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The KLF

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Ich habe in der Blog-Challenge A-Z der elektronischen Musik bereits über The KLF geschrieben. Als ich letztens las, dass Pedro von Unspoken KLF für sich entdeckt hat, reflektierte ich über meine KLF-Beiträge. Das Ergebnis war, dass ich nicht zufrieden bin und deshalb einen neuen Anlauf nehme.

electro-space monthly ist eine Serie, bei der es um Musik geht, die mich beeinflusst hat. Dabei können Künstler, Musikstile oder Labels als Themen auftauchen. Inhaltlich geht es selten um Vollständigkeit, sondern nur um den Abriss, der mich bewegt hat.

Außerdem gibt es die Serie auch als Podcast zum Anhören. Dort gibt es neben dem hier stehenden Text noch die Musik, über die geredet wird. Und vielleicht erzähle ich auch noch etwas mehr, wenn mir spontan etwas einfällt.

In der Blog-Challenge beschränkte ich mich auf mein erstes Hörerlebnis der White Room bzw. was ich kürzlich über die Chill Out in Erfahrung gebracht hatte. Aber wie so oft, sind das nur klitzekleine Punkte auf dem Zeitstrahl von KLF.

Ich klammere jetzt schon mal bewusst die Einzelprojekte von Jimmy Cauty und Bill Drummond aus, die sie vor, während und nach ihrer Zeit mit KLF hatten. Vielleicht starte ich mal mit meiner Definition von KLF. Wie ich schon schrieb, stieg ich mit What Time Is Love?, 3a.m. Eternal und Last Train To Trancentral ein. Aus diesem Grund sind diese Songs für mich die Referenz zu ihrer Musik.

Und demzufolge holte ich mir die Maxi-CDs dazu und staunte nicht schlecht. Was für ein abgefahrener Sound war das? Aber auch vergleichsweise sperrig, dass er mir nicht mehr gefiel. Oder sich erst nach mehrfachem Hören Wohlgefallen auslöste. Ich spreche da nicht von den Originalen, sondern den Remixen, wie sie z.B. von den Moody Boys kamen.

Und trotzdem habe ich alle Maxis daheim stehen. Ich konnte es damals kaum erwarten, dass neue Musik erschien. Natürlich kaufte ich auch alles, was es zu der Zeit sonst noch gab. Dazu gehörten die Originalversionen von What Time Is Love? und 3a.m. Eternal aus den 1980ern. Es folgte noch die Chill Out und dann war – abgesehen von der Maxi als The Jams – Ruhe. Natürlich bekam ich die Gerüchte mit, dass auf die White Room ein Album Black Room folgen sollte.

Aber das kam nicht, statt dessen hörte man von dem verbrannten Geld und dem Einstampfen des gesamten Katalogs. Also was ich daheim stehen hatte, war dann quasi das Finale. Es würde nichts Neues mehr kommen. Aber vielleicht sollte ich mich mal chronologisch durch die Geschichte von KLF bzw. ihren Projekten durcharbeiten.

The KLF chronologisch

Es ging in den 1980ern los. KLF, was für Kopyright Liberation Front stand, aber nie bestätigt wurde. Außer in dem, was wirklich passierte. Mit ihrer ersten LP als die Justified Ancients Of Mu Mu sorgten sie dafür, dass nur wenige Exemplare in den Umlauf kamen, bevor sie vom Markt wegen massiven Urheberrechtsverletzungen genommen wurde. The Beatles, Samantha Fox und noch viel mehr wurde dabei verarbeitet.

Also zogen sich KLF auf eine Meta-Ebene zurück. Statt sich inhaltlich zu bedienen, wurde es thematisch. Damals kam keiner im Pop-Bereich an Stock-Aitken-Waterman vorbei. Dieses Trio war unter anderem für die Musik von Kylie Minogue und Jason Donovan verantwortlich. Die Interpretation von KLF war die cheesy Pop-Nummer Kylie Said To Jason.

Ende der 1980er kamen dann die oben beschriebenen Trance Originals heraus. Aber die gingen komplett unter. Wie schon im Beitrag beschrieben, bekam ich sie als Gratisgeschenke bei anderen Bestellungen dazu.

Ich weiß nicht, was in den Köpfen der beiden vorging, aber dann kam der Umbruch. Auf einmal schien alles zu gelingen. Die Videos waren spektakulär, der Sound so revolutionär, dass selbst die, die eigentlich keinen Nerv für Techno oder Dance hatten, gut mit KLF leben konnten. Das führte zu einer Popularität, dass sie Größen wie die Pet Shop Boys oder Depeche Mode remixten.

Obwohl ab 1992 musikalisch nichts mehr passierte, reichte das Echo bis weit in die 1990er hinein. Das Geld war verbrannt, das Buch zum Erfolg geschrieben. Aber ab dem Punkt war dann klar, sorry, das war alles nur ein Witz, wir haben euch an der Nase herumgeführt.

Natürlich blieben die beiden aktiv, führten den Tag der Stille ein, brachten Briefmarken für ein Phantasieland heraus. Aber dafür blieb die Community aktiv. Positive Void Communications war da gerade im neuen Jahrtausend sehr aktiv und veröffentlichte Live-Aufnahmen, Remixe und Klamotten in limitierter Stückzahl.

