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Verrückt, sagten die Mädchen im Chor

Jan 4
geschätzte Lesedauer: 2 Minuten

Gestern hatte ich wieder mal den Eye-Q-Sampler „Five Years of Eye Q Music“ in der Hand und lauschte andächtig den Tracks. Und ich stolperte wieder über diesen Track, weswegen ich mir damals diesen Sampler zulegte. Damals hatte ich die meisten Tracks schon auf anderen Compilation, aber immer wieder geistert der Anfang in meinem Kopf herum. Verrückt, sagten die Mädchen im Chor … Irgendwann suchte ich danach und fand den gesamten Text.

Five Years Of Eye Q Music

‚Verrückt‘ sagten die Mädchen im Chor. War der Ausgang wirklich offen? Inzwischen glaubte ich, Schauplatz eines Experiments geworden zu sein, beobachtet zugleich von gütigen Geschicken und Dämonen, die in aller Ruhe, ohne einzugreifen, auf der Mauer lagen und sich höchstens gegenseitig ihre unsichtbaren fürchterlichen Fratzen zeigten.
Um sich zu erschrecken, spreizten sich die Arme der hoch rasenden Wolke der Rakete der Challenger in den Himmel, bis immer wieder am Ende das Astronautencockpit explodierte und zerfetzt zurückstürzte zur Erde in das Wasser eines Ozeans.
Weißer Schaum und Gischt fuhren dadurch ungeheuer hoch, und wo was hinfiel, blühten dem Frühjahr Versprechen, Geplauder und Trug, süße Wonne, Blumenzier und glückliche Fahrt. Wer denkt da nicht an Walter und Otto, Phaidros, Jasmintee und unaussprechlich nahe, schambedeckte Namen. Mein Sohn, das sind die Brüste der Mutter. Küsse mich, und ich lebe. Fliehen die Winde, die Stille, ruhen die Wolken, lacht wer im Schlaf.

Rainald Goetz – Mädchen

Fazit: Die Compilation „Five Years of Eye Q Music“ erschien 1996 ungefähr ein Jahr, bevor Eye Q wegen finanzieller Probleme aufhörte. Damit stellt die Zusammenstellung gleichzeitig wirklich ein Best Of als auch gleichzeitig ein Resümee dar.

Der Sampler ist jetzt 10 Jahre alt und ich bin immer noch nicht hinter das Geheimnis dieses Textes gestoßen. Vielleicht ist es die Art, wie er vorgetragen wird, die mich an dem Titel fasziniert. Oder vielleicht ist es auch die Kombination aus der verzerrten Stimme und der Musik. Diese stammt übrigens von keinem Anderen als Oliver Lieb, der als mit seinen Projekten L.S.G. und Spicelab (und natürlich noch vielen mehr) jede Menge unglaublich guter Musik veröffentlichte.

Nachtrag 2025: Ich höre den Track immer wieder gern. Vor vielen Jahren hatte ich mich auf die Suche gemacht, weil ich nur diesen Track kannte. Aber ich konnte keine EP, kein Album dazu ausmachen. Doch kürzlich war ich überrascht, dass es die Doppel-CD Word von Rainald Goetz gibt, die 1994 erschienen ist. Dort finden sich eine ganze Reihe von Texten, die von Oliver Lieb und Stevie B-Zet musikalisch untermalt worden und wo auch noch Sven Väth als Ansager mitmischt. Für Sammler existiert dann auch noch die 3-CD als limitierte Auflage.

  1. elles d elles d

    Dieses Lied ist der musikgewordene LSD-Trip. :mrgreen:

  2. Die Elixiere des Teufels Die Elixiere des Teufels

    Fortschritt markiert die Bewunderung der Technik und künstliche Intelligenz wird uns Troesten wenn wir im Atomzeitalter die Augen vor Angst nicht öffnen, im Gegenteil, das Axiom der Erinnerungen wird unauslöschlich mit dem Urzustand der Menschheit verbunden sein und Ueberdauert die Erdzeitalter wie im Fluge. Ja, das Kosmologische, ein kluges Mädchen im Schosse seiner behüteteten Kindheit mag nichts Boeses Denken aber es kann sich nicht seiner Erziehung entziehen und somit ein Weißes, benutztes Taschentuch der Unschuld hervorziehen und das gegebene gar teuflisch schreiend auch noch sichtlich zu genießen.

  3. Matt Bianco Matt Bianco

    Die Dämonen auf der Mauer sind für mich die gottgleichen Entitäten, die (als mögliche Theorie) das Universum erschaffen haben und nun unseren primitiven unwissenden Struggle (Challenger) beobachten. Etwa so wie die Aliens, die am Ende vom ersten Men in Black Film mit den Universen Murmeln spielen.

    Der Rest könnte darauf hinweisen, dass wir trotz allem komplexer sind und unsere primitive Existenz nicht zwingend sinnlos ist.

  4. Muchcalmer Muchcalmer

    Ja, es faszinierte damals wie Heute.

    Die 90er Jahre veränderten bekanntlich fast alles. Goetz zog von München nach Berlin, in den Wedding, mit Sicht auf die Charité, und gab sich dem Rave hin sowie der Lektüre von Niklas Luhmann: Weiterhin alles verstehen wollen, aber nix bewegen müssen, weil alle auf der Love Parade marschieren. Dem Hedonismus zumindest in der Studienjugend Zugeneigte haben seine Erzählung »Rave« zu Hause; das Internettagebuch zur Jahrtausendwende »Abfall für alle« machte aus den Aufzeichnungen eines Jahres einen weiteren fetten Block Buch. Goetz befreundete sich mit den Techno-DJs Westbam und Sven Väth, stand in Clubs rum, notierte die neue Sprache des Fun im Dunkeln, entdeckte Ecstacy und ließ die Negativität der frühen Jahre ruhen.

    Ja, wer denkt da nicht an Walter und Otto…

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