Für die Ausgabe von Sonic Future – Juli 2025 bin ich mal wieder richtig froh, ein paar mehr Releases zu sehen, die mehr als nur Single-Charakter haben.

Thomas Ross Fitzsimons – The Planets Vol.1
Also wenn ich eine EP sehe, die The Planets Vol. 1 heißt und mit Mercury, Mars und Saturn beginnt, werde ich schon hellhörig. Klingt nach einem spannenden, wenn auch nicht neuen Projekt. Thomas Ross Fitzsimons wird damit am 30. Juli auf SIF Recordings seine Reise beginnen.
Für diese EP verwendet Fitzsimons den aktuell sehr populären modularen Ansatz. Wie schon eingangs erwähnt, ist die Idee nicht neu. Da wäre zum Beispiel Gustav Holsts Die Planeten, die auf den planetaren Profilen von Alan Leo basieren. Alan Leo, falls nicht bekannt, war der Vater der heutigen Astrologie, der Horoskope erstellte, die aus Standardbausteinen zusammengesetzt waren. Aber zurück zu den Planeten.
Diese Archetypen waren auch die Vorlage für Fitzsimons, der dazu eine modulare Interpretation dazu gebaut hat. Jetzt habe ich das Projekt so lange umrissen, dass eigentlich klar sein sollte, dass The Planets eigentlich ein Album sein sollte. Wobei ein Album dazu verleiten würde, die Planeten im Abstand zur Sonne anzuordnen.
So lässt Fitzsimons die Reihenfolge offen und setzt an zweiter Stelle den Mars. Der folgt auf den Merkur, der zwar in der richtigen Reihenfolge ist, aber durch seine leichten Sequenzläufe auch ein hervorragendes Intro zur EP bietet. Demzufolge ist Mars der technoide Track, der aber dank modularer Unterstützung wenig monoton und kriegerisch daherkommt. Den Abschluss bildet Saturn mit einem schwebenden Track. Ein epochaler Gasriese, der grazil seine Ringe balanciert.

Stan-Lee – We Are E.P.
Sonntag Mittag ist eine merkwürdige Zeit, dass in der electro-space-Inbox Mails eintreffen, also schaue ich nach. Stanley Hottek aka Stan-Lee schreibt mir eine Mail mit der Bitte, die We Are E.P. anzuhören, die am 30. Juli auf Planet Pump erscheint. Ich überfliege kurz den beigelegten Text. Die EP ist inspiriert von der Technobewegung der 1990er / 2000er Jahre, das Label eine Wiederbelebung eines der Labels, die im Umfeld von Steffen Kuschel aus Leipzig entstanden sind. Der wiederum war bereits in den frühen 90ern aktiv. Wie zu der Zeit üblich im Hardcore- und Gabberbereich. Was mich doch sehr wundert, denn Hardcore war ein Ding damals, aber irgendwie schien das richtig gut in Leipzig und Chemnitz zu gehen, denn Dresden hielt sich da mit Fanzines und Labels sehr zurück.
Genug in der Vergangenheit geschwelgt, kehren wir zurück zur We Are E.P. Ich starte den Titeltrack und wundere mich – ist der zu leise gemastert? Aber nein, langsam brummelt sich da was empor. Ich mag die initiale Phase sehr. Irgendwann schaltet die Bassdrum dazu und ich nicke anerkennend. Sofort fängt mein Kopf an zu rattern und mir fallen Platten ein, Fachwerk, Mike Dehnert, die Inertia-Serie auf Ann Aimee.
Wobei We Are doch eher der Ausnahmetrack dieser EP ist. Die restlichen drei Tracks kommen eher da raus, wo ich es nach der Beschreibung erwartet hätte. Techno der späten 1990er und der Jahrtausendwende. Das war die schöne Zeit, wo Techno einfach mal perfekt war. So die Zeit nach Hardcore und vor Schranz. Die Zeit eines Regis, eines Surgeon, eines Luke Slater. Und diesen Sound feiert die EP und zwar richtig gut. Wer jetzt interessiert ist und das Vinyl haben will, sollte sich beeilen, denn die Scheibe ist auf 200 Stück limitiert.

