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Veröffentliche Beiträge in “Kunst + Kultur”

digitale und reale Kunstwerke, Hinweise usw.

Oral und der ganze Rest

Jan 0

schtisZwei mal sind wir diese Woche ins Kino eingefallen. Zum einen um einen Film zu sehen, den uns ein Kollege empfohlen hatte - "Willkommen bei den Sch'tis". Er beschrieb ihn als unglaublich komisch und sehr witzig. Ein französischer Film, der urkomisch ist - ich konnte mir das nicht vorstellen, aber mit der Begeisterung, mit der mein Kollege davon erzählte, machte mich neugierig. Genau so war es dann auch. Viele Filme haben die Angewohnheit, dass nur das erste Drittel einen gewissen humoristischen Anteil hat, aber hier ließ es auch gegen Ende nicht nach. Für Franzosen mag das vielleicht nicht so witzig sein, aber eingefahrene Klischee über andere Bevölkerungsgruppen sind nicht jedermanns Sache. Man stelle sich nur die Geschichte vor, ein bayrischer Postbeamter müsste zwei Jahre nach Sachsen ziehen.

Aber als deutscher Kinobesucher nimmt man diese Klischees nur humorvoll war und lacht, bis einem der Bauch schmerzt. Ich habe es mir zur Regel gemacht, nur das Gröbste von einem Film wissen zu wollen und mir dann ein Bild zu machen, so wird man wirklich weniger enttäuscht.

Etwas kontroverser ging es dann im zweiten Film "9to5 - Days in Porn" zu. Ein Film, der mehr Dokumentation ist, wie ein Film, aber sehr deutlich den Alltag von Pornostars über mehrere Monate hinweg zeigt, wie man schnell aufsteigt, oben bleibt oder ganz schnell wieder verschwindet. Es ist natürlich nicht zu übersehen - alle fuhren riesige neue Autos, hatten schöne Wohnungen und offensichtlich auch das nötige Geld. Aber gleichzeitig wurde auch gezeigt, wie es nebenbei aussieht - regelmäßige Untersuchungen, die Anforderung, das zu machen, was der Regisseur möchte, auch wenn es nicht unbedingt mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt. Und natürlich die Konkurrenz untereinander, denn bei 15.000 neuen Filmen pro Jahr muss man außergewöhnlich sein, um wahrgenommen zu werden. Der Schwerpunkt bei dem Film lag eindeutig im weiblichen Bereich, denn für Frauen gibt es in diesem Gewerbe drei Beweggründe, um mitzumachen: Spaß am Sex, Geld und/oder Ruhm. Gefallen hat mir an dem Film, die schonungslose Darstellung, wie diese Leute Sex vor der Kamera als Beruf ansehen und wie die Partnerschaften dazu aussehen. Natürlich hat man auch seinen Agenten, der dafür sorgt, dass man engagiert wird - und wie es sich für eine Agentur gehört, kann man die Schauspielerinnen auf einer Webseite ansehen - mit Bild, und einer kurzen Beschreibung, die mehr Aufzählung ist, was sie alles mitmacht.

daysinpornWas dem Film fehlte, war der rote Faden - er sprang von einem Grüppchen von Dreharbeiten zum nächsten, es ging weniger um die Dreharbeiten, sondern dass, was ringsherum passierte. Man sah nackte Frauen, die auf dem Boden kauerten und auf ihre Szene warteten oder männliche Darsteller, die sich schon mal auf ihren Einsatz "vorbereiteten", aber man hatte keine Ahnung, wo die jetzt herkamen. Bei den Frauen hatte man den Agenten, der sich um seine Mädels kümmerte, aber die männlichen Darsteller standen immer bereit - im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe die Monate nicht zusammengezählt, aber nach gefühlten 4 Stunden kam der Film zu einem versuchten Ende im Stil von "XY ging es einige Monate später wieder besser." Große Erkenntnisse habe ich nicht aus dem Film gezogen, außer dass es auch Frauen in der Branche gibt, die Szenen mitmachen, wo andere sich erniedrigt oder gequält vorkommen würden, weil es für sie eine Art "olympische Herausforderung" ist - immer besser und mehr zu können, wie andere. Und man ahnt auch, was man dort als Mensch wert ist, wenn sich Produzenten / Agenten gegenseitig auf die Schulter klopfen und Geschichten der Kategorie: "Als sie sich bewarb, schrieb sie, dass sie es nicht mit mehr wie 2 Typen gleichzeitig macht. In ihrem ersten Film waren es 6." erzählen. Aber auch gut zu wissen, dass es gute Geister im Hintergrund gibt. Pornostars der ersten Stunde, die sich um die Einführung von regelmäßigen Untersuchungen bemüht haben und auch den Youngstars mit Rat und Tat zur Seite stehen, weil sie alle Hochs und Tiefs der Szene miterlebt haben.

Und natürlich musste letzte Woche auch irgendwas grandios schief gehen. Ich spürte am Donnerstag Nachmittag ein leichtes Ziehen im Oberkiefer. Aber das hatte ich schon öfter, weil ich dachte, da hat sich eine Fleischfaser eingeklemmt. Also mit Zahnseide ran - nichts da, der Druck blieb und sorgte dafür, dass ich die halbe Nacht munter blieb. Genug Zeit, um sich mit dem Thema "Wurzelbehandlung" auseinander zu setzen. Und siehe da - nächsten Morgen zum Zahnarzt, der schaut auf das alte Röntgenbild, macht eine Klopfprobe und einen Vitalitätstest und siehe da, meine Vermutung war richtig. Zahn aufgebohrt, etwas zum Abtöten des Nervs rein und wieder provisorisch zu. Nächster Termin Montag eine Woche drauf, mit der Bemerkung "Der kann heute und morgen noch ein bißchen rummuckern!" Das Rummuckern sah so aus, dass ich mittags heim ging, weil ich die Schmerzen nicht mehr aushielt. Gegen Abend ließ er mal kurz nach, aber dafür machte sich was anderes breit. Ich fühlte mich wie krank, fiebrig und schlapp. Das setzte sich dann bis Montag fort. Inzwischen schwoll mein Zahnfleisch an und im Kiefer machte sich der Lymphknoten dick. Also Montag sofort früh wieder hin. Zahn auf, Wurzelbehandlung sofort - ist überhaupt nicht schlimm, ich konnte in seiner Lupe die Spiegelung sehen und wie er die Wurzelkanäle ausbohrte. Gemerkt hab ich kaum was, bis auf die Stelle, wo er meinte, das es da noch blutet und eitert. Und dann kam der Horrorteil - er hatte festgestellt, dass am gleichen Zahn noch ein Abszess ist und entfernte ihn. Selbst mit Betäubung standen mir die Tränen in den Augen. Heute also erstmal krank geschrieben und Freitag dann die Fortsetzung.

