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Veröffentliche Beiträge in “Reisen”

Jan – worldwide, dienstlich und privat

Abschiedsgrillen

Jan 0

abschiedsgrillenEine lange Pause steht bevor - wenn alles klappt, wie geplant, werde ich meine Kollegen jetzt 8 Monate nicht sehen. Hinterhältig und ohne mich zu fragen, hatte gestern mein Kollege Rico einen Grillabend zu meinem Abschied organisiert und so wurde auf der Jahnwiese in Bamberg mit knapp 20 Kollegen zu unserer bevorstehenden Abreise gegrillt.

Jeder hatte etwas mitgebracht und so wurde noch einmal gemeinsam gegrillt, getrunken, geredet und gelacht. Das Vergnügen war ein relativ kurzes, denn schon gegen 21 Uhr wurde es relativ frisch und wo man anfangs noch mit T-Shirt da stand, war es selbst mit Pullover und Jacke auf die Dauer etwas kühl.

... und trotzdem fiel der Abschied heute tierisch schwer. Ist halt ein netter Haufen!!!

Daheim

Jan 0

Jede Reise hat ihren Anfang und ihr Ende. Unsere Reise beginnt in dem kleinen verschlafenen Nest Kolmsdorf nahe dem oberfränkischen Bamberg. Es ist kein Monat mehr, bis wir aufbrechen. Die Ausrüstung ist bis komplett, man möchte meinen, dass wir auf gepackten Koffern sitzen, aber genau das macht den Unterschied zwischen Urlaub und Weltreise. Bei einem Urlaub nimmt man alles mit, was man gebrauchen könnte, bei einer Weltreise zieht man permanent um. Und deswegen ist es auch nicht so schlimm, falls man was vergessen hat, verliert oder etwas kaputt geht. Man kann es sich ja immer wieder kaufen.

Es bleibt nur noch übrig, dass wir mit der Post unsere Visa für Russland bekommen und dass es endlich losgeht. Mir fehlt noch jegliche Vorstellung, wie es sich anfühlen wird, so lange nicht im eigenen Bett zu liegen, komplett zu vertrauen, dass ein halbes Jahr nichts schief geht. Und natürlich die Musik... über ein halbes Jahr ohne den gesamten Musikbestand um mich herum, wird echt zur Herausforderung, gerade wenn ich es mal zwei Wochen ohne meine kleine Auswahl persönlicher Bedröhnung aushalte.

Dafür hoffe ich auf unglaubliche Ausblicke, jede Menge Fotos und hoffentlich auch immer genügend Zeit, sie zu verarbeiten und doch den einen oder anderen Beitrag zu erstellen. Vorgenommen habe ich mir einen wöchentlichen Abriss über die Erlebnisse, habe aber das Bauchgefühl, dass das doch etwas zu optimistisch ist. Ich kenne unsere Urlaube und weiß, dass wir beide auf Dauer nicht die Ruhe haben, an einem Ort zu sein.

Die Jangan Quests

Jan 1

xian silkroad hotelAls früherer Teilzeit-Silkroad-Spieler und jetziger Gelegenheitsspieler hat mich nach einer Weile Spielen das Thema Seidenstraße fasziniert. Besonders wenn man sich die Bonbon-farbene Fantasywelt anschaut und dann die Realität dazu sieht und es trotzdem Übereinstimmungen gibt. Bei unserer Reise nach China habe ich immer Ausschau nach Hinweisen auf die alte Seidenstraße gehalten. Vom offensichtlichen Verkauf von Seidenartikeln abgesehen, über Supermärkte bin zu Hotels findet man alles. Aber wie steht es mit der Beziehung Spiel - Realität? Als Nerd versucht man ja immer die Realität auf sein virtuelles Leben anzupassen...

Ich hätte mich gefreut, wenn wir zumindest zwei Stätten hätten besuchen können: Jangan und Donwhang. Doch Donwhang lag viel zu weit westlich von unserer Route. Aber dass wir Jangan besucht hatten, wurde mir erst nach einigen Recherchen klar und mit etwas Nachdenken war es dann auch sehr offensichtlich. Denn das damalige Jangan ist das heutige Xi'an. Schnappen wir uns als erstes mal die Karte aus Silkroad und vergleichen...

jangan map

Also irgendwo in der Nähe von Jangan (Xi'an) befindet sich eine Begräbnisstätte für jemanden der Qin-Shi heißt. Dass der Jemand mit vollem Namen Qin Shihuangdi heißt und der erste Kaiser Chinas war, fällt zwar unter "Nice to know", aber außerhalb von China ist das keine Bildungslücke. Wohl aber schon eher, dass die Begräbnisstätte weltbekannt ist (auch außerhalb von Silkroad). Spätestens wenn ich "Terrakotta-Armee" sage, dürfte bei den meisten der Groschen fallen.

