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Beiträge verschlagwortet als “Plattenkiste”

Phon.o – Cracking sound Pt. 1+2

Jan 0

coverSeit seinem Album "Black boulder" habe ich Phon.o auf dem Kieker. Der Tüp arbeitet für mich in der obersten Liga mit. Das sind keine Tracks, keine Songs, keine Lieder, das sind Hymnen. Hymnen haben den unangenehmen Charakter, dass sie jede Menge Leute anlocken, die den Künstler schon viel früher gekannt haben, noch bevor er so kommerziell geworden ist und ähnliches Geschmeiß. Zum Glück ist der Musikmarkt heute so breit gefächert, dass sich das gut verteilt und jeder seinen eigenen kleinen Bereich hat, wo Hymnen entstehen und vergehen.

Zuerst habe ich die Cracking sound Pt. 1 komplett ignoriert. Aber dann zündete die Cracking sound Pt. 2 mit "Whi5tleblower" komplett und setzte beide EPs in Flammen. Das ist Tanzmonster was mit fetten Dub Chords um sich wirft. Und danach geht das Teil unmittelbar durch die Decke... mehr geht einfach nicht. Ich will ja nicht drängeln, aber ein Longplayer von der Qualität wäre nicht auszuhalten.

Sully – Blue

Jan 0

coverMini-Reviews sind was tolles, sie verraten dir, auf was du dich bei einer Platte einlässt. Ansonsten wäre mir diese Platte glatt durch die Lappen gegangen. Das Stichwort war "Jungle like in 1994". Damals hatte ich nie den Nerv für Jungle, die Beats waren mir etwas zu broken. Ich weiß nicht viel über Sully zu berichten, also kann ich nicht mal feststellen, ob er überhaupt aktiv am Musikgeschehen 1994 teilgenommen hat, aber seine Reproduktion "Blue" klingt, als wären die 90er nie vorbei. Nach dem was der Resident Advisor schreibt, hat Sully schon in den 90ern Party gemacht, als kann man von Jugenderinnerungen sprechen.

Lange Breaks, kurze Ragga-Vocals, ein kurz geschriehenes Yeah! mehr gab es damals nicht und mehr hätte dem Album geschadet. Auch die Samples haben etwas authentisches - sie quietschen und quäken. Wenn ich an meine eigene Sample-Datenbank denke, die hatte auch nur eine Handvoll Sounds und die habe ich bis zum Erbrechen belastet. Ich wünschte nur, das Ergebnis wäre ähnlich vorzeigbar gewesen.

Ghosts Of Paraguay – Ember

Jan 0

coverMagische Momente passieren - kein Zweifel. Schon allein wenn man an dem Namen "Ghosts Of Paraguay" herumschnuppert, tauchen Bilder von Südamerika auf. Tiefe Dschungel, versteckte Heiligtümer der Inkas, riesige Tempelanlagen, in die seit hunderten von Jahren kein Mensch mehr gesetzt hast. Und die Geister die dort hausen, wurden jetzt freigelassen. Da aber Inkas mit Paraguay nicht viel gemein haben, sind es sehr gutmütige Geister, welche sanfte Visionen von Dubstep auf die Menschheit loslassen, die schon fast poppigen Charakter haben.

Aber so fluffig wie das Album beginnt, desto größer wird der Pathos, der sich im Laufe der Spielzeit bildet, eben wie eine Moosschicht auf einem alten Tempel. Streicher begleiten das Zusammenspiel und hüllen den Tempel in feine Schichten von Nebel. Nur mit dem Track "When the rains came down" kann ich mich nicht anfreunden - die Stimme ist mir einfach zu unsympathisch. Zu meinem Unglück gibt es das Lied auch gleich in zwei Versionen. Aber das restliche Album macht diese Unebenheit locker wieder wett.