PS: Diese Mischung aus Country und Blasmusik in der Warteschleife bei XXXL Neubert ist echt der Kracher!

Triple review

Jan 0

In letzter Zeit schaffen wir es doch immer mal ins Kino und jetzt ist mal wieder Zeit, die ganzen Filme nochmal vor dem geistigen Auge Revue passieren lassen und seine Meinung kund zu tun. Wie immer - in chronologischer Reihenfolge...

film revolucionWir sahen den Film im Programm und dachten: Wir waren in Kuba, wissen etwas über Che aus seinem Mausoleum, kennen aus unterschiedlichen Museen seine Hängematten (Was dem Christ sein Stück vom Kreuz Jesu ist, ist dem Kubaner die Hängematte von Che - alle Museen haben eine) und kennen das Land, Zeit zu wissen, wie das Land befreit wurde - die gefilmte Version anhand von Ches Tagebüchern. Die ersten 10-15 Minuten sitzt man gespannt vor der Leinwand und fragt sich: Wann fängt der Film endlich an? Zeitsprung vor, Zeitsprung zurück, Zeitsprung vor und wieder zurück. Als dann die zentrale Handlung um die Befreiung Kubas beginnt, bleibt es ähnlich eintönig. Du darfst mitkämpfen, du nicht, du bist gut, du bist böse, Peng!, Hallo Fidel!, Hallo Raul!...

Was ich damit meine ist, dass jegliche Strategie bzw. Taktik fehlt. Man sieht Kämpfe im Grünen, die Führungsriege trifft sich gelegentlich, um sich zu loben, dass man die Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber alles weitere verliert sich - die Revolution verläuft zeit- und ortlos. Man könnte denken, die Revolutionäre haben 3 Tage im Wald gekämpft und plötzlich gewonnen, aber es könnten auch 3 Jahre sein. Leute gesellen sich zu den Kämpfern, ohne ihre Motivation zu hinterfragen und dürfen mitmachen.

Es war meiner Meinung ein Film, wo ich schon fast gewillt war, noch vor dem Ende zu gehen. Wir beide waren uns am Schluss einig, dass es doch mal interessant wäre, wieviele Leute nach dem ersten Teil, sich noch den zweiten Teil antun. Nicht dass es so schon anstrengend war, hatten wir auch noch Raschel und Schnurps hinter uns sitzen, jeweils mit eine Tüte Gummi bzw. einer Tüte Popcorn. Ich muss in solchen Momenten immer an die Filmpolizei von Walter Moers denken, wo solche Film passend zum Film ausgeschaltet werden...

film affairenEinige Zeit später sahen wir Affären a la carte, einen französischen Film. Ich war wirklich enttäuscht, dass er schon zu Ende war und meinte, als wir das Kino verließen, dass ich kein Problem damit gehabt hätte, wenn er noch eine Stunde länger gegangen wäre.

Kurz die Handlung: Ein Paar lädt diverse Gäste zu einem Abendessen ein. Manche kennen sich bereits, manche sehen sich nach langer Zeit wieder und manche lernen sich erst kennen. Seit dem Abend ist inzwischen ein Jahr vergangen und man bereitet sich wieder auf ein Treffen vor. Man springt von da aus in die unterschiedlichen Ausschnitte des Abends bzw. was im Laufe des Jahres vorgefallen ist und am Ende des Films ist das Puzzle perfekt. Affären sind entstanden, haben sich aufgelöst, die anderen Beziehungen / Ehen beeinflusst.

Ich empfand den Film sehr angenehm zu sehen, weil die Spannung den ganzen Film über erhalten bleibt, man mehr Details wissen möchte und natürlich die Darsteller hervorragend agieren. Und natürlich entsteht auch im Nachhinein jede Menge Material zum Unterhalten. Welcher Charakter war der angenehmste? Welche Wendung hätte es gegeben, wenn dies und das passiert wäre? Schön auch zu sehen, wie das menschliche Miteinander dargestellt wird. Im Vorfeld rümpfen viele die Nase und beschweren sich über die Gastgeber und das Essen, die anderen Gäste u.v.m. Aber wenn sie sich gegenüber stehen, heißt es "Schön, dich wieder zu sehen!", "Riecht gut, was du da gekocht hast!"... Sehr empfehlenswert, aber definitiv nicht kaufenswert - wenn man ihn einmal geschaut hat, ist der Überraschungseffekt verloren.

film birdwatchersUnd zum Abschluss der Reviews folgt noch der diese Woche gesehene: Birdwatchers - Das Land der roten Menschen. Jeder weiß es und kaum einen interessiert es - die amerikanischen Ureinwohner, einfach Indios oder Indianer genannt, sind nur noch ein blasses Abbild ihrer selbst.

Ein kleiner Stamm südamerikanischer Indianer verlässt sein Reservat, um wieder auf ihren ursprünglichen Grund zurückzukehren. Der Wald ist Feldern gewichen, aber trotzdem hindert das nicht den Stamm, sich provisorisch niederzulassen. An dieser Stelle beginnt der Konflikt zwischen dem Landbesitzer und den Ureinwohner. Jeder beruft sich auf sein Recht, an dieser Stelle den Boden zu besitzen - die einen mit der Begründung der Heimat ihrer Ahnen, der andere mit dem rechtlichen Besitz.

Ganz unverblümt, ohne die Schublade "die armen, armen Indianer" zu öffnen, wird der Alltag der kleinen Gruppe erzählt. Da wird eine Kuh geschlachtet, die zum Besitz der Grundstückeigners gehört, weil sonst keine Nahrungsmittel da sind. Der Häuptling verfällt mangels einer Option für eine glorreiche Zukunft seines Stammes dem Alkohol bzw. die Stammesmitglieder leisten billige Arbeit auf den Feldern, um wenigstens das Notwendigste an Nahrungsmitteln kaufen zu können. Und genauso setzt sich die Gegenseite zur Wehr - es kommt ein Flugzeug und sprüht Düngermittel unmittelbar über den Hütten ab, es gibt Verrat und der Häuptling stirbt.

Alles in allem kein schöner, aber ein realistischer Film, weswegen der Film auch mit einem leidlich versuchten Hauch von Optimismus endet. Wir sind etwas verstört aus dem Film wieder ans Tageslicht gekommen, mit dem Wissen im Kopf - ja, es ist so da draußen. Was aber das besondere an dem Film ist, er endet mit einem Spendenaufruf. Und das wohlwissend, dass die Indianer überhaupt nicht als sonderlich schützenswert dargestellt werden. Dass sie Opfer der Jahrhunderte währenden "Besatzung" sind, wird der Intelligenz des Zuschauers überlassen. Kino mit / für Köpfchen!