xian qin shi tomb

Aber ich will auch mal zeigen, wie es in Realität in Jangan aussieht. Stellen wir uns doch einfach mal ins Zentrum von Jangan bzw. Xi'an.

jangan central

xian central

In Jangan steht man neben einem Brunnen mit einem goldenen Drachen. Im Zentrum von Xi'an findet man zwei historische Gebäude - den Bell-Tower (Vordergrund) und den Drum-Tower (hinten links). Bewegt man sich etwas von Zentrum weg, wird der Unterschied offensichtlicher.

jangan city

xian 1

Während es in Jangan aussieht, als hätte ein Feng-Shui-Spezialist ganze Arbeit geleistet, ist in Xi'an nicht davon zu spüren. Eine Millionenstadt - effizient ausgerichtet, auf kleinstem Raum ein Maximum an Menschen unterzubringen. Auch wenn ich als Online-Character nur mit Heiltränken überlebe, kann ich in Xi'an das Restaurant "First Noddle Under The Sun" nur empfehlen. So viel Nudel gibts nirgends...

In China schwankt man eigentlich permanent zwischen Grusel und Schönheit. Wenn man z.B. nach Xi'an fährt, kommt man - keine 10 oder 20km von der Stadt entfernt - an einem Atomkraftwerk vorbei. Wer sich fragt, ob wir zu dem Zeitpunkt schlechtes Wetter gehabt haben - nein, das ist der allseits berüchtigte chinesische Smog. Aber wozu ein AKW so unmittelbar in der Nähe der Stadt? Wahrscheinlich um den Energiehunger zu stillen, den die gewaltige (und auch etwas kitschige) Beleuchtung frisst.

xian 2

xian east gate

Und wer sich schon immer geärgert hat, dass Jangan kein North Gate hat - in Xi'an ist es da. Und als richtiger Low-Level-Character werde ich demnächst zeigen, wie es am anderen Ende der Seidenstraße aussieht - wir fliegen nach Istanbul / Constantinopel.

Schlaf ruhig! (Hitchhiker’s Guide – Teil 10)

Jan 0

isotronic insektenfreiGerade letztes Jahr war es besonders nervig. Nicht nachts, aber in den Morgenstunden nähert sich dieses surrende Geräusch, es hört auf und am nächsten Morgen wundert man sich, wieso es überall juckt. Die Lösung ist dabei aber nicht, gleich aufzuspringen und wie ein Berserker im Schlafzimmer auf Jagd zu gehen. Wir entdeckten in China einen viel einfacheren und wirksamen Weg unliebsame Zimmergenossen vom Genuss menschlichen Blutes abzuhalten.

Einfach Stecker in die Steckdose, Plättchen drauf legen und schon ist Ruhe. Auch wenn die Geier blutrünstig am Fenster lauern, sie werden es nicht wagen. Wie gesagt, in China entdeckt und auch wenn das Zimmer vor Spuren erschlagener Mücken strotzte, wurden wir nicht einmal in der Nacht belästigt. Der Isotronic Insektenfrei kommt mit 20 Plättchen daher (eine reicht für eine Nacht) und kostet auch nicht die Welt. Je nachdem, was einem die eigene Haut wert ist.

Indien – Land und Leute

Jan 0

Indien sieht sich als der große Bruder von Nepal und wenn man genau hinschaut, ist es ähnlich wie in Nepal, nur in größerem Maßstab.

Indien - Wirtschaft und Politik: In der Zeit, wo wir in Indien waren, war auch Präsident Barack Obama in Indien. Die englische Version der indischen Times beschäftigte sich sehr genau mit dem Besuch. Vom Zeitplan des aktuellen Tages, über die Kleidung der First Lady bis hin zu den Aussagen wurde dem US-Präsidenten sehr genau auf die Finger geschaut.

Zwischen den Zeilen konnte man lesen, was den Indern wichtig war: die Beziehung zu Pakistan (Obama hat sich geäußert, dass Indien einen positiven Einfluss auf Pakistan haben soll, was irgendwie nicht so gut ankam), Förderung Indiens in den Bereichen Ökologie, Landwirtschaft, Wettervorhersage und Indiens Einfluss im UN-Sicherheitsrat. Natürlich wurde dem Präsidenten auch vorgeführt, wie modern und fortschrittlich Indien ist. Deswegen wurde ein Internet-Video-Konferenz mit einem abgelegenen Dorf geführt, dass sich freut, jetzt Probleme und Bedürfnisse nach außen kommunizieren zu können.