Yagya – Sleepygirls

Jan 0

coverEs war einer von den Morgen, wie man sie aus dem Film kennt. Die Sonne scheint durch das Fenster, ein Lufthauch weht ein bisschen die Gardine ins Zimmer. Es ist frühsommerlich warm und es scheint schon später Vormittag zu sein. Ich sage "scheint", weil ich nicht weiß, wie spät es ist, wo ich bin und was ich hier gerade mache. Dabei wiederholt sich diese Vision mit kleinen Variationen immer wieder. Jedes mal wache ich auf, gehe in die Küche und mache mir einen Kaffee und kehre ins Schlafzimmer zurück. Und da liegen sie - diese wunderbaren Frauen. Ich liebe den Anblick, wie sie langsam ihre Augen öffnen, mich anlächeln, höre ihre Worte, auch wenn sie teilweise in einer Sprache sind, die mir fremd ist.

So auch jetzt - sie ist brünett und ihre Haar verteilt sich auf dem Kopfkissen, stellenweise glänzt es im Sonnenschein wie Bronze. Sie spürt die Wärme in ihrem Gesicht und als sie mich kommen hört umspielt ihren Mund ein Lächeln. Vorsichtig geht ein Auge auf und schielt in meine Richtung. Ich muss leise lachen und in diesem Moment beginnt sie sich zu strecken und gibt dabei leicht mauzende Geräusche von sich, die mir das Gefühl geben, eine Katze im Bett zu haben, bereit nach Zuneigung. Aber weiter kann ich diese Szene nicht betrachten, weil die Vision ins sich zusammenbricht.

So oder ähnlich muss es Yagya gehen, der im wahren Leben Aðalsteinn Guðmundsson heißt und wie der Name vermuten lässt, aus Island kommt. Einen isländischen Einfluss spüre ich bei seiner Musik weniger, also kann es sich nur um solche Momente handeln, die er sie mit den Stücken Sleepygirl 1-12 einfängt und als warme, entspannte Dub-Techno-Track zusammenfließen lässt. Hin und wieder vernimmt man Frauenstimmen, sogar ein Saxophon findet sich wieder und für einen Moment glaube ich, das Album ist eine Fortsetzung des Klassikers "Las Vegas" von Burger/Ink.

Caustic Window – Caustic Window LP

Jan 0

coverManchmal geschehen noch große Dinge - ganz große Dinge. Erst taucht diese Scheibe für $10.000 bei discogs.com und verschwindet kurze Zeit später wieder. Plötzlich taucht sie als Kickstarter-Projekt wieder auf - es sollen sich genug Leute finden, die $9.000 auftreiben, indem sie $16 zahlen. Aus den gewünschten $9.000 werden über $65.000, denn es finden sich über 4.000 Menschen, die gerne ein digitales Schnipsel des Albums haben möchten.

Es dauert noch einen Monat und dann ist es soweit - die digitalen Kopien können heruntergeladen werden. Gerüchten zufolge, sollte das Album doch sehr stark den gewünschten Sound von Richard D. James wiederspiegeln, da er keinen Labelwünschen unterworfen war. Herausgekommen ist natürlich wie für 1994 üblich - ein sehr analoger Soundtrack. Ich habe mit einem sehr rauen Sound wie auf der "Caustic Window Compilation" gerechnet, aber es trifft alles zusammen. Ein früher Aphex Twin, der auf R & S erschienen ist ("Mumbley", "Revpok"), etwas Joyrex und ein Track, der mich an Mike Paradinas erinnert ("Airflow"). Es ist aber schon etwas von dem zu hören, was später die "... I care because you do" wurde.

Nach wie vor bleibt ja die allgemeine Meinung bestehen, dass Richard D. James nichts mehr gebacken bekommt. Seit seiner Analord-Serie ist es ruhig um ihn geworden, aber das ist schon neun Jahre her. Das Projekt "The Tuss" wird ihm auch nachgesagt, stellt aber auch keine essentielle Weiterentwicklung gegenüber der Analords her. Und dann kommt eine Scheibe, die aus der Hochphase seines Schaffens stammt. Jeder Ü30 kennt das Gefühl der "guten, alten Zeit"(TM) und genau das ist die "Caustic Window LP"!