Buchbesprechung

Jan 0

Von meiner Freundin bekam ich letztens Paulo Coelhos "Veronika beschließt zu sterben" zu lesen. Bevor ich näher auf den Inhalt eingehe, verschwand ich vorhin für einen Moment in einer Welt der Metabuchbesprechung und machte mir Gedanken über das Buch an sich. Paulo Coelho wird auf der Rückseite als einer der meistgelesenen Autoren Lateinamerikas bezeichnet und in mir tauchte das Bild der Buchveröffentlichung auf. Wurde dieses Buch in seiner Heimat auf Papier gedruckt, dass aus den Stämmen gerodeten Regenwaldes hergestellt wurde? Denkt man über so etwas nach, wenn es sich in dem Buch um ein Menschenschicksal handelt? Was hält ein Ureinwohner Amerikas von so einem Roman, wohlwissend, dass er Teil einer Geschichte ist, die einen millionenfachen Tod seiner Vorfahren hinter sich hat?

Das Buch handelt nicht vom Tod eines Menschen, sondern vom Leben bzw. was man daraus macht. Für Freunde, die sich "Carpe diem - Nutze den Tag" auf das Banner des Lebens geschrieben haben, wird dieses Buch eine wahre Bereicherung sein. Mach etwas aus deinem Leben, versuch nicht, dich anzupassen, sondern mach Dinge, bei denen dich andere vielleicht für verrückt erklären. Denn "verrückt" ist nur, was nicht der Norm der Mehrheit entspricht. So könnte man den Inhalt des Buches zusammenfassen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten.

Wichtig ist mir an dieser Stelle noch meine persönliche Ansicht zum Buch bzw. zu seiner Aussage zum Ausdruck zu bringen. Ja, es ist gut, nicht der Mehrheit zu entsprechen, seine eigenen Gedanken zu haben, diese auf seine Art zu äußern und andere daran teilhaben zu lassen. Ja, es ist wichtig, dass man diese Gedanken äußert. Nichts wäre schlimmer, wenn Mozart nie eine Note zu Papier gebracht hätte oder Einstein seiner Karriere im Patentamt den Vorrang gegeben hätte. Und noch besser ist es, wenn sich Gruppen bilden, die diese Ideen teilen, sie weiterentwickeln, leben und verbreiten. Und an dieser Stelle geraten wir Bereich, wo Individualität zu etwas negativem wird. Nämlich genau an der Stelle, wo ich nicht nur meine Gedanken äußere, sondern versuche, anderen mein Bild aufzudrücken und wo die Gruppenbildung zum Gruppenzwang wird. Im Laufe der Zeit tauchte dieses Verhalten mit unterschiedlichen Namen auf - früher hieß es Propaganda, heute nennen wir es Marketing. Aber genau dann wird Individualität wieder zu einer Waffe, die sich gegen den Gruppenzwang erhebt.

Wie man wohl merkt, Individualität hat Vor- und Nachteile und kämpft mit ihrer Grenze, wo sie verschwimmt und sich in der Gruppe auflöst. Und sie wird für die Gemeinschaft dann zum Problem, wenn die Ziele eines Menschen im Gegensatz zu dem von anderen stehen. An dieser Stelle bleibt die Frage offen: Ist es sinnvoller auf seine Individualität und seine Ziele zu verzichten, um die Gemeinschaft zu erhalten oder sich der Fesseln der Gemeinschaft zu entledigen, frei zu sein, aber allein dazustehen?

Sei vorbereitet! (Hitchhiker’s Guide – Teil 4)

Jan 1

be preparedFrüher hätte man sowas nicht mal freiwillig angefasst, da bestand der Reiz darin, die "Literatur" des Klassenfeindes in die Finger zu bekommen und sei es nur die BRAVO. Und selbst damit sollte man sich damals nicht erwischen lassen.

Und wenn ich heutzutage so ein Büchlein auf den Tisch lege, verdreht bestimmt die Mehrheit die Augen und argumentiert entweder "Du solltest doch mitbekommen haben, dass es nicht funktioniert!" oder andererseits "Kannst Du Dich nicht erinnern, wie es uns damals ging?". Und darauf antworte ich: "Ja, es kann nicht funktionieren, weil die Menschheit noch nicht die geistige Reife für diese Idee hat!" bzw. "Doch, ich kann mich sehr gut erinnern, dennoch hat dieses Buch nichts mit ihrer Umsetzung gemein. Auch wenn diese Worte schon fast gepredigt wurden, waren sie nicht weiter wie Worthülsen."

Und wer jetzt denkt - was ist denn das für ein Vogel, der sich sowas kauft? Ihr seid im Irrtum, dieses Buch ist ein Geschenk meiner Freundin. Und schon allein diese Idee von ihr rockt ungemein! (Natürlich muss man wissen, dass dieses Buch zur Vorbereitung auf den Flug nach Kuba gedacht ist)

Zwei Welten

Jan 0

Ich habe mich nach einigen schweren Überwindungen mal wieder an ein Buch gewagt, dass in meinem Bücherstapel auf mich wartete. "Hard boiled wonderland und das Ende der Welt" von Haruki Murakami wollte gelesen werden. Ich wußte nur, dass mich eine Mischung aus Fiktion und Realität erwartete, aber nicht, dass mich das Buch so fesseln würde. Interessant ist die Erzählweise, denn es werden zwei Geschichten parallel erzählt. Auf der einen Seite Hard boiled wonderland - die Realität in der Kampf um Daten entbrannt ist und andererseits das Ende der Welt, eine fiktionale Welt, in der alles perfekt zu sein scheint. Das Einzige, was beide verbindet, ist eine Person als Ich-Erzähler, der versucht mit dieser Welt zurecht zu kommen. Auch wenn mir abends die Augen schon fast zufielen, wollte ich hinter das Geheimnis steigen, was beide Geschichten verbindet. Und als ich las, wie die Geschichte ausging, konnte ich nicht einschlafen.

Und jetzt kommt der Spoiler. Wer nicht wissen will, was in dem Buch passiert, sollte an dieser Stelle aufhören weiterzulesen, denn jetzt kommt die Aufklärung, was sich hinter der Geschichte verbirgt.

Der Erzähler aus dem Hard boiled wonderland ist ein einsamer Mensch, der für das SYSTEM arbeitet, einer Organisation, die mit dem staatlichen Behördenapparat zu vergleichen ist. Dort arbeitet er als Zahlenjongleur, den man sich ausleihen kann, wie es ein alter Professor auch tut. Der Professor gibt ihm eine Aufgabe, die er nicht mit seinen normalen Mechanismen bearbeiten soll, sondern mit einem speziellen Programm, dass in sein Unterbewußtsein eingepflanzt ist. Das ermöglicht es Zahlen zu chiffrieren, ohne dass jemals der Code geknackt werden könnte, den nur der Verschlüssler kann die Daten wieder entschlüsseln und dann auch nicht bewußt. Nach der Arbeit beim Professor erhält er zum Dank einen Schädel eines Tier, der wie der eines Einhorns aussieht.

