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Veröffentliche Beiträge in “Kunst + Kultur”

digitale und reale Kunstwerke, Hinweise usw.

Die Sechs-Machine

Jan 0

Endlich kann ich mich mal zusammenreißen und den Rest der Nummernschildgeschichte aufschreiben. Der Montag Morgen begann mit einem Besuch auf der Polizei - im Gegensatz zum Telefonat am Sonntag Abend waren alle sehr freundlich. Nachdem ich mein Anliegen geschildert hatte, kam sofort ein Beamter, notierte sich alles und sagte mir, dass er die Kollegen in Chemnitz anruft, da auf die Autobahnmeisterei nicht so Verlass wäre. Er wollte mir anschließend Bescheid geben, ob das Schild gefunden wurde, da es sonst für bedeuten würde, neue Nummernschilder zu beantragen.

Gegen Mittag kam dann der etwas depremierende Anruf, dass er gerade die Meldung von den Kollegen erhalten hat, die das Schild nicht auffinden konnten. Er sagte mir, dass er die Verlusterklärung bereits ausgestellt hätte und ich bräuchte dann nur noch vorbeikommen und das Schreiben abholen. Also fuhr ich nach Arbeit hin, erzählte an der Anmeldung, dass ein Schreiben für mich bereit gestellt wäre. Der Beamte quälte darauf hin seinen Computer und meinte, es gäbe keinen Kollegen dieses Namens bei der Verkehrspolizei, sondern nur bei der Kripo. Also suchte er meinen Vorgang, lachte und meinte, das System würde seine eigenen Kollegen nicht kennen und schon kam jemand mit dem Schreiben, sah sich schnell mein Auto an und händigte mir die Erklärung aus.

Da die Zulassungsbehörde fast nur vormittags offen hat, wartete ich bis Mittwoch (meinem ersten Urlaubstag). Ich war sofort an der Reihe, legte alle Schreiben auf den Tisch und suchte mir ein neues Kennzeichen aus, denn das alte ist für die nächsten fünf Jahre gesperrt. Ich hatte gerade nochmal Glück, denn die Buchstabenkombination gab es noch ein einziges Mal. Ich ließ mir neue Schilder anfertigen und fragte anschließend noch, ob sie eine Deckungskarte der Versicherung benötigen. War nicht nötig, ein Anruf würde genügen. Ich brachte das Nummernschild hinten an, fuhr in meine Werkstatt und besorgte mir eine neue Halterung für das vordere Schild (gab es gratis). Somit beliefen sich die Gesamtkosten auf knapp über 60 Euro - und das für einen herrenlosen Eimer auf der Autobahn.

Zuhause angekommen klingte ich dann noch schnell bei meiner Frisörin durch und kam gleich mittags dran. Anschließend ging ich noch einkaufen, denn seit dem Wochenende hatte ich nichts mehr geholt und die Vorräte schwanden. Nachdem alles dringende hinter mir lag, konnte ich mich mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung widmen - die Ramschkisten mit den CDs im Supermarkt durchsuchen. Nachdem ich mich durch Berge von CDs gewühlt hatte, die wirklich keiner haben will, hielt ich "Die Reklamation" von den Helden in der Hand. Schnäppchen - meins! Abends traf ich mich dann noch Kollegen auf ein Bierchen, war aber etwas reduziert, mein Schädel brummte mal wieder, außerdem konnte ich dem Thema "Kücheneinrichtung" und den Vorteilen eines Induktionsherds nicht viel abgewinnen.

Ich hatte letztes Wochenende auf Wunsch einer einzelnen Frau mit "Das Jesus Video" von Andreas Eschbach angefangen. Wenn man zuviel "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" gelesen, stolpert man schon über den Titel. Ich hatte mich schon letzten Freitag durch die ersten 40 Seiten gekämpft und war schon etwas skeptisch, dass die Spannung gleich am Anfang so anzog. Wie wollte er denn die Spannung das gesamte Buch über halten? Wie sich später herausstellte, gelang ihm das nicht so recht. Andreas Eschbach greift dabei sehr gern auf das Prinzip der Fortsetzung zurück, wo gegen Ende des Kapitels schon der nächste Schritt klar ist, man sich aber noch durch gut 20 Seiten eines anderen Handlungsstrangs kämpfen muss, um zu erfahren, dass alles so eintritt, wie man es erwartet hat. Es ist nicht gerade so, dass es nicht spannend geschrieben wäre, aber die Hinhaltetaktik gefällt mir ganz und garnicht. Er verliert sich sprachlich auch sehr oft in Vergleichen, die ich zwar auch gerne hier verwende, aber man kann es auch übertreiben. Da ich nun endlich damit fertig werden wollte, schnappte ich mir heute Morgen das Buch und gab mir bis kurz nach 12 die restlichen 300 Seiten. Wenn man nicht anhand der verbleibenden Seiten gesehen hätte, dass noch mehr folgte, wäre ich mit dem Ende zufrieden gewesen, dass die Kamera komplett zerstört wird. Es muss nicht immer ein Happy End geben. Aber nein, Andreas Eschbach drückt auf "Fast forward" und rasselt in den letzten Seiten runter, als hätte er keine Lust mehr gehabt. Von den Charakteren bleibt nichts mehr übrig, außer den Namen - es hätte auch jeder x-beliebige sein können, das wäre garnicht aufgefallen. Die Hauptdarsteller, die in mühsamer Puzzlearbeit die Teilchen für das Gesamtbild im ganzen Roman zusammengetragen haben, vergessen ihren Scharfsinn und begnügen sich damit, den Reisenden anhand der Tatsache zu identifizieren, dass er Amerikaner ist, nach Isreal fliegt und das Modell der Kamera bei sich trägt.

Bevor ich heute Morgen meinen Lesemarathon startete, klemmte ich mich noch schnell an den Rechner und mir fiel, dass ich letztens bei thelastbeat.com las, dass Anfang November das neue Album "Untrue" von Burial erscheint. Also habe ich da mal reingehört. Einmal hat schon gelangt... aber hört doch selbst.

 

Guten Abend, gute Nacht!

Jan 5

Die letzten Tage waren schon irgendwie anders. Ich will nicht sagen befreiend, entspannend oder dergleichen. Aber es ist schon angenehm früh aufzustehen, zu frühstücken, noch eine Viertelstunde durch die Blogs geistern, dann auf Arbeit gehen und so viel Wind um die Ohren zu haben, dass man ganz verdattert ist, wenn ein "Mahlzeit?!" in den Raum schallt. Bin ich nicht gerade erst gekommen? Und wenn man dann gegen 7 endlich dazu kommt, seine eigenen Aufgaben zu erledigen, ist das fast schon wie Feierabend. Wenn man des Nachts heimkommt und sich nach einem kleinen Snack ins Bett fallen läßt und noch ein wenig liest, dauert es nicht lang und der Schlaf holt einen ein. Interessant wird es dann, wenn man feststellt, dass es bald keine frischen Socken mehr gibt und sich der Inhalt der Küchenschränke als Abwasch stapelt.

postcrossing38So gesehen ist es kein Wunder, dass ich kaum noch zum Bloggen komme, deswegen gibt es einen kurzen Überblick über die Ereignisse der letzten Tage. Die Postcrossingmaschine hat mir wieder mal zwei Postkarten beschert, aber irgendwie klemmt es momentan. Während die ersten Postkarten noch problemlos ankamen, finden sich jetzt mehr und mehr Nutzer, die sich anmelden, Postkarten verschicken, aber die empfangenen Postkarten nicht registrieren. Ergo - ich schreibe, sie "kommen nicht an" und deshalb empfange ich auch keine Neuen. Erst nach 3 Monaten werden sie auf "expired" gesetzt und dann hat man die Chance eine neue Karte zu erhalten.

Letzten Donnerstag war bei uns Feiertag - Grund genug, sich abends mit Kollegen zusammen zu setzen und ein Bierchen zu trinken. Schöner Abend und idealer Auftakt für den Feiertag, an dem ich Wordpress aktualisiert und die Seele ein bißchen baumeln ließ. Und hatte ich nicht gerade "Extrem laut und unglaublich nah" begonnen, hat sich dieses Buch auch in die Reihe der gelesenen Bücher eingereiht. Drei Tagebücher, die sich zu einem vereinen, deren Sinn sich auch erst mit der Zeit erschließt, werden konsequent durchgezogen und durch die Geschichte zieht sich die Suche eines Jungen, der das Schloß zu einem Schlüssel sucht und damit den Tod seines Vaters, der am 11. September umkam, verarbeitet. Unglaublich nah wird das Buch, als eins der Tagebücher von der Bombardierung Dresdens berichtet und erzählt wie der Schreiber die Ereignisse am 11. September auf dem Dresdner Bahnhof (hier haben entweder Übersetzer oder Autor unzureichend recherchiert) verfolgt. Und für einen Moment werde ich Teil der Geschichte - ich war auch in der Stadt, als wir vor einem Riesenfernseher stehen blieben (ohne Ton) und die rauchenden Twin Towers betrachteten. War das ein Film? Konnte ja nicht anders sein, es wirkte ja so unrealistisch. Und was das Buch so richtig gut macht, ist die Offenheit des Buches - es wird nicht angeklagt und melodramatisch geheuchelt, nein, es bleibt realistisch und mit der Gestalt des naseweisen Oskar liebenswert.

Nachdem ich damit durch war, begann ich "Die Straße" von Cormac McCarthy. Nachdem ich mehrfach darüber gelesen hatte, dass sich dieser Endzeitroman ziemlich intensiv mit dem Thema Tod auseinander setzt, wollte ich mehr wissen. Die Vision, die McCarthy zeichnet, ist ein finsteres Thema, dass nahezu jegliches Leben auf dem Planeten ausrottet und die Hauptfiguren, einen Vater und seinen Sohn (der Welt "vorher" nicht kennt), ständig auf der Suche nach Nahrung und mit der permanenten Angst im Nacken, Opfer des Schemas "Fressen und gefressen werden" zu werden, südlich zur Küste ziehen läßt, in der Hoffnung, dass es dort wärmer ist. McCarthy benutzt dabei eine Sprache, welche die Tristesse der verbrannten Welt, der grauen Tage und eiskalten Nächte nahe bringt. Gut gefällt mir, dass er sich nicht, wie man anderer Autor in der ausführlichen Beschreibung von Grausamkeiten verliert, das Erwähnen und die Reaktionen sind entsetzlich genug.

postcrossing39Aber um nicht nur die ganze Zeit bei dem kalten, grauen Wetter daheim zu hocken, ging ich am Wochenende ins Kino. "Odette Toulemonde" stand auf dem Programm. Ein Schriftsteller, intelligent, mit einer erfolgreichen Geschäftsfrau an seiner Seite, die auch noch mit seinem schärfsten Kritiker fremdgeht, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, seine Romane wären etwas für die breite Masse, z.B. Frauen, die Verkäuferinnen und Frisörinnen sind. Und genau eine von diesen - Odette Toulemonde - glaubt an ihn. Der Rest des Film dürfte klar sein, denn er verliert sich genau in diesen schnulzigen, romantischen Klischees, die Inhalt der Romane des Schriftstellers sind. Von daher bleibt mir der Inhalt des Films verschlossen - eine Ode an den Kitsch? Ein Film für die breite Masse? Und nur weil ein paar Lippenstifte zur Musik tanzen, ist der Vergleich zu Amelie bei weitem nicht angebracht. Aber zumindest war die schauspielerische Leistung (Catherine Frot als Odette) überzeugend.

(Eigentlich sollte an der Stelle noch ein Bericht über "Wer früher stirbt, ist länger tot folgen, aber den reiche ich nach.)

Zum Abschluss noch ein wenig aus dem Bereich Musik. Nachdem die ganze Woche Claudia Koreck im Autoradio lief, habe ich mir am Samstag nun endlich die Konzertkarte geholt. Ich hatte mich im Datum geirrt, sie ist am 17.02. in Bamberg. Ich freu mich schon drauf.

Seit einigen Wochen hat die lettische Seite idm-net.lv ihre Tore geschlossen, also werde ich wohl in nächster Zeit verstärkt die Suche nach interessanten Netlabels selbst in die Hand nehmen müssen. Einen kleinen Tipp hatten sie immer parat und man blieb immer auf dem Laufenden. Deswegen hatte ich schon ins Auge gefasst, meine Entdeckungen separat hier zu veröffentlichen - ähnlich zu meiner "Neues aus der Plattenkiste"-Seite. Mal sehen, ob und wann ich mal dazu Anlauf nehme.

Bookmarks

Jan 3

Nachdem ich gerade wieder viel zu lange in der Wanne saß und einer meiner Lieblingsbeschäftigungen dort frönte, stellte ich nach einer kurzen Recherche fest, dass der letzte Buchhinweis nun schon einen Monat her ist. In der Zwischenzeit hat sich doch schon aber das eine oder andere Buch auf den "Gelesen"-Stapel bewegt.

Zur Zeit arbeitete ich mich durch Sue Townsends "Downing Street No. 10" durch. Zugegeben, es hat weniger mit durcharbeiten, als mit "nicht mehr aus der Hand legen" zu tun. Der Schreibstil gefällt mir oder besser gesagt, der der deutschen Übersetzung. Störend sind nur die Schreibfehler, die doch für ein Buch ziemlich gehäuft auftreten. Aber dafür ist die Geschichte um so amüsanter: Der englische Premierminister macht sich inkognito auf eine Rundreise durch sein Land, nachdem er öffentlich bloß gestellt wurde, nicht mal den Preis eines Liters Milch zu kennen, geschweige denn, wann er das letzte Mal mit der Bahn gefahren ist. Zwei Seiten lernt man auf diese Weise kennen. Einerseits, dass Politiker auch nur Menschen sind, die ihre kleinen Macken und Rituale haben und zum anderen muss er als Politiker erkennen, dass Politik mehr ist als nur Zahlenspielereien und Entscheidungen zu treffen, sondern dass diese Entscheidungen Eingriffe in persönliche Schicksale auch derer bedeuten, die nicht die Macht haben, sich gegen diese Entscheidungen zur Wehr zu setzen. Fazit: Sollte in Deutschland zur Pflichtlektüre vor Amtsantritt werden, inkl. einem Aufsatz "Was habe ich aus dem Buch gelernt?"

Der Einband versprach "Eine chaotische, witzige und melancholische Reise um die Welt in 7 Tagen." zu Dave Eggers "Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind". Zwei Endzwanziger machen sich auf die Reise, um 32.000 Dollar zu verschenken und gleichzeitig den Tod ihres Freundes zu verarbeiten. Mit einer groben Vorstellung, welche Zeile auf ihrer Weltreise liegen könnten, machen sie sich mit Handgepäck auf den Weg. Visabestimmungen, lange Aufenthalte, verpasste Flüge behindern permanent ihre Reise. Während ihrer Aufenthalte darf man als Leser ihre Bemühungen mitverfolgen, wie sie stellenweise möglichst umständlich das Geld an den Mann / die Frau / die Kinder bringen. Während Hand der lebensfrohe Typ ist, der vor keiner Dummheit zurückschreckt, ist Will, der gleichzeitig der Ich-Erzähler ist, der introvertierte Typ, der in seitenlangen Monologen die Geschichte des Todes seines Freundes aufarbeitet. Genau in den Momenten, wo das Interesse steigt und man noch mehr wissen möchte, springt der Handlungsfaden wieder zurück in die Gegenwart. Man hat zwar zum Schluss sämtliche Details der Tragödie erfahren, das Geld ist verjubelt und beide sind wieder daheim, aber mir bleibt nur ein abschließender Satz: Knapp 500 Seiten präpubertäres "Handeln ohne zu denken" sind einfach zu viel, denn durch Weglaufen löst man keine Probleme.

Zwar schon etwas betagter, aber dafür von einem der ganz Großen - Nick Hornby. Die Handlung seines Romans "How to be good" ist so realistisch, dass man wahrscheinlich keine 3 Häuser weiter laufen muss, um die Geschichte in dieser oder einer ähnlichen Form wieder zu finden. Die Charaktere sind phantastisch beschrieben, Klischees werden kaum genutzt, nur dass die Geschichte ab einem gewissen Punkt ins Absurde abdriftet, stört etwas. Betrachten wir es aber mal als britische Komödie, dann passt es wieder. Ein Ehepaar mit zwei Kindern, sie eine erfolgreiche Ärztin, die zwischen einem starken Willen und völliger Entscheidungslosigkeit pendelt und er, ein Kolumnist, dessen Leben hauptsächlich daraus besteht, Gift und Galle zu spucken, stellen fest, dass sie in einer Krise sind. Die Routine hat sich eingeschlichen, sie stört eigentlich alles an ihm, bis auf die Momente, wo sie ein Harmoniegefühl verspürt. Also hält sie sich nebenbei einen Liebhaber, der ihr aber keine Befriedigung verschaffen kann, ihr aber trotzdem die Gefühle gibt, die sie bei ihrem Mann vermisst. Also will sie die Scheidung oder auch nicht, denn da sind ja noch die vielen gemeinsamen Jahre, die Kinder, das Haus usw. Eigentlich wünscht sie sich jemanden, der ihr diese Entscheidung abnimmt. Aber keine Aktion ohne Reaktion, ihr Mann, der spürt, dass er jahrelang ein Stinkstiefel war, beginnt sich, von Grund auf zu ändern. Er will mit seinem neu gewonnenen Kumpel nicht nur seine Ehe, sondern die gesamte Welt retten. Der Liebhaber beginnt anhänglich zu werden und ruft auf Arbeit an und besucht sie daheim, kurzum - es ändert sich alles und sie merkt, dass vorher doch nicht alles so schlecht war. Fazit: Der Super-GAU einer Ehe und ein Pflichtgeschenk von und für Ehemänner und Partner, die schon lange mit ihrer Frau zusammen sind und verpennt haben, dass ihre Beziehung schon längst tot ist.

Ich hatte es schon mal kurz angeschnitten, dass Roger Boyes "My dear Krauts - Wie ich die Deutschen entdeckte" mehr als flach sei. Wie es mit allen großen Erwartungen ist, man wird enttäuscht, wenn sie nicht eintreten. Erwartet habe ich in dem Fall: Eine augenzwinkernde Betrachtung der Deutschen und ihrer Macken. Bekommen habe ich: Eine Ich-Erzählung, die sich größtenteils um die Belange des Erzählers kümmert bzw. um dessen Familie. Wenn sich das Augenmerk schon mal auf die Deutschen richtet, wird wirklich ziemlich neutral darüber berichtet, sodass man schulterzuckend vor dem Buch sitzt und feststellt "Isso!" Ganz schlecht möchte ich das Buch doch nicht machen, denn es gibt einige Stellen, die wirklich zum Brüllen komisch sind, so z.B. der alte Bekannte seines Vaters, Modell alter Sack, ein Flieger der Royal Air Force, der sich für seine Taten von damals (TM) überhaupt nicht schämt, ganz im Gegenteil und damit den Finger auf die deutsche Wunde der Vergangenheitsbewältigung legt. Fazit: Ich hätte mich nicht geärgert, wenn ich es nicht gelesen hätte.

Wohnst du schon oder bauen sie noch?

Jan 4

Ja, mich gibt es noch. Seit gestern auch wieder online. Am besten, ich rolle die Geschichte wie immer von hinten auf...

Alles fing damit an, dass ich den Rechner Donnerstag Abend abgebaut habe und ins Schlafzimmer verfrachtet habe. Nachdem was ich gehört habe, sollte ich ja am Sonntag Abend schon wieder die Schrankwand am Sonntag Abend wieder einräumen können. Mit dem Wissen packte ich meine Sachen ein und fuhr am Freitag auf Arbeit, wo mich dann nachmittags Sandra abholte und wir nach Dresden aufbrachen. Kurz vorher erhielt ich die Nachricht, dass ich fahren müßte. Kein Problem, mittlerweile fange ich sogar bei Rüedi an den Rückwärtsgang zu suchen, die sind aber auch immer woanders.

Lange hielt der Fahrspaß nicht an, bei Zwickau kamen wir wieder in einen Stau, der diesmal aber nicht so lange andauerte und so kamen wir gegen 18 Uhr in Dresden an. Da meine Mutti völlig gehandicapt ist, oblag mir der Küchendienst am Samstag Mittag. Ich fuhr vormittags noch mit meinem Vater (im Auto meiner Eltern - wieder ein neuer Rückwärtsgang) einkaufen. Ich machte meinen Hähnchen-Bananen-Auflauf, der offensichtlich gut ankam. Am Nachmittag besuchten wir noch Oma und abends konnte es dann zum Klassentreffen gehen.

Die Damen der Organisation hatten einen großen Tisch beim Griechen bestellt und wo ich eintraf, war schon der Großteil eingetroffen. Gut die Hälfte der Leute, die damals in unserer Klasse war, hatte sich eingefunden - zum ersten Mal seit 17 Jahren. Fast alle erkannte ich auf Anhieb und schon saßen wir zusammen, quatschen über die Erlebnisse der letzten Jahre. Was hatte man gelernt, studiert und was macht man jetzt. Anfänglich war es etwas depremierend, der einzige zu sein, der noch keine Kinder hat, aber ich bekam dann noch Verstärkung. Von der Küste bis ins tiefe Schwabenland hatten sich alle wieder eingefunden. Und ehe wir uns versahen, waren wir der letzte besetzte Tisch in der Gaststätte und wir wurden nett gebeten (im ernst!), dass sie jetzt schließen wollen, weil Leute über der Gaststätte wohnen. Also verabschiedeten wir uns und beschlossen, in 3 Jahren das Ganze zu wiederholen.

Am Sonntag wollten wir zu viert essen gehen, was dann aber irgendwie daneben ging, weil bei Sandras Großeltern die Karnikel ausgebüchst waren und die sich nicht wieder einfangen lassen wollten. Auf dem Heimweg durfte ich wieder ans Steuer und wir flogen zurück. Aus dem Augenwinkel warf ich immer einen Blick aufs Navigationssystem. Das Teil kennt ja sogar die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Streckenabschnitten und blinkt rot und nervös, wenn man zu schnell ist. Aber wir kamen störungsfrei wieder daheim an. Und zuhause erwartete mich eine Überraschung.

Ich stand im Wohnzimmer und es hatte sich nichts verändert. Ich war begeistert, aber da das Wetter schön war, stieg ich noch eine Runde aufs Rad und radelte durch die Stadt. Als ich wieder daheim ankam, traf ich noch eine Frau aus dem Haus und wurde bautechnisch auf den neusten Stand gebracht. Sie hatten jetzt die neuen Leitungen im Bad verlegt und als ich Montag etwas verschwitzt heimkam, mußte ich feststellen, dass ich kein warmes Wasser mehr hatte. Ein beherzter Griff zum Warmwasserhahn ließ ein Röcheln ertönen und hinter mir hörte ich es plätschern. Der Rest der noch in der Leitung war, plätscherte auf den Boden. Genau das, was ich jetzt gebrauchen konnte. Ich improvisierte mit einer Mischung aus kaltem Wasser und dem Wasserkocher ein Gemisch mit dem man sich waschen konnte und fragte bei Sandra an, ob ich die nächsten Tage bei ihr unterkommen kann, hatte sie mir ja schließlich angeboten. War aber nicht notwendig, den nächsten Tag war schon alles angeschlossen und ich konnte das erste Mal meine neue Heizung in Betrieb nehmen. Der alte Gasofen war auch weg und im Bad hing der neue Heizkörper statt dem Durchlauferhitzer. Gleich erstmal in die Wanne gesprungen und eine Runde gelesen.

Laut dem Chef der Firma sollte ich am Mittwoch Nachmittag eher Samstag Vormittag meine neuen Leisten im Wohnzimmer bekommen. Mittwoch Nachmittag wurde nichts und auch am Donnerstag und Freitag tat sich nichts, weil die Handwerker anderweitig unterwegs waren. Nachdem wir es etliche Male verschoben hatten, gingen Sandra und ich in die Therme in Bad Staffelstein. Sandra hatte sich erfolgreich eine Ladung des Magen-Darm-Virus' eingefangen und ich konnte meine Tipps weitergeben bzw. die übrige Packung der Tabletten abgeben. Ich fuhr Samstag Vormittag heim, schaute den Handwerkern kurz auf die Finger und ging einkaufen. Sandra fuhr heim und erwischte die Vollsperrung der A72, in der sie 3,5 Stunden festhing.

Als die Handwerker Samstag Nachmittag abzogen, hatte ich neue Leisten in Küche und Wohnzimmer und fing an zu putzen. Nach 6 Stunden tasmanischer Teufel hatte ich das Wohnzimmer wieder eingeräumt und soweit geputzt, dass man überall barfuß laufen konnte, ohne sich schwarze Füße zu holen. Abends ging ich dann ins Kino und sah mir "Saint Jaques" an. Drei verfeindete Geschwister werden durch das Testament ihrer Mutter gezwungen, den Jakobsweg zu gehen, um das Erbe antreten zu können. Bewertung: ganz nett. Hat viele lustige Stellen, aber umwerfend war der Film nun nicht. Gerade wenn das Publikum "Ach guck mal da, da waren wir auch schon" tuschelt.

chinesisch 20070930Den Rest des Abends nutzte ich die Gelegenheit, Blogs und Mails durchzulesen und kuschelte mich dann in mein Bett. Etwas widerwillig fing ich dann heute Mittag an, die Küche zu putzen, aber auch das war relativ schnell erledigt. Und nachdem ich sie wieder sauber hatte, konnte ich sie gleich wieder eindrecken. Ich schnipselte mir auch Hähnchenbrustfilets, Lauchzwiebeln, Möhren und Sojabohnenkeimen mir was chinesisches zusammen. War wie gewohnt - schön scharf. Ich blicke ziemlich entspannt auf die nächste Woche - noch 2 Tage arbeiten, dann habe ich zwei Wochen Urlaub und noch keinen Plan, was ich mache. Möchte irgendjemand von mir heimgesucht werden? Ansonsten warte ich mal ab, wie das Wetter wird und mein Kopf schwankt noch zwischen ein paar Tagen Ostsee und Wandern in der Fränkischen Schweiz.

Ach so, na zwei erfreuliche Sachen noch. Zum einen erreichte mich letzte Woche ein unangefordertes Postcrossing aus Sizilien von Alex und der Tanzfee (Hab mich gefreut, Danke!). Und heute morgen sehe ich einen neuen Kommentar von Parmon auf meiner Podcastseite, seines Zeichen einer der beiden Betreiber vielen Helferleins des Labels Phonocake aus meiner Lieblingsheimatstadt Dresden. Mein Podcast hat es in ihre Liste der Podcasts geschafft. Und ich müßte meine Labelliste mal auf den neuesten Stand bringen...

Was tun? Was tun!

Jan 0

schacht offenDie Entropie in sich geschlossenen Systemen nimmt zu. Ein fester Grundsatz, daran gibt es nichts zu rütteln. Dabei reicht schon das System "Modernisierungsmaßnahme" völlig aus. Von letztem Wochenende klingelte mir noch der Satz "Wenn wir nächsten Samstag beginnen, ist Montag, wenn Sie wieder heimkommen, alles fertig!" Welche zwei Fehler stecken also in der Aussage? Erstens - ich war nicht weg und zweitens - bis Montag schaffen die Handwerker das nie. Aber um die Entropiezunahme weiter zu verfolgen... Als ich Freitag nochmal nachfragte, was denn nun alles wegzuräumen ist, hieß es "Küche reicht erstmal". Die Baumaßnahmen begannen früh halb 9 Uhr (Wer schläft schon gern aus?) und ich verzog mich erstmal zum Einkaufen. Ich ließ mir dabei extrem viel Zeit, von dem Radau wollte ich so wenig wie möglich mitbekomen. Witzig war noch, dass der Handwerker mich am Morgen fragte: "Ach, auch aus Dresden?" (Bei mir hängen zwei Bilder von Dresden in der Küche).

Als ich wiederkam, war der Handwerker gerade mit Aufräumen beschäftigt und meinte, dass es für heute alles wäre. Das Ergebnis: Ein Loch, wo die Rohre langgeführt werden sollen (ca. 80cm x 30cm) und eins, wo bereits der neue Heizkörper hängt. Am Nachmittag schnappte ich mir noch den Chef der Firma und fragte, ob ich den Rechner wegräumen sollte, damit sie Montag weitermachen können. Er dachte kurz nach und meinte "Nein, Montag machen wir erstmal die Küche und es wäre vielleicht besser, wenn wir Wohnzimmer und Schlafzimmer erst in Angriff nehmen, wenn wir das Bad machen." Auf der einen Seite bin ich beruhigt, dass ich den Kram nicht umräumen muss, andererseits mußte ich heute Morgen vernehmen, dass es wohl noch 2 Wochen andauern wird. Die letzten Tage daheim haben mir völlig gereicht und um ehrlich zu sein, ich freu mich drauf, wenn ich Montag wieder auf Arbeit bin.

heizung kuecheAber was soll man denn sonst mit einer Magen-Darm-Grippe (was anderes kann es bald garnicht sein) machen? Die ersten beiden Tage ging erstmal so gut wie garnichts. Ich habe entweder geschlafen, DVD gesehen oder gelesen. Michel Houellebecqs "Die Möglichkeit einer Insel" folgte "My dear Krauts" von Roger Boyes. Angeblich eine humoristische Betrachtung der Deutschen, aber ich kann mich daran erinnern, dass ich höchstens zwei oder drei Mal lachen mußte. Sandra fragte auch schon zwischendurch, ob es witzig wäre, ich meinte nur "Nö, sehr flach." Sie warf einen Blick auf die Biographie des Autors (worauf Frauen so alles achten?!) und sagte nur: "Kein Wunder, der hat Theologie, Germanistik und Politikwissenschaften studiert." Für wahr, das sind wirklich die Gebiete aus denen die Komiker reihenweise hervorgehen, oder etwa nicht?

Ich hatte auch endlich mal Zeit, mir die DVDs anzusehen, die mir ein Kollege ausgeborgt hatte. Einer davon war "Dogma", der ist wirklich Kult! Komisch, wunderbar als Quelle für Zitate geeignet und nicht zuletzt ist Alanis Morrissette Gott, ich hab es immer gewußt! Gestern Abend kam dann noch "Secretary" hinzu, wo ich zu Beginn fragte, worauf der Film hinaus will? Es wirkte durch die S/M-Spielchen doch etwas skuril, aber die schauspielerische Leistung ist ganz groß. Man kauft ihnen die Rolle, die sie spielen, vom Fleck weg ab. Ich habe mal recherchiert und bin bei amazon.de auf zwei Sätze gestoßen, die den Film sehr gut treffen. "Wenn man die S/M-Komponente herauskürzt, die vielleicht nicht jedem liegt und hier eigentlich auch nur der Geschichte einen exotischeren Kick gibt, dann bleibt einfach nur eine romantische, ganz wahrhaftige Liebesgeschichte übrig." stimmt mit meiner Meinung überein, denn diese Spielereien sind nur Beiwerk und letztendlich nicht so wichtig, deswegen kann ich die anderen Meinungen nicht teilen, die behaupten, es wäre doch endlich mal ein Film, der sich mit S/M auseinandersetzt und zeigt, das sowas nicht nur in dunklen Kammern gespielt wird. Alles Quark, darum geht es doch garnicht. Oder um das zweite Zitat zu Rate zu ziehen "Sicherlich kein Film für jedermann, einige Zuschauer jedoch dürfte diese kluge und erotisch aufgeladene Geschichte über unterdrückte Leidenschaften ganz unerwartet tief bewegen." Ganz richtig erfasst, denn darum geht es - Liebe und Leidenschaft und jetzt bekomm ich auch wieder den Bogen zu "Die Möglichkeit einer Insel" in der die etwas tragische Hauptgestalt resümiert:

Wenn man individuelle Freiheit und Unabhängigkeit anstrebt, ist keine Liebe möglich, alles andere ist eine Lüge, und zwar eine der größten Lügen, die je ersonnen worden sind; Liebe ist nur dann möglich, wenn der Wunsch nach Zerstörung, nach Verschmelzung, nach individueller Selbstaufgabe vorhanden ist, und zwar in einem gewissen ozeanischen Gefühl, wie man früher sagte, also in etwas, das es sowieso in naher Zukunft nicht mehr geben wird.

Aber genug der depressiven Gedanken, sonst hab ich die Befürchtung, es färbt auf mich ab. Ich hätte eigentlich richtig Lust, etwas zu unternehmen, aber wie mich die Erfahrung gestern lehrte, ist das eine ganz schlechte Idee. Also Planung für heute: Musik hören, mal wieder Postkarten schreiben, Wäsche waschen (solange der Dreck noch nicht in der gesamten Wohnung ist) und mal wieder etwas Klavier spielen üben. Die Stunde am Donnerstag mußte ich schon sausen lassen, aber nächsten Donnerstag geht es endlich weiter und ich denke mal, Mitte nächsten Monats könnte ich das Projekt "E-Piano" abgeschlossen haben. Aber dazu müßten erstmal alle Möbel wieder an Ort und Stelle stehen.

Ein Rohr verlegen

Jan 2

Ende nächster Woche / Anfang übernächster Woche ist es soweit, die Handwerker kommen. Am Samstag Morgen (wozu ausschlafen?) fand eine Wohnungsbegehung mit der Chef der "Sanitäre Anlagen, Klima- und Schwimmbadtechnik"-Firma statt. Schon bei der Vorstellung wurde ich ganz blass. Wer meine Wohnung kennt, kann ja mal in Gedanken mitgehen...

wanddurchbruch kuecheSie kommen mit den Rohren im Bad und im Flur hoch. Im Bad kommt der Durchlauferhitzer raus und statt dessen endlich mal eine Heizung hin. Das ist die Kurzstrecke. Das Rohr aus dem Flur geht in die Küche (1. Wanddurchbruch), dort wird der Herd beseite geschoben, dann arbeiten sich die Handwerker durch sämtliche Küchenschränke durch, der Kühlschrank wird vorgeschoben und dann kommt unter dem Küchenfenster der erste Heizkörper hin. Von dort aus geht es ins Wohnzimmer (2. Wanddurchbruch) und sie landen an der Stelle, wo derzeit mein Schreibtisch steht. Unter dem Fenster wird dann der nächste Heizkörper installiert und dann muss die Schrankwand vorrutschen. Der Chef war der Meinung, er kann die Schrankwand verschieben, ohne dass ich sie ausräume. Ich soll nur die Gläser entfernen. Wenn sie dann die hintere Ecke passiert haben, kommt noch ein Heizkörper unters Dachfenster und dann muss die Couch wandern. Hinter der Couch gehts dann ins Schlafzimmer (3. Wanddurchbruch) und gleich neben dem Durchbruch steht dann der letzte Heizkörper. Einen kleinen Vorgeschmack habe ich schon dieses Wochenende bekommen, da wurden die Schalter für die elektrischen Rolläden an den Seitenfenstern eingebaut. Während der Zeit habe ich mich verkrümelt und als ich wiederkam, war der gröbste Schmutz schon weg.

Aber dessen nicht genug, klingte am Donnerstag Abend mein Telefon. Mein Vater war dran. Als er bei dem Satz war "Mutti liegt im Krankenhaus...", knackte es und mein Akku verabschiedete sich. Perfektes Timing. Laut geflucht und schnell die Ersatzbatterien eingesetzt. Wie sich herausstellte, war es nichts wirklich schlimmes, sie hatte sich das Bein gebrochen. Aber trotzdem kompliziert genug, dass sie operiert werden mußte. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Der Zettel mit den Telefonnummern mit den Familienmitgliedern, die sich nicht zuhause aufhalten, wächst.

Ein bißchen Zerstreuung ist da immer gut, also gingen wir ins Kino - "Zusammen ist man weniger allein" mit Audrey Tautou. Der Plot des Film ist ziemlich schnell beschrieben - zwei die sich zu Beginn auf den Tod nicht ausstehen können, verlieben sich. Wie realistisch. Oder kennt irgendjemand in seinem Bekannten-/Verwandtenkreis so einen Fall? Die Realität sieht doch eher umgekehrt aus, man verliebt sich und dann kann man sich auf den Tod nicht ausstehen. Dennoch sind die beiden Charaktere gut durchdacht, was den Film doch wieder glaubhaft macht. Er, ein Koch, der viel arbeitet und seine knappe Freizeit dazu nutzt, seine Großmutter, die gerade ins Heim gekommen ist (an der Stelle hab ich mitgelitten), besucht, danach hochgradig gereizt heimkommt und seinen Mitbewohner, einen etwas verstört und schüchtern stotternden Postkartenverkäufer piesackt. Und genau dieser etwas schrullige Kauz holt die Hobbyzeichnerin und Putzfrau aus ihrer kalten Kemenate in die WG. Sie ist auch nicht gerade der wandelnde Charme, sie schreibt nette Hinweise an die Arbeitsplätze, die sie reinigt, dass der Besitzer doch gefälligst seinen Mülleimer benutzen soll. Und diese beiden Herzchen treffen jetzt aufeinander, es fliegen Stereoanlagen aus dem Fenster, aber irgendwann entdecken die beiden, dass das Kotzbrockendasein nur oberflächlich ist, denn es sind die Narben ihrer Vergangenheit. Er kümmert und sorgt sich um seine Oma, aber mit ihrer Tochter, die seine Mutter ist, will er nichts zu tun haben. Sie trifft sich zwar noch gelegentlich mit ihrer Mutter und dann kommt es innerhalb kürzester Zeit zum Streit. "Iss mal mehr. Mach dies, mach jenes..." und ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Anfänglich zieren sie sich noch etwas, aber sie schaffen den Sprung über ihren Schatten und merken, dass sie doch mehr gemeinsam haben. An der Stelle wird es wieder etwas unglaubhaft, denn nur weil man dem anderen etwas aus seiner Vergangenheit mitteilt, werden diese Fakten nicht ausradiert. Aber geteiltes Leid ist halbes Leid und sie finden doch zusammen.

scharfes moehrchenDas Wetter dieses Wochenende war ja nicht berauschend, deswegen habe ich meine Outdoor-Aktivitäten auf einen kleinen Stadtspaziergang beschränkt und ansonsten doch wieder meinen Character bei Silkroad gepflegt und jetzt endlich die Winterbetten rausgeholt. Damit wird es in den nächsten Tagen / Wochen unter Garantie nochmal sommerlich warm. Aber es dürfte sich aufheben, ab dem Zeitpunkt, wo der Durchlauferhitzer entfernt wird, bis die Anlage komplett angeschlossen ist, dürfte sich das Thema Warmwasser erledigt haben. Alles wird gut! Ach so, gekocht habe ich natürlich auch, aber mein scharfes Möhrchen gab es hier schonmal...

Driving home

Jan 0

sandkerwaDiesen unglaublich schönen Blick gab es am Montag Abend zum Abschluss der Sandkerwa zu sehen. 22 Uhr war dann noch das Feuerwerk, ich hatte mir zuvor überlegt, ob es nicht günstiger wäre, auf den Michelsberg zu gehen und das Spektakel von dort zu beobachten. Hätte ich es mal gemacht, denn das Feuerwerk wurde direkt dort gestartet. Ein Kollege war noch mit und machte über 200 Fotos vom Feuerwerk, leider mit dem falschen Objektiv und ohne Stativ, sodass die Bilder garnicht so recht wirken.

Dienstag war dann Filmeabend bei einem anderen Kollegen - "PI" mit Beamer und Dolby Surround zu schauen, ist wie ein kleines bißchen Kino. Nachdem wir dann noch einen zweiten Film nachlegten und ich halb 1 Uhr dann ins Bett fiel, war ich am Mittwoch Morgen etwas zerknittert. Auch der Mittwoch Abend wurde nicht viel kürzer, denn ich spielte etwas Silkroad und bekam von einem Kollegen seinen antrainierten Wolf übergeben. Ursprünglich wollte ich ihn "Reißwolf" taufen, aber der Name war schon vergeben, also befragte ich das Internet - Google ist dein Freund. Er hört jetzt auf den schönen Namen "Lykaon", was der Sage nach ein König war, den Zeus in einen Wolf verwandelt hat.

Aber nicht, dass ich mich danach hingelegt hätte, nein, ich nahm noch Michel Houllebecqs "Die Möglichkeit einer Insel" zur Hand und las noch eine ganze Weile. Unglaublich spannend geschrieben. Er spinnt die derzeitige Einstellung der westlichen Welt zum Thema "Kinder" weiter und läßt seinen Hauptdarsteller, die 24. Generation des geklonten Originals, Tagebuch schreiben und gleichzeitig einen Rückblick auf das Leben und die Einstellung seines damaligen Ichs, der in der heutigen Zeit / nahen Zukunft lebt, werfen. Mitgefühl, Liebe und Freude sind Fremdworte geworden und emotionslos werden alle Gedanken und Beobachtungen des Klons notiert. Und gleich werde ich mir in der Wanne noch ein paar weitere Kapitel zu Gemüte führen.

Morgen Nachmittag geht es dann Richtung Heimat, wir werden relativ zeitig aufbrechen, da Sandra noch einen Termin hat. Deswegen starten wir gleich von Arbeit aus und ich werde diesmal schon relativ zeitig daheim ankommen. Samstag Vormittag werde ich dann mit den Eltern zu meiner Oma fahren, die am Montag nun entgültig ins Heim kommt. Mich in ihre Lage zu versetzen, dass sie nie wieder zu sich nach Hause kommt, gibt mir irgendwie noch den Rest, zusätzlich zu den Erzählungen ihrer Halluzinationen, die sie natürlich als vollkommen real wahrnimmt. Aber das Beste ist ohnehin, sie so oft wie möglich zu besuchen und das Schönste aus der Zeit zu machen, die wir noch zusammen verbringen können.

Diagnose: Schreibfaul

Jan 3

Wenn Sie das Leben kennen…Ich würde ja gerne sagen "Momentan ist es bei mir etwas stressig.", aber mein Instinkt sagt mir, dass es nicht bei momentan bleiben wird. Aber es ist kein unangenehmer Stress. Ich komme früh auf Arbeit, habe dann noch bis ca. 9 Uhr Zeit ein paar von meinen eigenen Problemen zu bekämpfen und ab diesem Zeitpunkt kommen Kollegen mit kurzen Zwischenfragen vorbei, ich erläutere ihnen dann kurz die Lösung oder wir suchen gemeinsam den Fehler. Schneller als gedacht steht dann ein Kollege im Zimmer und ruft fragend das Wort "Mahlzeit?" in den Raum. Während des Mittagessens diskutieren wir meistens offene Probleme und Kuriositäten und anschließend geht der Ablauf des Vormittags nahtlos weiter. Abends gehe ich dann heim, mit ein paar blubbernden Problemen im Kopf, esse, übe noch ein wenig, lese neue Blogeinträge und dann nehme ich mir vor, noch etwas zu lesen, aber sobald ich im Bett liege, zieht es mir die Augen zu.

Und da ich so viel Besuch im Zimmer hab, vergesse ich manchmal die zwischenmenschliche Kommunikation, sodass am Mittwoch eine Mail aus der Hotline eintrudelte, warum ich mich garnicht mehr blicken lasse. Schlimm, schlimm, also gleich nachgeholt. Als mein Kollege diese Woche die Version erstellte, gab er uns eine Zahl bekannt: 4,5 Millionen Zeilen Code - für ein Programm! Nur mal zum Vergleich ein paar andere Zahlen (laut Wikipedia):

  • GIMP 2.3.8 : 650.000
  • Blender 2.42 : 1 Million
  • Windows NT 3.1 : 6 Millionen

Grund genug das Wochenende für ein Entspannungsprogramm zu nutzen. Es begann am Freitag Abend schon mit Kino, "Sterben für Anfänger" stand auf dem Programm. Ein richtig schöner Film mit britischem Humor. Um grob eine Richtung zu geben: Eine Mischung aus "Grasgeflüster" und "Grabgeflüster". Schon der Vorfilm war Klasse - Eine Oma, begleitet von ihren zwei Enkeln, stirbt während der Zugreise nach Polen zu ihrem verstorbenen Mann. Die Enkel versuchen es zu vertuschen, ein anderer Zugreisender läßt seinen Koffer aus Versehen auf ihren Kopf fallen und vertuscht noch mehr. Letztendlich kommt die Oma auch an - im Koffer. Und ähnlich ging es dann im Hauptfilm weiter - einer nimmt aus Versehen statt Valium eine LSD-Mischung und findet schon den Garten so richtig schön grün und redet mit den Drahthühnern, die dort stehen. Und als dann noch der schwule Liebhaber des Verstorbenen auftaucht und Geld haben will, ist das Chaos perfekt, denn er bekommt auch ein paar "Valium".

Janine + ThomasIrgendwie habe ich festgestellt, dass nach dem A-Monat nun doch tatsächlich der B-Monat zu kommen scheint. Am Freitag lag ein Brief mit der Betriebskostenabrechnung von 2006 im Briefkasten - ich darf nachzahlen und nicht zu knapp. Angeblich hatten sich die Heizkosten im Wohnzimmer auf das Vierfache gesteigert. Ich glaube, ich muss mal recherchieren (wozu hat man denn einen Blog), ob der Jahresbeginn 2006 ziemlich kalt war, sodass sich die Zahlen irgendwie erklären lassen. Jahresende fällt ja aus, da ich ja seit Dezember hier wohne. Und nachdem ich gestern in der Stadt war, kamen noch ein paar Bücher dazu. Aber die Beschreibungen klangen einfach zu abgefahren, um die Bücher im Laden stehen zu lassen. Was erleben 2 Typen, die um die Welt reisen, um 32.000 Dollar zu verschenken (Dave Eggers - Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind), was erlebt der Premierminister von Großbritanien, wenn er keine Lust mehr auf Regieren hat und sich einfach aus dem Staub macht (Sue Townsend - Downing Street No. 10) und letztendlich die Erlebnisse späterer Klongenerationen, die einen Rückblick auf ihre Ursprünge und damit auf unsere Gesellschaft werfen (Michel Houellebecq - Die Möglichkeit einer Insel).

