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Bukit Lawang – im Reich der Orang-Utans

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Bukit Lawang ist unsere erste Station auf Sumatra. Hier wollen wir ein Trekking machen, dass uns zwei Tage durch den Dschungel führt. Wir ändern den Plan ein wenig, sehen aber trotzdem mehr als genug.

Geplant war, dass wir in Bukit Lawang in einem Hotel untergebracht waren, was aussah wie ein Betonbunker. Also machten wir den Vorschlag, ob wir ins Hotel Orangutan dürfen. Unser Wunsch wurde erfüllt. Jedoch liegt das Hotel am Ende des Dorfs, wo kein Auto hinkommt. Also mussten wir unsere Koffer den schlecht gepflasterten Weg entlang ziehen. Merke: In Asien immer mit Rucksack reisen!

Eine bunt bemalte Hängebrücke führt über den Bach
Es gibt viele Brücken in Bukit Lawang und eine schaukelt mehr als die andere

Wir dachten, dass wir Jungle Edie in Bukit Lawang treffen, aber weit gefehlt. Jungle Edie blieb eine digitale Entität während der gesamten Reise. Dafür wurden wir an unsere Restzahlung erinnert. Er hatte geschrieben Wise oder Revolut. Da Revolut gehen sollte, hatte ich schon den entsprechenden Betrag umgetauscht und wartete nur auf seine Handynummer. Edie hatte aber kein Revolut, er hätte uns einen Link geschickt. Ja, aber die Aussage war: Revolut geht. Also bitte!

Nach langem hin und her legte ich ein Wise-Konto über den Link von Edie an. Natürlich kommt dabei der ganze Authentifizierungsaufwand wie bei einer Kontoanlage dazu. Pass scannen, Bild machen, Mail bestätigen. Am Rande des Dschungels! Edie selbst hatte auch kein Wise, sondern bei Wise ist es nur einfacher, Geld an jemanden in Indonesien zu schicken. Um das zu realisieren, muss man eine Überweisung an Wise machen, die dann den Vorgang zuordnet, d.h. Die Überweisung nahm jetzt folgenden Weg: Unser Konto in Deutschland > Wise, laut IBAN in Belgien > Edies Konto. Logisch, dass das Geld nicht sofort da war. Hat zwei Tage gedauert und wir wurden jeden Tag erinnert, dass das Geld noch nicht da ist.

Bukit Lawang am frühen Nachmittag
Direkt am Wasser sind viele Bars, Restaurants und Hotels.

Ich war ordentlich sauer. Aus zwei Gründen. Zum einen musste ich das umgetauschte Geld auf Revolut zurücktauschen, was natürlich nicht ohne ordentlichen Verlust einhergeht. Und zweitens verriet mir meine Wise-App, dass man 900k IDR (ca. 47 Euro) bekommt, wenn man über einen Link einen neuen Kunden wirbt, der dann mindestens 10 Millionen IDR an den Linkinhaber schickt. Was so ziemlich genau der Restbetrag für unseren Trip war. Also schickte ich einfach Screenshots, wenn die Frage nach dem Geld kam und wies darauf hin, dass es an Wise liegt.

Tief durchatmen, denn wir waren eigentlich wegen etwas anderem hier – Orang Utans. Unser Plan sah vor am nächsten Morgen nach dem Frühstück loszulaufen, irgendwo im Dschungel Mittag zu essen, dann Nachmittag in einem Dorf anzukommen, dort zu übernachten und dann den nächsten Tag per Rafting zurück nach Bukit Lawang zu kommen. Dann sollte es am späten Nachmittag nach Berastagi gehen, wo den nächsten Morgen die Vulkantour um 4 Uhr beginnen sollte. Übernachtung im Dschungel bei 30°C und nahezu 100% Luftfeuchte und dann eine kurze Nacht darauf. Ich war skeptisch.

Höhlen in den Karstfelsen mit im Dschungel
Es gibt auch Übernachtungen in den Karstfelsen

Wo es am Mittag noch schön war, zog es nachmittags langsam zu und es regnete den ganzen Abend. Wir hatten uns ein Lokal ausgesucht, wo wir Gado-Gado und Semur mit Gemüse aßen. Es war so gut, dass wir noch mal hingingen und das gleiche nur mit vertauschten Rollen aßen.

Der nächsten Morgen startete bewölkt und ich war froh, dass es nicht so brennend heiß war. Unser Guide hatte mit uns schon am Vortag gesprochen und alles erklärt. Wir liefen kurz vor 9 Uhr los. Keine halbe Stunde sahen wir Thomas Languren, auch als Punky Monkey bekannt. Eine halbe Stunde später der erste Orang-Utan, der in einer Liane saß und gemütlich eine Frucht verdrückte.

Ein Thomas Langure macht es sich neben uns gemütlich
Thomas Langure aka Punky Monkey

Während wir ihn beobachteten, raschelte es vor mir. Ein Schweinsaffe kroch aus dem Unterholz und kletterte flink an einem Baum neben mir hoch, keine 50cm entfernt. Es war unglaublich. Und so ging es die ganze Zeit.

Nach der zweiten oder dritten Beobachtung stellten wir fest, dass innerhalb kürzester Zeit sich so ziemlich alle Gruppen zum Beobachten einfanden. Wir fragten unseren Guide. Der meinte, dass alle Guides zum Gunung Leuser National Park gehören und somit kein Guide von einer Reiseagentur erlaubt ist. Damit kann sich auch keine Agentur rühmen, den besten Guide mit den besten Verstecken zu haben. Und die Guides des Nationalparks verständigen sich untereinander z.B. per Whatsapp, wenn sie etwas sehen.