Das Ende der Welt ist eine perfekte Welt, in die der Erzähler eintritt und vom Wächter der Stadt eingewiesen wird. Seine Aufgabe ist es, Träume zu lesen. Dazu werden seine Augen so verändert, dass er nur noch nachts das Haus verlassen darf, weil er sonst erblindet. Mit dem Betreten der Stadt wird ihm auch sein Schatten entfernt und er muss fortan ohne Schatten leben. Die Stadt in der er lebt, ist von einer hohen Mauer umgeben, die nur Vögel überqueren können. Einzig der Wächter der Stadt kann betreten und verlassen. Der Erzähler arbeitet in einer Bibliothek, in der die Träume aufbewahrt werden. Dort wird er von einer Bibliothekarin unterstützt. Jeder in der Stadt hat einer bestimmte Aufgabe, die er erfüllt, ohne zu fragen, warum er die Aufgabe macht oder was der Sinn dieser Aufgabe ist. Also geht der Erzähler Abend für Abend in die Bibliothek und liest die Träume... aus den Schädeln von Einhörnern.

Das ist die Grundlage, mit der das Buch beginnt und ab diesem Zeitpunkt beginnen die Geschichten mehr und mehr zu verschmelzen, bis die Wahrheit ans Licht kommt: Der Professor hat früher beim SYSTEM gearbeitet und dort bei der Entwicklung von Algorithmen zur Verschlüsselung mitgewirkt. Der Erzähler aus dem Hard boiled wonderland war der einzige Überlebende eines Experiments, bei dem im Kopf des Subjekts ein abgeschotteter Bereich erzeugt wird, in die Verschlüsselung stattfindet. Dieser Bereich existiert neben dem normalen Denken und Handeln und dem sogenannten Psychokern. Zwischen dem Psychokern und der Verschlüsselung liegt ein Schalter der es ermöglicht bei Bedarf auf die Verschlüsselung zuzugreifen. Ebenso gibt einen Schalter der zwischen bewußtem und unbewußtem Denken umschaltet. Leider ist der einzige Fehler bei dem Experiment, dass der Schalter droht, wie eine Sicherung durchzubrennen, worauf der Erzähler auf ewig in seinem Psychokern gefangen ist. Er ist dann nicht tot, sondern nur Gefangener seiner eigenen erschaffenen Welt.

Diese Welt ist eine perfekte Welt, ohne Tod und Schmerzen, ohne Identität - das Ende der Welt. In der Zwischenzeit bereitet sich im Ende der Welt der Erzähler mit Hilfe seines Schattens auf die Flucht aus der ewigen Gefangenschaft vor. Das Buch beginnt an dieser Stelle noch spannender zu werden, als es ohnehin die ganze Zeit schon ist. Schließlich weiß man nun, dass die Geschichte vom Ende der Welt die Fortsetzung vom Hard boiled wonderland ist, aber von der Erzählung parallel läuft und man hofft mit der Flucht aus dem Ende der Welt gelingt es dem Erzähler den Schalter zu überbrücken. Dort wieder liegt eine Überraschung auf dem Weg, denn im letzten Moment entschließt sich der Erzähler des Hard boiled wonderland nicht mehr gegen sein Schicksal zu wehren, denn er stellt fest, dass die Welt, in der er lebt, nicht seine Welt ist und wenn, dann auch nur zum geringen Teil sein wird. Er ergibt sich seinem Schicksal und fällt in das Ende der Welt, wo man nun den Erzähler und seinen Schatten bei der Flucht begleiten darf. Doch mitten in der Flucht hält der Erzähler inne, weil er inzwischen weiß, dass dies seine erschaffene Welt ist, dass er die Verantwortung dafür trägt bzw. für alle, die darin leben, ganz besonders die Bibliothekarin, an die er inzwischen sein Herz verloren hat. Also bleibt er, auch auf die Gefahr, dass er vom Wächter für seinen Fluchtversuch bestraft wird.

Ein sehr außergewöhnliches Buch wie ich finde, denn es hat kein Happy End. Mich hat es sehr beeindruckt, dass ein Buch diese Wendung schafft, die gesamte Zeit spannend zu sein, sich auf einen Höhepunkt zuzuarbeiten und dann ein Ende zu finden, das überraschend, aber überhaupt nicht enttäuschend ist, sondern eigentlich sehr realistisch. Weil ich den Entschluss, in einer Welt zu leben, die zu einem passt, auch wenn man jeglichen Bezug zur Realität verliert, mutiger finde wie das Wagnis in einer fremden Welt zu leben, die nicht zu einem passt. Oder, um mal wieder eins meiner Lieblingszitate auszugraben "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." Es ist kein Scheitern, sondern eine Entscheidung der Vernunft. Und genau das gefällt mir - der Erzähler handelt nicht, um andere zu beeindrucken, sondern intelligent. Und dieses Buch erfüllt seinen Zweck, weil man darüber nachdenkt, wieviele Entscheidungen man in seinem Leben trifft oder getroffen hat, nur um anderen zu imponieren oder einen Gefallen zu tun, sei es nun bewußt oder unbewußt und ob man dann genau an dieser Stelle in seinem Leben wäre, wo man derzeit ist oder seinem Traum ein Stück näher.

Museumsnächte sind lang

Jan 2

Am Donnerstag Abend hatte ich schon alle notwendigen Sachen bereitgelegt, um am Freitag gleich nach Arbeit aufbrechen zu können. Und schon konnte es kurz nach 17 Uhr losgehen. Die Autobahn war frei und ich kam nach mehreren Zwischenstops kurz nach 22 Uhr bei Martina und Dirk an. Etwas bedrückend war an der Stelle, dass man im Pott sich beim Autobahndesign keine Zeit genommen hat, um auch mal an den Transitverkehr zu denken. So mußte ich knapp 100km nervös auf meinem Sitz hin- und her rutschen, bis ich endlich mal eine Raststätte fand.

museumsnach2008 kitWir setzten uns noch etwas zusammen, schwatzten eine Runde, probierten Lakritzschnaps (ist nicht mein Ding), gingen schon mal grob durch, wohin uns die Museumtour führen sollte und fielen dann in die Betten. Nach einem gemütlichen Frühstück suchten wir erstmal einen Optiker, der meine neue Brille richten mußte, da die Pads sich ziemlich aggressiv in die Nase bohrten. Jetzt sitzt die Brille auf weichen Silikonpads und macht keinerlei Ärger mehr.

Am Nachmittag ging es dann nach Moers, da ich meine CD-Sammlung um die neue Portishead erweitern wollte. Leider war die nicht zu haben und wie ich später feststellen mußte, war ich auch eine Woche zu früh dran. Also zog ich mit leeren Händen von dannen. Aus Enttäuschung über diese Nachricht stürzte mein Blutdruck erstmal ins Bodenlose. Ein Eis päppelte mich erstmal wieder ein bißchen auf und dem folgte nach der Heimfahrt noch Martinas selbst gebackener Rhabarberkuchen. Missmutig sahen wir, wie es inzwischen draußen begann, zu regnen. Wir sprachen trotzdem alle Museen ab, die wir besuchen wollten und fuhren nach dem Abendbrot los.