Schaut man sich die Städte genauer an, erscheint diese Konferenz lächerlich. Delhi baut zwar mittlerweile eine Metro, aber die Probleme sind grundlegender. Wasserversorgung ist stellenweise mit Handpumpen realisiert und in Agra fließt die Kanalisation in kleinen Bächen neben dem Fußweg. Obama bewunderte zwar, dass die Hälfte der indischen Bevölkerung unter 30 Jahren ist, aber ein Gesetz zur Regulierung des Bevölkerungswachstums wird zwar diskutiert, ist aber noch weit entfernt.

Indien - Umwelt: Wenn wir den neugierigen Indern erzählten, dass wir aus Nepal kommen, rümpften sie ihre Nasen. Es wäre sehr dreckig dort. Tatsache ist, dass Indien als großer Bruder Nepals in Sachen Dreck die Nase weit vorn hat. Die Indien sind der Meinung in den Wintermonaten wäre es immer sehr neblig, doch man sieht und merkt es der Luft sehr genau an - es ist Smog. In Delhi bedeutet es - nach ca. 500m ist die Welt zuende. Vom Red Fort in Agra kann man das Taj Mahal sehen, aber auch nur sehr vage.

Wer im Laufe seiner Indienreise mal in die Nähe eines Bahnhofs gekommen ist, wird vielleicht verstehen, dass auch in Indien nicht die Touristen für den Dreck verantwortlich sind, denn durch die Kontingente stehen nur eine Handvoll Touristen am Gleis, der Rest sind Einheimische. Aber näher als einen halben Meter sollte man den Gleisen nicht kommen, denn es zieht dann ein Gestank auf, der alles bisher gerochene in den Schatten stellt. Mancherorts wird dann auch mit einem Wasserschlauch der Müll beiseite gespült, aber nicht es dem Gleisbett entfernt, was dann auch dafür sorgt, dass sich die eine oder andere Ratte herumtreibt.

Indien - die Menschen: Der erste Eindruck der indischen Bevölkerung mag täuschen, aber er hält sich hartnäckig. Da den Indern über mehrere Ecken bekannt ist, wie es in der westlichen Welt zugeht, möchte man auch ein Stück vom Kuchen abhaben und das auf hartnäckigste Art und Weise. Es geht natürlich weit über das übliche Anbieten von Diensten, die man grad nicht braucht ("Where do you go?"). Je näher der Rikschafahrer an das Bahngleis herankommt, um so hartnäckiger wird er. Man mag zwar glauben, dass der Konkurrenzkampf einen günstigen Preis ermöglicht, aber das ist eine Illusion. Wir haben mehrere Möglichkeiten erlebt, wie man den Frust des Touristen hemmungslos steigern kann.

  • Kommt man spät abends am Bahnhof an, hat man schlechte Karten. Die Konkurrenz ist schon schlafen gegangen und der ohnehin schon hohe Preis, den es kosten würde, steigt ums Dreifache. So erlebt in Agra, wo wir für eine Rikscha statt den tagsüber üblichen 50 Rupien plötzlich 150 Rupien zwischen Bahnhof und Taj Mahal löhnen mussten.
  • Merkwürdig sollte einem auch vorkommen, wenn sich ein zweiter Inder zu dem Rikschafahrer gesellt und der Preis schon initial sehr niedrig ist. Wenn man jetzt ein touristisches Ziel nennt, hat man verloren. Denn sobald die Fahrt losgeht, wird man vollgequasselt, dass man die Möglichkeit hat, für einen kleinen Aufpreis eine Führung zu den Sehenwürdigkeiten zu bekommen. Leider gehört das Ziel, was man eigentlich besuchen möchte, nicht zu den Sehenwürdigkeiten. Erlebt in Jaipur, wo wir zwischen Guesthouse und Hawa Mahal nur 40 Rupien zahlen sollten und für weitere 50 Rupien eine Führung zum Jal Mahal und zu Elefanten bekommen sollten. Hawa Mahal gehört aber nicht zur Führung und als wir dann doch nicht zu seinen auserwählten Zielen wollten, stellte sich der zweite Inder schwer beleidigt, er hätte doch so gute Referenzen von anderen Touristen bekommen.
  • Der absolute Schocker war natürlich, als ein Motorrikschafahrer sein Taxameter anschaltete - sollte es tatsächlich noch ehrliche Menschen geben? Nein, aber nicht doch... Denn aus Strecken von zwei Kilometern wurden durch großzügige Umfahrungen fünf Kilometer. Kein Problem, selbst der Preis ist noch laut Taxameter sehr erschwinglich. Nur doof, wenn der Rikschafahrer auf einmal eine Liste ausgräbt, die den tatsächlichen Fahrpreis pro Kilometer enthält - das Taxameter diente nur zum Zählen der Kilometer. Natürlich wird dann noch ein Kilometer draufgeschlagen. Als wir mit unserer Diskussion einen nahestehenden Polizisten anlockten, wurde schnell am Taxameter gefummelt, es stand wieder der Ausgangspreis da. Dumm für den Rikschafahrer, dass wir zu zweit waren und unsere zwei Aussagen gegen die eine des Rikschafahrers stand.
  • Einen letzten Hauch von Gerechtigkeit erlebten wir, als wir eine Rikscha zum Hotel nehmen wollten und es plötzlich statt der 40 Rupien auf den Hinweg hieß: 100 Rupien. Auch diesmal lockte die Diskussion einen Polizisten an, der den Rikschafahrer nach Strich und Faden zusammenstauchte und zu uns sagte: Es sind nicht mehr als 2 Kilometer bis zum Hotel und zahlen sie auf keinen Fall mehr als 30 Rupien. Auf einmal ging die Fahrt sehr schnell und das Taxameter meinte: 20 Rupien. Als wir die 20 Rupien nach vorn reichten, versuchte der Rikschafahrer eine letzte Diskussion, doch wir ließen ihn einfach stehen. Wir hatten genug davon.

