Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

N wie Netlabel

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Meine Geschichte mit Netlabel hat ziemlich simpel angefangen. So wurde im Laufe der Zeit aus einer einfachen Idee ein monatlicher Kampf mit mehreren Gigabyte an Daten. Für die Podcasthörer wird es heute jede Menge Titel geben, die ich auch fast alle ausspielen werde.

Jeden Beitrag gibt es auch als Podcast, der etwas umfangreicher als der Eintrag auf dem Blog ist. Untermalt wird das natürlich von der Musik, über die ich hier erzähle.

Aber fangen wir erstmal mit einer Begriffserklärung an. Was sind denn Netlabel? Vor einer Zeit von Soundclound, Beatport, Bandcamp usw. gab es nur zwei Wege zu veröffentlichen. Auf einem physischen Tonträger oder wenn du digital veröffentlichen wolltest, über ein Netlabel. Die Netlabel boten eine Plattform für alle die, ihre Musik mit anderen teilen wollten, ohne dass ihnen irgendwelche Zwänge wie Urheberrecht oder GEMA aufgedrückt wurden. 

Deswegen war die Musik meistens gratis. Und genau aus diesem Grund verschwanden die Netlabel fast alle wieder. Eben weil dann o.g. Plattformen entstanden, die den Künstlern ermöglichten, etwas Geld mit ihrer Musik zu verdienen.

Seit ich meinen Blog hatte, schwirrte mir die Idee eines Podcasts im Kopf herum. Also stellte ich mental alles zusammen, bis ich erkannte, dass ich genau wie hier an der  GEMA   scheitere. Also musste ich Musik nehmen, die rechtlich keine Probleme macht. Es blieben nur die Creative Commons. Damals gab es eine Seite, die nicht nur alle Label mit CC Musik auflistete, sondern auch nach Musikstilen sortierte.

Schnell war der erste Podcast fertig. Mit Audacity stellte ich alles zusammen. Ich kaufte mir sogar extra ein extra Mikrofon, damit ich was dazu sagen konnte. Am 30.08.2006 ging er online. Ich erhielt viel positives Feedback und machte weiter. Schnell hatte ich eine Liste von Labels, die mich mit Musik versorgten.

Natürlich las ich viel in der de:bug über Thinner. Die Musik von denen war qualitativ um Längen den anderen voraus. Um sie zu unterstützen, bestellte ich ein paar T-Shirts. Kurz danach erhielt ich die Info von Sebastian Redenz, dass es Probleme bei der Produktion gibt und ich mich etwas gedulden soll. 

Ich sagte, dass ich die T-Shirts aus unterstützenden Gründen gekauft habe. Weiterhin fragte ich, ob ich denn helfen kann. Ich glaube, Sebastian freute sich, denn er schickte mir eine Liste von Aufgaben, wo Thinner unterbesetzt war. Zwischendrin stand etwas von Release-Texten. Ich hakte nach und schickte ein paar Beispiele von meiner Homepage. Sebastian war zufrieden und wollte sich melden.

Kurze Zeit später kam der erste Auftrag. Lou Teti. Ich erhielt eine kurze Info, bis wann der Text fertig sein soll, die Mailadresse von Lou und schon konnte ich loslegen. Ich stellte Lou ein paar Fragen und ziemlich schnell hatte ich eine Idee. Im Grunde genommen ließ ich mich mehr von dem, was ich nebenbei noch machte, inspirieren. Bei dem Release hörte ich gerade die Counterfeit EP von Martin Gore. Und so entstand die Idee mit dem Spaziergang.

Ich schrieb alles zusammen, übersetzte es und schickte es an Sebastian. Meine Texte wurden danach nochmal von einem Muttersprachler überarbeitet und gingen dann online. Um an neue Musik zu kommen, hatte ich einen Zugang zum FTP-Server von Thinner, wo die ganzen Demos abgelegt waren. Stellenweise bekam ich die Musik, über die ich schreiben wollte noch als unfertige Versionen.