Der Parkplatz war im Vergleich zum Vorjahr regelrecht leer und wir begannen unsere Runde. Trotz des leichten Regens strebten wir das erste Ziel unserer Runde zu Fuß an. Nicht ohne uns gründlich zu verlaufen. Und dann war auch noch unser Ziel - das Institut Français - ein gründlicher Reinfall. Also nahmen wir den nächsten Bus zu KIT (Kunst im Tunnel). Dort hatte sich schon eine kleine Schlange gebildet, die aber schnell vorwärts rückte. Während des Wartens hörte ich von Leuten hinter uns, die bemerkten, die Ausstellung wäre "hurzmäßig". Nachdem wir etliche Stufen nach unten gingen, wurden wir gerade noch Zeuge vom Ende der Führung, bei der die Vortragende die letzten beiden Skulpturen erläuterte, die auf den ersten Blick wie wild zusammengeschusterte Gipsplatten aussahen. Aber der Künstler hatte sich etwas dabei gedacht, auch wenn es von vielen mit einem Lächeln quittiert wurde. Fotografisch war es allemal interessant, weil sich viele schöne Perspektiven boten.

museumsnach2008 duDie nächste Station war das Filmmuseum. Sehr schön gemacht, mit einer Big Band + Sängerin, die Filmmusiken nachspielten und einer riesigen Ausstellung. Leider war das Filmmuseum hoffnungslos überlaufen und angesichts der Größe verloren wir uns aus den Augen. Und zu allem Überfluss hatte ich das Handy auch noch daheim liegen lassen. Also positionierte ich mich strategisch günstig am Ausgang und schon bald trudelten die beiden ein. Die nächste und letzte Station unserer Tour war auch diesmal wieder das museum kunst palast. Diesmal hatten sich die gleichen Herren (Alex Azary und Gabriel LeMar) als Subsonic Park angekündigt und schon in der Eingangshalle breiteten sich ihre deepen Grooves aus. Während ich noch mal auf die beiden (also Martina + Dirk) wartete, wurde ich von zwei Damen angequatscht, die wissen wollten, ob hier noch irgendeine Party ist, auf der ähnliche Musik kommt oder auch Minimal, Hauptsache elektronisch. Ich war überrascht, dass trotz fehlender Übung den beiden in Englisch klarmachen konnte, dass im Hafen seit 23 Uhr eine Party läuft und zeigte ihnen auf dem Plan, wo sie ist und wie sie am günstigsten hinkommen. Sie wollten noch wissen, ob ich Lust hätte mitzukommen oder ob ich hier auf meine Freundin warte. Nachdem ich ihnen klarmachte, dass ich auf Freunde warte, verabschiedeten sie sich.

Wir bekamen relativ schnell ein paar Plätze und bei ein paar Getränken raste die Zeit wie im Fluge dahin. Dirk zeigte Subsonic Park die Bilder vom letzten Jahr, ich kaufte zwei CDs zum Schnäppchenpreis (electrolux ist halt ein geniales Label) und nach einem kurzen Zwischenstop beim goldenen Doppelbogen, ging der Abend gegen 3 Uhr zu Ende.

PS: Dirks Sicht der Dinge

Those misfits, misfits of science, ha, ha…

Jan 4

Kurz bevor ich meine Heimfahrt antrete noch eine kleine freudige Nachricht. Nadine hatte letztens einen "Lieblingskindersendung-Stöckchen"-Beitrag in ihrem Blog und ich begann nach meinen Helden der Jugend zu stöbern. Das dauerte eine ganze Weile und irgendwann fiel mir auch wieder eine kleine Serie ein, die nur für kurze Zeit lief und siehe da, es gibt auch das Intro dafür.

Von dieser Serie gab es nur eine Staffel, denn die Serie kam nicht gut beim amerikanischen Publikum an und Dean Paul Martin (übrigens der Sohn von dem Dean Martin) kam kurz nach Beendigung bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Wenn Sledge Hammer die Verkörperung des Anti-Cops war, waren die Spezialisten die Anti-Wissenschaftler - paranormale Wissenschaften, chaotisch und völlig idiotisch. So schlimm, dass es schon wieder richtig gut war. Und am 25. Januar wird diese eine Staffel auf DVD erscheinen, ich übe mich schon mal in Vorfreude :excited:

Adrian, die 2.

Jan 0

Am Wochenende beendete ich nun mittlerweile den nächsten Band der Adrian-Mole-Tagebücher. "Die Cappucchino-Jahre" liegen zwar chronologisch vor "Adrian Mole und die Achse des Bösen", aber das stört überhaupt nicht, da man zwar grobe Umrisse der Vergangenheit hat und es schon fast zu einem Aha-Effekt kommt, wenn man die Details erfährt.

Adrian Mole ist nun wirklich nicht der Vollsympath, eher ein kleiner Besserwisser und auch bißchen naiv, träumt von Frauen, die keinen Gedanken an ihn verschwenden und gerät im Allgemeinen immer an die falschen Frauen. Kurz und gut, ich kann mich hervorragend mit ihm identifizieren. Irgendwie gibt mir das Buch das Gefühl: "Bloß gut, ich bin nicht allein da draußen." Auch wenn der Charakter doch fiktiv ist. Aber die Inspiration zu dem Buch muss Sue Townsend ja irgendwie gekommen sein. Auch wenn die "Cappucchino-Jahre" mit der Zeit etwas langatmig werden, gibt es zwischendrin immer wieder Lichtblitze, z.B. wenn er völlig entnervt von einem Interview mit einem lästigen Fernsehpärchen kommt, vor der Tür ein junges Mädchen mit der Frage "Soll ich dir einen runterholen?" wartet und er geistesabwesend meint: "Nein, ich bin froh, wenn die oben bleiben". Ich könnte jetzt genauso die Geschichte erzählen, wie ich mich eines Abends mit einer Frau getroffen habe, wir unterhalten uns, sie bietet mir an, mich noch ein Stück mitzunehmen, bis ich dann meine: "Läßt du mich da vorn an der Kreuzung raus?", worauf von der Seite ein "Und was ist, wenn ich dich da nicht aussteigen lassen will?" folgt und ich darauf antworte: "Dann läßt du mich halt an der nächsten Kreuzung raus!" Damals hab ich nicht damit gerechnet, nur die Arme fand das bestimmt nicht witzig. Heute kann ich wenigstens über meine geistige Abwesenheit lachen. Wie gesagt, das Identifikationspotential ist hoch.