Ehrlich gesagt, kann man es den Indern nicht übel nehmen, dass sie die Touristen übers Ohr hauen wollen, denn sie bekommen es schon von offizieller Seite vorgemacht. Eintritt ins Taj Mahal für Einheimische: 10 Rupien, für Touristen: 750 Rupien. Dieser Text steht auch noch dreister Weise in Englisch am Ticketschalter, damit man es auch noch richtig unter die Nase gerieben bekommt. Noch ein Beispiel gefällig? Eintritt für Einheimische in die Moschee Jama Masjid: 0 Rupien. Für Touristen steht ein Schild da, was man beachten muss und wenn man Bilder (auch mit dem Handy) machen möchte, löhnt man 200 Rupien. Wir zogen brav unsere Schuhe aus, als eine Stimme ertönte: "Two hundred Rupies, please!" Ich zeigte leere Hände "We have no camera!". "Come here, we control your bag!" Ja, zeig mir mal den Touristen, der nicht irgendwo eine Kamera hat und sei es auch nur ein Handy mit Kamera. Obwohl wir drauf bestanden, keine Fotos zu machen, führte kein Weg dran vorbei - wir sollten zahlen.

Was ich in dem kurzen Zeitraum gelernt habe, wie die Pest zu hassen - die Bürokratie in Hotels / Guesthouses. Es gibt ein dickes Buch, in das sich die Ankömmlinge eintragen dürfen. Aber nicht nach dem Prinzip "Unterschreiben Sie hier, lassen sie ihren Pass da, wir erledigen den Rest" - Nein, alles schön selbst ausfüllen, angefangen von der Wohnadresse, Herkunft, nächstes Ziel und Telefonnummer muss alles angegeben werden. Dann wird noch eine Kopie des Reisepasses gemacht und es folgen noch zwei weitere Formulare. Keine Ahnung wozu...

Einziger Lichtblick war unsere Zugfahrt von Agra nach Delhi, wo wir zusammengepfercht im Abteil saßen und uns die vier Stunden mit Indern unterhielten. Mein Urteil war: Der gemeine Inder hat das Herz am rechten Fleck, ist aber ein wenig naiv, macht was ihm gesagt wird und denkt nicht über die Folgen seines Handelns nach. Je nach Bildungsstufe sind die Inder auch sehr weltoffen und keinesfalls entsetzt, wenn man nicht verheiratet ist, geschweige denn keiner Religion zugehörig ist, wie es einem die Reiseführer glauben machen wollen. Grundtenor: Der Mensch zählt. Sehr witzig war auch, wie wir einem Mediziner, der zu einer TBC/Lungenkonferenz nach Berlin flog, das Konzept von Sommer- und Winterzeit erklären wollten, was er sehr "confusing" fand.

Indien und seine Mystik: Ich habe während unserer Reise das Buch "Meine Freundin, der Guru und ich" gelesen. BTW halte ich den deutschen Titel von sowas von blöd gewählt, denn sie ist weder seine Freundin, noch kommt ein Guru drin vor - der englische Titel lautet dafür treffender "Are you experienced?", was den Kern der Sache trifft. Jedenfalls taucht dort der Konflikt zwischen denen auf, die westliche Werte vertreten und denen, die sagen, dass man die spirituellen Werte abseits der Touristenwege kennen lernen muss, um Indien so richtig erlebt zu haben.

