzt vertrete. Sich für seine Nation zu freuen und das zu feiern, ist nichts verwerfliches, solange man natürlich zu unterscheiden weiß, ob man den Erfolg oder die Nation feiert. Selbstverständlich gibt es auch hier Fehltritte, diejenigen die Deutschland feiern, obwohl eine Handvoll junge Männer hart dafür trainiert haben und diejenigen, die beim Wort "Nationalmannschaft" schon angewidert die Mundwinkel verziehen, weil da etwas mit "national" auftaucht.

Mir gehen beide Seiten tierisch auf den Senkel und ich mag eigentlich nichts mehr davon hören. Und wer jetzt eine Diskussion vom Zaun brechen möchte, sollte vorher folgendes Gedankenexperiment durch den Kopf gehen lassen: Stellt euch folgende Schlagzeile vor "100.000 Menschen feiern am Brandenburger Tor die Befreiung vom Nationalsozialismus". Darunter ein Bild einer riesigen Menschenmenge über deren Köpfen viele Deutschlandfahnen wehen. Unvorstellbar? Eigentlich in keinem Land der Welt, außer in Deutschland.

Wie es der Zufall so will, hatten wir gerade auf unserer letzten Kreuzfahrt neben uns eine Gruppe von Leuten aus den USA/Kanada, die bei einem Quiz über "Berühmte Persönlichkeiten" mitmachten - es tauchte zwischen van Gogh, Marilyn Monroe und Elvis ein Typ auf, der Anfang des 20. Jahrhunderts für einen Monat ins Gefängnis kam, weil er eine Revolte in München angezettelt hat. Irgendwie muss man es unseren Gesichtern angesehen haben, die reflexartig entgleisten... Der Tüp in einem Quiz über berühmte Persönlichkeiten? Wäre daheim ein absolutes No-go. Jetzt staunten unsere Gesprächspartner - echt jetzt, das ist doch schon 60 Jahre her? Uns blieb nur ein Schulterzucken übrig... wir lieben es die Last der Vergangenheit zu tragen, statt eine Lehre daraus zu ziehen und sie das sein zu lassen, was sie ist: Vergangenheit.

Katzencontent

Jan 0

Ich wollte schon immer mal wissen, wie der typische Blogleser meines Blogs aussieht. Jetzt weiß ich es - es sind Katzen. Hier zum Beweis ein Foto. Es zeigt Schwiegermamas Katze, wie sie hochinteressiert meinen Beitrag über unsere Ausflüge bei La Paz liest. Irgendwie wird mir jetzt auch klar, warum niemand meine Beiträge kommentiert. Katzen kommen mit der Tastatur so schlecht zurecht :-)

Nachruf

Jan 0

Manchmal muss man einfach aufhören, wenn es am schönsten ist. Den letzten Monat sind wir (Franzi, Kriszta, André und ich) gemeinsam durch Peru und Bolivien gereist. In der Zeit haben wir viel zu erzählen gehabt, jede Menge gelacht und waren natürlich auch als kleines Team schlagkräftiger, wenn es um Beschwerden oder Verhandlungen ging.

Ich hatte es mir schon vorab gewünscht, dass wir als kleine Gruppe durch Bolivien reisen können, weil die Gefahr bestohlen oder ausgeraubt zu werden unglaublich sinkt. Als wir die beiden in San Pedro kennenlernten und sie sich später entschlossen mit nach Bolivien zu kommen, freute ich mich. Nun nach einem Monat sind wir nicht nur ein Team gewesen, sondern auch gute Freunde geworden.

Ihre Reise geht jetzt seit 15 Monaten und sie haben sich jetzt Richtung Miami begeben, um dann langsam heimzukehren. Wir wünschen den beiden noch eine schöne Reise, gute Heimkehr und ... ein baldiges Wiedersehen / -hören.