Aber zurück zu den Büchern. Da es sich um Tagebuchaufzeichnungen handelt, hat man sich schnell an den Singsang eines Tagebuches gewöhnt, der auch konsequent durchgezogen wird, d.h. man hat nicht das Gefühl, das Buch strebt ein gewisses Ziel an. Es plätschert fröhlich, ohne jeglichen Spannungsbogen, vor sich hin. Ist ja auch völlig richtig und alles andere würde auch gekünstelt wirken. Bei "Adrian Mole und die Achse des Bösen" ist dies hervorragend gelungen, indem Sue Townsend die Geschichte mit einem Happy End aufhört und dennoch das Tagebuch mit dem Satz "Glückliche Menschen schreiben keine Tagebücher" größere Lücken zwischen den Einträgen aufkommen läßt und schließlich die Einträge ganz versiegen. In den "Cappucchino-Jahren" gelingt es ihr nicht ganz. Das Ende ist kommt etwas abrupt und ohne auf den Inhalt einzugehen, ist es schwer zu beschreiben. Es entsteht ein klein wenig das Gefühl, dass das Gesetz der Serie eingehalten werden muss. Am Ende ist alles genau wie zu Beginn des Buches. Es fällt mir, nachdem ich beide Bücher gelesen habe, ein objektives Urteil zu bilden. "Die Achse des Bösen" ist definitiv witziger, vielleicht an manchen Stellen ein wenig übertrieben, was den "Cappucchino-Jahren" (vom Ende abgesehen) wieder zugute kommt. Deshalb bekommt ersteres den Humorbonus und letzteres den Authentizitätsbonus.

Doch inzwischen habe ich mit Robert Merles "Malevil" begonnen. Ein Buch, was ich nun bereits das dritte oder vierte Mal lese und finde es immer noch faszinierend. "Malevil" ist die Happy-End-Variante eines Endzeitromans. Während "Die Straße" kaum einen Funken Hoffnung läßt, folgt in "Malevil" ein glücklicher Umstand dem nächsten. Trotzdem sind die Probleme die Gleichen. Es geht um eine ungewisse Zukunft und den Kampf ums Überleben...

2. Advent

Jan 1

Ich habe mal wieder hier einen ganzen Batzen von Stichpunkten, über die ich scheiben will bzw. schon längst schreiben wollte. Also nutze ich diesen äußerst grauen und regnerischen Sonntag mal dazu, alles auf den Punkt zu bringen. Fangen wir mit dem Rückblick auf den 9.12.2006 an. Denn genau vor einem Jahr fand mein Umzug statt. Kaum zu glauben, wie schnell das Jahr vorüber ist. Aber dafür kommt dann irgendwann noch mal gesondert der Jahresrückblick. Mit dem werde ich dann auch keine Probleme haben, denn sämtliche Beiträge von 2007 fanden schon auf diesem Blog statt, während immer noch eine überwältigende Anzahl von Beiträgen auf meinem alten Blog schlummert. Wenn ich zumindest 2 Beiträge pro Tag übernehmen würde, wäre ich in einem halben Jahr fertig...

Vor geraumer Zeit fand ich einen Artikel, in dem die Ausführungen zweier Wissenschaftler beschrieben wurden, die behaupten, durch die Beobachtung des Universums würde sich dessen Lebenszeit verkürzen. Sie begründeten das mit quantenmechanischen Effekten. Sie beschränken sich dabei auf das Beispiel einer Supernova von 1998 und grenzen den Kreis der Beobachter auf die Forscher ein. Bei genauerer Überlegung dürfte das ja auch nicht nur auf Supernovas zutreffen, sondern jeglichen Vorgang im All und die Beobachter wären wir alle. Interessant dabei wäre ja der Gedanke, wie alt das Universum ohne Beobachter werden würde und schon könnte man auch die Frage stellen "Gibt es ein Geräusch, wenn ein Baum im Wald fällt und niemand ist da, um es zu hören?"

adventskalenderDen krönenden Abschluss meines Urlaub gab es letzte Woche, als ich das letzte Mal vor Weihnachten Richtung Heimat fuhr. Freitag kurz nach dem Mittag zu fahren ist natürlich eine ganz blöde Idee und wie zu erwarten war, landete ich bei Zwickau im Stau. Nachdem die Bauarbeiten auf der A72 Ende November fertig sein sollten, kann man nicht erwarten, dass ein Ende der Bauarbeiten gleich dem Freigeben der Strecke ist. Und wenn es dort noch einen Pannen-LKW gibt, ist das Chaos perfekt. Zu allem Überfluss verabschiedete sich dann auch noch mein MD-Player und ich mußte auf Radio umsteigen. So rückte ich 1 Stunde lang gemütlich vorwärts, bis es weiter ging. Es reichte aber allemal, um nach Hause zu kommen, kurz "Hallo!" zu sagen, einen Adventskalender in Empfang zu nehmen und mich dann gleich wieder in die Spur zu einer ehemaligen Kollegin zu begeben. Der Abend ging nicht allzu lang, wir spielten Billard und wir wurden Zeugen meiner kleinen Zauberkunststückchen, die ich gelegentlich ungewollt produziere. Vier Kugeln mit einem Stoß einzulochen und dabei nicht einen einzigen Fehler zu produzieren, kann auch nur mir passieren. Samstag besuchten wir wieder meine Oma und abends besuchte ich dann Claudi und Basti. Auf Wunsch eines einzelnen Herren hatte ich eine Kiste mit ausgewählten Sorten Bamberger Bieres mitgebracht. War ein schöner Abend, wir schwelgten in Erinnerungen (Besuche im Sachs, Verschiebung von DT64 von UKW auf MW). Wir hörten die gleiche Musik und sind demzufolge auch in die gleichen Diskos und Läden gegangen, aber über den Weg liefen wir uns dabei nie. Das kam erst zur kleinen Weihnachtsfeier vom Studium bei mir daheim, es lief "Public energy" von Speedy J und Basti steht in der Türe und meint: "Hör mal Claudi, das ist doch mal Musik!"

postcrossing41Ja, auch der Abend ging vorbei und ich fuhr Sonntag nach dem Mittag wieder heim, es war wieder stürmisch, aber diesmal keine Eimer auf der Autobahn. Montag ging es dann wieder auf Arbeit, kaum zu ertragen, wie munter ich am Montag Morgen war. Im Laufe der Woche relativierte sich das aber wieder sehr schnell. Der Donnerstag Abend war dann aber der Höhepunkt der Frustration, als ich meine Klavierstunde hatte und nur Unfug zusammenspielte. Meine Klavierlehrerin meinte nur, dass dieser Tiefpunkt völlig normal ist. "Sie hatten doch mal gesagt, es kommt irgendwann ein Leistungssprung?" - "Ja, der kommt danach!" Einzige Hilfe für die Wanderung durch das Tal - Durchziehen, bis zum bitteren Ende. Aber schon der Mittwoch war ein rabenschwarzer Tag für die Musik - Karlheinz Stockhausen ist verstorben. Er war einer der Pioniere der elektronischen Musik und wird vielfach von Künstlern als Inspiration für ihre Arbeit genannt. Mitbekommen habe ich es auch erst am Freitag, als die ersten Nachrichten über seinen Tod zu mir durchdrangen. Auch der heise-Newsticker veröffentlichte erst gestern die Nachricht.