Gut, wir hatten nur 3 Tage in Indien Zeit, aber sind wir doch mal ehrlich... Wenn jemand nach Deutschland für drei Tage kommt, würdest du ihm empfehlen, drei Tage nach Kolmsdorf zu fahren, um mit den Einheimischen eine Brotzeit bei einem Weißbier zu genießen oder würdest du sagen: Fahr nach Berlin, München und Dresden und schau dir ein paar schöne Städte an? Natürlich bin ich mir bewusst, dass es ein Leben abseits der Touristenfallen gibt und dass dieses voller Spiritualität stecken mag, aber leider war unsere Zeit knapp. Um es aber auf den Punkt zu bringen: Wonach bewertet man ein Land? Nach seiner Bevölkerung? Wie es sich an offiziellen Plätzen präsentiert? Oder nach dem Reichtum seiner Geschichte?

Indien - kulinarisch: Ich musste schmunzeln, als ich las, dass in der aktuellen 4 Seasons ein Bericht über eine Reise per Pedale von Delhi nach Nepal steht, der damit beginnt, dass man sich die ersten Tage erstmal kulinarisch an Indien gewöhnen muss (Durchfall). Diese Probleme hatte ich nicht, aber auch gerade in Indien gilt: kein Fleisch! Schlimmer als in Nepal wird man in Indien mit unterschiedlichen Bezeichnungen für gleiche bzw. ähnliche Gerichte konfrontiert. Beispiel: Dosa, Chapati, Nan, Papad und Puri - sind letztendlich alles Fladenbrote, je nach Region, Art des Mehls bzw. Zubereitung. Das kann schon verwirrend sein, denn mit den Speisen sieht es nicht anders aus.

Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt die indische Version dessen, was der Nepalese als Dal Bhat kennt: Thali. Thalis sind auch wieder von Küche zu Küche verschieden, was Menge und Vielfalt betrifft. Manche servieren weniger Auswahl, dafür mengenmäßig mehr, manche bieten eine große Vielfalt, aber wenig an. Wie auch in Nepal waren Fladenbrot, Reis, Dal und Curry immer dabei, manchmal hatte ich auch sauer Eingelegtes oder Joghurt dazu.

Ich hoffe, mit dem Beitrag konnte ich dem ein oder anderen erfahrenen Indienreisenden ein Schmunzeln entlocken und anderen Neulandentdeckern einen Hinweis geben: Achtung, bitte hier aufpassen!

Nepal – Land und Leute

Jan 0

Nepal - Wirtschaft und Politik: Nepal wird als eins der ärmsten Länder aufgeführt. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt pro Kopf gerade mal 450 US$, was ungefähr 31.000 Rupien entspricht. Rechnet man das mal auf den Tag runter, kommt man grob geschätzt auf ca. 100 Rupien einkommen pro Tag. Diese Zahl sollte man immer mal ein wenig im Hinterkopf behalten, denn Armut ist ja nur ein Begriff, den wir an weltlichen Dingen wie Geld und Besitz festmachen.

Sieht man sich die Nepalesen an, machen sie nicht den Eindruck, als wären sie todunglücklich über ihre Armut. Was wir in den zwei Wochen Nepal festgestellt haben war, dass der gemeine Nepalese sehr stolz auf sein Land an sich ist (aber nicht auf die aktuelle Politik), ehrlich, zurückhaltend und freundlich gegenüber Fremden ist. Natürlich gibt es die Ausnahmen, die der Meinung sind, dass Touristen über unbegrenzten Reichtum verfügen und man den Geldbeutel eines Touristen melken kann. Sowas sollte man sich nicht gefallen lassen, denn laut unserem Reiseführer sorgen wir schon mit unseren normalen Ausgaben dafür, dass wir 10-12 Nepalesen "durchbringen". Mal kurz nachrechnen... wir haben z.B. für unseren 2-Tage-Rafting-Trip (inkl. Busfahrten) 60$ hingelegt, was über 4.000 Rupien entspricht - passt.

Natürlich wandert ein nicht unbeträchtlicher Teil auch in die eigene Tasche, was dazu führt, dass eine junge Generation in den touristischen Regionen heranwächst, die besser gestellt sind, westliche Ansprüche haben und sich gegenüber Fremden fast schon respektlos verhalten.

Nepal leidet natürlich auch unter seiner Regierung, die auch ihren Teil von den Touristen haben möchte und ordentlich in die Taschen der Touristen langt - nicht ohne einen riesigen bürokratischen Aufwand. Ich denke dabei nur an die Beantragung der TIMS-Card und der Permit für die Annapurnaregion. Vorgehen: Man füllt einen Antrag aus, tackert die Passbilder drauf und bezahlt. Dafür bekommt man dann die TIMS (Trekker's Information Management System)-Card, die man auch nochmal selbst ausfüllen darf und dann gibts einzig und allein einen Stempel rein. Kostet 1.420 Rupien für die TIMS-Card und 2.000 Rupien für die Permit. Früher standen die Maoisten am Wegesrand und haben die Touristen "um eine kleine Spende" gebeten, jetzt sind sie in der Regierung es geht seinen bürokratischen Weg.