Enrico Sangiuliano – The Techno Code (Remixes)
Ich hatte das Original auch schon kürzlich vorgestellt, jetzt kommen die Remixe von The Techno Code. Der Techno Instructor Enrico Sangiuliano hat Kevin de Vries, SLVR, Charlotte de Witte, Avalon und Tristan zum Remixen eingeladen und so sind drei neue Remixe entstanden. In der digitalen Ausgabe, die auch am 3. Juli auf NineToZero erscheinen wird, ist noch die Vocal Spur aka DJ Tool enthalten.
Der Avalon & Tristan Remix kommt mit einem Hauch Goa-Trance daher, was dem Track wirklich gut bekommt. Dazu werden die Vocals weitgehend so zerhackt, dass nicht mehr viel übrig bleibt. Der Remix holt einen beim Original ab und geht dann komplett seinen eigenen Weg, was ich ziemlich gut finde. Charlotte de Witte hätte es besser lösen können, denn die erste Minute passiert außer Bassdrum nichts. Sie bleibt relativ nah beim Original, nutzt aber ihre eigenen Sounds und macht den Acid Code, d.h. das Main Theme ist eine etwas flach schnurpsende 303.
Bleibt abschließend noch der Kevin de Vries & SLVR Remix. Dem kann ich leider nicht so viel abgewinnen, da er eine eigene Interpretation des Originals ist. Aber mehr auch nicht. Da mich das Original schon wegen seiner historischen Einordnung nicht mitgenommen hat, hatte ich das Vocal schnell über. Deswegen tendiere ich eindeutig zum Avalon & Tristan Remix als Hörempfehlung.

SUDO – We Are Free
Ich bin überrascht! Eine Drumcode, die mal wieder mehr als nur zwei Titel hat! Hinter der DC332 stehen die Brüder Ishi und Takashi aus Japan, die als Sudo am 24. Juli die EP We Are Free veröffentlichen. Aber die musikalische Überraschung muss noch etwas warten. Der Titeltrack beginnt genau so, wie ich es von den letzten Drumcode-Tracks gewohnt bin. Doch für einen kurzen Moment fängt mich der Break. Das Vocal in Kombination mit dem Synth lässt mich schweben, aber leider nicht lang.
Elysium bietet da wenig Material, um mich aufstehen zu lassen. Sehr simpel, aber zumindest mit einem Augenzwinkern in Richtung Techno der Jahrtausendwende, wenn auch wesentlich reduzierter. Aber wo ich wirklich aufgesehen habe und nachsehen musste, ob ich noch den gleichen Release höre, war der Track Lost in Paradise. Da ist dieses Vocal, was ich initial erst mal nach Afrika verorten würde. Und das spielt mit einem Pad und beide lassen sich vom Beat treiben. Und dann spült noch ein Piano rein. Schon schön. Dem folgt der Track Horizon, der ähnlich aufgebaut ist. Und damit bleibt für mich das Fazit: B-Side wins again!

Joseph Ashworth & Kidnap – Static EP
Sound Of Outside kehrt zurück! Nachdem mich Joseph Ashworth schon 2022 mit seinem Album Stay fasziniert hat, legt er jetzt zusammen mit Kidnap mit Static nach. Auf der EP sind vier Track, die beiden Titel Static und Piezo in unterschiedlichen Längen enthalten. Nicht so der kreative Wurf, aber wen stört’s, wenn die Musik gut ist.
Ich liebe schon allein den Songaufbau. Es baut sich erst einmal eine Stimmung auf, dann wird die Hookline platziert. Es folgt ein Break und dann feiern alle. Das geht sehr einfach, aber auch mit Liebe zum Detail wie bei diesen beiden Stücken. Ich feiere hier die Komplexität, die der Track nach 30 Sekunden hat, die ich bei den Big Room Techno Tracks noch nach 5 Minuten nicht habe.

t e s t p r e s s – U (Remixes)
Aus Aberdeen kommt das Duo T e s t p r e s s, die jetzt aber in Glasgow wohnen. Ob sich die beiden Gedanken bei dem Namen gemacht haben? Die Leerzeichen machen es extrem schwierig irgendwie danach zu suchen.
2023 haben sie den Track U aus Stress Records veröffentlicht. Dieser Track wurde jetzt von James Wiles, COI und Marton Feher geremixt. Diese Remixe stehen als Short Edits und Extended Versions bereit und bekommt man die Hymne sechs mal in unterschiedlichen Interpretationen zu hören. Und auch nachdem ich jetzt die EP das dritte Mal höre, nutzt sich das Thema nicht ab.
U ist wirklich ein ein Anthem mit einer Hookline, die sich zusammen mit Vocal tief in die Gehirnwindungen frisst. Verschärft wird das noch durch den COI Remix, der initial das Tempo hochzieht und dann für den Break auf die „normale“ Geschwindigkeit zurückgeht, um dann wieder anzuziehen. Das komplette Partyprogramm erscheint dann am 18. Juli.