Freitag Nachmittag ging es dann auf der Autobahn Richtung Nürnberg, die Strecke war frei, ich hatte Zeit und tuckerte gemütlich dahin, mit dem Frust, dass mein MD-Player im Auto nach wie vor seinen Dienst verweigert. In Nürnberg angekommen, verfuhr ich mich erstmal, aber daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt, es ging ja auch nur darum, ein Parkhaus zu finden. Die Innenstadt war dicht, ich brauchte für 500 Meter ungefähr eine halbe Stunde und nahm dabei in Kauf, dass ich ein Stück weiter laufen mußte. Ich drängelte mich einmal quer über den Christkindlesmarkt bis zum Rathaus, rief Alex nochmal zurück und lief dabei hin und her. Auf einmal tönte es hinter mir "Eh Jan, nun lauf doch nicht gleich weg!". Da stand sie nun also. Wir gingen erstmal in eine kleine mittelalterliche Ecke, ich probierte einen warmen Biertrunk. Pfui Deibel! Doppelbock und dann auch noch warm. Aber irgendwie hatte ich an dem Abend kein glückliches Händchen mit Essen und Getränken. Als wir dann beim Griechen einfielen, war mein Hunger weg, als ich den Teller vor mir stehen sah. Ich stocherte lustlos in meinem Tomatenreis herum, während wir quatschten. Ich probierte von ihr einen Schluck Samos. Mein Wochenbedarf an Kohlehydraten war gedeckt. Wir blieben noch eine Weile, unterhielten uns über Musik (von DJ Jazzy Jeff + the Fresh Prince bis Sven Väth), Theater, Filme (mir war bis zu dem Zeitpunkt nicht klar, dass ich in letzter Zeit vorwiegend französische Filme geschaut hab), aktive Sterbehilfe und Überbevölkerung. Wer mich kennt, weiß ja, dass ich der Meinung bin, dass der Planet im Bereich der Resourcen weit über dem Limit gefahren wird, weil wir (also als Menschheit) einfach zu viele sind. Aber dass ich das mal zu hören bekomme, hätte ich auch nicht geglaubt. Wir zogen dann noch in die Prinzenbar und lümmelten uns gemütlich in die Ledersofa und ließen den Abend ausklingen. Gegen Mitternacht machte ich mich auf den Heimweg, mußte den ganzen Weg über Schluchz- und Schlummermusik im Radio ertragen. Das Maß war voll.

Nachdem ich Freitag nicht zum Einkaufen gekommen bin, mußte ich das am nächsten Vormittag hinter mich bringen. Vorher machte ich mich noch ein wenig wegen Autoradios kundig. Nach dem Einkaufen ging es dann in den lokalen Elektronikhandel und schaute mich ein wenig um. Schließlich überredete ich noch die Verkäuferin, dass ich mal testhalber meinen MP3-Player via USB an das Autoradio andocken will. Alles kein Problem, ging hervorragend. Und damit war es meine und einem Bastelnachmittag stand nichts im Weg. Ich hatte ein wenig zu kämpfen, was die Demontage, sowie Verkabelung und Einbau des neuen Radios betraf, habe aber alles unterbekommen. Bevor ich es endgültig in die Verankerung einrasten ließ, machte ich mehrere Probeläufe und stellte zum Glück fest, dass die Modifikation der Verdrahtung nicht nur einige VW und Opel betrifft, sondern auch meinen Suzuki. Die Heimfahrt zu Weihnachten kann kommen, die Musik sollte mir nicht so schnell ausgehen.

persepolisNachdem ich den Rest des Nachmittags wie ein Zombie durch meine Wohnung stolperte, beschloss ich abends ins Kino zu gehen. Ich hatte gerade noch Glück, denn Persepolis lief noch. Die Geschichte des Films war bewegend. Ein junges Mädchen erlebt die Revolution und den Krieg im Iran mit, wird von ihren Eltern, die politisch anders denkend waren, zur Sicherheit nach Österreich geschickt. Dort ist sie zwar sicher, aber nicht daheim. Sie gehört zu einer kleinen Gruppe von Außenseitern, zu denen sie sich aber auch nicht zugehörig fühlt. Irgendwann verliebt sie sich bis über beide Ohren in einen Schriftsteller, den sie dann inflagranti mit einer anderen erwischt. Es folgt der Absturz, die Obdachlosigkeit und schließlich die Rückkehr in die Heimat. Dort versucht sie sich anzupassen, schafft es aber auch nicht. Obwohl die Geschichte bedrückend ist, da sie die Lebensgeschichte der Autorin Marjane Satrapi erzählt, ist doch voll von kindlich naivem Witz, jungendlicher Rebellion und dem Wunsch nach Freiheit in der Heimat. Die Geschichte, die ursprünglich in 4 Comicbänden erschien, wurde nun das erste Mal animiert. In Anlehnung an das Original - größtenteils schwarz/weiß. Sehr empfehlenswert und dass er aus Frankreich ist, brauch ich an der Stelle nicht mehr zu erwähnen, oder?

2008 wird ein rotes Jahr

Jan 2

kalender2008Anfang der Woche hatte ich schon die ersten Rundgänge für Weihnachten erledigt. Erste Erkenntnis - Geschenke für andere gibt es, sie müssen nur noch geholt werden. Nachteil der ersten Erkenntnis: Man entdeckt auch Sachen, die man selbst gern hätte. Hochgradig gefährlich sind natürlich Buchläden und Läden, wo man brauchbare Musik erhält. Denn im Buchladen fiel mir ein, dass ich noch einen neuen Kalender gebrauchen könnte. Und als hätte ich es nicht geahnt, steht vor mir der Moleskin 2008 (Limited Edition). Leider nur in dem feurigen Rot erhältlich, dafür aber unglaublich praktisch aufgeteilt. Links Wochenübersicht, rechts Platz für Notizen und jede Menge Aufkleber für alle möglichen Gelegenheiten. Natürlich konnte ich dem Stück Maulwurfshaut nicht widerstehen und schon war er meine. Daheim war dann erstmal "Pimp my Moleskin" angesagt und ich verpasste ihm ein paar von den ant-zen-Aufklebern, die sich im Laufe der letzten Bestellungen angesammelt hatten. Sieht zwar jetzt aus wie eine Mischung aus kommunistischem Parteibuch und einem chinesischen Ratgeber für Ameisenkunde, aber er gefällt mir jetzt wesentlich besser.