Von Unruhen, wie vom Auswärtigen Amt gewarnt wird, haben wir nichts mitbekommen. Auch gab es keine plötzlichen Streiks. Für 2011 hat Nepal das Jahr des Tourismus ausgerufen und hofft, dass die Zahl der Touristen weiter steigt (momentan über 80.000 Touristen pro Jahr).

Nepal - Umwelt: Der Nepalese hat ein - ich will es mal so sagen - gespaltenes Verhältnis zur Umwelt. Er verkauft sie als touristische Attraktion, erstickt sie aber mit seinem Müll. Natürlich wird der Tourist gerne dazu angehalten, nicht so viele Plastikflaschen zu kaufen und die Umwelt zu schon, was diese im Allgemeinen auch machen. Aber das ist nur oberflächlich - wer in Kathmandu über einen Fluss gegangen ist, fällt nicht nur optisch, sondern auch olfaktorisch ins Koma. Das sind keine Plastikflaschen von Touristen, die dort herumgammeln, sondern der gesamte Hausmüll und das ist ein Punkt, wo man Aufklärungsarbeit leisten muss und auch finanziell nachlegen sollte, dass der Hausmüll nicht im Fluss, sondern in eine Recycling- / Verbrennungsanlage wandert.

Apropos verbrennen... das sieht man in Nepal öfter. Nicht nur die sterblichen Überreste am Fluss, sondern auch den Müll. Oder man benutzt Diesel zum Anzünden von Lagerfeuern und nimmt Plastikflaschen als Brandbeschleuniger. Wenn ringsherum eine Touristengruppe steht und sich lauthals beschwert, wird man fragend angesehen - warum eigentlich nicht?

Wie man sieht eine gewisse Naivität liegt dem Nepalesen im Blut. Deswegen wird auch eine Straße von Tatopani bis hoch nach Jomsom gebaut. Gut, Straße kann man das nicht nennen - es ist eher ein staubiger, breiter Weg mit Steinen, hindert aber Busse, Jeeps und LKWs nicht daran, so schnell wie möglich mit ihren klappernden Kisten darüber zu heizen - Aufschrift an der Seite "Save the environment"! Motivation der Straße - Touristen so schnell wie möglich ans Ziel bringen und die Gasthäuser am Weg mit Lebensmitteln zu versorgen. Gutes Beispiel für "Nicht weit genug gedacht" - die Touristen bleiben aus, entweder weil sie gleich durchfahren oder weil keiner die Lust hat den ganzen Staub zu schlucken (knirscht herrlich auf den Zähnen). Und so haben wir es erlebt, dass in den Unterkünften auf der Strecke Jomsom - Tatopani Leerstand herrscht, obwohl es Hochsaison ist und früher die Unterkünfte bis zum Brechen voll waren.

Nepal - Religion: Anders als einem immer in den Läden verkauft wird - Nepals Bevölkerung sind zu 80% Hinduisten. Allerorts kann man Buddha Eyes als Taschen, Aufkleber und Mousepads kaufen sowie auch Gebetsfahnen und "Free Tibet"-Aufkleber, doch dient das hauptsächlich, um den Touristen den Geist des Buddhismus zu verkaufen und ihnen so ein bißchen Geld aus der Tasche zu locken.

Nepal - kulinarisch: Wer hoch in den Bergen unterwegs ist, wird überrascht sein, wie viele Äpfel dort angebaut werden und sollte unbedingt einen Apple Pie oder Apple Crumble probieren, am besten wenn sie noch heiß sind. Es ist ein Genuss, von dem ich aber glaube, dass er nicht den einheimischen Genüssen entspricht. Ansonsten kann man sich durch eine Vielzahl von einheimischen Gerichten durchschlagen, bei denen man immer eins beachten sollte: kein Fleisch! Wer in Kathmandu mal durch die Straßen geschlendert ist, und auf den offenen Theken das Fleisch hat vor sich hingammeln gesehen und die Fliegen, die darum schwirren, wird wissen, warum ich das sage.

Wer sich unschlüssig ist und auf dem schlechten Englisch der Einheimischen beim Erklären, um was für eine Speise es sich handelt, ausweichen möchte, kann ich nur eins empfehlen: Dal Bhat. Dal Bhat besteht hauptsächlich aus zwei Teilen - Linsensuppe (Dal) und gekochtem Reis (Bhat). Meistens gibt es noch etwas Gemüse in Form eines Currys dazu oder sauer eingelegt. Ist meistens sehr reichlich, würzig bis scharf und mit einer Preisspanne zwischen 70 und 180 Rupien auch meistens das preiswerteste Hauptgericht, was man auf der Karte findet.

