Ich habe im Laufe des letzten Jahres mich zusammengerissen und alle meine neu gekauften Platten als einzelne Beiträge rezensiert. "Rezensiert" trifft es natürlich nicht ganz, manchmal war es mehr persönlicher Bezug als inhaltlicher. Trotzdem hat sich der eine oder andere Künstler gefunden und den Link zu meiner Rezension auf seine Facebook-Seite übernommen. Das hat mich immer motiviert weiter zu schreiben. Aber irgendwann im Herbst letzten Jahres, als die Max-Cooper-Welle über mich schwappte, hörte ich auf damit.
Hintergrund waren zum einen die Menge der neuen Platten, die sich inhaltlich auch nicht so sehr unterschieden, sodass die Kreativität einfach zu mir sagte "Komm, lass gehen! Hör dir lieber das Zeug an, statt darüber zu schreiben!" Und ich tat mir selbst den Gefallen. Trotzdem gibt es in mir immer noch den Drang Feedback über die neue Musik zu geben, die sich bei mir ansammelt. Sonst kann es durchaus passieren, dass ich das nächste Mal von meinen Freunden zu hören bekomme: "Was gibt es denn neues an Musik?" Da konnte ich bis jetzt ganz geschmeidig kontern, dass sie doch mal einen Blick auf meinen Blog werfen sollen.
Also kommt jetzt - Mitte 2015 - eine neue persönliche Herausforderung: Ich versuche es im Mischbetrieb, d.h. ich werde eine Kurzrezension in der Plattenkiste hinterlassen und wenn mich eine neue Veröffentlichung so sehr bewegt, dann gibt es einen gesonderten Beitrag dafür, der dann in der Plattenkiste verlinkt wird. Das wird ab sofort losgehen mit den neuen Releases, die ich letzte Woche gekauft haben - rückwirkend bis ins letzte Jahr hinein. Klingt nach viel Aufwand, aber wenn mich Musik nicht berühren würde, säße ich jeden Tag vor dem Radio und würde mir das Gedudel reinziehen, was dort 24/7 läuft.
Mal Herr Cooper nicht allein, sondern mit tatkräftiger Unterstützung von Nicolas Bougaieff. Anders als bei den restlichen EPs von Max Cooper auf Traum Schallplatten gibt es hier keinen gleichnamigen Track, der namensgebend für die EP ist. Die "Movements" wird von einem Track namens "Fracture" eröffnet, der vereinfacht gesagt ein 303-Lauf ist, der von stellenweise gespenstisch anmutenden Sounds begleitet wird. "Ellipse" setzt die Idee von "Fracture" fort, nur mehr im gewohnten Max Cooper-Style. "Walls" bricht aus dem Schema aus, vermittelt die Idee einer tickenden Uhr und brüllt und brummt wie ein zorniges Tier dabei. Da wir gerade die ebene Spur verlassen haben, passt "Meadows" gut ins Konzept, spielt mit IDM-Anleihen und bleibt trotzdem sehr bodenständig durch ein verträumt klimperndes Klavier und Streicher, die dem Ganzen noch einen Hauch von endloser Weite geben.
Als "Hiatus" wird in der Musikwissenschaft eine übermäßige Sekunde bezeichnet. Mit Sekunde ist aber nicht die Zeiteinheit gemeint, sondern der Abstand zwischen zwei Tönen. Die "normale" Sekunde hat 2 Halbtonschritte, die kleine Sekunde nur einen Halbtonschritt und Hiatus glänzt mit 3 Halbtonschritten. Dafür ist Hiatus seltener, aber charakteristisch für die harmonische Molltonleiter. Und damit trifft man zwei Kriterien, die auf den Künstler Hiatus zutreffen - es ist sehr harmonisch, aber mit einem gewissen Hang zum Pathos.
Symphonica und Wasp sind die Geschwister dieser EP. Beide durchsetzt von einem knarrenden Sound, der den Spannungsbogen der Tracks darstellt, manchmal nur zur Untermalung erscheint, manchmal heulend einen Break einläutet. Begleitet wird das von einem Klingklang, der mit mitgrooven einlädt. Dabei ist "Wasp" aber etwas verhaltener wie "Symphonica".
Das ist eigentlich das, was ich von Aphex Twin als Album erwartet hätte. Es gab ja schon vor etlichen Jahren Alarm Will Sound, ein Orchester welches Aphex Twin Stücke interpretiert hat. Und nachdem Aphex Twin mit den Analord-Serie in den analogen Bereich wechselt er jetzt zu physikalischer Klangerzeugung. Wie er es genau gemacht hat, habe ich noch nicht gefunden, aber der Name der EP und die Tracktitel lassen vermuten, dass er sein Disklavier an den Rechner angeschlossen hat und außerdem das Klavier noch präpariert hat.
Während der namensgebende Track "Stochastisch Serie" eher verhalten daher kommt, wechselt "Discordance" in eine phantastisch verträumte Welt, ohne auch nur einen Augenblick kitschig zu wirken. "Mnemonic" darf die Fehler von "Stochastisch Serie" ausbügeln und nimmt etwas mehr Fahrt auf. Und das schönste bei den Max Cooper Scheiben sind die Remixe anderer Künstler - so belebt Leeks den Titeltrack zu neuer Brillianz. Den Track "Automnemonic" kann man schon fast als Reinterpretation seiner eigenen Stücks "Mnemonic" von Max Cooper auffassen. Die Beats werden gebrochen und dadurch wirkt der Track etwas sperriger, gleichzeitig flüstert eine blecherne Stimme geheimnisvolle Dinge und ein Pad erklingt unauffällig im Hintergrund. Microtrauma steuert dann den sechsten Track bei und gibt Automnemonic seinen straighten Beat wieder zurück.
Ich habe Pantha du Princes Album "This bliss" zu schätzen gelernt, weil es so schön entschleunigt. Als ich letztens auf das neue Album von Recondite stieß war ich mir nicht ganz schlüssig. Das klang schon gut, war aber nicht so ganz meine Richtung. Und da stolperte ich auf das 2013 veröffentlichte Album "Hinterland". Und genau damit war ich zufrieden.
Wer einen Blick in meine