Die Krönung baute sich im Laufe der letzten Wochen auf, als ich Wäsche waschen wollte und in den Keller ging, die Waschmaschine vollstopfte und dabei einen Blick auf den letztens installierten Wasserzähler warf. Irgendwie war das nicht die Zahl, die ich im Kopf behalten hatte. Aber man ist ja vergesslich, also schrieb ich mir den Stand nach dem Waschen auf und ließ es darauf beruhen. Ich hatte einen Verdacht im Hinterkopf. Letzte Woche ging ich wieder runter und siehe da, der Zähler wandert ohne mein Zutun weiter. Ruckzuck hatte ich meine Vermieterin dran, sprach meinen Verdacht aus. Sie kümmerte sich darum und noch am selben Abend stand mein Nachbar vor der Tür und fing mir an einen Geschichte zu erzählen. Sie begann mit dem Tod seiner Mutter, wo die Waschmaschine bereits 8 Jahre alt war und nun wäre sie wohl 20 Jahre alt (also die Waschmaschine, nicht die Mutter) und würde sich nicht mehr richtig drehen. Da ich eine Maschine der gleichen Firma hab, wollte er nachsehen, ob sich meine dreht (Wie rücksichtsvoll!), weil bei seiner wahrscheinlich der Keilriemen kaputt ist. Dieser Vortrag ging ungefähr 10 Minuten und ich hielt mich vorsichtshalber am Türrahmen fest, damit ich nicht in schallendes Gelächter ausbreche. Die Ansprache lief darauf hinaus, ob er, bis er sich eine neue Maschine leisten kann, meine mit benutzen darf und wir uns in die Wasserkosten reinteilen. Eigentlich hätte an der Stelle ein Vortrag meinerseits folgen sollen, dass ich prinzipiell kein Problem damit hätte, er hätte vielleicht vorher fragen sollen, aber da das im Widerspruch mit meiner Einstellung gegenüber Leuten, die versifft den ganzen Tag am Busbahnhof hocken und sich die Lichter ausschießen, gestanden hätte, ließ ich es bei einem "Nein!" bewenden.

kuechentuecherNachdem dann die Wäsche nun getrocknet war, konnte ich sie heute abnehmen und wegräumen. Darunter drei Wischtücher, die ich beim Ausräumen der Wohnung meiner Oma mitgenommen habe. Man stelle sich vor: Original verpackte (Mint condition!) und absolut unbenutze Wischtücher aus dem Hause VEB Frottana Großschönau, Einzelhandelsverkaufspreis (EVP) - 10,65 M. Für das Geld hätte man sich seinerzeit 13 Bauernbrote holen können oder wenn man 6 Packungen von den Wischtüchern gehabt hätte, wäre das die Miete für eine 3-Raum-Wohnung gewesen. Gravierender Vorteil: Die Teile halten nahezu ewig und sind außerdem Made in Germany, was man von den heutzutage erhältlichen Geschirrtüchern wohl mehrheitlich unter Garantie nicht behaupten kann.

Am meisten frustriert mich momentan das Wetter. Wo hat sich denn die Klimaerwärmung dieses Jahr versteckt? Es ist Ende November und wenn ich morgens die Nase aus dem Fenster stecke, hab ich das Gefühl: Es ist Ende November. Jeden Tag höre ich aufs Neue, dass auf der Strecke Bamberg - Würzburg eine Baustelle ist, die einen kilometerlangen Stau erzeugt. Demzufolge muss der Besuch von Würzburg wohl noch etwas warten. Also müssen andere Beschäftigungen herhalten. Ich grabe DVDs aus, die ich mir schon vor etlicher Zeit geholt habe und nun endlich mal anschauen kann, so z.B. "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran". Der Film hat mir wirklich gut gefallen, schauspielerisch ganz hervorragend, auch wenn mir die Handlung etwas flach vorkam. Da ich aber das Buch nicht gelesen hab, aber schon mehrfach davor stand und weiß, dass es nicht gerade der Wälzer von Buch ist, wüßte ich nur zu gern, ob das Buch wesentlich besser ist, wie der Film und es sich somit lohnt, das Buch zu lesen.

Damit sich wir schon wieder bei einem meiner Lieblingsthemen - Bücher lesen. Nachdem ich schon mal Sue Townsends "Downing street No. 10" gelesen hatte, wurde mir von der Tanzfee eins der Adrian-Mole-Tagebücher empfohlen. Seit Montag mit einem Lesezeichen versehen: "Adrian Mole und die Achse des Bösen". Es war eine ganz schlechte Idee, damit vor dem Einschlafen damit zu beginnen, denn das Buch beginnt mit einem Brief an Tony Blair, in dem er ihn auffordert eine schriftliche Bestätigung zu schicken, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitzt und somit in der Lage ist Zypern innerhalb von 45 Minuten anzugreifen, damit Adrian Mole die 57,10 Pfund Anzahlung für seinen Zypernurlaub zurückerhält. Mittlerweile hab ich die Hälfte des Buchs fertig und komme nicht aus dem Lachen heraus. Dem ersten Brief folgen weitere (unter anderem Erinnerungsbriefe) und es gesellt sich eine Ja - Nein - Vielleicht - Getrennt - Verlobt - Nie - Wiedersehen - Doch - Wieder - Zusammen - Beziehung hinzu. Aber die SMS' mit der Schwester der Ja-Nein-[...]-Freundin ist glasierte Kirsche auf dem Törtchen. Momentan reicht es, wenn ich daran denken muss, um weiter zu lachen. No. 1 Buch gegen Herbstdepression, senkrecht stehende Schneeflocken und andere Leiden der dunklen Jahreszeit.

puzzle smileysNachdem mir Claudia letztens erzählte, dass sie ein Puzzle geschenkt bekommen hat, hielt ich es für eine gute Idee, mir die Zeit im Urlaub (siehe Wetter und Kälte) mit einem Puzzle zu vertreiben. Kaum zu glauben, was für grauenhaft kitschige Motive man erstehen kann. Da fällt es wirklich schwer, sich zwischen springenden Delfinen im Mondschein, Löwenbabys und Sonnenuntergängen zu entscheiden. Also habe ich mich für eins mit vielen gelben Teilen entschieden. Hat mich die letzten drei Tage gekostet und siehe da - fertig! Ich werde mich aber trotzdem nicht an das nächste setzen, das ist ja ein unheimlicher Zeitfresser. Kaum schaut man mal schnell drauf, sind zwei Stunden vergangen. So hätte ich heute fast meinen Klavierunterricht verpasst.

Und um den Tag der Schutzpatronin der Musik würdig zu feiern, hatte ich heute mal was mitgebracht, wo ich meine Klavierlehrerin bat, es mir vorzuspielen. Und deshalb gab es heute zu Ehren von Cäcilia - Meine Klavierlehrerin plays The Aphex Twin. An einem richtigen Klavier klingt das ohnehin viel besser als von Plastikscheibe.

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