Initial wurden wir in Nepal mit dem Thema Teegenuss konfrontiert. In Nepal habe ich folgendes Gemisch sehr gern getrunken: eine Kanne schwarzen Tees deren Boden mit geriebenem Ingwer bedeckt ist und dazu ordentlich Zucker, der mit Nelken versetzt ist. Ist echt ein Erlebnis, weil der Tee durch den Ingwer sehr würzig schmeckt und der Zucker wunderbar aromatisch nach Nelken riecht.

Vom Lusturlaub zum Frusturlaub

Jan 1

Eigentlich klang alles so einfach: Visum für Indien per Post beantragen, Pässe und Formulare einschicken, Geld überweisen, 5-7 Tage warten - fertig. Unser Flug geht am Samstag, 23.10. Und jetzt die chronologische Abfolge des bis dahin offenen Spektakels:

  • 8.10., 16 Uhr: Ich verschicke die Pässe und Formulare per Einschreiben mit Rückschein an Cox and Kings, die vom Konsulat Indiens beauftragte Firma. Zum selben Zeitpunkt überweise ich das Geld.
  • 11.10., abends: Der Status des Einschreibens anhand der ID der Post ist auf "bereitgestellt". Ich bin beruhigt.
  • 12.10., abends: Status immer noch "bereitgestellt". Ich durchstöbere das Internet, was das bedeutet und stoße auf zwei Aussagen: Der Empfänger wurde informiert bzw. Es wurde ausgehändigt. Wie ich jetzt weiß: Wurde ausgehändigt. Trotzdem schreibe ich eine Mail, ob die Sendung angekommen ist.
  • 13.10., früh: Antwort liegt vor, dass die Sendung eingetroffen ist. Nur der Zahlungseingang fehlt. Ich prüfe es, Zahlung ist schon längst abgebucht, was ich auch antworte.
  • 13.10., nachmittags: Antwort kommt, Zahlungseingang wurde bestätigt, unsere Visa werden in Bearbeitung gegeben. In mir macht sich ein Gefühl von Beruhigung breit. Wenn man persönlich vorspricht, ist ja der Arbeitsablauf: früh kommen, abends Visum mit heimnehmen.
  • 18.10., abends: Die Rücksendung steht immer noch auf "offen". Ich schreibe mal fix, wie der Bearbeitungszustand ist.
  • 19.10., früh: Mich trifft der Schlag, als ich die Antwort sehe: Die Anträge wurden gestern ins Konsulat gegeben, wir sollen einen Kurier beauftragen. Das erfordert sofortige Maßnahmen.
  • 19.10., mittags: Ich rufe an, mindestens 8 mal fliege ich aus der Leitung. Zum Glück haben sie einen automatischen Rückruf, wenn die Leitung frei ist. Ich hake bei einer Frau mit indischem Akzent nach, sie meint, die Visa könnten heute Abend oder morgen zurück kommen, ich soll morgen nochmal anrufen. Bin entnervt und schaue auf die Webseite - Bearbeitung dauert 10-15 Tage, aber nach Eingang der Sendung.
  • 20.10., mittags: Ich rufe wieder an, diesmal habe ich Frau dran, die zwar serviceorientiert ist, aber sich inhaltlich mehrfach vergreift. Mir wird klargemacht, dass es mein Fehler ist, ich hätte viel eher beantragen sollen und auch auf der Webseite stehen ja auch 10-15 Tage. Davon, dass der Zeitraum geändert wurde, will sie nichts wissen. Das Konsulat bearbeitet halt die Anträge, wie sie denkt. Es könnte also durchaus Ende der Woche werden, dass sie fertig sind. Ich sage ihr, dass sie die Pässe nicht verschicken soll, wir holen sie ab. Wir bekommen zumindest eine Tracking-ID, mit der wir online abfragen können, wie der aktuelle Bearbeitungsstatus ist.
  • 20.10., abends: Wie durch Zauberhand ist der Status: die Pässe können abgeholt werden.

Frage mich echt, was die Anträge zwischen Mittwoch und dem darauffolgenden Montag gemacht haben? Wir haben das unserer Kollegin erzählt, die öfters nach Indien fährt. Sie war entsetzt, sie hätte erst im Januar ein Visum beantragt und das wäre innerhalb von einer Woche wieder da gewesen. Kriszta wird sich jetzt wohl oder übel auf den Weg machen müssen und die Dinger abholen fahren.