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Plaid – Reachy prints

Jan 0

coverMuss ich jetzt doch anfangen alle Plaid-Releases rückwärts zu durchzugehen? Mit "Reachy prints" veröffentlichen Plaid, dessen beide Mitglieder Ed Handley und Andy Turner gleichzeitig Mitglieder von Black Dog Productions sind, ihr zehntes Album. Irgendwann begann es 1991 mit ihrem ersten Album und nun sind 23 Jahre vergangen. Gerne würde ich jetzt einen Rückblick auf ihren Werdegang werfen, wenn es da nicht das Problem gäbe, dass es mein erstes Album von Plaid ist.

Plaid gehören zu den Urgesteinen, die bei Warp veröffentlichen. Wobei ja Warp auch schon ein alter Hase im Musikgeschäft ist. Wer im Bereich IDM sich mit Aphex Twin, µ-ziq, Boards of Canada usw. beschäftigt hat, wird quasi schon über den Namen Plaid gestolpert sein. Ich hatte wohl immer mal wieder reingehört und konnte nicht wirklich einen Bezug zu deren Musik herstellen. Vielleicht mussten auch erst 10 Alben veröffentlicht werden, bis wir einen gemeinsamen Nenner finden konnten. Und der wäre in dem Fall: leicht verdaulicher, harmonischer IDM. Wenn ich jetzt gemein sein will, würde ich bei dem Titel "Slam" eine gewisse Ähnlichkeit zu Jean-Michel Jarre nahelegen wollen. Aber das könnte man auch als Beispiel werten, wie leicht verdaulich die Musik ist.

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Mind Over MIDI – Components / Monolog

Jan 0

coverMind Over MIDI - klar, kenn ich! Von Sutemos damals. Ich war etwas überrascht, wie man zwei so gute Alben in relativ kurzer Zeit abliefern, musste aber feststellen, dass diese Veröffentlichungen schon 2011 / 2012 herausgekommen sind und erst jetzt die digitalen Versionen veröffentlicht wurden. "Components" ist von beiden Alben jenes, welches den einfacheren Einstieg bietet und auch mit helleren Klängen arbeitet.

Mind Over MIDI heißt im wahren Leben Helge und kommt aus Norwegen. Und wie bei vielen Veröffentlichungen aus dem nordeuropäischen Raum, haftet auch diesen Alben etwas Weites, aber auch Schwermütiges an. Es legt immer die Verbindung nahe, dass diese Alben in den dunklen, langen Nächten entstanden sind. Stellt sich dann natürlich die Frage, wie Alben klingen, die in den langen Sommernächten produziert werden. Aber die Antwort ist wahrscheinlich genau wieder Unterschied zwischen "Components" und "Monolog".

Beides sind schöne Ambientalben, wobei "Components" einen frühlingshaften Charakter hat. Es atmet noch den schweren Hauch des Winters aus, aber darüber liegen schon die Wassertropfen, die vom schmelzenden Eis tropfen und funkelnd in der Sonne glänzen. Andererseits könnte man auch "Monolog" als logische Fortsetzung sehen, weil "Components" ungefähr da endet, wo "Monolog" anfängt. Schwerer kalter Winter. Man spürt förmlich, wie die Nacht schon früh am Nachmittag einbricht und sich der Frost an Metall haftet und dort im Schein der Straßenlaternen eisig glitzert. Oder um in russischen Märchen zu denken - Väterchen Frost atmet schwer und mit jedem Atemzug wird alles mit Reif überzogen.

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Sven Weisemann – Falling leaves

Jan 0

coverDie Mutter aller Herbstsongs! Ein Cover mit kahlen Ästen und dann der Track, der einen extrem melancholischen Charakter hat. Getragen wird es hauptsächlich durch das Klavier, dass einen durch den Song führt. I miss you... eine Stimme die voll Trauer an einen schönen Sommertag singt. Das Schlagzeug, was leicht vor sich hinswingt und einem das Gefühl gibt, dass Herbst doch nicht so schlecht ist. Nochmal ein warmer Tag, schöne Laubfärbung, mit den Schuhen durchs Laub rascheln und sich sicher sein - der nächste Sommer kommt bestimmt!