Eine der interessantesten Geschichten war die Zusammenarbeit mit Jason Corder (Off The Sky). Sebastian kündigte mir schon an, dass ich dazu eigentlich nur einen Rahmen schreiben brauche, weil Jason schon den kompletten Inhalt selbst liefert. Ich erhielt eine Demoversion der EP und Jason bat mich, meine Meinung zu sagen. Wenig später erhielt ich noch eine weitere Version, damit ich vergleichen kann. Ich schrieb Jason meine Meinung, dass mir die erste Version doch besser gefallen hat. Er war überrascht. Trotzdem erschien die zweite Version.

Thinner war ein Label, welches schon sehr früh mit dabei war. Deswegen wollte Sebastian langsam Thinner umstellen. Es sollte neben den Gratisveröffentlichungen auch bezahlte Releases geben, damit auch was für Künstler und uns abfällt. Zuvor sollte ich noch ziemlich kurzfristig (1 Woche) zwei Texte schreiben. Zum einen für das Kraftfuttermischwerk mit der „Blüte seines Lebens“ und noch ein anderer Release. 

Beim Kraftfuttermischwerk hatte ich eine geniale Idee. Und der andere Release vermittelte mir die Erinnerung an Sommerferien, wenn alle in den Urlaub gefahren sind und alles rings um einen ausgestorben scheint. Und genau jener Künstler, dem ich meine Idee vermittelte, reagierte pampig mit einem Satz, dass ich den Titelnamen keine Bedeutung beimessen soll und das war es.

Ich hatte die Nase gestrichen voll. Ich hatte gerade ein großes Projekt auf Arbeit übernommen, dann noch der Podcast. Kurz gesagt, hatte ich ohnehin viel zu tun und war vor den Kopf gestoßen. Zudem war es mit der Zeit anstrengend geworden, weil ich immer viel Leerlauf zwischen den Releases hatte und dann kam es immer kurzfristig. Mir reichte es.

Aber das soll jetzt keine Entschuldigung sein. Es war ziemlich fies von mir, da einfach ohne Rückmeldung auszusteigen. Aber das war nicht das erste Mal. Direkt vor Lou Teti hatte ich schon einen Text geschrieben, wo sich der Künstler kurzfristig entschloss, dass er selbst was schreibt. Sebastian meinte dann nur, dass man da nicht viel sagen kann… Künstler halt.  Soviel zu meiner Geschichte von Thinner.

Kommen wir zu einem Label, das mir auch noch sehr am Herzen lag – Sutemos. In Sachen Netlabel hatten die nordischen Länder ohnehin die Nase vorn, gerade im Osten Europas bewegte sich viel. Sutemos entdeckte ich, nachdem ich von meinem Roadtrip durch das Baltikum zurück gekommen bin.

Wenn ich mir heute ansehe, wie viele Künstler durch Sutemos entdeckt habe. Da fallen mir Namen wie Yagya oder Stockfinster ein. Sutemos war ziemlich innovativ und legte auch Wert auf hohe Qualität. Aber genau wie bei Thinner hat sich auch bei Sutemos die Idee der kostenlosen Musik nicht ewig halten können.

Obwohl ich sagen muss, dass es sehr lange gedauert hat, bis sich da was bewegt hat. Ich rede da jetzt nicht von der Technik, sondern von der Akzeptanz. Wenn ich mich selbst mal als Beispiel nehme. Bis ich soweit war, ausschließlich digital zu kaufen, hat es bis 2012 gedauert. Zu groß war die Angst, dass ein digitaler Super-GAU die Musik einfach vernichtet. Aber mittlerweile sind es jetzt nur noch wenige Anbieter, die einen limitierten Zugriff auf ihre Musik bieten. Die meisten lassen es zu, nach einem Crash nochmal die gesamte Musik neu zu laden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner