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Plattenkiste Oktober 2025

Jan 0
geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Die Plattenkiste Oktober 2025 reflektiert mal wieder Musik, die ich gerne hören möchte. Ich fühle mich sehr wohl damit und habe wohl jetzt einen Weg gefunden, wie ich meinen Musikkonsum behandeln kann.

Außerhalb des Monats

Oktober war der Monat, wo ich endlich mal ein paar alte Zöpfe abgeschnitten habe. Schluss mit dem Sammeln mittelmäßiger Platten. Ich höre gern neue Musik, aber durch mein Tidal-Abo kann ich jetzt viel besser filtern. Da höre ich mir das komplett Album einmal an und wenn es mir gefällt, dann kann ich es ja immer noch kaufen und wenn nicht, dann habe ich darauf auch keinen Plattenplatz verschwendet.

Platte des Monats

Purity Ring - Purity Ring

Purity Ring – Purity Ring

Purity Ring – Album Nummer vier. Seit knapp 10 Jahren habe ich die Band auf dem Schirm. Das erste Album war, nachdem ich das zweite gehört habe, nicht so ansprechend. Nach Womb, dem dritten Album, steht fest, dass ich die Band live sehen will. Und dann kam Corona.

Irgendwann im Juli kam dann die Ankündigung für das Album und eine limitierte Auflage auf Vinyl. Nachdem ich vergeblich versucht habe, die weiße Ausgabe der Another Eternity zu bekommen, war diese Auflage für mich ein Muss. Große Enttäuschung, denn das Album sieht nicht ansatzweise aus wie auf den Marketingbildern. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht allein da.

Aber es geht auch um die Musik. Die ersten veröffentlichten Titel brennen sich schnell ein, bleiben hängen. Und über allen Titeln hängt das Thema RPG. Purity Ring haben ihr selbst betiteltes Album als Soundtrack für ein imaginäres Rollenspiel gesehen. Dementsprechend auch das Look & Feel ihrer Videos. Das war mir natürlich unglaublich sympathisch, da ich selbst ein paar Jahre meine Freizeit in so einer Welt verbracht habe.

Wie immer ist ihr Sound eine magische Mischung aus Pop und Dance. Was mich aber immer wieder fasziniert, ist der kreative Umgang mit Autotune. Megan hat es absolut nicht nötig, Autotune einzusetzen. Und genau deswegen mag ich es. Hier hilft es nicht jemandem, der es nicht kann, sondern wird als künstlerisches Element eingesetzt.

Nei - Luminal Shift

Nei – Luminal Shift

We’re Going Deep hat nach langer Zeit mal wieder eine Scheibe veröffentlicht. Diesmal von Nei mit dem Titel Luminal Shift. Am Anfang war ich bei We’re Going Deep skeptisch, als das Label begann statt ihren bunt gemischten Mini-Compilations EPs von einzelnen Künstlern herauszubringen.

Doch mittlerweile ist der Sound so gut gereift, dass sich das bedenkenlos lohnt. Nei bereichert meine Sammlung mit fünf Electro-Stücken, die neben der typischen Eigenschaft des Electro, sehr groovy zu sein, auch wunderschön verträumt sind.

Inflight Entertainment - Grounded

Inflight Entertainment – Grounded

Touched Music hat ein Sublabel – Pulse State. Und da haben sie für das Album von Inflight Entertainment Werbung gemacht. Also hörte ich da mal rein. Ich habe nach wie vor einen große Schwäche für IDM, solange sie zwei Bedingungen erfüllt. Verträumt und / oder verspielt und dazu noch einen Beat, der ruhig, komplex, laut, rhythmisch sein darf. Bei Grounded finde ich ein wenig den Spirit wieder, den ich bei den Alben von Toytronic gespürt habe.

Aber wann ist so ein Song richtig gut? Es gibt da bei mir einen Korridor, dessen Grenzen auf der einen Seite die Aufmerksamkeitsschwelle ist. Liegt ein Song darunter, läuft er nebenbei durch und kann noch so gut sein, ich nehme ihn nicht wahr. Das Gegenstück ist die Schwelle, wo ein Song zu präsent ist. Das kann sein, dass er zu laut, zu krachig, zu übersteuert ist. Und wer es schafft dazwischen zu bleiben, hat meine Aufmerksamkeit verdient. Und genau das macht Inflight Entertainment genau richtig.

Skurken - Nótt

Skurken – Nótt

Das Album Nótt von Skurken fesselt mich irgendwie. Jedes Mal, wenn ich es höre, hat es eine andere Wirkung auf mich. Als ich reingehört habe, fand ich es innovativ und erfrischend. Also habe ich es gekauft. Und dann folgte eine tiefe Enttäuschung – was hatte ich da nur gekauft? Vermutlich war ich da gerade in einer Stimmung, wo ich etwas Ruhiges gebraucht hätte, aber von den schnellen Breakbeats eher aufgeregt, statt heruntergefahren wurde.

Und jetzt höre ich es wieder und mag es total. Es hat diesen Breakbeat und gleichzeitig Elemente, die ich beim Chillout auf Ibiza erwarten würde. Es ist kurz gesagt ein wilder Ritt zwischen Ambient, Chillout und Breakbeats. Ein gewissen Unschlüssigkeit blieb aber kurz vorm Kauf dann doch. Und bei sowas ist ein gut gemachtes Cover das Zünglein an der Waage. Und das Cover gefällt mir richtig gut. Es ist vom Motiv her total simpel und banal, aber durch die Farbgebung sprüht es vor Leben.

Aural Imbalance - Visions

Aural Imbalance – Visions

Aural Imbalance hat es mit der Visions geschafft, sich auf meine Liste der nominierten Künstler für Artist of the year zu setzen. Ich war schon immer ein großer Freund des Liquid Drum & Bass, aber was hier auf Spatial gerade passiert und speziell von Aural Imbalance kommt, ist ganz große Kunst.

Diese Art und Weise, die sanften Pads dahinschweben zu lassen, als wäre es ein Luftstrom und dazu aber keinen monotonen Drum & Bass Rhythmus hinzulegen, sondern ein bisschen Jungle einfließen zu lassen, macht mich unwillkürlich entspannt. Es ist nicht zu stressig, aber auch nicht zu langweilig, aber trotzdem entspannend.

Suburban Architecture - The Complete Architecture Dubs

Suburban Architecture – The Complete Architecture Dubs

Ich schließe meine Augen, liege wieder auf der Wiese in einem Freibad in Dresden. Es ist Ende der 1990er und an einem Abend nehme ich ein Tape auf, dass ich dort höre. Der Hauptheld des Tapes: PFM. Ich habe mich entschlossen, mein Abi nachzuholen und zu studieren. Es sind Ferien und ich stehe um 6 Uhr bei meinem Vater im Betrieb auf der Matte und mähe den Rasen, zupfe Unkraut, solange bis die Sonne gegen 10 Uhr unerbittlich brennt.

Dann schwinge ich mich aufs Rad und fahre ins Bad. Und das Tape läuft, wieder und wieder und wieder. Ich spüre die Weite des blauen Himmels, sauge tief die Luft ein, als könnte ich damit das Leben aufsaugen. Ich spüre die unendliche Energie der Jugend und gleichzeitig die Weisheit, wenn man schon Geschichten erzählen kann. Und dazu diese Musik, dieser Drum & Bass, der so voller Energie steckt und gleichzeitig so unermesslich entspannend ist, als würde der Boden unter mir verschwinden und ich durch einen endlosen Himmel mit seinen kleinen weißen Wolken fallen.

Dieser Drum & Bass hat mir so viel gegeben, dass ich ihm bis heute dankbar bin. Und dann finde ich diese Compilation – The Complete Architecture Dubs von Suburban Architecture. Ich überfliege die Tracklist und laufe an Namen wie Peshay, Nookie, Voyager und Blame vorbei und kaufe eigentlich, ohne groß reingehört zu haben. Das Gute daran ist, dass ich überhaupt nicht enttäuscht werde. Ganz im Gegenteil. Diese Tracks klingen genau wie das oben beschriebene Gefühl und auch die Tracks klingen nach Nostalgie, wie Visions ’96 oder Future Jazz ’95. Und hier lässt mich das Internet etwas im Stich, denn ich glaube nicht, dass die Platten zwischen 2020 und 2022 erschienen sind und jetzt erstmals zu einer Compilation zusammengefasst wurden. Aber wen stört das schon, wenn der Inhalt so lohnenswert ist.