Leichter Schlaf (Hitchhiker’s Guide – Teil 8)

Jan 0

[caption id="attachment_1962" align="alignleft" width="300" caption="Deuter Dreamlite 500"][/caption]Mittlerweile nimmt mein Ratgeber "Nützliches zum Verreisen" Formen an, dass ich eine eigene Serie aufgemacht habe, die sich dann auch treffend Hitchhiker's Guide nennt. Ich hoffe, es hat einen gewissen Mehrwert, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass man sich stellenweise dumm und dämlich sucht, wenn man Empfehlungen finden will, die nicht einen Verkaufshintergrund haben. Gerade wenn es sehr speziell wird. Auch was Packlisten anbetrifft, findet man immer nur sehr spezielle. Ich werde also demnächst mal unsere komplette Checkliste einstellen, wenn es um Verreisen geht. Die ist für alles geeignet - vom Strandurlaub bis Zeltplatz.

Heute geht es aber erstmal mit dem Thema Schlafsack weiter. Ein Kollege meinte mal, wenn man ein Kilogramm 1000 Meter hochschleppt, ist das die gleiche Arbeit, als wenn man eine Tonne einen Meter hochhebt. Allgemein gesagt heißt das, dass jedes Gramm im Rucksack zuviel ist. Ist man auf dem Berg auch nachts daheim, wird das Thema Schlafsack zur Frage des Gewissens - Leichtgewichte sind gefragt.

Für unseren nächsten Trip nach Nepal kommt ein richtiges Leichtgewicht zum Einsatz, weil es selbst auf 2.000m Höhe immer noch knuffig warm ist. Unter den Ultraleichten ist der Deuter Dreamlite 500 König. Auch wenn er sich auf der Verpackung korrigieren muss, bringt er 570 Gramm auf die Waage und das bei einer Komforttemperatur von 15°C. Schaut man sich mal das Bild an, mit dem Vergleich zum Bierdeckel, ist der Kleine auch noch ein Packwunder. Und es ist nicht so wie bei manch anderen Schlafsäcken, hier ist der Packsack so bemessen, dass der Schlafsack nicht mit Gewalt auf das Packformat gebracht wird. Ich habe mich schon mal probehalber reingelegt, um zu wissen, ob man mit 1,85m auch reinpasst. Das geht sehr bequem. Im Vergleich anderen Schlafsäcken fällt er doch ein wenig eng aus, zumindest war das mein erster Eindruck, aber die Temperaturangabe kommt hin, denn mir wurde schnell mollig warm.

Schattenauge (Hitchhiker’s Guide – Teil 7)

Jan 0

swisseye zero

Man sollte schon vorsichtig sein - nicht jede Zeitschrift, die man liest, ist voller guter Ratschläge. Ich blättere ja gerne in der "4 Seasons" (für Nichtwissende: das ist das Globetrotter-Magazin) und dort werden ständig Outdoor-Sachen getestet, empfohlen und Tipps gegeben. Also immer auf der Hut sein, das ist ein Laden und der möchte Umsätze machen. Trotzdem hielt ich es für eine gute Idee, mal eine Sonnenbrille anzuschaffen, die nicht eingeschliffen ist. Sozusagen die Kombination aus Kontaktlinsen + Sonnenbrille.

Die in der "4 Seasons" vorgeschlagene Sonnenbrille ließ ich außen vor, statt dessen sprang mir die Swiss Eye Zero ins Auge. Wird für schlanke Gesichter empfohlen und kommt mit einem Satz Wechselscheiben daher. Ich entschied mich für die graue / altrosa Version mit schwarzem Rahmen. Jedoch muss man zwei Sachen sagen: Erstens sitzt Swiss Eye nicht -wie der Name vermuten lässt - in der Schweiz sondern in Deutschland und zweitens bekommt man folgende Sachen geliefert:

  1. Brille mit einem Satz Scheiben
  2. einen Satz samtig verpackte Wechselscheiben
  3. einen Microfaserbeutel und
  4. eine Gebrauchsanleitung

Wer denkt, dass in der Gebrauchsanleitung drin steht, wie man die Scheiben wechselt, wird enttäuscht. Deswegen hier das How-To-Wechsel-A-Scheibe:

  • Die Scheibe ist an zwei Stellen im Rahmen verankert (siehe die beiden weißen Pfeile), mit einer langen Nase am äußeren Ende (also da wo der Bügel beginnt, hier mit L gekennzeichnet) und mit einer kleinen Nase in der Mitte der Brille.
  • Um die Scheibe aus der Fassung zu locken, muss den Rahmen in der Mitte festhalten und die Scheibe von der Innenseite Richtung Bügel schieben und dabei leicht nach unten drücken.
  • Es empfiehlt sich dabei an der Kante der Scheibe zu drücken und nicht auf die Scheibe zu fassen - verhindert Schmierflecken und Kratzer.

Vom Sitz her sehr angenehm, wünschenswert wären Gläser, die man nachbestellen kann, da die beiden mitgelieferten Sätze zwar abdunkeln, aber es könnte noch einen Grad dunkler sein.

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