Um so erstaunlicher war die Ankündigung, dass es wieder Musik von KLF geben sollte. Und 2021 ging es los. Erst kamen mit Solid State Logik 1+2 zwei „Best Of“ Alben heraus und dann folgten mit dem Directors Cut von The White Room und Come Down Dawn alternative Versionen ihrer beiden Album heraus. Verbunden mit einer Liste von insgesamt sieben Releases.

  • Kick Out The Jams
  • Pure Trance Series
  • Come Down Dawn
  • Moody Boys Selection
  • Solid State Logik (1&2)
  • Lost Chapter
  • Hidden Chapter

Stand 2023 muss man sagen, dass sich die Serie bis jetzt sehr in Grenzen hält. Das Lost Chapter ist die White Room-Veröffentlichung, sodass gerade mal vier Punkte abgehakt sind. Vielleicht haben sich KLF aber auch wieder komplett zurückgezogen, nachdem der Toxteth Day Of The Dead so eskaliert ist. So wie ich es mitbekommen habe, wollten die beiden eine Doku mit Fans drehen. Und die Fans zeigten sich wohl von ihrer unangenehmen Seite, indem sie alles besser wussten und alles zu ernst nahmen. Und damit war dann erst mal Ruhe.

Der Kult

Wie man aus dem letzten Abschnitt entnehmen kann, gibt es doch noch einige Fans, die sehnlichst darauf hoffen, dass KLF wieder so weitermachen, wie sie 1992 aufgehört haben. Aber um ehrlich zu sein, wird das nicht passieren. Aber ich versuche mal dem Phänomen KLF auf den Grund zu gehen. Warum waren sie auf einmal so erfolgreich?

Am besten beginne ich mit der schwierigsten Frage: Was für einen Stil haben The KLF an den Tag gelegt. Ich würde sie unter Dance einordnen. Wobei ich mich nicht erinnern kann, jemals einen ihrer Tracks in irgendeiner der Großraum-Diskos gehört zu haben. Also passt das nicht wirklich. Dafür waren sie in den Charts ganz oben mit dabei. Also dann populäre Musik, kurz Pop. Obwohl ihre Musik alle Elemente damaliger Pop- bzw. Dance-Music hatte, klang sie so komplett anders. Und Techno? Bei weitem nicht!

Unterm Strich ließen sie sich nicht in eine Schublade stecken, weil sie mit den Elementen spielten und so ganz elegant Genre-Grenzen verschmierten. Der nächste Punkt wäre die Inszenierung. Hier begannen sie mit der geheimnisvollen Welt von Mu, die im Grunde genommen, nichts anderes als Atlantis war. Dann waren da die Bühnenshows in ihren Videos, wo sie sich mit gigantischen Gitarren hinstellten, von denen Funken flogen. Kurzer Realitätscheck: Wo kamen in ihrer Musik (America: What Time Is Love? mal ausgeklammert) Gitarren vor? Und welche Stelle einer Gitarre schlägt Funken, wenn man sie mit der Flex bearbeitet?

Kurz gesagt, tolle Effekte, aber alles nur Show. Und dieser Show folgte gezielte Provokation, mit ihrem Auftritt bei Top Of The Pops, mit ihrer Metal-Version von 3a.m. Eternal. Dort ballerten Sie Gummigeschosse über die Köpfe des Publikums hinweg und luden dann noch Backstage ein totes Schaf ab. Was klingt wie eine Rammstein-Show, war mit The KLF Anfang der 1990er schon Realität.

Wer sich so benimmt, plant eigentlich nur eins: den Rausschmiss. Von heute auf morgen, stoppten sie den Verkauf ihrer Musik und stellten die Lizenzierung und Produktion ein. Der Effekt von künstlicher Verknappung gab der Nachfrage an ihren alten bzw. raren Scheiben noch mal einen enormen Schub. Ich erinnere mich Mitte der 1990er für die nur in Japan erschienene Ausgabe von This Is What The KLF Is About (Part 1) einen horrenden Preis gezahlt zu haben, der selbst jetzt noch nicht auf discogs erreicht wird.

Zusammengefasst…

Wo will jetzt eigentlich mit dem Beitrag hin? Ich möchte zwei Dinge aufzeigen. Die sind für mich auch selbst Therapie, damit ich mir immer dessen bewusst bleibe. The KLF hatten eine Phase, in der mir ihre Musik sehr gut gefallen hat. Alles was davor war und danach kam, war nicht mehr so mein Ding. Und damit die Überleitung zu Punkt zwei. Mit den Streams, die jetzt erschienen sind bzw. vielleicht noch erscheinen werden, wird kein sagenhaftes neues Material mehr erscheinen. Das Phänomen wie bei Future Sound of London, die in den 1990ern vier Alben veröffentlichten, die Kult wurden und dann verschwanden, um dann im neuen Jahrtausend mit mehr als einem Dutzend neuer Alben wieder aufzutauchen, ist eine Illusion. Dazu waren The KLF viel zu sehr Künstler und zu wenig Musiker.

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