Abschiedsgrillen

Jan 0

abschiedsgrillenEine lange Pause steht bevor - wenn alles klappt, wie geplant, werde ich meine Kollegen jetzt 8 Monate nicht sehen. Hinterhältig und ohne mich zu fragen, hatte gestern mein Kollege Rico einen Grillabend zu meinem Abschied organisiert und so wurde auf der Jahnwiese in Bamberg mit knapp 20 Kollegen zu unserer bevorstehenden Abreise gegrillt.

Jeder hatte etwas mitgebracht und so wurde noch einmal gemeinsam gegrillt, getrunken, geredet und gelacht. Das Vergnügen war ein relativ kurzes, denn schon gegen 21 Uhr wurde es relativ frisch und wo man anfangs noch mit T-Shirt da stand, war es selbst mit Pullover und Jacke auf die Dauer etwas kühl.

... und trotzdem fiel der Abschied heute tierisch schwer. Ist halt ein netter Haufen!!!

Einstein@home

Jan 0

Fangen wir mal ganz simpel an: Das ist Seusz (sprich: See-uß, ungarisch für Zeus in einer halb deutsch, halb ungarischen Schreibweise), unser Hund. Na eigentlich ist es ursprünglich Krisztas, aber ich bin quasi Stiefvater. Für mich ist ja die Hundeerfahrung was grundsätzlich Neues, aber ich denke mal, der Kindererziehung nicht ganz unähnlich. Er ist ein ganz Lieber, aber trotzdem hört er manchmal nicht, macht was er denkt und nimmt die ganze Hand, wenn man einen Finger anbietet (aber nur im übertragenen Sinne).

Ich werde mal so ein paar Geschichten erzählen, die regelmäßig vorkommen, damit man sich ein besseres Bild machen kann. Es fängt damit an, dass er schreckhaft ist, ja fast ein Angsthase. Eine Heidenangst hat er vor dem Staubsauger, wenn der läuft. Dann gilt es einen großen Bogen darum zu machen. Auch ist er gerne mal außer Rand und Band. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Gassi zu gehen. Es reicht schon oft, dass man den Schlüssel in die Hand nimmt und schon ist Seusz der Meinung, dass es jetzt raus geht und hoppelt hinter einem her und führt einen Freudentanz um die eigene Achse auf.

Richtig goldig wird es, wenn man am Tisch sitzt. Dann kann es passieren, dass man eine Schnauze auf dem Bein spürt, gepaart mit einem "Ich verhungere gleich"-Hundeblick. Aber er weiß, dass er so nichts bekommt, deswegen legt er sich hochgradig aufmerksam auf den Boden. Hier kommt der Hundephilosoph zum Tragen, denn es wird mal einfach Ursache und Wirkung verwechselt. Denn jegliche Reaktion muss ja Wirkung seines Handelns sein. In Hundegedanken: "Ich mache brav Platz und deshalb bekomme ich was!" In Realität sieht es so: Wenn es was gibt, wo wir Seusz einen Happen abgeben können, sagen wir im "Platz!" und dann gibts was.

Die Regel: Was des einen Leckerli, ist des anderen Gift! sorgte dafür, dass ich auch etwas über Ernährung von Hunden lernt. Seusz ist verrückt nach Käse, das geht ja auch in Ordnung, nur wußte ich bis dahin nicht, dass Schokolade auf Grund von Koffein und Theobromin tödlich sein kann.

Es gibt aber auch noch was, dessen Ursache ich überhaupt nicht verstehe. Die Post kommt mit einem Päckchen, klingelt und Seusz rastet aus und bellt bis zum Umfallen. Gilt natürlich nicht nur für die Post, sondern für jeden Klingler. Bestrafen fällt dabei ja aus, laut Foren wird Schimpfen vom Hund als "Menschenbellen" aufgefasst oder in Hundegedanken "Ich belle und Herrchen bellt mit". Ablenken fällt aus, selbst mit Leckerlis kann man ihn nicht zur Ruhe bewegen. Entwöhnungstherapie - bringt nichts, Seusz mit vor die Tür genommen, ihm gezeigt, was passiert, wenn man auf die Klingel drückt - ja, der Hund bellt.