Um die Mittagszeit packte unser Guide dann unser Mittagessen aus – Nasi Goreng mit Krabbenchips, frischer Tomate und Spiegelei. Es war zwar kalt, aber deswegen nicht weniger lecker. Noch ein Wort zu den Temperaturen. 30°C und fast 100% Luftfeuchte. Es waren lange Hosen empfohlen, um sich nicht die Beine zu zerkratzen und auch zum Schutz gegen Mücken. Nach unserer Radtour in Taiwan, wo ich alle 300m stehen bleiben musste, weil ich nichts mehr gesehen habe, weil der Schweiß in die Augen lief, war das hier eigentlich ganz erträglich. Natürlich schwitzt man wie verrückt, aber durch die Beobachtungspausen gleicht sich das wieder aus.

Ein südlicher Schweinsaffe klettert direkt neben mir an einem Ast hoch
Ein Schweinsaffe zum Greifen nah

Inzwischen war der Himmel über uns blau, aber das dichte Blätterdach schützte uns gut. Schon kurz nach dem Essen entdeckten wir einen jungen Orang-Utan mit seiner Mutter und ihrer Schwester. Wir schauten den dreien gut 20 Minuten zu. Man spürte bei jeder Beobachtung, dass sie doch lieber wieder in Ruhe gelassen werden wollten und sich in den Dschungel zurückzogen.

Nach der Beobachtung hörten wir ein Geschrei. Es klang nicht weit weg, aber unser Guide meinte, dass es Kilometer weit entfernt sein kann. Trotzdem liefen wir los. Er riet uns schnell und trotzdem vorsichtig zu sein, weil die Schwarzhand-Gibbons sehr scheu sind. Trotzdem konnten wir einen Blick auf sie erhaschen, wie sie oben in den Baumkronen ihren Gesang anstimmten. Unser Guide beglückwünschte uns, denn diese Affen wären sehr selten zu sehen, wir hätten einen richtig guten Tag.

Ein Orang-Utan
Obwohl sie ungefährlich aussehen, sollte man Abstand halten

Nach einen kleinen Fruchtsnack begann dann der Abstieg zum Flug und zum Lager. Eine dreiviertel Stunde seilten wir uns steil bergab. Wohlgemerkt bei den Temperaturen! Ich wischte mir ständig mit dem Shirt den Schweiß von der Stirn. Dann waren wir am Fluss und sahen unser Hütte für die Nacht. Ein paar Bambuspfähle im Boden und mit schwarzer Folie umwickelt. Einfach nur drin sitzen war wie Sauna. Und alle anderen Gruppen stiegen auf die Traktorreifen und fuhren zurück. Wir würden allein sein. Und es war gerade mal 15 Uhr.

Wir redeten mit dem Guide. Wir stellten klar, dass wir absolut zufrieden sind, aber trotzdem gern zurück nach Bukit Lawang möchten. Eventuelle Kosten für die Unterkunft übernehmen wir selbst. Zum Glück kam in dem Moment der Träger mit den Reifen, die für uns gedacht waren. Wir sollten eine halbe Stunde warten, dann können wir zurückfahren. Gerne! Wir erfuhren, dass die Träger die Traktorreifen jedes Mal 1,5 Stunden flussaufwärts tragen, um dann wieder zurückzufahren.

Ein paar Bambuspfähle mit schwarzer Plastikfolie umwickelt - ein Heim für eine Nacht?
Zwar groß für 4-6 Personen, aber trotzdem lehnen wir diese Übernachtung ab

Die Fahrt war schön und wir waren danach klatschnass. Das Wasser war frisch und für einen Moment war es und fast kalt. Der Guide führte uns zum Orangutan Hotel. Wir fragten nach und bekamen ein anderes Zimmer. Zahlung per Karte wäre kein Problem, würde aber erst am nächsten Morgen gehen, gerade wäre Stromausfall. Wir brachten unsere Sachen in Ordnung, duschten und hängten die Sachen zum Trocknen auf. Es war eine gute Entscheidung, denn ab 19 Uhr fing es wieder mit regnen an. Gegen 20 Uhr war dann der Strom wieder da.

Da wir jetzt einen halben Tag gewonnen hatten, konnten wir am nächsten Vormittag Bukit Lawang erkunden. Zuerst gab es Frühstück (Omelette) und wir bestellten das Mittagessen vor. Insgesamt zahlten wir für eine Übernachtung mit Frühstück und Mittag für zwei Personen zusammen 25 Euro. Mittags holte uns dann unser neuer Fahrer ab, der uns auf dem Rest der Reise begleiten sollte. Er hieß Ardy, war schon weit über 60 Jahre alt, hörte schwer und verstand auch nicht wirklich viel Englisch.

Rafting im Dschungel von Bukit Lawang
Ein paar Traktorreifenschläuche zusammengebunden und ab geht es zurück

Das verpasste unseren Fahrten einen gewissen Frustfaktor, denn jedes Mal, wenn wir irgendwas sehen wollten oder einen kurzen Stopp machten wollten, mussten wir ihn anstupsen, denn sonst bekam er es nicht mit.

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