Der Remix von Gigi Massin reicht dem Original nicht das Wasser, aber weiß trotzdem die Stimmung aufzunehmen und erinnert mich an ein Stück, dass - wie ich glaube - zu einem Netlabel-Release "One year in waiting" gehörte. Der Remix nimmt etwas von dem Klavier und fügt einen leicht zum Übersteuern neigenden Sound hinzu und wie Blätter im Herbst von den Ästen fallen, lässt das Stück jede Menge Raum und Leere zwischen der Struktur.

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Scuba – Phenix 1

Jan 0

coverScuba habe ich etwas aus dem Blickfeld verloren, seit er das Album "Triangulation" veröffentlicht hat. Alles was danach kam, hat mich nicht mehr so vom Hocker gehauen. Aber mit dieser EP trat er schlagartig wieder in mein Blickfeld. Es ist ja nicht so, dass Künstlern nicht die Chance gebe, mich mit einem neuen Werk zu überraschen. Und genau das ist Scuba gelungen. Um es genau zu sagen, ist es eigentlich nur ein Song der EP "Time Relentless Time". Eigentlich lässt sich der Track viel zu viel Zeit, um diese wunderschöne Stimme erklingen zu lassen, der man mit jedem Bit abnimmt, dass Zeit etwas viel zu wertvolles ist, um sie mit schlechter Musik, geistlosen Tätigkeiten und flacher Unterhaltung zu verbringen. Und eigentlich ist er viel zu kurz. Und eigentlich widerspricht sich für mich der Song mit dem Rest der EP, denn der ist wieder nur der Einheitsbrei, den er in letzter Zeit veröffentlicht hat. Und eigentlich kann dieser Review auch nicht im Ansatz beschreiben, wie schön "Time Relentless Time" eigentlich ist...

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S.P.Y – Back to basics Chapter One

Jan 0

coverEin Brasilianer, der Drum'n'Bass macht? Carlos Lima schon. Der Mann, der jetzt in Bristol wohnt, schafft es Drum'n'Bass zu produzieren, der so klingt, als wäre er in UK geboren. Ich könnte ja jetzt eine Seiten lange Lobeshymne auf S.P.Y singen, aber wer es hört, wird schnell zu der Überzeugung kommen, dass ich Recht habe.

Vor zwei Jahren erschien sein Debütalbum "What the future holds" auf Hospital Productions. Ich weiß nicht mehr, ob ich es auf der Seite des Labels oder in einem anderen Beitrag gelesen habe, aber es war die Rede von den "Rettern" des Drum'n'Bass, die diesen Stil von seiner Blüte Mitte der 90er ins neue Jahrtausend geholfen haben. Klingt ziemlich eingebildet, aber wenn man sich durch den Backstock des Labels hört, muss man diesen Titel neidlos anerkennen. Jedenfalls hatte Hospital mit dem Signing von S.P.Y ein glückliches Händchen bewiesen und ich als Käufer auch, denn mit der Special Edition hielt ich 19 Tracks in meinen Händen und dazu gab es noch das Mixalbum. Ich messe diesem Album insofern eine besondere Bedeutung bei, als dass bei meinem ersten Halbmarathon 300 Meter vor dem Ziel mein MP3-Player "Back again" einlegte und dieser Song begann alle Reserven zu zünden und ich nochmal richtig Schub für einen Schlussspurt bekam.

Mit seiner neuen Veröffentlichung "Back to basics Chapter One" sind es "nur" 12 Titel und es gab nur das Cover als PDF dazu. Aber das ist wohl Labelpolitik. Da der Sound sich nahtlos am Vorgängeralbum anschließt, bleiben aber nur noch Betrachtungen, die um das Album herum geschehen. Wenn man ein Album "Chapter One" nennt, klingt es nach einer Serienproduktion. Zieht man dazu noch in Betracht, dass sich die Produktionen zwischen "What the future holds" und "Back to basics" bewegen, füllt jede weitere Produktion in mehr als einer Hinsicht die Lücke zwischen dem Gestern und dem Morgen.

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