Soll aber nicht heißen, dass er dumm und unerzogen ist - ganz im Gegenteil, er beobachtet genau und zieht daraus seine Schlussfolgerungen. Eine ganze Zeit lang bin ich mit ihm Gassi gegangen und hab dabei immer Kopfhörer ins Ohr gesteckt. Was passierte? Ich brauchte nur die Kopfhörer in die Hand zu nehmen, schon ging der Freudentanz los. Ist schon schlau, der Kleine... und dann noch die verblüffende Ähnlichkeit zu Einstein...

Viele Gedanken und dann doch wieder – Realität

Jan 0

Als ich noch ein Teenager war, meine Eltern waren gerade im Urlaub und ich war aus dem "ich fahr mit"-Alter raus, wachte ich eines Nachts auf und mir ging ein Gedanke durch den Kopf - was ist, wenn alle Beziehungen auf die wir unsere Gesellschaft bauen, nur eine Illusion sind. So abwegig war der Gedanke nicht - betrachtet man es so, dass unsere DNS - die Bausteine der Vererbung - aus atomarer Sicht gesehen, keine Verwandschaft miteinander haben, ist jeder für sich ganz schön allein. Ich ließ dieses Gefühl eine Weile wirken und dann sausen.

Der Gedanke und das Gefühl tauchen heute immer mal wieder auf, aber es hat sich etwas grundlegend geändert. Eins hatte ich nämlich daran vergessen - den Austausch. Der ewige Wechsel von Leben und Vergehen. Kleines Gedankenexperiment: Stellt euch vor, ein Mensch stirbt, wird beerdigt und viele Jahre später wächst darauf eine Wiese. Die Nährstoffe, das Wasser kommen alle aus dem Boden. Auf der Wiese steht eine Kuh, die später geschlachtet wird und man sich einen Teil davon aufs Brot schmiert. Was da wohl drin sein mag?

Aber dem ganzen kann man noch die Krone aufsetzen und sich bewusst machen, dass dieser Prozess ständig abläuft. Der Stoffwechsel im Körper, Zellen sterben und werden neu gebildet - man kann schon fast sagen, wir erneuern uns permanent. Und dann kommt doch so etwas wie Gemeinschaftssinn auf - vielleicht sind in dem Baum vor meinem Fenster und in mir auch Atome drin, die vor tausenden von Jahren zum gleichen Lebewesen gehört haben.

Ich weiß, dass klingt nach ziemlichen Unfug, der weit hergeholt ist und man sollte solche Gedanken nie zu lange verfolgen, sonst dreht man durch. Besonders, wenn man anfängt, den Atomen ein zeitliches Bewußtsein anzudichten. Denn dann würde das heißen, dass alles was passiert ist, nie verloren geht, rings um uns schlummert und seine Geschichte erzählen möchte.

Okay, ich bin dieses Mal ganz schwer in die esoterische Ecke abgebogen, aber ich hing gestern Abend nachdem wir den Film "Vom Suchen und Finden der Liebe" schauten mal wieder dem Gedanken nach (unglaublich aber wahr, die Lieder sind von Harald Faltermeyer). Und dann klingelt heute Mittag das Telefon und meine Mutti erzählt mir mit leiser Stimme, dass meine Oma heute morgen eingeschlafen ist...