Mittlerweile stehen Ort, Besetzung und Datum der nächsten LAN-Party fest - diesmal treffen wir uns unter Vorwand Bäume zu umarmen, Tofu zu essen und keine gewaltverherrlichende Spiele zu spielen. Soweit der Plan... Die Sprendlinger Bäume sollten sich schon mal auf etwas gefasst machen, wenn die Ökowarrior eintreffen. Ich hoffe, Thomas hat schon mal mit den Palmen auf den Malediven (siehe Postkarte) geübt. Und überlege noch, was ich mit einem verregneten Sonntag außer Hausordnung, Bügeln und Lesen sonst noch anfangen könnte. Naja, zumindest kleine Spiele für zwischendurch finden, wie zum Beispiel Battle Tanks, wo man mit einem knuffigen Panzer herumtuckern darf.

Ungeduldig

Jan 4

The SimpsonsIch konnte es nicht abwarten. Ich mußte ihn einfach sehen - Die Simpsons - Der Film. Ich hatte mir im Vorfeld die Karte online reserviert. Einer, wie ich behaupten würde, der besten Plätze - mittendrin. Das Publikum war sehr durchwachsen, dreiviertel waren jüngere Zuschauer, die nicht mit den klassischen Staffeln groß geworden sind. Sie lachten auch bei den Teilen, bei denen es mir nicht mal ein müdes Lächeln entlockt hat. Das restliche Viertel war meine Altersgruppe, Simpsonsfans der alten Schule. Ich fragte mich, ob einige dabei waren, die "Subversion zur Primetime" gelesen haben. Die Popcorntüten waren bis zum Rand gefüllt, die Getränke standen bereit - der Film konnte losgehen.

Ich werde natürlich nicht die Einzelheiten des Filmes beleuchten. Schließlich will ich den Spaß denen, die sich den Film noch ansehen wollen, nicht verderben. Die verschiedenen Trailer ließen schon erahnen, dass Homer wieder den Deppen mimt, bei dem alles schief geht, er sich dabei auch ordentlich weh tut, um ein paar Lacher zu erzielen, um dann zum Schluss wie der schusselige Held dazustehen. Natürlich ist Homer schon in früheren Folgen mal vom Dach gefallen, aber die Folgen hatten immer unterschiedliche Hauptfiguren - es gab Teile, in denen der Schwerpunkt auch mal auf Lisa, Bart, Marge oder auch Maggie lag. Genau das Groteske der Serie setzt sich im Film fort - es ist nur noch eine Karrikatur ihrer selbst. Dabei sind Haupt- und Nebenplot richtig gut und es gibt jede Menge wirklich kritische Sachen, die mit einem zwinkernden Auge dargestellt werden bzw. mit der notwendigen Ernsthaftigkeit durchgezogen werden, auch wenn es überhaupt nicht dem Grundcharakter der Gestalt in der Serie entspricht.

Der Film ist und bleibt trotz der Kritik ein Muss für Simpsons-Fans. Die Witze und die kritischen Anspielungen sind allemal gut genug, um die zunehmend verflachende Handlung gegen Ende des Films auszugleichen. Gleichzeitig war es auch für mich das erste Mal, dass ich Anke Engelke als Marge Simpson gehört habe und finde die Stimme garnicht so schlimm. Im Gegenteil - noch etwas kratziger und sie wäre dann sehr dicht am Original. Aber trotzdem ist und bleibt sie keine Elisabeth Volkmann an die man sich im Laufe der Zeit gewöhnt hat. Dafür stieß mir die neue Stimme von Reverend Lovejoy übel auf. Da passte der Klang der Stimme Ivar Combrincks einfach besser.

Die subtile Kriegerin

Jan 2
die umblaetterin
sub|til <lat.> : a) mit viel Feingefühl, mit großer Behutsamkeit, Sorgfalt, Genauigkeit vorgehend od. ausgeführt; detailliert; in die Feinheiten gehend; b) fein strukturiert [u. daher schwer zu durchschauen, zu verstehen]; schwierig, kompliziert

Melanies Traum wird ruiniert als sie noch ein Kind ist, der Traum eine große Pianistin zu werden. Alles nur durch einen Moment in dem während eines Vorspielens ein Fan die Vorsitzende der Jury um ein Autogramm bittet. Sie verliert das Konzept, verspielt sich und versagt. Jahre später gelangt sie über die Kanzlei des Mannes an die Stelle eines Au-pair-Mädchens. Von dort aus gewinnt sie das Vertrauen und das Herz von Ariane, der Frau, die damals ihren Traum wie eine Seifenblase zerplatzen ließ. Die nach einem Unfall zart besaitete Frau legt ihr gesamtes Vertrauen in Melanie, die nun sämtliche Fäden in der Hand hält, um über die Zukunft und Karriere von Ariane zu entscheiden.

Ein Film, den ich nicht nur einmal gesehen haben möchte und somit ein Kandidat für *unbedingtaufDVDhabenwill*. Die Musik zum Film ist perfekt ausgewählt, wird natürlich größtenteils von Klavierstücken getragen und trotzdem hinterläßt er den Eindruck eines leisen Windhauchs. Gleichzeitig ist die Geschichte aber so packend erzählt, dass die 85 Minuten wie im Flug vorübergehen. Geradlinig, fast klinisch rein wird die Geschichte auf das Wesentliche konzentriert. Im Nachhinein hätte ich mir mehr gewünscht, mehr Umfeld, mehr von Melanie, deren Charakter auf einen wunderschönen, braunäugigen, blonden und gleichzeitig brilliant taktierenden Racheengel reduziert wird, zu erfahren. Außer dass sie regelmäßig abends mit ihren Eltern allein auf dem Zimmer telefoniert und in einem Geschäft einen Freund trifft, scheint sich ihr gesamtes Dasein auf den Vollzug der Rache zu fixieren.

Ebenso erscheint Arianes Mann, ein bekannter Anwalt, im gesamten Film nie von der Arbeit genervt oder erschöpft und ständig voller Liebe für seine Frau und besorgt um ihre Karriere. Und in dieser perfekten Welt mit großen weißen Tischdecken und Silberbesteck wirkt das Fallen einer Nadel wie ein Paukenschlag. Auge um Auge, Zahn um Zahn - so lauten die Spielregeln. Sieger gibt es in diesem Film keine, auch wenn Melanie das Haus mit einem Lächeln verläßt. Man sollte also vorsichtig mit seinen Handlungen sein, denn schon ein altes Sprichwort sagt: "Man sieht sich immer zweimal im Leben."

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