Bloodywood - Nu Delhi

Bloodywood – Nu Delhi

Wie bekomme ich dieses Album begründet? Ich scrolle durch meine Feeds und lese einen Thread, dass jemand sich von einer indischen Metalband anschreien lässt und dabei total happy ist. Darunter ist das Video zu Nu Delhi verlinkt. Indisch? Metal? Ich bin neugierig und klicke.

Es fängt erst mal ganz unverfänglich an und entlädt dann unglaublich viel Energie. Der Rap ist auf Englisch, der Refrain auf Hindi. Und dazu Metal mit indischen Rhythmen und Melodien. Natürlich versprüht das einen Charme, dem ich nicht widerstehen kann. Aber ich bin genug gereist, um zu erkennen, dass hier der Murakami-Effekt wirkt. Damit meine ich einen Einheimischen, der westliche Bildung und Kultur genossen hat und das nutzt, um seine Kultur der westlichen Hemisphäre näher zu bringen. Mehr als 4 Millionen Views für das Video sprechen dafür und verdienen meine Anerkennung.

Und deswegen hat das Album einen Platz in meinem Regal verdient. Wenn man etwas nach Bloodywood sucht, stößt man auf ein erstes Album und davor ein paar Cover-Versionen. Aber nicht wie üblich von Metallica, sondern von den Backstreet Boys, Michael Jackson, Ariana Grande u.v.m. Also da ist auch unglaublich viel Humor und Augenzwinkern mit im Spiel. Gerade auch wenn die Dokumentation zur Band den Titel „Raj against the machine“ trägt.

Mindsphere - The Path

Mindsphere – The Path

Drei CDs sind schon richtig schwere Kost! Vor allen Dingen wenn Suntrip als Label drauf steht. Das klingt erst mal nach über drei Stunden Goa-Trance. Natürlich bringt Suntip die entsprechende Qualität. Aber das wäre mir als Sequenz einfach zu viel. Da wird mir zu schnell schwindelig von den Sequenzen.

Aber genau deswegen ist das Album The Path in drei Teile aufgeteilt. Der erste Teil bringt genau das was er soll. Acht Goa-Trance-Stücke, alle im angenehmen Bereich zwischen 8 und 11 Minuten lang. Mir gefällt dass die Bassdrumroll immer gut zündet und dem entsprechenden Track dann noch einen extra Schub verleiht.

Da ich nicht auf die Titel schaue, während das Album läuft, wundere ich mich nach einer gewissen Zeit, warum es mitten in der Musik immer zu Aussetzern kommt. Also muss ich doch mal nachsehen. Nachdem die erste CD einzelne Tracks sind, ist die zweite CD ein einziger gigantischer Mix der einzelnen Tracks. Und um ehrlich zu sein, habe ich noch nie der Erfahrung eines Goa-Tracks gemacht, der über 20 Minuten läuft! Das beamt den Verstand ordentlich weg!

Warum finde ich das Album von Mindsphere dann doch so gut. Weil es CD 3 gibt! Nachdem man 2 CDs aufgeladen wurde, kommt das Album auf der dritten CD komplett runter. Lang laufende sphärische Sounds, eine ganze CDs. Einfach ankommen und wieder erden.

Lars Leonhard - Chronosphere

Lars Leonhard – Chronosphere

Dickes Pro für Lars Leonhard – seine Alben gibt es immer gratis. Vermutlich ist seine Arbeit von der NASA bezahlt, was es ihm ermöglicht seinen Sound für lau herauszubringen. Oder seine Album sind der „Rest“, der nicht von der NASA akzeptiert wurde. Natürlich stellt sich tendenziell die Frage bei der aktuellen Lage in den USA, ob dieser Vertrag noch lange Zeit Bestand hat. Ob Wissenschaft weiter von der Regierung gefördert wird.

Dieses dicke Plus wirkt gut gegen das Minus. Das Cover sieht super aus. Aber auch nach KI. Und darüber schwebt der Sound des Albums Chronosphere, der eigentlich schon genau so klingt wie seine Vorgänger. Natürlich ist es schön, sich für eine Stunde von dem schwebenden Sounds wie Partikel treiben zu lassen. Aber ebenso hätte ich dann eins seiner Alben davor hören können.

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