Nachgedacht…

Jan 2
Die wundervolle Zeit des Frühlings hat begonnen, alles grünt und blüht. Und wenn man an die Themen Frühling und Blühen denkt, bekommt so manch einer schon eine rote Nase und tränende Augen. Wir reden von einer der Melkkühe des Gesundheitswesens: Allergikern. Die Ursachen sind vielfältig: Aggressive Substanzen (wie Formaldehyd, was früher zur Desinfizierung / Reinigung benutzt wurde) oder auch fehlende Krankheiten / zu viel Reinlichkeit werden aufgeführt. Die Therapien sind vielfältig, so z.B. die Desensibilisierung. Was passiert: Es werden einem über einen längeren Zeitraum die Allergene injiziert. Bis jetzt war der Erfolg bei allen, die dies probiert haben langfristig gleich Null oder es wurde schlimmer, denn es traten zusätzlich noch andere Allergien auf. Jetzt mal mit gesundem Menschenverstand: Seid ihr schon mal bei einer Grippeimpfung gewesen und wisst, was da passiert? Es werden abgeschwächte Grippeviren injiziert, damit der Körper Antikörper bilden kann, um erfolgreicher im Ernstfall zu wirken. Mh, und bei Desensibilisierung werden also Allergene geimpft und der Körper soll sich genau umgekehrt verhalten? Wenn ein erfahrener Mediziner mitliest - ich hätte gerne mal eine professionelle Erklärung! Und dieses Jahr kommt die Frechheit, die das Maß an Volksverdummung überschreitet. Prof. Merk (Präsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen) verbreitet, dass dieses Jahr ein Mastjahr für Birken ist und dabei besonders viele Pollen verbreitet werden und alle Medien brabbeln ohne Nachdenken nach. Toll, dass Mediziner jetzt sich auch in der Forstwirtschaft auskennen. Und wieder der gesunde Menschenverstand, der sich bei mir einschaltet: Alle Birken auf einmal? Wie synchronisiert sich denn so eine Birke mit ihren Birkenbrüdern? Ich bilde mal einen unpassenden, aber ähnlichen Vergleich: Das wäre, als würden alle Frauen der Welt gleichzeitig ihre Periode bekommen. Also hab ich mal geschaut, was die Mast bei Bäumen bedeutet... Nachschlagen!... "Der Zeitabstand zwischen zwei Mastjahren ist regional unterschiedlich und beträgt sechs bis zehn Jahre". Danke Wikipedia!

Die Geschichte mit der Postkarte

Jan 0

michelangelo

Ich hatte mich ja schon in meinem Rom-Beitrag etwas zum Thema Sixtinische Kapelle geäußert, aber da gibt es noch mehr zu sagen. Also man betritt die Sixtinische Kapelle und sie ist voller Menschen, alle Sitzplätze an den Seiten sind durchweg besetzt. Die Leute starren andächtig an die Wände und an die Decke und tauschen Gedanken aus. Aus dem Tuscheln wird Sprechen und die Lautstärke steigert sich solange, bis wieder ein "Psscchhhtt!!!" von den Wächtern ertönt. Wir sind zwei mal in der Kapelle gewesen und jedes Mal ärgerte es mich um so mehr, keine Fotos machen zu können.

Wir wurden Zeugen, wie Leute gebeten wurden, ihre Kamera wegzupacken, wir wurden Zeugen, wie Leute durch ein "No Foto!" zurechtgewiesen wurden, nur weil ihre Kamera Richtung Decke zeigte. Nach Abschluss der zweiten Runde sah ich ein Hinweisschild auf das Vatikanische Postamt. Angeblich sollte die Vatikanpost schneller und zuverlässiger liefern, wie die italienische Post. Ich fand es eine coole Idee, eine Postkarte aus dem Vatikan mit passender Briefmarke und passendem Stempel als Erinnerung an uns zu schicken. Und natürlich bot sich als Motiv die Decke von Michelangelo an.

Also schnappte ich mir eine Karte aus dem Postkartenständer, ging zum Postschalter und verlangte noch eine Marke nach Deutschland. Ich durfte 0,65€ zahlen und gesellte mich wieder zu Kriszta. Als ich ansetzen wollte zu schreiben, fiel mir was auf. Wir diskutierten etliche Verschwörungstheorien, Kameraüberwachung und ewige Verdammnis und schickten dann die Postkarte an uns. Aus religiöser Sicht vielleicht doch suboptimal eine Postkarte im Vatikan zu klauen, aber rein moralisch nach dem Spektakel in der Sixtinischen Kapelle nur gerecht. Ich hatte ja schließlich Geburtstag...

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